Die EM startet in Dresden mit rechten Pöbeleien und Übergriffen

addn.me 10.06.2012 16:19 Themen: Antifa Blogwire
Die Fußball-Europameisterschaft läuft noch nicht einmal drei Tagen und schon lassen sich in Sachsens Landeshauptstadt die als "negative Begleiterscheinungen" verharmloste rechte Übergriffe beobachten. So zogen am Abend des EM-Auftaktes etwa 20 Jugendliche aus dem Dresdner Fußballspektrum vom nahe gelegenen Neustädter Elbufer in das früher eher als alternativ bezeichnete Stadtviertel "Äußere Neustadt". Dabei pöbelten sie auf ihrer Suche nach körperlichen Auseinandersetzungen in der Alaunstraße über mehrere Stunden immer wieder Passantinnen und Passanten mit rechten Sprüchen an. Auch die kurzzeitig anwesende Polizei beließ es bei einer Personalienkontrolle der stark alkoholisierten Gruppe, die schließlich auf ihrem Heimweg erneut mit rassistischen Sprüchen und einem versuchten Übergriff auffiel.
Am frühen Samstag Morgen hat die Polizei nach eigenen Angaben sechs Personen vorläufig festgenommen, die zuvor an einer Haltestelle am Albertplatz eine Gruppe von Menschen mit ausländerfeindlichen Parolen beleidigt hatten. Nachdem die Gruppe daraufhin in eine ankommende Straßenbahn geflüchtet war, versuchten die Angreifer eine Tür der Bahn gewaltsam zu öffnen, was ihnen wenig später auch gelang. Im Anschluss daran konnte die Polizei sechs der Tatbeteiligten noch an der Haltestelle festnehmen. Einige der Täter waren, so die Polizei weiter, bereits in der Vergangenheit wegen Gewalttaten aufgefallen. Die Täter kamen zum Teil aus dem Umfeld der in der vergangenen Woche von der Polizei durchsuchten Dresdner Hooligangruppe "Faust des Ostens". Dazu hatten 130 Beamtinnen und Beamte ingesamt 17 Wohnungen von 14 Beschuldigten durchsucht, die im Verdacht stehen, sich an rechten Übergriffen wie zum Stadtfest und anderen Straftaten beteiligt zu haben.

Information des libertären Netzwerkes zufolge hatten Stunden zuvor knapp 50 Personen aus dem Umfeld des lokalen Fußballvereins Dynamo Dresden an den Elbwiesen gefeiert und neben Fußballgesängen auch lautstark rechte Parolen gerufen und den Hitlergruß gezeigt. Teile der Gruppe zogen anschließend in die Äußere Neustadt und pöbelten über Stunden unter dem wachsamen Auge der Polizei auf der Alaunstraße Passantinnen und Passanten an. Die herbeigerufenen Beamtinnen und Beamten reagierten zunächst hilflos und stellten nach einem vermeintlichen Übergriff auf eine Gruppe englischer Fans die Personalien von einigen der zum Teil stark angetrunkenen Jugendlichen fest. Auch gestern kam es nach Augenzeugenberichten beim Public Viewing vor historischer Altstadtkulisse immer wieder zu rechten Pöbeleien und "Handgreiflichkeiten".

Seit der Fußballweltmeisterschaft 2006 finden sich im Party- und Szeneviertel Äußere Neustadt immer wieder tausende Menschen ein, um die Spiele zu sehen und anschließend auf den Straßen des Viertels zu feiern. Während es dabei vor sechs Jahren schon vereinzelt zu Übergriffen auf feiernde Fans anderer Länder gekommen war, griffen zur Euro 2008 knapp 50 vermummte Nazis mehrere Geschäfte sowie einige Besucherinnen und Besucher des Viertels an. Auch damals war die im Stadtteil anwesende Polizei untätig geblieben und hatte nach den Übergriffen nur schleppend ermittelt. Von den mutmaßlichen Tätern konnte aus diesem Grund lediglich der vermeintliche Drahtzieher ermittelt und später zu einer Haftsstrafe verurteilt werden, zahlreiche weitere an der Tat beteiligte Personen erhielten nur Bewährungsstrafen oder wurden freigesprochen.
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Ergänzungen

Partypatriotismus

Bald (Ex-)Neustädter 10.06.2012 - 21:32
Hier im Viertel passen die Idioten doch genau hin, mir ist fast keine Kneipe aufgefallen, die nicht Fußball gebracht hätte. Dazu wird dann möglichst natürlich noch alles in den drei Einheitsfarben geschmückt. Für Leute die darauf keine Lust haben, gibt es im Prinzip auch kaum "alternative" Ausgehmöglichkeiten. Und wenn dann sogar die letzten Reste netter Ausgehmöglichkeiten versuchen, ihr Kleingeld mit Fußball zu verdienen, dann braucht man sich über solche Idioten nicht zu wundern. Mir graut es vor der nächsten Woche, wenn man zum Stadtteilfest "Bunte" (sprich schwarz-rot-goldenen) Republik wieder mit der ganzen Fußballdemenz konfrontiert wird.

Partyrationalismus

Antifa 12.06.2012 - 10:38
Man fragt sich immer wo die ganzen Partypeople sind, wenn man wieder Menschen beleidigt oder wie im Fall oben angegriffen werden, für Zivilcourage scheint es auf jeden Fall nicht zu reichen. Der äußerst lesenswerte Artikel zum sozialpsychologischen Hintergrund der ganzen Feierei aus der aktuellen Jungle World erklärt das leider auch nicht.

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prolltage

ant 10.06.2012 - 19:59
in kreuzberg und friedrichshain war es in der nacht auch eher ekelig.

??

Neuköln 10.06.2012 - 21:26
Ist es das nicht immer?

+ Nazidemo

Altstädter 11.06.2012 - 00:48
100% Zustimmung für den bald-Ex-Neustädter. BRN & Fussballnationalismus ist ne eklige Mischung, noch dazu gibts die Nazidemo am 17.6. Ratet mal, wo die dann anschließend Fußball gucken...

Affenhügel

xy ungelöst 11.06.2012 - 03:30
vor zwei Jahren.

 http://bazonline.ch/ausland/europa/Autonome-klauen-DeutschlandFlaggen--bei-tuerkischen-Fans/story/22837051

Aber Vorsicht manche sind bereit sich zu Prügeln, für das Fähnchen.

10% Dynamo 90% Cottbus

Fußballer 11.06.2012 - 08:04
Hier ist einer aus der Gruppe: Budo & Crash OnE - Zeiten ändern sich

@ xy

z 11.06.2012 - 13:55
Soll das jetzt den Naziübergriff relativieren oder was? Mods, löschen die Scheiße!

kein Platz für Spaßverderber

Fussifan 12.06.2012 - 09:28
Tja Leute, es ist EM und die Leute wollen Spaß haben. Das können weder ne Horde brauner Hools noch ein paar Fähnchen klauende Partypuper verhindern. Da müsst ihr jetzt einfach durch, wie jedes Mal im Sommer alle zwei Jahre. Kleiner Trost: Am 2. Juli ist alles vorbei.

so isser leider der mensch

@Antifa 12.06.2012 - 15:32
Daran siehste eben, dass "Partypeople" ganz normale Menschen wie alle anderen auch sind. Denn es ist nunmal leider Fakt, dass Zivilcourage keine besonders stark ausgeprägte menschliche Eigenschaft ist. Das zieht sich so durch die ganze Gesellschaft, vom HarziV-Empfänger zum Konzernbonzen, vom Antifa zum unpolitischen Stubenhocker, vom Intelektuellen zum Dummbrot ... Wenn Mut und Courage gefragt sind, sind die Menschen selten zur Stelle. Das ist so, wenn Nazipack Ausländer bedroht. Das ist so, wenn mal wieder Neuköllner Kids mit zu viel Testosteron jemanden in der U-Bahn zusammenfalten. Und das war leider auch so, als 2009 Jonas in Berlin von einem Nazi mit einem Bordsteinkick fast getötet wurde, während seine Kumpels die Hose voll hatten und abgehauen sind. Da bei "Partypeople" wahrscheinlich auch alles vertreten ist, was die Gesellschaft so hergibt (naja, Antifas werden wohl nicht so dazugehören), also die Frage, warum sollten die anders drauf sein? Ich sehe da keine spezielle Kategorie Mensch und bin sicher, dass unter Fußballfans genauso wenig Menschen mit Zivilcourage sind wie unter Fußballhassern.

hup holland hup

Frau Antje 13.06.2012 - 10:50
Ich halte das mit der Partypatriotismus ganz o.k.
Ihr Deutschen habt bei uns frohliche Oranjes sowieso schon das Image von Langeweilern die zu Feiern in den Keller gehen. Da solltet ihr wenigste zu WM und EM bei Dekoration versuchen mit uns mitzuhalten. Maar dat zal niet gelukken hahaha