Schwere rassistische Übergriffe in Dresden

indyteam dd 26.06.2008 13:11 Themen: Antifa
Knapp eine Stunde nach dem Finaleinzug der deutschen Mannschaft randalierten in Dresden mehrere dutzend Nazis unter den Augen zahlreicher Deutschlandfans in Partylaune im alternativen Szeneviertel Neustadt und griffen wahllos links zugeordnete Menschen an.
Nach dem EM-Halbfinale zwischen Deutschland und der Türkei kam es im alternativen Szeneviertel Neustadt zu schweren Ausschreitungen. Mehrere dutzend Nazis griffen mindestens drei türkische Imbisse an und verletzten dabei Menschen. Während in den Straßen türkische Fahnen verbrannt wurden und viele der so genannten alternativen Menschen in Sprechchören immer wieder "Wir hassen die Türkei!" skandierten, griff die anwesende Polizei nur sporadisch in die Szenerie ein. Auch zwei Stunden nach den Übergriffen fühlten sich die Einsatzkräfte nicht in der Lage, ein genaues Bild der Lage wiederzugeben und Anzeigen der Betroffenen aufzunehmen. Erstaunlicherweise wusste der Pressesprecher der Polizei schon am gestrigen Abend, dass die mutmaßliche Tätergruppe (Randalierer sic!) als gewaltbereit bekannt gewesen ist, während seine Kolleginnen und Kollegen auch auf Hinweise dass gerade vor ihren Augen türkische Fahnen verbrannt werden nur Nicken konnten und wollten.

Das Bild reiht sich ein in eine Kette von Versagen die nicht erst gestern nach dem von Deutschland 3:2 gewonnen Spiel angefangen hat. Nachdem bereits am Wochenende mehr als 500 randalierende Nazis mit "Deutschland den Deutschen!"-Rufen durch die Innenstadt rennen durften, äußerte ein Polizeisprecher auf Nachfrage sinngemäß, dass man da nichts machen kann, während die lokale Presse gleichzeitig das "erfolgreiche" Konzept der Polizei an dem Tag lobte. Nicht zu vergessen das alljährliche mediale Schweigen am 13. Februar, wenn wie jedes Jahr mehrere tausend Nazis aus ganz Europa auf einem für die Naziszene enorm wichtigen "Trauermarsch" durch Dresden laufen.
Sachsen und insbesondere Dresden bleibt ein Ort in dem das staatliche Gewaltmonopol nicht nur theoretisch obsolet geworden zu sein scheint. Während bei linken Demonstrationen immer wieder Leute festgenommen und verletzt werden, bleibt beim Thema "Rechtsextremismus" der Polizeiknüppel auffällig oft ungenutzt.

Das sind Bilder die zusammengesetzt an Zustände wie Anfang der 90er erinnern lassen, als ausländerfeindliche Krawalle in Deutschland an der Tagesordnung waren und diese Umstände zur faktischen Abschaffung des Rechts auf Asyl geführt haben. Wir haben keinen Lust, dass sich Geschichte wiederholt und fordern ein Ende des Fußball-Party-Nationalismus nicht nur in Dresden.

Solidarität mit allen Betroffenen!
Schaut nicht weg! Wehrt Euch gegen rassistische Gewalt!
Kein Fußball für Faschisten!

Links:
Zeitungsartikel aus der Welt
Pressemitteilung der Polizei
Zeitungsartikel aus der sächsischen Zeitung
Antifa Dresden

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Ergänzungen

infos

nkotbb 26.06.2008 - 13:28
die angreifer kamen scheinbar nicht zum ersten mal aus der dynamo-kneipe "acki's bierbar" am straßburger platz und sind von dort in die neustadt gefahren.

fight facism!

Ein Traum von Postfaschismus

Leipzig 26.06.2008 - 14:00
Der deutsche Sonderweg im Fußball und die Intimisierung der Nation

Während der aktuellen Fußball-Europameisterschaft der Männer mühen sich die Landsleute einmal mehr um gute Laune aus nationaler Verpflichtung. Alles soll wieder werden wie 2006, als mit teutonischem Furor deutsche Lockerheit inszeniert wurde.
Deutschland geil zu finden, erscheint inzwischen als der ultimative Ausdruck postnazistischen Nationalbewusstseins – irrer Einstand von kulturindustriellem Thrill und gemeinem Wohl, der auf Obszöneres geht als kaltes Vergessen. In einem Atemzug wird der Ausgang eines Elfmeterschießens mit dem Leben nach Auschwitz abgehandelt: »Trotz unserer Vergangenheit«, so die stereotype Leier, könne man, dank 23 mäßig begabter Kicker, »endlich wieder« »stolz auf Deutschland« sein. So verwandelt sich jede schwarz-rot-goldene Lappen wedelnde Fanfestmasse zwanghaft in einen kollektiven Gesamtwalser. Wehe also den ewigen Miesmachern und »Bedenkenträgern« (Kicker), die uns den Spaß verderbern wollen.
Grund also, sich jenem deutschen Sonderweg im Fußball näher zu widmen, welcher von den völkischen Reinheitsvorstellungen des Deutschen Fußballbunds bis zu Sönke Wortmanns Traum von einem rot-grünen »Wunder von Bern« führt. Gehen soll es dabei u.a. darum,
- wie im ständigen Gerede über jene »deutschen Tugenden« namens Fleiß, Kampfgeist und Siegeswillen, das nationale Selbstgespräch aktualisiert und auf ewig fortgeführt werden kann;
- wie dieser verdruckste Stolz auf die eigene Unzulänglichkeit dem Ressentiment gegen Geist und Geld, gegen »brotlose Künstler« und »satte Millionäre« eine neue Heimstatt zu geben vermochte;
- wie im inzwischen hochsexualisierten Fanspektakel – an dem ja nunmehr, wie überall stolz verkündet wurde, beide Geschlechter teilhaben – sich der Beitrag des Fußballs zum postfaschistischen Erfolgsgeheimnis vollendet: die Intimisierung der Volksgemeinschaft;
- und inwiefern das Spiel selber seiner deutschen Inszenierung zwar einerseits entgegenkommt, andererseits aber doch um so vieles schöner sein könnte, wenn die Landsleute nicht ständig alles kaputt machen würden.


Fr. 27.06.2008 Diskussionsveranstaltung 19:00 Uhr

Leipzig B12 Braustr. 20

Hannover

Nazis raus 26.06.2008 - 14:06
In Hannover nahm die Polizei 20 Rechtsradikale in Gewahrsam, die beim Fan-Fest wiederholt rassistische Parolen skandierten. Gegen sie werde nun wegen Volksverhetzung ermittelt. In Köln nahm die Polizei eine Gruppe Hooligans fest. Die Männer seien als äußert gewaltbereit bekannt und hätten immer wieder Schlägereien angezettelt, teilte die Polizei mit.

fotos

surfer 26.06.2008 - 14:35






Antintionalistischer Em-Song

Cosanostra 26.06.2008 - 14:50
Schaut mal diesen Antinationalistischen Rap Song hier an.
(Gibt auch einige interessante Reaktionen)
 http://youtube.com/watch?v=oSheXtAea5Q

DDP-Meldung zum Nazi-Überfall

mein name 26.06.2008 - 15:05
www.ad-hoc-news.de/Aktuelle-Nachrichten/de/17927744/Das+waren+Nazis

«Das waren Nazis»
Vorsichtig hebt Sagir Ercan die mehrfach gesprungenen Scheiben aus den Laufschienen am türkischen Imbiss. Er stellt sie neben den Eingang des Lokals am Dresdner Albertplatz. Im Inneren riecht es streng nach Chlor.

Aktuelle Nachrichten - Dresden (ddp-lsc). Vorsichtig hebt Sagir Ercan die mehrfach gesprungenen Scheiben aus den Laufschienen am türkischen Imbiss. Er stellt sie neben den Eingang des Lokals am Dresdner Albertplatz.
Im Inneren riecht es streng nach Chlor. Seit den Morgenstunden ist ein Kollege mit Aufräumarbeiten beschäftigt, nachdem am Vorabend mehrere Randalierer im Anschluss an den Sieg der deutschen Fußball-Elf beim EM-Halbfinale gegen die Türkei in dem Lokal gewütet hatten. Auch in der angrenzenden Alaunstraße ist die Scheibe eines Imbisses beschädigt worden. Wenige Meter weiter in der Neustadt haben die Randalierer die Fensterfront eines türkischen Cafés komplett zerstört. Mindestens zwei Personen wurden verletzt.

Am Tag danach herrscht wieder scheinbar normale Betriebsamkeit im Viertel. Nach und nach öffnen die zahlreichen Geschäfte. Viele junge Eltern gehen mit ihrem Nachwuchs in der Sonne spazieren. Die deutschen, italienischen, mexikanischen und asiatischen Lokale haben größtenteils noch geschlossen. Am Vorabend hatten hier noch mehrere Tausend Fußballanhänger friedlich das EM-Halbfinale verfolgt.

Auch im Arzu Bistro verfolgten rund 100 Gäste die Partie. «Da waren Deutsche, Türken und Araber», sagt Ercan. Alles sei friedlich gewesen - bis eine Viertelstunde nach Spielende: «Gegen 23.00 Uhr stürmten plötzlich 20 oder 30 vermummte Personen den Platz vor dem Lokal», erinnert er sich. «Das waren Nazis», ist sich Ercan sicher. Flaschen und Steine flogen gegen die Scheiben. Tische und Stühle wurden ins Lokal geworfen. Die Gäste flohen. Ein Molotowcocktail habe einen Angestellten verletzt, erinnert sich Ercan. «Zum Glück hatte er nur einen Brandfleck am Hemd.» Ein libanesischer Gast sei durch eine Flasche am Kopf getroffen worden. «Es war wie Krieg der Welten», erzählt ein Kollege Ercans. «Das waren keine Fußballfans.»

Die Neustadt ist ein links-alternatives Viertel. Eigentlich. «Doch wenn man genauer hinschaut, finden sich in den Fenstern einiger Wohnungen auch andere Zeichen», sagt eine junge Mutter. So genau kenne sie sich aber mit den Symbolen Rechtsextremer nicht aus, schränkt sie plötzlich ein. Die Frau wohnt mit ihrer Familie über dem türkischen Café, dessen Front zerstört wurde. Von der Randale habe sie nichts mitbekommen. «Laut ist es hier jede Nacht und natürlich wurde auch auf den Straßen gesungen nach dem Sieg der Deutschen», erzählt sie weiter.

Der Bruder des Café-Betreibers erzählt, dass am Abend die Randalierer die Scheiben eintraten und einen Molotowcocktail ins Lokal warfen. Verletzt wurde niemand. «Zwei deutsche junge Männer haben die Polizei alarmiert und uns geholfen», erzählt der Mann. Seit acht Jahren wohne er in Dresden. «Aber das habe ich noch nicht erlebt», sagt er. Das Café soll schnell wieder öffnen. «Das ist doch unser Einkommen», erklärt er schüchtern. Erst am Donnerstagnachmittag wollte er seinen Bruder über den Vorfall vom Vorabend informieren. Dieser weilt gerade im Türkei-Urlaub.

Die Übergriffe hätten nur wenige Minuten gedauert, sagt Ercan. Und auch die Besitzer der anderen betroffenen Lokale, die aus Angst vor weiterem «Ärger» ihre Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, erinnern sich, dass der Spuk schnell wieder vorbei war. Doch die Polizei sei erst nach gut einer Stunde gekommen, erzählt Ercan. Wie er das finde? Er wolle die Polizei nicht vorverurteilen - und wisse auch nicht, wer sie überhaupt wann gerufen habe. Die Beamten hätten dann die Schäden gefilmt. «Die Randalierer waren zu diesem Zeitpunkt natürlich schon längst wieder weg.»

Der Wirt eines Imbiss-Lokals in der Alaunstraße will gar nichts erzählen. An der Scheibe seines Gastraums ist deutlich der Einschlag eines Steines zu sehen. Die Dresdner Opferberatung für Betroffene rechter Gewalt will in Erfahrung gebracht haben, dass auch Passanten, die sich den Angreifern in den Weg gestellt hätten, von diesen attackiert und verletzt worden seien. Die Polizei wollte sich erst am Donnerstagnachmittag äußern. Noch in der Nacht hatte sie lediglich von Ermittlungen wegen Landfriedensbruch, nicht aber von fremdenfeindlichen Übergriffen gesprochen.

Ercan hofft, dass die Versicherung die Schäden übernimmt. Den Imbiss gibt es seit 1992 am Albertplatz, er selbst arbeitet seit zwei Jahren in dem Lokal. Neben ihm steht seine schwangere Frau. Sie sei froh, dass ihr Mann und seine Kollegen sich während der Randale sofort in den hinteren Bereich des Lokals zurückgezogen haben, sagt sie. Ercan schaut zu Boden. Hinter ihm wischt ein Kollege wiederholt über die Arbeitsfläche. Dann preist er wieder lautstark Kebab an.

(ddp)

Bericht aus Kreuzberg

Radio Corax 26.06.2008 - 15:20

netz-gegen-nazis.com

hansi 26.06.2008 - 16:22
Seit Tagen schon hatten Neonazis und Hooligan-Gruppen in einschlägigen Internet-Foren dazu aufgerufen, zum Halbfinale auf Fanmeilen gewalttätige Auseinandersetzungen mit türkischen Fans zu provozieren. "Mich kotzt das alles an, Türken mit BRD-Fähnchen, liebes Multikulti-Toleranz-Herumgeheule", hieß es zum Beispiel auf einer Szene-Seite.

Von Johannes Radke

Der von den Rechtsextremen erhoffte "Bürgerkrieg mit Massenschlägereien und Türken-Klatsche" fand gestern Abend freilich nicht statt. Zu einzelnen Übergriffen kam es dennoch - obwohl die deutsche Nationalelf gewonnen hat. Während in den meisten deutschen Städten türkische und deutsche Fans gemeinsam feierten, gab es in Dresden, Leipzig und Chemnitz rassistische Ausschreitungen - in Sachsen also, dem Stammland der NPD.

In der Dresdner Neustadt verwüstete eine Gruppe von rund 30 vermummten Randalierern einen türkischen Imbiss und zerstörte bei zwei weiteren Döner-Läden die Fensterscheiben. Die beiden türkischen Betreiber eines Geschäfts erlitten Verletzungen und mussten medizinisch versorgt werden. Wie die Polizei berichtete, warf die Menge mit Flaschen, Steinen und Böllern auf die Imbissbuden und verbrannte eine türkische Fahne. Szene-Kenner vermuten, dass es sich bei den Angreifern um Hooligans aus dem Umfeld des FC Dynamo Dresden handeln könnte. Der Verein ist für seine rechtsextremen Problemfans bekannt.

"Wir hatten mit Gewalt gerechnet", sagt Kati Lang von Opferberatungsstelle RAA-Dresden, "dass es aber zu gut geplanten Angriffen durch organisierte Neonazis kommen würde, hätten wir nicht gedacht" Lang musste mit ansehen, wie die als Rechtsextremisten erkennbaren Täter sich sammelten, auf Kommando vermummten und dann auf den ersten Döner-Laden losstürmten. Kati Lang war es auch, die per Handy die Polizei rief. "Es waren chaotische Szenen, ein deutscher Fan, der sich den Neonazis in den Weg stellte wurde einfach niedergeschlagen", erzählt Lang. Am meisten hat sie verwundert, dass die ersten Polizisten erst rund 30 Minuten nach ihrem Notruf aufgetaucht sind. Bis dahin sei kein einziger Beamter zu sehen gewesen. "Ich kann einfach nicht verstehen, dass die Polizei überhaupt nicht auf die Situation vorbereitet war, die kennen doch die örtliche Nazi-Szene."

Die Polizei wurde von dem Angriff offenbar überrascht. Mit insgesamt 200 Beamten ging sie schließlich gegen Randalierer in der Dresdener Innenstadt vor. Elf Personen wurden in Gewahrsam genommen. Den Festgenommenen wirft die Polizei unter anderem Körperverletzungen und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vor. Die Täter, die die Imbissbuden attackiert haben, sollen sich aber nicht unter ihnen befinden. Die Polizei bittet jetzt Zeugen sich zu melden.

Auch in Leipzig kam es nach dem Abpfiff zu Schlägereien zwischen deutschen und türkischen Fans. Rund 30 Personen haben sich laut Polizei an den Auseinandersetzungen beteiligt. Mehrere Personen hätten Schnitt- oder Platzwunden davon getragen. In Chemnitz gingen Hooligans auf Polizisten los. Sechs Beamte wurden verletzt und mehrere Polizeiautos beschädigt.

Der innenpolitische Sprecher der Bündnisgrünen im Sächsischen Landtag, Johannes Lichdi, zeigt sich schockiert über die Gewalttaten. "Diese unappetitliche Mixtur aus Hooliganismus und Fremdenhass schadet Sachsen genauso wie die Erfolge rechtsradikaler Parteien oder der Alltagsrassismus", so Lichdi. Die Angriffe auf türkische Mitbürger seien eine Schande für Sachsen.

Polizeibericht

... 26.06.2008 - 17:34
Aus dem Polizeibericht:

"Die rund 200 eingesetzten Polizeibeamten von Bundespolizei, sächsischer Bereitschaftspolizei und Dresdner Polizei mussten elf Personen in Gewahrsam nehmen. Von ihnen waren Störungen ausgegangen, d. h. sie hatten sich Platzverweisen widersetzt oder Straftaten begangen (Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz)."

Alles klar: Neonazis versuchen, ein Progrom anzuzetteln und die Polizei taucht 30 Minuten nicht auf. Dann verhaftet sie Leute wegen Widerstandes (wir wissen ja, wie das läuft, Widerstand geht ja eigntlich nur, wenn man bereits von Cops angegangen wurde) und weil sie ne Tüte rauchen. Super.

Würde mich mal echt interessieren, wer da verhaftet wurde und ob da linke dabei waren.

auch in Leipzig rassistische Vorfälle

Beobachter 26.06.2008 - 17:36
Auch in Leipzig kam es teilweise zu rassistischen Äußerungen von Deutschlandfans.
Während es in der Innenstadt mehrfach zu körperlichen Auseinandersetzungen kam zog ein "feiender" deutscher Mob durch den Norden der Stadt und skandierte Sprüche wie "Wer Deutschland nicht liebt muss Deutschland verlassen" oder "Galata, Galata, Galatasaray, Fenerbahçe Istanbul, wir hassen die Türkei".
Für anhaltende Autofahrer und aus dem Fenster schauende Anwohner war dies allerdings kaum ein Grund um nicht mit den Mob zu feiern.Lediglich einer beschwerte sich über den Lärm und bekam dafür sogar eine blutige Nase verpasst.Die nun anrückende Polizei hielt es allerdings nicht für nötig gegen die gewaltbereiten und teilweise vermummten "Fußballfans" vorzugehen.So konnten in Ruhe weiterhin ausländerfeindliche Parolen skandiert und Flaschen nach nicht mitfeiernden Passanten und Autofahrern geworfen werden.

Nach ca. 1 1/2 Stunden war der Spuk vorbei und die Straßen wieder ruhig.

Aber wen wundern solche Vorkommnisse,wenn selbst das Fernsehn im Stadion auf so tolle Transparente wie "Ein Land,ein Ziel,ein Finale" (wir erinnern uns an "Ein Volk,ein Reich,ein Führer"), schalten,während die Nationalhymne gesungen wird.

Die rassistischen Übergriffe sind nicht das Ergebnis von irgendwelchen Hooligans oder Rechtsextremen.Sie sind das Ergebnis eines zelebrierten Nationalismus!

Eines angeblichen "Wir-Gefühls",dass uns über alle anderen erheben soll.

Ein Land, ein Ziel, ein Finale?
Ohne uns!
Nationalismus die rote Karte zeigen!

es waren keine mehrere dutzend nazis

eher zwei dutzend 26.06.2008 - 19:03
würd ich schätzen. in der allgemeinen hektik und unter den vielen menschen war die situation aber recht schwer zu überblicken.
erschreckend, wie dreist die faschisten mittlerweile sind. unter hunderten von menschen wüteten knappe 20 vermummte mit teleskopschlagstöcken und die meisten schauten zu.
eine art progromstimmung konnt ich allerdings nicht beachten. einzelne fielen durch rassistische sprüche auf, der größere teil verhielt sich aber friedlich. und obwohl das "deutschland, deutschland"-gegröle unüberhörbar war, stellten sich diejenigen brav am döner an.

Interview mit Betroffenem

coloRadio 26.06.2008 - 21:16
Interview mit Cengiz Özkaya, Chef des Arzu-Döners am Dresdner Albertplatz zu dem gezielten Überfall am 25.6.08 nach dem EM-Spiel:

 http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=23050

Polizei?

Beobachter 26.06.2008 - 22:25
Interessant ist auch die Rolle der Polizei an diesen Abend. Trotz Warnungen von verschiedensten Institutionen waren zum Tatzeitpunkt keine Kräfte am strategischen Ort Albertplatz. Ein Polizeisprecher behauptete, dass der Fokus auf der Absicherung der Public-Viewing-Bereiches am Elbufer lag. Tatsächlich waren aber laut Augenzeugenberichten nur gezählte 8(!!!)Polizisten am Elbufer. Der große Rest wartete an der Schießgasse auf der anderen Elbseite darauf, dass etwas passiert.

nazis in hamburg beobachtet

ich hab fotos 26.06.2008 - 23:38
ich habe nazis auf der veranstaltung in hamburg auf dem heiligengeistfeld mitbekommen. insgesamt waren vereinzelte leute sichtbar dem rechten spektrum zurechnen können. unter anderem ein acab-nazi mit sonnenbrille. dann noch ein paar fitnessstudiotiere. und eben einige leute, die stress in einer großen ansammlung türkischer fans machen wollten. ich beschreibe dann mal ebend, was da so ablief.

da kamen aus richtung der würstchenbuden durch die masse 2 leute mit schwarzen caps und springerstiefeln. 2 gingen dann zu einer ansammlung türkischer jugendlicher fans und provozierten dort nach einigem rumstehen. was genau passiert ist, konnte ich jedoch nicht ausmachen. jedenfalls wurden sie dann von den türkischen fans bestimmt weggeschickt. sie blieben jedoch und es gab dann nach 10 minuten nochmals ärger. jedoch keine auseinandersetzungen, sondern nur böse gesichter. der eine nam dann die cap ab. hatte längere haare, die eher nach einer irokesen-frisur aussahen. jedenfalls hab ich ein foto von dem kerl. leider ist nicht so viel zu sehen. interessant ist jedoch, dass auf dem foto zum gleichen zeitpunkt der stresserei eine weitere person ein paar meter antfernt zu sehen ist, die wohl irgendwie die aufmerksamkeit der leute auf sich zog. ich kann nicht sagen wodurch. es war auf jeden fall keine "positive" aufmerksamkeit und sah aus als würde es in einer schlägerei enden, was jedoch nicht passierte. hatte auch eine schwarze cap auf. es schien wohl eine geplante sache zu sein, da der punkt, wo die türkischen fans provoziert wurden eine erhöhung in form eines gitters hatte, auf dem die fans erhöht standen. außerdem hatten zuvor 2 rechte schüler aus hamburg-schnelsen angekündigt bei dem public viewing etwas zu starten.

falls begründetes interesse zu den persönlichkeiten aus schnelsen besteht: nachfrage


auf den fotos sind die blau umrandeten die, um die es ging. den rest habe ich unkenntlich gemacht, da sie damit wohl eher weniger zu tun hatten und ich nicht weiß, ob sie hier erkannt werden möchten. die rosane farbe hat also keinen politischen hintergrund - es geht mir einfach um die persönlichkeitsrechte dieser menschen. dann noch einige weitere symbolträchtige bilder. deutschland und türkei arm in arm. und ein schreckensbild für alle arschlöcher. eine türksiche fahne und im hintergrund ein hamburger wahrzeichen. ansonsten habe ich mich auch über die vielen afrikanischen besucher/innen gefreut.


und am ende nochmal ein bisschen werbung  http://camp08.antira.info/

die bilder

sorry, für doppelpost 26.06.2008 - 23:42
technisches versagen meinerseits.

bessere auflösung

ablichter 27.06.2008 - 00:01
hier noch einmal die bilder in höherer auflösung. indymedia hat die wohl verkleinert.

 http://img120.imageshack.us/img120/2999/dsci0359eh1.jpg

 http://img120.imageshack.us/img120/5814/dsci0360ig9.jpg

Medien-Versagen

Momo 27.06.2008 - 01:19
Tagelang wurden wir mit Fernsehberichten bombardiert, in denen Krawalle von türkischstämmigen Fans beschworen wurden, falls die türkische Elf gegen die deutsche verliert.
Obwohl es doch schon Tage vorher viele Anzeichen für organisierte Nazi-Übergriffe gab, konzentrierten sich die Reportagen auf herbeihalluzinierte Gefahr durch MigrantInnen.

Ein treffender Kommentar zu diesem unverhohlenen Rassismus in den Medien findet sich hier:
 http://www.sportswire.de/2008/06/nachspiel/

Nachrichten aus Fernost

Meier 27.06.2008 - 13:10
Magdeburg: Insgesamt wurden in der Nacht zwei Fans nach Rangeleien untereinander leicht verletzt. Zwei Polizeiautos wurden durch Flaschenwürfe beschädigt. Zwei Beamte erlitten ebenfalls durch Flaschenwürfe leichte Prellungen. Es gab fünf vorläufige Festnahmen.
Im Bereich der gesamten Polizeidirektion Nord, also im Großraum Magdeburg, dem Harz und der Altmark zusammen, waren mehr als 200 Beamte im Einsatz. Es gab zwölf Festnahmen. Sechs Fans landeten im Verhinderungsgewahrsam.

In Halle wo etwa 2500 Fans den Innenstadt-Bereich bevölkerten wurden einige der 100 eingesetzten Beamten mit Pfefferspray, Steinen und Flaschen attackiert. Eine Polizistin erhielt sogar einen Faustschlag ins Gesicht. Einige Straßen waren aufgrund zerschlagener Flaschen zeitweise unpassierbar, sodass noch in der Nacht der Räumdienst eingesetzt werden musste.

widerstand

gabs doch 27.06.2008 - 13:38
also um kurz einige sachen klar zu stellen, es gab durchaus linke die sich dem treiben in der dresdner neustatd widersetzt haben. Das problem ist nicht das irgendeine linke versagt hat, das problem ist das die gesellschaft im spektakel fussball em versagt. Nur wenige setzen sich inhaltlich mit den alltäglichen rassismen auseinander und noch weniger menschen tun etwas dagegen.

Um das ganze auch etwas abzurunden, nazis und hooligans mischten sich im sogenannten szeneviertel neustadt, was derzeit nicht wirklich mehr ist als eine konsumorientierte kneipenmeile (siehe gentrifizierung von stadtvierteln), unter friedliche fussballfans. Sie skandierten sprüche und heizten die menge auf und gingen hierraus dann "legitimiert" auf anders aussehende und andersdenkende menschen los. Aber auch hier gab es wie es eben möglich war eindämmversuche und auch dem ein oder anderen nazi aufs maul.

bleibt abzuwarten wie der sonntag im streichelzoo dresdner neustadt ausgehen wird.
aber eins sei gewiss nazis bekommen auch hier noch auf die fresse!

interviews zur Situation in Dresden

ab 27.06.2008 - 15:12
Interview mit Cengiz Özkaya, Chef des Arzu-Döners am Dresdner Albertplatz zu dem gezielten Überfall am 25.6.08 nach dem EM-Spiel.
 http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=23050

Interview mit Kati Lang von RAA-Sachsen / Opferberatung zu den rassistischen Übergriffen nach dem EM-Halbfinale am 25.6.2008 in Dresden.
 http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=23048

Katharinenstraße

der Eine 30.06.2008 - 00:31
Ich muss jetzt mal ein paar Worte zu meiner Verteidigung verlieren.

Und zwar war ich am besagtem Abend vor der Scheune, und das erste was ich gesehen hab waren schwarz Vermummte, die angefangen haben zu rennen. An sich jetzt nicht so ungewöhnlich.

Danach gab es noch mehr schwarz Vermummte die am Babos vorbei rannten, und Stühle und Böller warfen. Allerdings war die ganze Aktion nach ca. 10 Sekunden vorbei.

Und beim besten Willen, man braucht mehr als 10 Sekunden um zu realisieren was da gerade abläuft. Die Faschos waren da schon längst in den Tiefen der Katharinenstraße verschwunden.
Ich muss auch dazu sagen, das nicht einer der ca. 30 Leute einen Ton von sich gegeben hat. Das gehörte wohl zur Taktik, da sie befürchtet mussten (zu Recht) das, wenn sie lauthals rechte Parolen skandieren, ihr Treiben in der (linken) Neustadt doch schneller zu Ende sein würde als gewollt.

Ca. 30 Minuten später waren ca. 10 Polizisten an der Ecke Louisenstraße und haben da nach rechtsextremen Fußballfans Ausschau gehalten. Die waren dann auch ziemlich verduzt, als ich ihnen erklärt hab das sie nicht unter den Fans suchen brauchen, sondern nach Vermummten Ausschau halten müssen. Mit anderen Worten, die hatte keinen Plan!

Anders ist es auch nicht zu erklären das 30-40 schwarz Vermummte, die zuvor mehrere lokale attackiert haben, unerkannt vom tatort verschwinden können.

Meine Bitte wäre wirklich, nicht vorschnell zu urteilen, sofern man nicht dabei war. Die Nazis hatten das schon als (nennen wir es mal) "Schnell hin und schnell wieder weg"-Aktion geplant, und hatten den Überraschungsmoment absolut auf ihrer Seite.

In diesem Sinne, antifaschistische Grüße aus der antifaschistischen Neustadt!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 9 Kommentare an

kotz — brechreitz

Spontandemos — überall

kein hilfe? — Alerta

Konzept Neustadt — Mike

Versagen??? — Egal

@egal — hmmm

danke, mike... — xxx