Aktivisten nach Blockade noch in Gewahrsam

unabhängige Anti-Kohle-Aktivist_innen 09.08.2012 11:54 Themen: Soziale Kämpfe Ökologie
Vier der fünf Klimaaktivisten, die gestern die Hambach-Kohlebahn mit
einer Lock-On Aktion für sieben Stunden blockierten, sitzen noch immer
in Gewahrsam. Der Staatsschutz versuchte die Aktivisten massiv
einzuschüchtern indem er mitteilte, dass sie den Haftrichter vorgeführt
würden. Dieser soll über eine Untersuchungshaft entscheiden, da es sich um
"EU-Ausländer" handelt. Erst als ein Rechtsanwalt die Unmöglichkeit
dieser Maßnahme erläuterte rückte die Polizei von diesem Vorgehen ab. (aktuelle
Ergänzung 11:02 Uhr: Die Polizei versucht dies nun doch weiter). In
Gewahrsam erfuhren die Aktivisten gewalttätige und sozial-rassistische
Übergriffe. Der noch am gleichen Abend gegen 21 Uhr entlassene Aktivist
mit deutschem Pass berichtete von Gewaltanwendung und diskriminierenden
Äußerungen: "Die haben ansatzlos geduzt, beschimpft und die ganze Gruppe
als 'Arbeitslosen-Pack' bezeichnet. Die Frage nach dem Warum
polizeilicher Maßnahmen wurde mehrfach mit Würgegriffen, Armumdrehen
usw. beantwortet." Eine Rechtsbelehrung erhielt der Aktivist nie. Er
erfuhr draußen von den Vorwürfen gegen ihn.
Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht abzusehen, wann die anderen vier
Aktivisten entlassen werden. "Die Polizei und die Staatsanwaltschaft
teilen uns und den eingeschalteten Anwälten gegenüber ständig
widersprüchliche Aussagen mit. Derzeit steht eine Zahlungsforderung als
Kautionen in Höhe von 1.000 Euro pro Aktivist im Raum - diese absurde
Maßnahme wird begründet mit der Fluchtgefahr der 'EU-Ausländer'. Wir
haben keinen Kontakt zu den Aktivisten und für den Fall dass sie dem
Haftrichter vorgeführt werden, sehen wir die einzige Chance darin, zu
thematisieren, dass ein anwaltlicher Kontakt rechtswidrig untersagt
wurde.", sagt eine außenstehende Kontaktperson.

Um 14 Uhr gibt es eine Kundgebung vor dem Polizeipräsidium in Köln-Kalk gegen die kriminalisierung von Klimaaktivist_innen und Repression.
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Ergänzungen

Lock-on Aktivisten wieder draußen

un 09.08.2012 - 13:51
Die Aktivisten die gestern mit einer Lock-on Aktion den
Braunkohle-Zugverkehr auf der Hambachbahn für 7 Stunden blockierten,
sind soeben aus der Gewahrsam entlassen worden. Damit reagierte die
Polizei auf den Abbruch jeglicher Gespräche durch andere Aktivist_innen,
nachdem die Polizei mehrfach nachweislich gelogen hatte. Die
Aktivist_innen forderten, den Haftrichter anzurufen, woraufhin die
Polizei die Festgenommenen entließ.

"Der gesamte Vorgang der Polizei mit den Festgenommenen nach der
Ankettaktion zeigt einmal mehr, dass die Polizei es selber ist, die sich
regelmäßig nicht an das Recht hält. Sie versuchte die Unterstützer_innen
der Festgenommenen mit Lügen und Fehlinformationen unter Druck zu
setzen, und die Festgenommenen mit der Androhnung einer U-Haft zu
schocken. Der Abbruch der Kommunikation mit der Polizei, war die einzige
Möglichkeit das rechtswidrige handeln der Polizei zu beenden." sagt
Pauline Grummbach, eine Unterstützerin.

Richtigstellung

jb 10.08.2012 - 17:23
Als Beteiligter an der Blockadeaktion hatte ich keine Gelegenheit, Textfassungen von Interviews mit Medien gegenzulesen. Etwaige Fehler können daher durch Missverständnisse entstanden sein, wie sie bei Telefongespräche (noch dazu per Handy) leider vorkommen. Zum Interview in der Jungen Welt am heutigen Tag sind zwei Korrekturen nötig: In der Antwort zur ersten Frage fehlt ein "nicht" (ergibt sich aber auch aus dem Sinn, da sonst der Satz grammatikalisch nicht passt). Bei der fünften Frage ist die Wiedergabe zum Ablauf falsch. Die beiden Unterstützer wurden nicht sofort von der Polizei geräumt, sondern konnten auch nach Auftauchen der Polizei vor Ort bleiben. Allerdings wurden ihnen schnell das Telefonieren verboten - und auch bis zum Ende durften sie nicht bleiben. Warum sie zu einem willkürlich erscheinenden Zeitpunkt während des Basteln an den Festketteinrichtungen plötzlich und ohne Festnahmeerklärung/Rechtsbelehrung verhaftet wurden, blieb unklar. Die Angeketteten waren dadurch über eine Stunde ohne UnterstützerInnen, d.h. nur RWE und Polizei ausgeliefert.