Pussy Riot Aktion gegen Kirche, Staat und Kna

pussyriotköln 19.08.2012 17:06 Themen: Gender Repression Weltweit
"Heilige Maria, Jungfrau, werde Feministin und erlöse uns von Putin“. So lautet ein Zitat der feministischen Punkband „Pussy Riot“ aus Moskau bei ihrem Punkgebet im Februar in der Christi Erlöser Kirche. Es ist auch der erste Satz auf dem Flyer einer am Sonntag im Kölner Dom geschehenen Solidaritätsaktion für die inzwischen wegen „Rowdytums“ zu 2 Jahren Haft verurteilten Feminist_innen.

Link zum Video:

 https://vimeo.com/47813091
Gegen Ende der 10 Uhr Messe im Kölner Dom trat am Sonntag eine Gruppe von Aktivist_innen, in bunten Röcken und Strumpfmasken, ähnlich wie die russischen Aktivistinnen in den Gottesdienst und sangen und schrien nach Maria, die ihnen Helfen sollte das „System abzutreiben“ und „Pussy Riot zu befreien“. Bei sich trugen sie ein Transparent: „Free Pussy Riot and all prisioners“ .

Ihr Auftritt dauerte wohl weniger Zeit als der der russischen Aktivist_innen, welche sich etwa 40 Sekunden Zeit verschaffen konnten. Schon nach wenigen Sekunden stürmten die ersten engagierten Mönche und zwei Sicherheitsbeamte auf die singenen Aktivist_innen zu und trugen, schubsten oder zerrten sie unter Einsatz von Würgegriffen und Knietritten aus der Kirche. Dort wurden sie festgehalten bis die Polizei eintraf.



„Durch die Reaktion der Priester wurde bestätigt was wir deutlich machen wollten. Neben einer deutlichen Solidaritätkungebung für Pussy Riot, sollte thematisiert werden, dass nicht nur das russische Regime autoritär und brutal gegen Menschen vorgeht, welche Normen brechen und gegen stumpfe Alltagsregeln verstoßen, sondern jeder Staat. Kirche und Staat sind Institionen, die den Menschen die Selbstbestimmung nehmen und jedes kreative Handeln unterbinden.“ so eine der Aktivist_innen. Der Polizei-Einstzleiter kündigte dann auch an, persönlich Anzeige zu erstatten.



Drei Aktivist_innen, die vor der Kirche zunächst von den Priestern und später von der Polizei festgehalten wurden, hielten während dessen Reden und thematisierten auf deutsch, englisch und spanisch ihre Kritik an Strafe und Herrschaft. Dabei bezogen sie sich auf die Band „Pussy Riot“. Mit einer ähnlichen Aktion gingen die Feminist_innen in der Christi-Erlöser-Kathedrale gegen das russische Regime vor, welches kürzlich einen Gesetzesentwurf vorbrachte, der das öffentliche Leben von Homosexualität unter Strafe stellen soll.



„eine Gemeinschaft wird unendlich mehr durch das gewohnheitsmäßige Verhängen von Strafen verroht als durch das gelegentliche Vorkommen von Verbrechen“- so wurde Oskar Wilde zitiert.

Umstehende Passanten und Kirchenbesucher_innen reagierten unterschiedlich auf die Aktion, so wurde teils applaudiert und andere regten sich lautstark auf und forderten die Festnahme der Aktivist_innen oder dass die ihren Protest ins Internet verlegen sollten.



Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Hier auch (in Köln)

anonymus 19.08.2012 - 22:58
Pussy Riot auf dem Gamescom Festival:

Free Pussy Riot Dresden Frauenkirche

free Pussy Riot DD 20.08.2012 - 07:25
Dresden Ischen demonstrieren für russische Punkband Pussy Riot

Am vergangenen Samstag versammelten sich in Dresden 20 Menschen spontan zu einer Solidaritätsaktion für die queer-feministische Punkband Pussy Riot aus Russland. Aufgerufen hatte die Gruppe “Dresden Ischen”, um sich so an der internationalen Solidaritätskampagne “Free Pussy Riot!” zu beteiligen, die in über 40 Städten weltweit begangen wurde. Das russische Kollektiv hat sich zum Ziel gesetzt, die musikalische Subkultur Punk um emanzipatorische Ansätze zu erweitern und feministische, queere, ökologische, anti-nationalistische und anti-staatliche Diskurse zu etablieren. In den vergangenen Monaten hatten sie dazu mit selbstgemachten Stricksturmhauben, schrillem Outfit, Rauch und Pyrotechnik auf ihr Anliegen in der russischen Öffentlichkeit aufmerksam gemacht.

Mit ihrem Protest in Dresden wollten die Aktivistinnen und Aktivisten gegen die ihrer Meinung nach grundrechtswidrige Behandlung der Punkband protestierten, deren vermeintliche Mitglieder wegen Vorwurf des “Rowdytums” nun schon seit mehreren Wochen in Untersuchungshaft sitzen. Bei einer Aktion kurz vor der Präsidentschaftswahl 2012 Ende Februar, hatten Mitglieder der Band unangemeldet in der Christ-Erlöser-Kathedrale ihren neuesten Song “Heilige Mutter Gottes, vertreib uns unseren Putin” gespielt. Kurz darauf waren Mariya Alekhina und Nadezhda Tolokonnikova verhaftet worden. Am 15. März inhaftierte die russische Polizei mit Ekaterina Samucevich ein weiteres mutmaßliches Bandmitglied.

 http://www.addn.me/freiraeume/dresden-ischen-demonstrieren-fuer-russische-punkband-pussy-riot/


 http://www.youtube.com/watch?v=XWRlIFrsC90

Soli-Transpi-Aktion für Pussy Riot RM16 DD

dd 20.08.2012 - 09:05
Als Zeichen unserer Solidarität mit Pussy Riot haben wir ein Transparent an der RM16 aufgehängt.

 http://rm16.blogsport.de/2012/08/03/soli-transpi-aktion-fuer-pussy-riot/

PR-Aktion gegen Russland

Scheinwelt 20.08.2012 - 11:26
Der Artkel on Ceiberweiber.at beinhaltet auch Verweise (Links) zu den Begründungen:

 http://www.ceiberweiber.at/index.php?type=review&area=1&p=articles&id=2478



Wer hinter Pussy Riot steht

(18.8.2012) Das National Endowment for Democracy und PR - Man sollte sich auch die UnterstützerInnen von Pussy Riot ansehen und der Geschichte der Gruppe nachgehen, die gerne als Punkband bezeichnet wird. Auf Musikportalen wird man dabei nicht unbedingt fündig, sondern es gibt vielleicht einen Titel. Der Youtube-Channel besteht vor allem aus Berichten, das eine oder andere Video von Auftritten ist auch darunter.

Offizielle russische Nachrichtenportale wie jene von RIA Novosti erwähnen die Causa in wenigen knappen Beiträgen wie diesem: "Der Oberste Kirchenrat der Russisch-Orthodoxen Kirche hat die Behörden aufgerufen, Barmherzigkeit gegenüber den drei Teilnehmerinnen der Punkband Pussy Riot zu zeigen, die am Freitag wegen Rowdytum in der Moskauer Erlöser-Kathedrale zu zwei Jahren Haft verurteilt worden waren." Zugleich wurde aber eine Petition an den Weltkirchenrat verbreitet, als ob es den Appell der Orthodoxen Kirche nicht gäbe (wenn die Petition gerade nicht erreichbar ist, hier ist sie mit Wortlaut und UnterzeichnerInnen zitiert).

Als Erstunterzeichner scheinen auf: "Ludmila Alekseeva, Chairman of Moscow Helsinki Group, Priest Gleb Yakunin, Member of Moscow Helsinki Group, Chairman of Committee for Defense of Freedom of Conscience", was man im Konnex der Finanzierung der Helsinki-Gruppe sehen muss: "The Moscow Helsinki Group and For Human Rights are supported by the National Endowment for Democracy, the Washington-based democracy assistance group."

Das National Endowment for Democracy wurde in den 1980er Jahren gegründet, um CIA-Aktivitäten besser verschleiern zu können. Es übernimmt eine wichtige Rolle bei Umsturzbewegungen in Ländern, die sich dem Einfluss Washingtons entziehen und sollte daher besser National Endowment Against Democracy genannt werden. Das NED bezieht seine Mittel unter anderem via AFL-CIO, wobei die amerikanischen Gewerkschaften wegen ihrer Rolle auch zynisch AFL-CIA heissen. AFL-CIA mischt in Lateinamerika mit und war etwa an der Finanzierung der "Kronen Zeitung" in Österreich über den ÖGB beteiligt. Der "Kronen Zeitung" merkt man ihre Gründungsgeschichte stets an, wie man etwa am Wehrpflicht-"Schwenk" der SPÖ oder der Abberufung von General Entacher erkennen kann, wo u.a. via "Krone" massiv Druck ausgeübt wurde.

Via NED wurde auch Reporter Ohne Grenzen unterstützt, sodass es kein Wunder ist, wenn ich mich wegen massiver Verletzung der Pressefreiheit und meiner Menschenrechte als Journalistin in Österreich vergeblich an ROG wende. Bereits vor dem Pussy Riot-Urteil stellte etwa dieser Blog den Zusammenhang zwischen der "Punkband" und dem NED her. Ein Screenshot, den ich übernehme, zeigt die Finanzierung der NGO "GOLOS" durch das NED, die behauptete, es habe Unregelmässigkeiten bei den jüngsten Wahlen in Russland gegeben. Natürlich wurde GOLOS in unseren Medien als "unabhängig" bezeichnet - so "unabhängig" wie Reporter Ohne Grenzen, die "Kronen Zeitung" und diverse NGOs eben sind.

"Attempts by Wall Street and London to frame the elections as fraudulent set the groundwork for a wider campaign of political destabilization - a campaign 'Pussy Riot' has now become a key player in. The Guardian however is absolutely correct when they call the 'Pussy Riot' proceedings a 'show trial.' However, they are wrong in claiming that the showmanship is the work of the Russian Federation. Instead, it is showmanship put on by the Western media and the US State Department's vast network of faux-NGOs.

The Guardian's entire article is propaganda written with a literary rather than journalistic tone. The article itself cites the defendant's lawyer whose comments form the very basis of the article's title. And while the Guardian may prey successfully on the emotions of ill-informed, unsuspecting, but well-intentioned readers, it lets slip several telling clues as to who is really behind the showmanship.

According to the Guardian, the defense 'tried to call 13 witness, including opposition leader Alexey Navalny.' Navalny, of course, is a longtime operative receiving both political and financial support from the West in efforts to undermine the Russian government and bring back the days of Wall Street and London's unhindered plundering that marked the 1990's.

If 'Pussy Riot's' defense is calling up a documented agent of Western interests as a "witness," one wonders under what context and to what degree Navalny, and by consequence, the National Endowment for Democracy, is involved with the defendants. Navalny admits that he is "acquainted" with one of the band members, but was not actually a 'witness,' and rather would have testified in order to "defend law and justice."

Farbprotest

saul 20.08.2012 - 21:17
In Frankfurt gabs Sonntags frische Farbe für die Pics an der EZB und bei der Gelegenhait auch ein Protestpiece. Writer sind nicht unpolitisch nur weil sie Tags und Pieces statt Parolen srühen. Sollt mal hier dokumentiert werden.

Bradley Manning statt NED OTPOR Pussy Riots

Antifa Hools Ostberlin 20.08.2012 - 22:04
Die Idiotie und politische Naivität vermutet man normalerweise bei der politischen Rechten: wie einfach es ist, Linke gegen den Russen, den Zaren, den Osten in Stellung zu bringen, hat mal wieder die Realität bewiesen.


Putin als Satan und alle Gläubigen als Idioten zu bezeichnen, multikulturelle und multireligiöse Staaten wie Rußland als solche nicht erfassen zu können und das alles mit US Geldner finanziert: mehr bekommt die politisch radikale "Linke" nicht mehr auf die Reihe.


Pussy Riot ist kein Punk, waren nie Punk. waren nie Hardcore und sind nichts weiter als Pop finanzierte Politik.

 http://www.heise.de/tp/artikel/37/37430/1.html

Zutreffend auf den Punkt gebracht:

Und dann hat's Pop gemacht

Auf dem Spiegel-Titel zum Thema Pussy Riot sahen wir eine
verwundert-traurige Nadezhda Tolokonnikova. Kann diese Frau
gefährlich sein? Natürlich nicht. Denn die Muschi-Kommissarin hat ja
außer dass sie irre Texte heraussprudelt oder ab und an in
öffentlichen Räumen – umgeben von ausgestopften Mardern, Bären und
anderem Pelz- und Vogelgetier - einen Anti-Putin-Fick vor laufender
Kamera hinlegt, eigentlich nicht Schlimmes gemacht. Denn das ist
schließlich Pop. Und Pop ist das Universale, Pop ist Gerechtigkeit,
Gleichheit, Glück – das Gute schlechthin, in Pop-Gestalt eben. Was
so viel heißt wie: die pure Aktion zählt, der mediale Aufruhr, das
kommentierende Drumherum, ohne den das „Aktions-Kunstwerk“ Pussy Riot
nur fade Grütze und sinnloses Gerümpel ist. Egal: Damit hat es die
Mösen-Revolte in Rußland bis vors Gericht und im Westen auf Platz 1
der Feuilleton-Hitparade gebracht. Ein Erfolg also. Und zwar auf der
ganzen Linie. Die Strategie ist aufgegangen. Vor allem im Westen, wo
infantiler Selbstbefriedigung der Weg in die Polit-Charts geebnet
ist, sobald sie öffentlich zelebriert wird. Glückwunsch also für
diesen gelungenen Coup!




 http://www.heise.de/tp/foren/S-Und-dann-hat-s-Pop-gemacht/forum-235333/msg-22269709/spm-eNqrViosTS2qVLJSyi0tTs7IVCjKzC9R0lHKT0srTi0BChso1QIA6RkL_Qd845a8/read/

SUPER!

More Riots Yeah! 20.08.2012 - 22:08
Super Aktion! Danke! Weiter so!
Als Altlinker finde ich es immer toll sowas zu lesen.
Jetzt geht es gegen den Oligarchen Putin und seinen Haufen, die orthodoxen Klerikalfaschisten und Co und für die freie Gesellschaft nicht nur in Russland hoffentlich.
Und gerade da am/im kölner Dom wo Opus Dei und der homosexuellenfeindliche (Sexist) Biologist Kardinal Meisner regieren müssen an sich schon grundsätzlich öfter solche Sachen durchgezogen werden!
Komisch daß das in Köln nicht schon lange viel mehr Orgas auf die Palme bringt.
...

 http://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Meisner

 http://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Meisner#Opus_Dei

Sport für pussy Riot

APPD Franken 22.08.2012 - 00:09
Die APPD Franken erklärte sich auf dem privat veranstalteten Bierkastenrennen am 18.08.12 in Nürnberg ebenfalls solidarisch mit Pussy Riot und anderen inhaftierten Pogoanarchisten.

seltsam

blablub 26.08.2012 - 09:46
ich geb ja zu, es ist sehr seltsam, wie die leute aus der kirche rausgezerrt und draußen festgehalten worden sind. genauso seltsam find ich aber auch die aktion an sich und das fazit, das gezogen wird. ich frag mich ernsthaft, wie eine protestaktion im kölner dom helfen soll, pussy riot zu befreien? ich mein die pussy-aktion war ja in ner anderen kathedrale und v.a. in russland. was können da jetzt die leute vom kölner dom für? so mal als vergleich: wenn ich gegen die arbeitsbedingungen bei aldi protestieren will, dann mach ich das nicht vor edeka, nur weil der näher ist.

ok, ihr schreibt und sagt im video, dass es darum geht, zu zeigen, dass auch in deutschland obrigkeit und kirche und willkür und bla. aber ich mein, die aktion war ja nicht lediglich nur im dom, sondern halt auch während eines gottesdienstes. also während einer veranstaltung, zu der leute gehen, um vlt ruhe zu finden oder was weiß ich. das rechtfertigt natürlich keineswegs die art und weise eures rauswurfs, ich will aber auch sagen, dass euer timing extrem rücksichtslos war!

nicht das mich wer falsch versteht. was mich betrifft, ist religion opium für volker! aber ich hab leute kennen gelernt, die aus ihrem glauben kraft schöpfen und denen gottesdienste und andere rituale wichtige haltepunkte sind. und ich finde es wichtig, dass zu respektieren - sollen sies halt machen, so lange sie damit niemandem schaden. ich meine, ich kenne jetz nicht die situation im kölner dom, aber ich denke mal, dass die da keinen christlichen fundamentalismus predigen samt hass gegen verschiedenste menschen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 8 Kommentare

tortenschlacht

mascha 19.08.2012 - 19:18
danke nach kölln gute aktion... jetzt sollten wir gerhard schröder endlich die torte überreichen die er mehr als verdient hat.

Solidarität mit PR und Assange !

Free Wikileaks 19.08.2012 - 20:05
Meinungsfreiheit
»Pussy Riot« und Julian Assange
Von Werner Pirker
Das Urteil im Moskauer Prozeß gegen die Punk-Gruppe »Pussy Riot« – zwei Jahre Haft wegen ungebührlichen Verhaltens auf dem Altar der Erlöserkathedrale – hat einen routiniert in Szene gesetzten »Aufschrei der Empörung« ausgelöst. Von einem politischen Prozeß ist die Rede, von einem Angriff auf die Meinungsfreiheit, der an »finsterste Sowjetzeiten« erinnere. Als wäre es ihr selbstverständliches Recht, Entscheidungen ausländischer Gerichte zu beurteilen, bezeichnete Deutschlands eiserne Kanzlerin das Moskauer Urteil als nicht im Einklang mit den »europäischen Werten von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie« stehend. Als gäbe es in der deutschen Strafgesetzgebung keinen Blasphemie-Paragraphen, als wäre ein Auftritt ähnlich dem der Pussys ohne strafrechtliche Konsequenzen über den Altar einer deutschen Kathedrale gegangen.

Die Solidarität, die die russischen Punk-Ladies für ihre unflätigen Verwünschungen Putins und des Oberhauptes der russisch-orthodoxen Kirchen, Kyrill I., den sie als »Hure« bezeichneten, von seiten der veröffentlichten Meinung erfahren, wird Wikileaks-Gründer Julian Assange zur Gänze verweigert. Die Konzernmedien beteiligen sich vielmehr an der Treibjagd auf den Australier, dessen Auslieferung – tot oder lebendig – das von Wikileaks bloßgestellte Sheriff-Büro wohl angeordnet hat. In ihrem Ehrgeiz, der Anordnung aus Washington nachzukommen, zogen die britischen Behörden den Bruch elementarer Völkerrechtsregeln wie die Respektierung der Exterritorialität von Botschaften in Erwägung. Schweden, das Land, in das die Briten den Aufdecker unangenehmer Wahrheiten abschieben wollen, von wo aus er dann nach Übersee weitergereicht werden dürfte, ist in seinem Diensteifer gegenüber den USA zum Schauplatz einer beispiellosen Justizfarce geworden. Erstmals wurde ein geplatztes Kondom, das als Corpus delicti für eine angebliche Vergewaltigung herhalten muß, zum Anlaß für ein Auslieferungsbegehren.

Die westlichen Leitmedien haben die Assange angedichtete Vergewaltigungsgeschichte fleißig weitererzählt und trotz aller Ungereimtheiten nie in Frage zu stellen versucht. Den rufmörderischen Rudeljournalismus führten ausgerechnet Medien an, die am stärksten von den Wikileaks-Enthüllungen profitiert haben, wie der britische Guardian oder der Spiegel. Assange und Co. haben Greueltaten der Menschenrechtskrieger ans Licht der Öffentlichkeit gebracht, die die mediale Einfalt in Vielfalt nicht gesehen hat oder nicht gesehen haben wollte. Nachdem man die Enthüllungen Wikileaks weitgehend ausgeschlachtet hat, soll sein Gründer nun der Rache des Imperiums überantwortet werden.

Es ergibt sich deshalb nahezu logisch, daß Assange in der Botschaft eines Landes Asyl gefunden hat, das sich der neokolonialen Weltordnung zu widersetzen versucht. Und daß ein solches Land ein Angriffsziel jener Medien ist, welche die Meinungsfreiheit für sich gepachtet zu haben meinen.

oh man

reiner 19.08.2012 - 20:27
@19.08.2012 - 20:05
hallo... du verpeilter moralist

Fotzenrandale

Übersetzer 20.08.2012 - 16:16
So lässt sich Pussy Riot übersetzen. Siehe früheres Posting, von den ignoranten Mods als nicht zum Thema passend verschoben.
Namensüberstzungen dürften ja wohl eine inhaltliche Ergänzung darstellen, selbst wenn der Inhalt nicht allen zusagt. *sfg*

Solidarität

XBerlinX 20.08.2012 - 18:21
Wie schön, das erinnert alles so ein bisschen an Karneval.
Solidarität mit den Aktivist_innen ist natürlich gut und richtig.
Ein bitterer Geschmack bleibt aber beim Gedanken an die, die z.B. teils Jahrzehntelang in deutschen Knästen versauern. Oder die, die aufgrund des sog. "green scare" Gesetztes bzw des "Animal rights terrorism act" wegen einem Flugblatt mehr als zehn Jahre in Knästen Großbritanniens oder der USA verschwinden, weil sie einem Wirtschaftsunternehmen schaden könnten.
Das ist halt nicht in Russland und die Leute sind wohl nicht so gut geeignet für die medilale Vermarktung.

Free Timoschenko!

BILD-Leser 20.08.2012 - 18:47
Mit Merkel und Westerwelle für Pussyriot und Timoschenko!

Mitstreiter

Sascha 20.08.2012 - 19:10
Suche für eine Nachahmung Mitstreiter im Raum Bochum, um vor Augen zu führen wie repressiv auch dieser Staat ist.
Geplante Aktion: Stören des Gottesdienstes mit Musik und musikalischen Gebeten in der Synagoge am Planetarium. Worte wie "Eure Synagoge ist die Scheiße Jahwes" sollten keine Befremdlichkeit auslösen.
Bitte melden zwecks Kontaktaufnahme

@Scheinwelt

anonymos 20.08.2012 - 23:00
Natürlich ist es legitim und richtig, die Angelegenheit auch kritisch zu beobachten und auf vermeintliche Gefahren hinzuweisen. Aber wir sollten im Auge behalten, was es ganz konkret mit diesem Protest und der Solidarität aufsich hat.

Es geht darum, dass drei Frauen (und darunter zwei Mütter kleiner Kinder) ins Arbeitslager geschickt werden, für eine Aktion, die streitbar sein mag, aber keinesfalls dieses Urteil verdient. Genau genommen haben der Staat und die Kirche demonstriert, dass es jene Verhältnisse doch tatsächlich gibt, wie 'Pussy Riot' sie an den Pranger stellte.

Die Anklage hat den Vorwurf einer Komplizenschaft, einer Finanzierung oder anderen Verquickung mit dem National Endowment for Democracy oder gar dem CIA nicht erhoben. Es ist kein Thema im Kontext der Urteilsfindung und es ist unlauter, es - auf dieses Urteil und auf diese drei Frauen bezogen - hier zu konstruieren, nur weil sich zweifelhafte NGOs solidarisieren.

Das Verrückte ist doch der Tatbestand, dass Politik und Kirche die Vorwürfe total bedienen und sie den Protest auf sich ziehen bzw. herauf beschwören. Man hätte das alles auch abwenden können. (Ist da was aus dem Ruder gelaufen?)

'Pussy Riot' - mit Verlaub, schon der Name gehört preisgekrönt - ist enorm geeignet, zum Symbol einer wie-auch-immer-kämpferischen Bewegung zu werden. Diese Bewegung kann(!) letztlich auch allen(!) anderen Gefangenen zugute kommen. Kann auch schief gehen, aber andere revolutionäre Theorien verharren gerade in der Diskussion, während sich das "Projekt Pussy Riot!" gerade verselbstständigt. Und das auf internationaler Ebene, im öffentlichen Raum und aktionistisch. Why not?