[b] Gemeinsam gegen Diffamierungen

Lothar von M. 06.10.2011 20:21 Themen: Freiräume Medien Soziale Kämpfe
Am 4. August erschien in der 18 Ausgabe (2011) des Berliner Kultur- und Veranstaltungsmagazins TIP ein Artikel über die Situation im Schillerkiez in Berlin Nord-Neukölln. Die Autorin Katharina Wagner beschreibt unter dem Titel „Ihr werdet schon sehen“ [1] ein Quartier im Ausnahmezustand. Wenige Tage später wurde der erste Teil des Artikels unter dem sehr viel reißerischen Titel „Mobilmachung im Neuköllner Schillerkiez“ [2] veröffentlicht. Aus Anlaß dieses Artikel haben sich wütende Künstler_innen, Aktivist_innen und andere Neuköllner_innen getroffen, um öffentlich auf die Diffamierungen und boulevardesken Bürgerkriegsphantasien zu reagieren und einen Offenen Brief geschrieben.
Die Tendenz des Artikels ist diffamierend. Er versucht die Bewohner_innen des Schillerkiez und die engagierten Aktivist_innen als zwei völlig voneinander getrennte Gruppen darzustellen, die sich zum Teil sogar feindlich gegenüber stehen sollen. Vor allem die Zugezogenen und Künstler_innen werden als Opfer präsentiert, die offenbar verängstigt vor den bösen Chaot_innen in ihren Galerien, Kneipen und Büros zittern.

Wagner behauptet in dem Artikel, daß im Schillerkiez Aktivist_innen und engagierte Neuköllner_innen Kulturprojekte, Galerien und Gewerbetreibende bedrohen würden. Außerdem soll eine Kiez-Miliz mit Sitz im Stadtteil- und Infoladen „Die Lunte“ durch die Straßen patrouillieren und Ausweis- sowie Sprachkontrollen durchführen. Um die Gefahr und die Angst im Kiez zu verdeutlichen, zitiert Wagner verschiedene Galerien, Kneipen- und Cafebetreiber_innen sowie Künstler_innen.

In Gesprächen mit den vermeintlich verängstigten Künstler_innen und den Gewerbetreibenden hat sich allerdings herausgestellt, daß die Zitate entweder so nie gemacht wurden oder die Zitierten selbst gar nicht mit der Autorin gesprochen haben. Die falsch Zitierten waren und sind empört. Aus diesem Grund gab es ein Treffen, auf dem ein Offener Brief verfaßt und heute veröffentlicht wurde.

Darin distanzieren sich die Unterzeichnenden ausdrücklich „von der Tendenz des Artikels, der eine Konfrontation zwischen Künstler_innen, Kulturprojekten und Aktivist_innen konstruiert“. Außerdem verweisen die Aktivist_innen, Kreativen und die Gewerbetreibenden darauf, daß die zunehmende Mietsteigerungen im Kiez alle betreffen.

[1] Siehe Katharina Wagner: "Ihr werdet schon sehen", Tip Nr. 18 / 2011, S. 12f.
[2] Siehe  http://www.tip-berlin.de/kultur-und-freizeit-stadtleben-und-leute/mobilmachung-im-neukollner-schillerkiez.
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Ergänzungen

Aktivist_innen und Künstler_innen gemeinsam

egal 06.10.2011 - 20:38
Die Unterzeichner_innen des Offenen Briefs sind übrigens keineswegs nur stadtteilpolitisch Engagierte, sondern nicht politische Künstler_innen und der zitierte Betreiber des Cafe Selig am Herfurthplatz. Die Unterzeichner_innen sind:

Der Kanal  http://www.derkanal.tk
PMgalerie  http://pmgalerie.com
Memis Varalkan, Cafe Selig
Stadtteilinitiative Schillerkiez  http://nk44.blogsport.de
antigen
Analyse Kritik Aktion  http://akab.noblogs.org

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Im Osten auch! — genau das gleiche Spiel

Neukölln — egal

Interesant zu lesen — RH Mitglied