Kein CCS, keine neuen Braunkohle-Tagebaue!

Heinz Eckel 14.08.2011 12:46 Themen: Weltweit Ökologie
Demonstration in Cottbus gegen die Zwischenlagerung von CO2 und die Fortsetzung des Braunkohletagebaus
Samstagnachmittag demonstrierten ca. 150 Menschen in Cottbus gegen die vom schwedischen Staatskonzern Vattenfall betriebene Erprobung (und beabsichtigte großtechnische Anwendung) der CCS-Technologie und die Fortsetzung des Braunkohletagebaus. Organisiert wurde die Demo von TeilnehmerInnen des Lausitzer Klima- und Energiecamps, welches seit einer Woche im nahegelegenen Jänschwalde - in Sichtweite des dortigen Braunkohlekraftwerks - stattfand.

In einer bunten und lebendigen Demonstration zogen die DemonstrantInnen durch die Innenstadt und forderten u.a. vor den Büros der SPD, der Linkspartei und der IG BCE (Industriegewerkschaft Bau, Chemie, Energie), aus diesen rückwärtsgewandten, zerstörerischen Energietechnologien auszusteigen und den Weg für eine regenerative Energiegewinnung freizumachen. Zur Veranschaulichung liefen auch die DemoteilnehmerInnen zeitweise rückwärts, was für einige Aufmerksamkeit in der Cottbusser Innenstadt sorgte. Auf der anschließenden Abschlusskundgebung sprachen dann u.a. auch eine Angehörige der in der Lausitz beheimateten sorbischen Volksgruppe und eine Teilnehmerin aus Polen, wo ebenfalls weitere Kohlekraftwerke geplant sind.

Die Fotos entstanden während der Abschlusskundgebung; ein Bericht über die Demo findet sich auch im Nachrichtenüberblick des RBB:  http://www.rbb-online.de/brandenburgaktuell/archiv/index.media.!etc!medialib!rbb!rbb!aktuell!aktuell_20110813_na.html
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Ergänzungen

Cool wär mal eine Argumentation gegen CCS

Es wird immer nur dagegen agiert 14.08.2011 - 17:22
aber der indy-Leser_in bleibt unklar, was scheisse an CCs ist.
Auch gegenüber der Öffentlichkeit interessant: Warum nicht Kohlenstoff in die Erde pumpen wie es mit den echten fossilen Brennstoffen vor Jahrmillionen auch passiert ist?

Video von der Demonstration

graswurzel.tv 14.08.2011 - 17:54
Wir waren auf der Demo in Cottbus mit einer Kamera dabei. Das Video findet ihr hier:

 http://www.graswurzel.tv/v165.html

Rückblick

@indy 14.08.2011 - 19:44
An dieser Stelle mal ein Rückblick auf einen etwas älteren Artikel mit einigen Hintergründen zu Vattenfall und Tagebau in der Lausitz:

Widerstand gegen Lausitzer Braunkohletagebau, 26.09.2007, de.indymedia.org
 http://de.indymedia.org/2007/09/195301.shtml

Gute Gründe gegen CCS zu sein, gibt es reichl

rudolf r. 15.08.2011 - 17:19
Die CO2-Abscheidung am Kraftwerk führt zu Effizienzverlusten: zur Produktion der gleichen Menge Strom muss etwa ein Drittel mehr Kohle eingesetzt werden. Dadurch werden die stark gesundheits- und umweltschädlichen Folgen der Kohleverstromung verstärkt. Darüber hinaus ist der vermeintliche Klimaschutzeffekt minimal, da nur etwa 70 Prozent des CO2 abgeschieden und ein schleichendes Entweichen des CO2 aus dem Untergrund angenommen wird. Die Technologie wäre sowieso erst in 10 bis 20 Jahren industriell einsetzbar. Die Weichen für ein Abbremsen der Klimaerwärmung müssen aber in den nächsten zehn Jahren gestellt werden. Im dafür notwendigen Strukturwandel ist kein Platz für große Grundlastkraftwerke wie Kohle- und Atommeiler. Die schwankende Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien erfordert eine Flexibilisierung der Energie-Produktion insgesamt. Des Weiteren sind Risiken und Folgen der „Endlagerung“ nicht kalkulierbar. Ob das CO2 im Boden bleibt, wieder an die Oberfläche tritt oder das Trinkwasser verunreinigt, ist unklar.
CCS zementiert zudem die Machtposition der Energiekonzerne. Die Erforschung, Entwicklung und Durchführung von CCS ist äußerst kapitalintensiv und kann nur von Großkonzernen geleistet werden. Der Zugang aller zur Energieproduktion und ihre demokratische Organisation erfordern aber dezentrale Strukturen. Die Energiekonzerne müssen zerschlagen werden, da sie der Energiesouveränität entgegenstehen. Dies eint den Widerstand gegen CCS mit Energiekämpfen gegen Atom und Kohle.
Im Hinblick auf die internationale Klimapolitik ist der Kampf gegen CCS von besonderer Bedeutung. CCS reagiert nämlich auf die Trennung in input-Seite (fossile Energien) und output-Seite (Emissionen). So erfolgt im Rahmen des Kyoto-Protokolls keine direkte Regulierung der Nutzung fossiler Brennstoffe, sondern nur der daraus entstehenden Emissionen. Diese Inwertsetzung der schädlichen Treibhausgase ermöglicht erst die Debatten über technologische Lösungen wie Effizienzstrategien, Sequestrierung und Senken ebenso wie die marktwirtschaftlichen Instrumente. Die alleinige Fokussierung auf die Emissionen ohne Berücksichtigung der Energie-Infrastruktur trägt allerdings einen evidenten Widerspruch in sich, da gerade die Abhängigkeit der Wirtschaft von fossilen Brennstoffen die Umstellung auf eine klimaneutrale Lebensweise so schwierig macht. Dieser Widerspruch wird bisher durch die Möglichkeit des Zukaufs von zertifizierten Emissionsreduzierungen im Rahmen der flexiblen Mechanismen des Kyoto-Protokolls abgemildert; die Realisierung von Reduktionsverpflichtungen wird den Industrienationen ermöglicht, ohne dass sie einen konsequenten Strukturwandel zur Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen einleiten müssen. Die Debatte um CCS setzt ebenfalls an diesem Widerspruch an. Es ist davon auszugehen, dass die durch CCS ermöglichte vermeintliche Kompatibilität von fossiler Energie und Klimaschutz durch CO2-arme Kohlekraftwerke zur Stabilisierung der fossilen Energie-Infrastruktur beiträgt.

Was an CCS zu kritisieren ist

Börner 16.08.2011 - 09:23
Eigentlich klingt's ja toll: CO2 ist schädlich, also filtern wir's einfach aus den Abgasen raus. Was bei anderen Schadstoffen ja auch erfolgreich gemacht wird. Seit Abgase entschwefelt werden, ist der Regen nicht mehr so sauer und der Wald ist nicht gestorben. Der Unterschied ist nur: Das Schwefeldioxid ist ein Schadstoff, der durch Verunreinigungen im Brennstoff mehr oder weniger "nebenbei" in kleinen Mengen in die Abgase gerät. Das CO2 dagegen ist das Hauptprodukt der Verbrennung. Kohle und Öl bestehen hauptsächlich aus Kohlenstoff (C), und die Energiegewinnung bei der Verbrennung wird durch dessen Umwandlung in CO2 bewirkt. Es ist ein bisschen, wie wenn man aus den Abfallprodukten schmelzender Eiswürfel das Wasser herausfiltern möchte.

Es geht also nicht darum, ein bisschen Dreck aus dem Abgas herauszufiltern, sondern im Prinzip muss das komplette Abgas "entsorgt" werden. Wirklich "entsorgt" wäre es nur durch dauerhafte chemische Bindung; dafür müsste aber die Energie, die bei der Verbrennung gewonnen wird, gleich wieder verbraucht werden. Das muss man sich beim CCS also sparen, indem das CO2 nur locker chemisch gebunden wird (d. h. in Verbindungen, die auch wieder zerfallen können, wenn sie z. B. erwärmt werden; z. B. löst sich CO2 prima in Wasser, das gibt dann Kohlensäure, aber mit der Zeit und vor allem, wenn das Wasser erwärmt wird, landet es trotzdem in der Atmosphäre) oder gleich nur in den Boden verpresst wird, bis es irgendwann in einem gewaltigen CO2-Furz wieder aus der Erde entweicht und das Klima endgültig zum Kippen bringt.

@ Börner

egal 16.08.2011 - 13:25
Dein Text ist an sich gut, aber an der Stelle, wo man konkret werden müsste, kommt plötzlich "bis es irgendwann in einem gewaltigen CO2-Furz wieder aus der Erde entweicht und das Klima endgültig zum Kippen bringt."
Ohne Worte.

Das CO2 bindet sich im Übrigen im Untergrund an die Gesteine. Das passiert zwar langsam und nicht vollständig, aber ein plötzliches entweichen ist vollständig ausgeschlossen. Der durch die Injektion entstehende Druckgradient wird mehr und mehr abgebaut und das CO2 geht stabile Bindungen ein. Eine Temepraturschwankung, wie sie von Dir mehrmals erwähnt wird, gibt es im Untergrund übrigens nicht.
Bisher hab ich hier keinerlei nachvolziehbare Argumente gegen CCS gelesen. Der Wirkungsgradverlust der Kraftwerke liegt übrigens beim Pre-Combustion Verfahren bei lediglich maximal 10 %. Die anderen beiden Verfahren liegen sogar noch darunter. Also nichts von wegen 30 % und mehr.

Man könnte noch zig wissenschaftliche Fakten gegen die Argumente der CCS-Gegner bringen. Aber was bringts ...

@ Börner & Desinformation

Diak 17.08.2011 - 08:58
Liebre Börner,

von allzugroßer Fachkenntnis ist Dein Beitrag auch nicht getrübt!

Natürlich kommt zwangsläufig inhaltlicher Schwachsinn rum, wenn Nicht-Naturwissenschaftler sich zum Thema Klima oder KW äußern. Denn es wird nur unreflektiert "vermeintlich logisches" nachgeplappert.

Aber mal zurück zu CO2.

Eigentlich ganz geschickt, dabei tatsächlich mögliche Reaktionen von Mineralphasen anzuführen. Kann ja auch so vorkommen und ist daher nicht mal wahrheitswidrig.

Nur mus das nicht zwingend so verlaufen!

1. Bindung ans Gestein

CO2 ist aus reaktionskinetischer Sicht doch recht stabil, selbst wenn der Bereichd der Normalbedingungen verlassen wird. Eine Bindung an Gesteine der ehemaligen Gaslagerstätte mag in geringem Umfang eintreten, aber sicher nicht für die Masse des einglagerten CO2. Denn dafür wäre eine weitreichende CO2 Migration (Wanderungsbewegung) ins umgebende Gestein nötig; ein leichter Widerspruch zur Dichtigkeitshypothese?

2. Entweichen

Ein plötzliches Entweichen ist nicht per se ausgeschlossen. Auf lokale Korrosionserscheinungen hast Du ja selbst schon hingewiesen, was ist mit der tektonischen Aktivität im norddeutschen Becken?

3. Phasenstabilität

So, so, der Druckgradient ändert sich also bei gleicher, oder leicht zunehmender, Teufe und es findet sicher keine Phasenumwandlung von flüssig nach gasförmig statt? Nur flüssig - fest? Beleg?
Selbst wenn es nur letztere Umwandlungsform gäbe, was unwahrscheinlich ist, daraus resultierende Verdrängungsraktionen können sehr wohl zur Entfestigung von Gesteinsverbänden beitragen.

4. Stabilität von CO2

Ein Bilck auf die Bildungsenthalpie deutet zaghaft an, dass CO2 ein recht stabiles Molekül ist..

5. Gradientenänderung

Ist wohl immer zu erwarten, aber solche Vorgänge schließen die Eröffnung von Wegsamkeiten geradezu ein. Solche Drucklösungsvorgänge lassen sich gut am Ostafrikanischen Rift oder im Eger-Graben beobachten.

Allgemeinplätze bei der Beurteilung eines einzelnen potenziellen Lagers bezogen auf alle anderen eignungshöffigen Lager sind nicht angezeigt; Es ist stets die geologische Einzelfallbeurteilung erforderlich.


6. Wirkungsgradverlust

Quelle? Oder müssen wir hier nochmal grundsätzlich über die Wirksamkeit von Wärmekraftmaschinen und Gültigkeit der Hauptsätze diskutieren?

Diak

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