Rezension " Skizzen Arbeiterwiderstand in Südbayern gegen das NS Regime

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Bayerische Arbeiter gegen Nazis- Rezension- Buch-" Arbeiterwiderstand in Südbayern gegen das NS Regime 

Rezension

Skizzen- Arbeiterwiderstand gegen das NS Regime in Südbayern

Das neuen Buch von Max Brym unter dem genannten Titel ist für Antifaschisten und Antifaschistinnen sehr interessant. In dem Buch wird der historische Arbeiterwiderstand gegen die Nazis von Weiden in der Oberpfalz bis nach Berchtesgaden gewürdigt. Lange bevor die Nazis daran gehen konnten Kriege vorzubereiten mussten sie zuerst die damalige antifaschistische Arbeiterbewegung auch in Südbayern zerschlagen. In den folgenden Text sind verschiedene Vorträge eingeflossen. Einerseits ein Vortrag, den der Autor am 23.6.2022 vor den Abschlussklassen der Hermann Frieb Realschule in München, Hohenzollernstraße 140, zum Thema „Wer war eigentlich Hermann Frieb?“ hielt, und zum anderen ein am 15.7.22 im Treffpunkt „Eigenleben“ in der Münchner Kurfürstenstraße 2 gehaltenes Referat zum Thema „Arbeiterwiderstand gegen das Nazi-Regime in Südbayern“.

Max Brym zeichnet in den Skizzen ein ziemlich genaues Bild des Widerstands gegen den Hitler-Faschismus in Südbayern nach. Natürlich kann dies keine Gesamtdarstellung sein. Am Beispiel einzelner Städte von Bad Reichenhall über Traunstein, Rosenheim, Penzberg, Straubing, Burghausen und natürlich München soll an Kämpfer, sowie Opfer aus der Arbeiterschaft, die sich dem Hitler-Faschismus widersetzt haben, erinnert werden. Denn in der gängigen Geschichtsschreibung kommt der Widerstand der Arbeiter viel zu kurz. Die Arbeiterschaft war damals am schwersten für den Faschismus zu gewinnen. Das NS-Regime musste erst ihre Parteien, vor allem SPD und KPD, ausschalten und ihre Gewerkschaften zerschlagen, viele Aktivisten in Gefängnisse

sperren und in Konzentrationslager deportieren.

Die Arbeiterbewegung in Südbayern

Die Arbeiterbewegung war vor 1933 auch in Südbayern das zentrale Hindernis beim Vormarsch der Nazibewegung. Oftmals erkannten die Arbeiter, vor allem in den kleinen und mittleren Städten, die Notwendigkeit, die Nazis gemeinsam zu bekämpfen. Diese spontane und richtige Erkenntnis hätte zum Vorbild für die Politik dem Gesamtdeutschland

dienen können. Doch die Parteileitungen von SPD und KPD im fernen Berlin ergingen sich bis 1933 wesentlich darin, sich gegenseitig zu beschimpfen. Die Sozialdemokraten nannten die Kommunisten „Kommunazis“, die kommunistische Parteileitung beschimpfte die Sozialdemokratie als angebliche „Sozialfaschisten“. Die Wahlergebnisse von SPD und KPD, auch in Bayern, lagen die Weimarer Republik hindurch wesentlich auf dem gleichen Level. Einmal waren die Kommunisten etwas stärker, dann wieder die Sozialdemokraten, und umgekehrt. Zusammengerechnet bildeten die beiden Arbeiterparteien, auch in Bayern, vor 1933 ein von

den Nazis nicht zu überwindendes Hindernis.

Aus dem Buch ------- Auszug

„Die Nazis allerdings nahmen die Realität zur Kenntnis. Ihre Partei machte sich über ihren Hauptgegner, die Arbeiterbewegung, keinerlei Illusionen.Nach dem 9. März 1933 und dem Gesetz zur sogenannten „Gleichschaltung der Länder“ setzte der Terror gegen die

organisierte Arbeiterbewegung in Bayern ein. Massenverhaftungen begannen, oft verbunden mit der Abriegelung ganzer Stadtteile in den größeren Orten. Und am 22. März 1933 wurde das KZ Dachau fertigstellt. Das entlastete die Polizeigefängnisse in den Orten. Denn auch die Zuchthäuser waren überfüllt. Vielen Arbeiter war klar, dass sie vom III. Reich nichts zu erwarten haben und sich ihre

Situation nur zum Schlechteren wenden würde. Der KPD-Aktivist Simon Vorburger aus Burghausen wird vor 1933 in Polizeiberichten immer wieder mit dem Satz zitiert: „Haben wir Hitler, kommt der Krieg.“ Diese Erkenntnis war weit verbreitet. Die Arbeiterklasse wusste, was Krieg bedeutet und hatte noch genug vom letzten. Auch verfing das Gift des Antisemitismus im marxistisch infizierten Milieu – im Gegensatz zur bürgerlichen Welt, vor allem im Kleinbürgertum kaum. So bestand die größte Berufsgruppe vor 1933 unter den Mitgliedern der Nazipartei in München aus Zahnärzten. Das hatte einen sehr einfachen Grund: Schon im Kaiser-

reich diskriminierte der antisemitische Professorenpöbel jüdische Studenten. Sie mussten besser sein als ihre „deutschen Mitstudenten“. Letzteres hatte zur Folge, dass es in den Zwanzigerjahren einen überproportional hohen jüdischen Zahnarztanteil in München gab. Klar, die „arischen Recken“ hatten in ihrer Studienzeit herum gesoffen und sich in Burschenschaften Schmisse verabreichen lassen. Im Ergebnis waren die „jüdischen Zahnärzte“ besser. Wer Zahnschmerzen hat, fragt allerdings nicht nach der Religion des Zahnarztes. Der „Sozialismus“ der Nazis versprach den ehemaligen Burschenschaftlern nun die Praxis seines Konkurrenten.In den Betrieben fassten die Nazis nur schwer Fuß. Die Betriebsratswahlen im April 33 endeten für die Faschisten auch in Bayern katastrophal. Immer wieder tauchten illegale Flugzettel, Zeitungen und Parolen aus der Arbeiterschaft auf. Das alles über sehr lange Zeit, trotz schrecklichem Terror und Lebensgefahr.“ Wirklich spannen zu lesen. Außerdem ist das Büchlein ein Werk gegen das Vergessen. Geschichte ist geronnene Erfahrung aus der es zu lernen gilt. Das Buch gibt eine sehr umfassende Darstellung des Widerstandes in Südbayern. Ein ganzes Kapitel ist der Gruppe „ Neu Beginnen“ unter Leitung von Hermann Frieb in München gewidmet.

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