Schiffstransport von Obrigheim nach Lubmin

Ostseebaderin 24.05.2012 11:50 Themen: Atom Ökologie
Der Atommüll-Transport vom AKW Obrigheim, startete am 24. Mai zum Zwischenlager Nord. Die vorraussichtliche Ankunft im Industriehafen Lubmin ist am 4. Juni, könnte auch eher sein. Die Route per Schiff ist noch nicht klar. Das Zugschiff heißt "Edo" und zieht das Schubschiff "Lastdrager 40". Es ist halb bis dreiviertel mit ca. 4 größeren Teilen à 2x10m beladen, welche mit weißen Planen überdeckt sind.

Der letzte Transport mit dem Schiff von Obrigheim nach Lubmin (Ende September /Anfang Oktober 2008) brauchte zehn Tage und lief => über den Neckar => über den Rhein => an der Ruhr vorbei => weiter aus dem Rhein in den Dortmund-Ems-Kanal => dort Abzweigung in den Mittellandkanal Richtung Berlin => Elbe-Havel-Kanal => Havel => Oder-Havel-Kanal => Oder => Stettiner Haff => Peenestrom => Ostseeküste => Zwischenlager Nord.

Transportiert werden Dampferzeuger und Pumpen, die in Lubmin zerlegt werden sollen. Nach Angaben von EnBW, Betreiber des AKW Obrigheim, soll der Atommüll danach wieder nach Obrigheim zurücktransportiert werden.
Es gibt gute Gründe gegen den Atommüll-Schiffstransport, Und zwar Folgende:

1. Zwischen(-dauer)lager
Die Betreiber des Zwischenlagers, Energiewerke Nord GmBH (EWN), dürfen atomaren Fremdabfall nur fünf Jahre als Pufferlagerung in Lubmin zwischenlagern. Dagegen haben sie Klage gegen das Land M-V eingereicht, um eine unbefristete Lagerung zu erzielen. Außerdem möchte EWN das Lager ausbauen, um weiteren Platz für Atommüll zu schaffen. Der Schiffstransport zementiert damit ein Dauerlager für Atommüll, da es nirgendwo ein sicheres Endlager gibt. Es handelt sich also nicht um die letzten Transporte, wie einst von der Politik versprochen, sondern erst um den Anfang einer neuen Runde des Atommüll-Tourismus.

2. Wer setzt Standards bei der Atommüllentsorgung?
Die Energiewerke Nord (EWN) sind nicht nur eines der führenden Stilllegungsunternehmen für AKWs, sondern auch eng verwoben mit der deutschen Atomlobby. Sie sind ausführendes Organ, stellen gleichzeitig aber auch die Experten, um festlegen, was als technisch machbar gilt (z.B. Sicherheitsmaßnahmen, Grenzwerte, uvw.). Frittierfett muss nach unabhängigen TÜV-Standards entsorgt werden. Für Atommüll setzt sich die Atomindustrie die Standards selber. Diese Billig-Entsorgung wird beim Rückbau des AKW Lubmin deutlich, wo die Gebäude weitere 50 Jahre einfach stehen gelassen werden.

3. „Freimessen“
Der angelieferte Atommüll aus Obrigheim soll im Zwischenlager Lubmin zerlegt und konditioniert werden. Dies ist ein lukratives Geschäft. Dank der hohen Grenzwerte für Strahlung können die Strukturteile nach einer Reinigung “freigemessen” werden und in den konventionellen Rohstoffkreislauf geführt werden. Die Teile strahlenden dann noch immer – nur unterhalb der geltenden Grenzwerte. In M-V wird der „freigemessene“ Atommüll auf die Deponie Ihlenberg transportiert, von wo er dann wieder in Umlauf gerät (z.B. Straßen-, Hausbau uvw.).

4. Fehlende Notfallpläne
Der Schiffstransport vom AKW Obrigheim ins Zwischenlager Nord geht als Binnenschiff über den Rhein und Mittellandkanal einmal quer durch Deutschland, bevor er über die polnisches Gebiet zur Ostsee gelangt und in Lubmin eintreffen wird. Angrenzende Gemeinden sind über diesen Gefahrenguttransport i.d.R. nicht informiert und im Falle einer Havarie schlecht oder gar nicht vorbereitet.

5. „Teuerster Anglerkai Deutschlands“
Der Lubminer Industriehafen hat allein 20 Mio.€ staatliche Förderung erhalten, allerdings zu keiner substanzieller Hafenaktivität beitragen. Der Kai gilt spöttisch als "teuerster Anglerkai Deutschlands". AtomkraftgegnerInnen sahen von Anfang an die Gefahr, das Atommüll, auch aus dem Ausland, nun leicht und protestarm nach Lubmin geschafft werden kann.
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Ergänzungen

Wir stellen uns quer!

shipstopper 24.05.2012 - 12:31
Angemeldete Kundgebungen:
2. Juni, 12-14 Uhr Greifswald, Fischmarkt
4. Juni, 16-18 Uhr Lubmin, Seebadzentrum

Atomkraftwerke auf dem Hausmüll

dump 24.05.2012 - 12:39

Ein NDR-Beitrag über den Atommüll auf der Hausmüll-Deponie in M-V gibt's hier:  http://www.ndr.de/regional/mecklenburg-vorpommern/akwschrott101.html

Foto vom Transport

BeobachterIn 24.05.2012 - 15:35

Route des Binnenschiffes

recherche 25.05.2012 - 08:51

Route des Binnenschiffes mit Atommüll vom AKW Obrigheim zu den Energiewerken Nord


Kursive Schrift Flüsse, Kanäle, Wasserstraßen

22. Mai AKW Obrigheim

24. Mai
Flußkilometer 0 km Obrigheim Hafen

Neckar

Rhein

25. Mai 180 km Mainz

275 km Koblenz

26. Mai 380 km Köln

Düsseldorf

465 km Duisburg

ab hier Rhein-Herne-Kanal

27. Mai Oberhausen

Gelsenkirchen

Herne

Castrop-Rauxel



ab hier Dortmund-Ems-Kanal

525 km Datteln

Lüdinghausen

28. Mai 590 km Münster Schleuse

650 km Hörstel


ab hier Mitteland-Kanal

Bramsche

29. Mai 715 km Bad Essen

Lübbecke

Hille

775 km Minden

Bückeburg-Schäferhof

Seelze

30. Mai 840 km Hannover-Nordhafen

Hannover-Anderten Schleuse

Sehnde

Peine

Braunschweig-Watenbüttel

905 km Wenden

Fallersleben

930 km Wolfsburg

Vorsfelde

Calvörde

1.000 km Haldensleben

31. Mai 1.020 km Magdeburg-Hohenwarthe

ab hier Elbe-Havel-Wasserstr.

Burg

Zerben Schleuse

Genthin

Wusterwitz Schleuse


Havel

1.090 km 1. Juni Brandenburg-Krakau Schleuse

Ketzin
ab hier weiter über Havel-Kanal Brieselang
oder Havel über Potsdam, Berlin-Spandau

1.165 km Henningsdorf (beide Routen)

Oder-Havel-Wasserstr.

Oranienburg

1.235 km 2. Juni Eberswalde

Niederfinow Schleuse

Hohensaaten
ab hier Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße über
1.305 km Schwedt
Gartz
oder die Oder/Odra (polnisch) über Kryznow, Debogora, Gryfino ( alles potentielle AKW-Standorte)

weiter über polnisches Staatsgebiet

1.360 km 3. Juni Stettin/Szczecin

Stettiner Haff/Zalew Szczecinski

Peenestrom oder Schwinemünde/Swinoujscie

1.450 km Zecherin/Usedom

Lassan


Achterwasser/Usedom

1.485 km Wolgast

Freest/Peenemünde

Greifswalder Bodden

1.520 km 4. Juni Lubmin Industriehafen

Mahnwachen

und Kundgebungen 26.05.2012 - 23:52
- Bereits um 8 Uhr am Sonntag morgen Spontan-Demo in Gelsenkirchen. "An den Schleusen" Schleuse 4/ Nähe Stadthafen

- Sonntag, 10 Uhr: Mahnwache in Oberhausen gegen den Atomtransport im Kaisergarten Oberhausen am Kanal an der Rehberger Brücke!

- Kundgebung gegen Atomtransport durch Herner Stadtgebiet, Montag um 9.00 Uhr
Schleuse Wanne Eickel, in der Nähe des Cranger Kirmesplatzes