20 Jahre nach den Pogromen von Rostock

wir vergessen nicht! 02.08.2012 19:06 Themen: Antifa Antirassismus
Vor 20 Jahren – im August 1992 – kam es zum größten rassistischen Pogrom der deutschen Nachkriegsgeschichte. In Rostock-Lichtenhagen griff ein rassistischer Mob über Tage hinweg die “Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber” sowie ein Wohnheim für ehemalige VertragsarbeiterInnen aus Vietnam an. Tausende Umstehende klatschten bei Bier und Wurst Beifall, als die Häuser in Brand gesteckt wurden. Die Polizei schaute zu, die Opfer wurden später abgeschoben. Während Medien und Öffentlichkeit gegen “Überfremdung” und “Asylantenflut” hetzten, wurden überall im frisch vereinten Deutschland rassistische Mord- und Brandanschläge verübt. Die Politik nutzte und befriedete die Lage, indem sie 1993 das Asylrecht faktisch abschaffte.
Um dies Ereignisse nicht vergessen zu lassen und um auf den rassistischen Normalzustand hinzuweisen findet am 25. August 2012 eine bundesweite Demonstration in Gedenken an die Pogrome von Rostock-Lichtenhagen statt. Verschiedene Zusammenhänge mobilisieren zu dieser unter dem Motto “20 Jahre nach den Pogromen - Das Problem heißt Rassismus” beworbenen Demo.

Aufrufe

Verschiedene Initiativen haben Aufrufe geschrieben.

20 Jahre nach den Pogromen – Das Problem heißt Rassismus (bundesweites Demo Bündnis)

Vor 20 Jahren eskalierten im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen die Angriffe eines rassistischen Mobs auf die Zentrale Aufnahmestelle für Asylsuchende und eine benachbarte Vertragsarbeiterinnen-Unterkunft zum größten Pogrom der deutschen Nachkriegsgeschichte… weiterlesen

“Rassimus tötet!”Durch: Pogrom – Asylgesetz – Geistige Brandstiftung – EU-Grenzregime! (Plattformaufruf der Kampagne “Rassismus tötet!”)

…Der zwanzigste Jahrestag des Pogroms von Lichtenhagen wird medial fokussiert werden. Welches Gewicht die Folgen der Asylgesetzänderung, die Situation von Flüchtlingen und Migrantinnen oder die oft reaktionäre Aufarbeitungspolitik der Ereignisse in der Berichterstattung bekommt, können wir nicht ermessen.

Mit der Kampagne „Rassismus tötet!“ wollen wir diese Themen auf die politische Agenda setzen. Uns geht es aber auch darum die Frage aufzuwerfen: „Wo steht die Gesellschaft und die radikale Linke 20 Jahre nach Rostock? Was hat sich geändert?“. Nützlichkeitsrassismus und Sozialchauvinismus („Sarrazin-Debatte“) feiern gerade im Zuge der Krise fröhliche Umstände. Die Debatte um die Transformation von Rassismus und dessen Nutzen im kapitalistischen Normalvollzug werden darum wichtiger Bestandteil der Kampagne sein… weiterleisen

Grenzenlose Solidarität – Aufruf zur antifaschistische Demonstration durch Rostock-Lichtenhagen! (VVN-BdA)

…Heute hat das auf Menschen angewendete Nützlichkeitsdenken den politischen Diskurs weiter vergiftet. Ausgrenzung und Stigmatisierung von Migranten und Flüchtlingen sind weiterhin tief in der Mitte der Gesellschaft verankert. Die „Festung Europa“ und das Abschiebelagerlager Horst in Mecklenburg-Vorpommern stehen dafür… weiterlesen

Erinnerst du dich noch an Rostock-Lichtenhagen? (Kurzaufruf des Antifa AK Köln)

…Seit Mitte der Nuller Jahre inszeniert sich Deutschland als von den „dunklen Seiten der Geschichte“ entbehrte Nation und feiert sich dafür selbst. Neben dem „Partynationalismus“ (Fussball-Turniere, Lena) zelebriert die deutsche Nation die politischen Jubiläen der Berliner Republik und gratuliert sich zu 20 Jahren Mauerfall, 20 Jahren Einheit, 20 Jahren „demokratische Revolution“. In dieser nationalen Erzählung versteht sich die Bundesrepublik zum „geläuterten Deutschland”, das sich von seinen “beiden Diktaturen” befreit habe. Damit sieht sie sich in der Riege der kapitalistischen Normalität und mischt wieder fleißig im Weltmarktgeschehen mit. Rassistische Gewalt im Inneren oder an den Außengrenzen verkommt dabei zur Randnotiz… weiterlesen

Termine

Zum runden Jahrestag des Pogroms werden bundesweit Diskussionen und Filmabende organisiert.

Demo am 25.8. in Rostock-Lichtenhagen 14 Uhr S-Bhf. Rostock Lütten Klein

Weitere Termine, Aufrufe und Infos zur Demo findet ihr auf rassismus-toetet.de, lichtenhagen.net & umsganze.org

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Ergänzungen

Antifa Infoblatt

Leser 02.08.2012 - 19:20
Zum Thema hat gerade das neue Antifa Infoblatt einen Schwerpunkt gebracht. Aus vielen interessanten Perspektiven wird auf das Pogrom zurückgeblickt: Auf den Umgang der Öffentlichkeit, der Polizei und der Politik mit den Angriffen, auf die antiziganistische Dimension der Pogrome - und vorallem (selbstkritisch) aus der Sicht antifaschistischer Aktivist_innen. Da können wir einiges für heute draus lernen...

Einige Artikel sind hier Online:  http://www.antifainfoblatt.de
Ein weiterer hier:  http://www.antifa.de/cms/content/view/1923/1/
Betellen könnt ihr das Heft unter:  http://aib.nadir.org/index.php/abo

Bus aus Köln

Antifa AK Köln 02.08.2012 - 20:01
Aus Köln wird ein Bus zur bundesweiten Demo am 25. August in Rostock fahren.

Ti­ckets: 20 Euro | 30 Euro (So­li-​Preis)

Tickets gibt es täglich von Dienstag bis Freitag im Café des SSK Salierring (10-13 Uhr & 14:30-18 Uhr) und bei der Diskussionsveranstaltung am 18.8.

Für unsere Planungssicherheit wäre es cool, wenn ihr euch möglichst schnell euer Ticket besorgen würdet.

The Truth lies in Rostock

tiefsehfernseher 03.08.2012 - 11:01

Interim Schwerpunkt

Interim Leser_in 07.08.2012 - 11:29
Auch in der aktuellen Interim (Nr. 742) findet sich ein Schwerpunkt zu 20 Jahre Rostock-Lichtenhagen. Lesenswert sind vor allem die Nachdrucke einiger Artikeln von damals. Gibt nochmal einen direkteren Einblick, was die Aktivist_innen damals so gedacht und gefühlt haben. Habe sie gerade auf Scribd gefunden:  http://www.scribd.com/doc/102240403/Interim-742

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Alle nach Rostock! — Autonome Wuppertal