Kurdistan: Das Massaker hat begonnen

ISKU 21.08.2011 19:25 Themen: Blogwire Weltweit
Das türkische Militär hat bei seinen Luftangriffen auf das Kandil-Gebiet zwei zivile Fahrzeuge getroffen. Hierbei kamen sieben Menschen ums Leben, darunter vier Kinder und eine Frau. Die Körper der Opfer wurden durch den Angriff in Stücke gerissen.
Mit den letzten Angriffen auf Südkurdistan hat der türkische Staat unter Beweis gestellt, dass er bei seinen langgeplanten Angriffsplänen bereit ist jedes Mittel des schmutzigen Krieges anzuwenden. Während die Bombardierungen in Südkurdistan anhalten, werden zeitgleich breitangelegte militärische Operationen in Sêrt (Siirt) und Dersim durchgeführt.
Durch die Angriffe, die mit der Kenntnis und der Erlaubnis des Irans, des Iraks, der südkurdischen Regionalregierung und der USA durchgeführt werden, wird beabsichtigt, die Zivilbevölkerung zur Auswanderung zu zwingen. Aus diesem Grund werden zivile Opfer billigend in Kauf genommen. Die Bevölkerung soll soweit verunsichert und in Angst versetzt werden, dass ihnen keine andere Wahl bleibt als ihre Dörfer zu verlassen. Endgültiges Ziel dessen ist, dass nach dem Verlassen der Zivilbevölkerung ein „problemloser“ Bereich für die anschließende Nutzung von chemischen Waffen entsteht. Dutzende Dorfbewohner haben bereits mit dem Verlassen ihrer Ortschaften begonnen. Dabei wurden heute durch Luftangriffe der türkischen Armee sieben Zivilisten, darunter Kinder und Frauen, massakriert.
Die Luftangriffe auf die Meder-Verteidigungsgebiete in Südkurdistan und die breit angelegten militärischen Operationen in Nordkurdistan/Türkei werden von medialer Propaganda begleitet, im Rahmen der psychologischen Kriegsführung. Den Protesten gegen die Luftangriffe hingegen wird mit brachialer Gewalt der Sicherheitskräfte begegnet.
Die irakische Regierung in Bagdad stellte ihre Unterstützung für die Pläne des türkischen Staates, welche selbst für ihr neues Angriffskonzept ‚das Modell Sri Lankas‘ als Vorbild sieht, offenkundig unter Beweis. So soll die irakische Regierung jedem Zivilisten, der bereit ist sein Zuhause im Kandil-Gebiet zu verlassen, ein größeres Geldangebot von 30 Millionen Dinar, etwa 17.600 Euro, gemacht haben. Die südkurdische Regionalregierung begnügt sich demgegenüber bisher lediglich damit, dass sie ihren Unmut gegenüber den Luftangriffen kundtat.
Die Luftangriffe gehen auch am fünften Tag weiter. Gestern und heute wurde die Gebiete um Kandil, Zap, Haftanin, Metina, Xinerê und Xakurkê zum Ziel der Angriffe. Allein bei den Angriffen in Kandil waren mindestens zehn Kriegsflugzeuge beteiligt.

Bei dem Luftangriff auf Kandil wurden zwei Autos von Zivilisten in Höhe des Dorfes Gollê getroffen. Hierbei wurden sieben Familienmitglieder getötet (Bilder der zerstückelten Leichname liegen der Zeitung vor):
Hasan Mustafa Hasan (Vater), Mer Haci Mam (Mutter), Solin Şemal Hasan (6 Monate), Sonya Şemal Hasan (4 Jahre), Oskar Hüseyin (10 Jahre), Zana Hüseyin Mustafa (11 Jahre) und Rezan Hüseyin Mustafa (34 Jahre)
Der Bürgermeister von Zergele, ebenfalls Ziel der Luftangriffe, berichtete gegenüber ROJ TV, dass alle Opfer aus einer Familie stammen. „Wir haben bereits die chemischen Angriffe Saddams miterlebt. Und jetzt erleben wir die Luftangriffe der Türken und den Raketenbeschuss der Iraner“, so der Bürgermeister weiter.
Das türkische Militär erklärte am dritten Tag der Luftangriffe, am 19. August, dass sie in den Gebieten Kandil, Haftanin, Xakurkê und Gara insgesamt 20.000 Ziele getroffen hätten.
In der Stellungnahme der HPG hieß es, dass vom 18. bis zum 20. August insgesamt acht Gebiete bombardiert worden sind. Hierbei wurden auch zivile Einrichtungen zum Ziel der Angriffe. Zeitgleich mit den Angriffen des türkischen Militärs nahm die iranische Regierung das Gebiet Xakurkê unter Raketenbeschuss. Zudem öffnete die iranische Regierung ihren Luftraum für die Militärflugzeuge aus der Türkei.

170 Dörfer in und um das Kandil-Gebiet sollen geräumt werden
Die irakische Zentralregierung fasste den Beschluss, die türkische Regierung bei der Entvölkerung der Meder-Verteidigungsgebiete, zu unterstützen. So sollen insgesamt 170 Dörfer in und um das Kandilgebiet geräumt werden. Diejenigen Familien, die ihr Dorf freiwillig verlassen, sollen mit einem Geldbetrag von 30 Millionen Dinar, etwa 17.600 Euro, entschädigt werden. Einige Bewohner haben bereits wegen der Luftangriffe begonnen ihre Dörfer zu verlassen.
Die gemeinsame Politik der irakischen Regierung und der Türkei nähren die Befürchtungen der Bevölkerung, dass nach der Entvölkerung des Gebiets der Einsatz chemischer Waffen gegen die PKK folgen könnte.
Parallel zu den Luftangriffen der Türkei findet eine weitere Verlegung von Militäreinheiten an die Grenze zu Südkurdistan statt. So werden seit Tagen militärisches Gerät sowie und Waffen und Soldaten nach Çelê (Çukurca) gebracht.

Quelle: Yeni Özgür Politika, 22.08.2011, ISKU
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Ergänzungen

Berlin: Stoppt den Krieg in Kurdistan

ARAB 21.08.2011 - 20:06
Seit dem 18.August greift das türkische Militär mit Bombern und Kampfhubschraubern die von der PKK kontrollierten Gebiete in Südkuristan (Nordirak) an. Mehrere hundert Angriffe wurden seitdem geflogen. Neben einem massiven Schaden an der zivilen Infrastruktur wurden bei einem Angriff am Sonntag nach kurdischen Angaben auch 7 Zivilsten getötet. Zeitgleich zur militärischen Eskalation bereitet der türkische Staat eine neue Repressionswelle gegen die zivilen und politischen Strukturen der kurdischen Befreiungsbewegung vor. Massenverhaftungen von mehreren tausend Aktivist_innen der kurdischen legalen Partei BDP und von Frauen- und Jugendorganisationen sind in den kommenden Tagen geplant.
Die türkische Regierung um Ministerpräsident Erdogan scheint eine blutige „Tamilische Lösung“ des kurdischen Konfliktes im Herbst anzustreben. Er hat nach Ende des Ramadan am 31.August eine umfassende Militäroffensive gegen die kurdische Arbeiterpartei PKK mit dem Ziel diese zu „zerstören“ Angekündigt. Aus Protest gegen die militärische Eskaltation in den kurdischen Gebieten und den türkischen Staatsterror rufen kurdische Vereine und antifaschistische Gruppen zu einer Protestkundegbung am Dienstag und einer Demonstration am kommenden Wochenende auf. (Mehr Infos folgen)

KUNDGEBUNG | Dienstag | 23.August | 16 Uhr | Brandenburger Tor (Parisier Platz)

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