FU Berlin: Protest gegen restriktive Reform

white rabbit 04.06.2012 21:36 Themen: Bildung Soziale Kämpfe
„RSPO – ab ins Klo!“ – Protestaktion im Rahmen der „Langen Nacht der Wissenschaften“

Am Samstag, 2. Juni, wurde an der FU Berlin die „Klügste Nacht des Jahres“ (Werbung) gefeiert. Begleitet wurde das Selbstdarstellungs-Event von einer Protestaktion kritischer Studierender. Sie nutzten den Rahmen, um anwesende Dozierenden, Gäste und Presse über die geplante „Rahmen- und Studienprüfungsordnung“ (RSPO) – ein Bündel extrem restriktiver, unsozialer und studierendenfeindlicher Regelungen – zu informieren und auf den bereits angelaufenen Protest dagegen aufmerksam zu machen.
Unter dem Motto „RSPO – ab ins Klo!“ zog ab dem frühen Abend eine frenetische Meute Studierender über den Campus. Mit Transparenten, fahrbarem Soundsystem und Bierkasten machten sie sich auf den Weg und besuchten die überall in Dahlem verstreuten Institute. Zwar durften sie ihre eigene Universität ohne Eintrittskarten nicht betreten. Doch auch vor den Gebäuden gelang es dem bunten Aufzug mit Flyern und Transparenten ein breites Publikum anzusprechen. Später fand der bunte Zug , der so gar nicht dem glatten Bild und der Volksfestatmorsphäre dieses Tages entsprach, doch noch einen unverschlossene Seiteneingang und provozierte mit ihrer Gegendarstellung der FU auch im Hauptgebäude ebenso irritierte, wütende wie zustimmende Reaktionen.

Mit der RSPO soll ein zentraler Überwachungs- und Bestrafungsmechanismus installiert werden. Sie steht im Kontext der neoliberalen Umstrukturierung der Hochschule – und ist insofern Teil der gesamtgesellschaftlichen Dynamik von zunehmender Kontrolle, Arbeitszwang und Verschlechterung von Arbeitsbedingungen. „Es geht um die Beseitigung vieler Regelungen – nämlich um nahezu alles, was in den Bildungsprotesten der letzten Jahre mühsam erstritten worden ist“, sagt dazu eine hochschulpolitische Referentin des AStA FU.

Doch nicht nur formal, auch inhaltlich ist das Vorhaben ein Skandal. Die Reform ist vom Präsidium im Alleingang erarbeitet worden. Und wären Aktivist_innen und Studierendenvertreter_innen nicht auf inoffiziellem Wege vorher bereits alarmiert worden, hätte dieses Vorgehen wahrscheinlich zum Erfolg geführt. Denn es bleiben kaum drei Wochen, bis sie beschlossen werden soll. Mittlerweile aber hat sich ein breites Netzwerk dagegen organisiert.

Am 6.6.12 wird es daher eine studentische Vollversammlung an der FU geben. Hier soll es allerdings nicht nur um die RSPO gehen. Ein studentisches Mitglied des Akademischen Senats der FU: „Es ist ein Punkt erreicht, an dem das Demokratiedefizit an der FU einen solchen Grad erreicht hat, dass wir Studierende dies nicht länger einfach hinnehmen dürfen“.

Pressemitteilungen zu den bisherigen Ereignissen:
 http://www.astafu.de/node/149
 http://www.astafu.de/node/153
 http://www.astafu.de/node/154
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Ergänzungen

Das ist Wissenschaft, Baby!

Rausgemobbter Studi 04.06.2012 - 22:19
Die FU ist eines der Zugpferde einer globalen Universal-Wissenschaft, die einzig und allein dem Zweck dient, die sogenannte Weltwirtschaft in den Ruin zu treiben. Die Dozentinnen und Mitarbeiterinnen werden teilweise noch nicht einmal angemessen bezahlt, sind jedoch völlig System-konform unterwegs und brüsten sich mit ihrem sozialen Status, um den gesellschaftlichen und familiären Ansprüchen in Deutschland bzw. der westl. Hemisphäre gerecht zu werden.

Wer hats erfunden?

Kontroverso 04.06.2012 - 22:26
Richtig, die Politik. Vor allem in Gestalt der Partei "Die Linke", welche in Berlin ein Jahrzehnt mit am Ruder war. Mal ganz abgesehen von den geräumten Hausprojekten, der Liegenschaftsfondspolitik und dem Umgang mit Mieter_innen und Hertz4 Empfänger_innen hat es diese sog. "Linke" zehn Jahre lang nicht fertig gebracht etliche sozialselektive Maßnahmen aus dem Berliner Hochschulgesetzt zu entfernen (z.B. Zwangsberatung) Vielmehr hat sie die Regeln dafür noch verschärft und tut dann so, als ob Studienauflagen, welche bei Nichterfüllung automatisch zur Exmatrikulation führen, eine soziale Errungenschaft wären, weil man die Studierenden bei der Zwangsberatung ja auch irgendwie ein stückweit "berät".

Von den katastrophalen Zugangs- und Zulassungsregeln will ich erst gar nicht anfangen.

Wen es interessiert, Huch! 68, S. 4
 http://www.refrat.de/huch/pdf/HUch68.pdf