|Arnstadt| Soli-Sponti für Liebig14

06.02.2011 20:37 Themen: Antifa Freiräume Kultur Repression
Spontan und unangemeldet demonstrierten in Arnstadt/Thüringen am 05.02. ca. 30 Menschen um sich solidarisch mit dem geräumten Hausprojekt Liebig14 zu zeigen. Leider setzten die Bullen 9 Personen fest.

Am gestrigen Samstagabend, den 5.2. gegen 18.45 Uhr fand im thüringischen Arnstadt eine unangemeldete Liebig 14 Solidemo statt. Die Demo begann in der Zimmerstraße mit lauten Sprechchören und Böllereinsatz von ca. 30 Personen. Ein Transpi und mehrere Flaggen kamen ebenfalls zum Einsatz und es wurden Infoflyer verteilt. Nachdem der Demozug den Bustreff passiert hatte, ging es lautstark weiter Richtung Markt, wobei kurzzeitig die Straße "An der Weiße" blockiert wurde. Auf dem Markt angekommen ging es wieder runter zur Zimmerstraße, um dann noch einmal über den Holzmarkt auf den Markt zu laufen und den Herrschaftssitz von Bürgermeister Köllmer aufzusuchen, um lautstark dessen sofortigen Rücktritt zu fordern. Nachdem die Demo in der Zimmerstraße gegen 19.20 beendet wurde, tauchte auch das erste Bullen Sixpack auf, daraufhin verteilten sich die Teilnehmer in verschiedene Richtungen. Infolge eines massiven Aufgebots von 6 bis 8 Wannen in der Arnstädter Innenstadt, wurden 9 Menschen festgesetzt und auf die Reviere Ilmenau und Gotha verfrachtet. Bis kurz vor Mitternacht waren alle wieder draußen.

>>>>>> Text des Infoflyers <<<<<<<<

Freiräume sind vor allem FREI

Am 2. Februar wurde in Berlin das ehemals bestetzte Haus "Liebigstraße 14" von einem martialischen Polizeiaufgebot mit massiver Gewalt geräumt. Damit ist eines der wenigen noch in Berlin verbliebenen Freiräume, in denen vielfältige alternative Kultur und Lebensformen ihren Platz hatten, vernichtet worden. Die Bewohner der Liebigstraße hatten Mietverträge, welche nach dem Wechsel des Besitzers aus fadenscheinigen Gründen gekündigt wurden.
Die Räumung reiht sich in einen langen Prozess der "Umgestaltung" Berliner Innenstadtbezirke und zeigt eine klare Botschaft in wessen Interessen Berliner Stadtpolitik betrieben wird. Der Prozess der Gentrifizierung bedeutet für die Anwohner dieser Bezirke vor allem steigende Mieten und Verdrängung in die Außenbezirke. Durch Sanierung und Mieterhöhungen wird in als hipp & alternativ angesehenen Stadtvierteln nach und nach die Bevölkerung ausgetauscht. Der ehemals von einzigartigem Leben und Kultur geprägte Stadtteil wird zu einem durchkommerzialisierten Einheitsbrei, ohne Alleinstellungsmerkmal, wie er in vielen Städten & Vierteln anzutreffen ist. Das Ziel dieses Prozesses ist dabei so klar, wie abstoßend: Profit auf Kosten der ansässigen Bewohner. Rücksicht, Verständnis, Mitgefühl - Fehl am Platz.
Die Liebigstraße 14, in Reiseführern und bei Stadtführungen ein äußerst beliebtes Touristenziel, war einer der Orte, die für den Charme und die Anziehungskraft von Berlin standen und sich aktiv gegen den Verdrängungsprozess eingesetzt hat. Im Haus selbst wurden andere Formen des Zusammenlebens praktiziert. Es war Anlaufpunkt für viele Menschen, die einen Leben jenseits des kaptitalistischen Normalzustand, jenseits von Konsumzwang und weichgespülter Kulturindustrie gesucht haben. Das erhaltenswerteste an Freiräumen ist, dass diese in allererster Linie frei sind, frei von vielen Zwängen des alltäglichen Lebens, freier als einen Leben in Betonblocks und Mietkassernen es jemals sein könnte. Nur in einer solchen Umgebung können neue Ideen in Kunst, Kultur & Lebensart entstehen und ausprobiert werden.
Wie wertvoll ein solches Projekt ist, lässt sich nicht in kalten Zahlen wiedergeben, man kann diesen Wert nicht berechnen, nicht in Profit angeben.
Genau dieser Zustand führte letztendlich dazu, dass die Besitzer des Hauses eine Räumung und eine erst damit mögliche profitorientierte Verwertung des Hauses vorzogen. Für die Profite weniger wurden die Lebens- & Freiräume vieler zerstört.
Diesen Zustand werden wir nicht hinnehmen und dafür sind wir heute auf der Straße um unser Wut und Entschlossenheit zum Ausdruck zu bringen.

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Solidarität ist eine Waffe!
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Ergänzungen

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Dein Name 09.02.2011 - 11:21
Die Polizei wollte wohl Spontandemo lieber verschweigen:

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Liebig

Tom 06.02.2011 - 23:42
War gerade in der liebigstrasse großteil der bullen sehr verpeilte agro Äusstrahlung andere wieder nicht macht fotos eher heimlich und bleibt nicht zu lange stehen, sonst platzverbot oer so .........

Schöne Aktion

Nobody 07.02.2011 - 10:01
Schöne Aktion! Super, dass im verschlafenen Arnstadt auch was geht!

schade...

wurmi 07.02.2011 - 12:52
Schade, dass ich davon nichts mitbekommen habe. Wäre sofort dabei gewesen!

PD Gotha

Ich 09.02.2011 - 19:31
Die PD Gotha/Arnstadt/Ilmenau ist schon länger dafür bekannte politische Aktivitäten zu verschweigen.