[HH] Protest gegen Schüler-Burschenschaften

Protest 07.07.2013 21:22 Themen: Antirassismus Bildung Gender
+++ bundesweites Treffen des Schüler-Burschenschaften-Dachverbandes Allgemeiner Pennäler Ring in Hamburg +++ Protestkundgebung mit über 100 Teilnehmenden gegen das Treffen +++ Aufruf zur Bekämpfung der extrem rechten Hamburger Verbindungen +++ Sammlung von Presseartikeln und Hintergrundinfos +++
Am vergangenen Samstag den 6. Juli 2013 fand das jährliche bundesweite Treffen des Allgemeinen Pennäler Rings (APR), einem Zusammenschluss extrem rechter Schülerburschenschaften statt. Verantwortlich für das Treffen war die Naziverbindung Pennale Burschenschaft Chattia Friedberg zu Hamburg; Ort des Treffens war die einschlägig bekannte Hamburger Burschenschaft Germania (in der Sierichstraße / Ecke Gellertstraße).

Dem Aufruf des Hamburger Bündnis gegen Rechts und der Mobilisierung von Avanti, der GEW Hamburg, den GEW Studis, der Linken Hamburg, der Antifa Pinneberg folgend, (siehe auch:  http://de.indymedia.org/2013/07/346572.shtml) fanden sich am Tag und Ort des Geschehens über 100 Aktivist*innen zu einer Gegenkundgebung ein.

Die Burschenschaft Chattia, offenbar in Angst ihr Treffen könnte gestört werden, wägte im Vorfeld sogar einen Ortswechsel des Treffens ab, behielt das Germaniahaus schließlich bei, aber riet ihren Teilnehmern (nur Männer zugelassen) schon am frühen Morgen, oder gar am Vortag anzureisen, um nicht mit den Gegenprotesten in Kontakt zu kommen. So waren die Burschis zu Beginn der Kundgebung des Hamburger Bündnisses bereits vollständig im Germaniahaus angelangt. Zudem war die gesamte Straße wenige Meter vor dem Haus mit Polizeigittern und Polizeibullen abgeriegelt.

Den gegebenen Umständen angemessen, beschränkte sich die Kundgebung darauf Anwohner*innen und Passant*innen mit Redebeiträgen, Transparenten, Schildern und Gesprächen über die rassistischen, völkisch-nationalistischen, elitären und männerbündischen Umtriebe der Studenten- und Schülerverbindungen der Dachverbände Deutsche Burschenschaft bzw. Allgemeiner Pennäler Ring aufzuklären und auszutauschen. O-Ton eines Anwohners: "Ich hoffe, dass jetzt alle Nachbarn mitkriegen, was in diesem Haus für ewig gestrige Gestalten wohnen".

Einige dieser Gestalten posierten während der Kundgebung auf dem Balkon ihres Hauses - in vollem Wichs und mit Bierkrug in der Hand - und waren sich teilweise nicht mal zu blöde zu antifaschistischer Musik zu tanzen.

Nach knappen zwei Stunden wurde die Kundgebung von den Veranstalter*innen beendet.

Auch wenn sie verhältnismäßig ereignislos geblieben ist, war die Kundgebung in verschiedener Hinsicht wichtig: Zum einen wurden Anwohner*innen über ihre rechten Nachbarn informiert. Zum anderen boten sie lokalen Pressevertreter*innen Anlass im Nachhinein kritisch über das Schülerburschenschaftstreffen zu berichten. Außerdem - das wird sich erst in den kommenden Monaten herausstellen - kann sie dazu beigetragen haben, das Thema extrem rechter Burschenschaften in Hamburg endlich wieder verstärkt auf die Agenda der (radikalen) Linken zu setzen. Denn obwohl es in Hamburg eine Vielzahl extrem rechter Verbindungen gibt, scheint die (linke) Öffentlichkeit dem bislang wenig Beachtung zu schenken.

Dabei gibt es mE mehrere Gründe warum sich dies ändern sollte:

Burschenschaften (und teilweise andere Stundentenverbindungen) stellen personell wie ideologisch Schnittstellen zwischen Bürgertum und Neonaziszene dar. Anhand dessen lässt sich die gesellschaftliche Verankerung von extrem rechter Gewalt und Terror in der so genannten Mitte der Gesellschaft exemplarisch darstellen. Nach mehreren Jahren relativer Zurückhaltung werden die Hamburger Burschenschaften in letzter Zeit zunehmend aggressiv und fallen neben öffentlicher rassistischer und völkischer Hetze z.B. am Uni-Campus durch Sticker, Flyer und eigene körperliche (und farbentragende) Präsenz auf.

Also Burschen aus der Deckung holen! Kein Platz für sexistisches, rassistisches, antisemitisches und reaktionäres Gedankengut! Nirgendwo!


Hier noch einmal der informative Aufruf des Hamburger Bündnisses gegen Rechts:

 http://www.keine-stimme-den-nazis.org/images/PDF/burschen%20raus%20aufruf%2006_07_13.pdf


Hier einige Berichte über die Kundgebung:

 http://www.ndr.de/regional/dossiers/der_norden_schaut_hin/burschenschaft121.html

 http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/dachverband-der-schuelerburschenschaften-trifft-sich-in-hamburg-a-909810.html

 http://mobil.abendblatt.de/hamburg/hamburg-nord/article117785187/Demo-gegen-Jahrestreffen-der-Burschenschaften.html


Einige aktuelle Artikel über das Hamburger Verbindungsunwesen:

 https://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=na&dig=2013%2F07%2F04%2Fa0030&cHash=ffc0d45365cabfe447b34dff88511534

 http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2013/06/29/schlagender-nachwuchs_13321

 http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article117741438/Mit-Schmiss-auf-dem-Schulhof.html


Und die – zwar schon in die Jahre gekommene – aber immer noch lesenswerte Broschüre „Falsch verbunden“

 http://www.keine-stimme-den-nazis.org/images/reader-hamburg2.pdf
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Ergänzungen