Anarchist aus Belarus in Moskau festgenommen

a3yo 05.12.2010 21:02 Themen: Repression Weltweit
Heute, am 1.Dezember, wurde der Anarchist Ihar Alinevich von Spezialeinheiten verschleppt. Ihar war von belarussischen Spezialeinheiten gesucht worden und wird verdächtigt, an der anarchistischen Aktion nahe eines Militärgebäudes letzten Jahres im September und zusätzlich an dem Angriff gegen die russische Botschaft im August diesen Jahres beteiligt gewesen zu sein. Es ist noch unklar, ob er von russischen oder belarussischen Spezialeinheiten mitgenommen wurde. Im Moment ist der Ort unklar, an dem er sich befindet. Als der Vorfall stattfand, begleitete Ihar ein Freund, der glücklicherweise davon kam.
Heute, am 1.Dezember, wurde der Anarchist Ihar Alinevich von Spezialeinheiten verschleppt. Ihar war von belarussischen Spezialeinheiten gesucht worden und wird verdächtigt, an der anarchistischen Aktion nahe eines Militärgebäudes letzten Jahres im September und zusätzlich an dem Angriff gegen die russische Botschaft im August diesen Jahres beteiligt gewesen zu sein. Es ist noch unklar, ob er von russischen oder belarussischen Spezialeinheiten mitgenommen wurde. Im Moment ist der Ort unklar, an dem er sich befindet. Als der Vorfall stattfand, begleitete Ihar ein Freund, der glücklicherweise davon kam. Hier ist ein kurzer Auszug aus der Nachricht von ihm:

"Wir gingen heute gegen 14:45 zur Metro-Station “Bagrationovskaja”, um unseren Genossen A.L. aus Belarus zu treffen. Am Ausgang des Supermarktes “Ashan” wurde Ihar von 5 Bullen in Zivil gefasst und zu Boden geworfen. Sie haben mich übersehen, weil sie vermutlich nur auf Ihar warteten. Ich ging schnell weg und versuchte in der Menge zu verschwinden, als ein weiterer junger Mann versuchte mich niederzuschlagen aber ich schaffte es, mein Gleichgewicht zu halten. Ich rannte davon und entkam. Ich möchte betonen, dass der Angriff etwa einen Kilometer weit vom Treffpunkt entfernt war. Ihar hatte mich darauf vorbereitet,dass es sich bei dem Treffen um eine Provokation handeln könnte. Wir verbrachten um die 3 Stunden in einem Café im dritten Flur des Supermarktes, in dem wir später gefangen wurden. Wir hatten erst nichts Merkwürdiges festgestellt, aber als der Zeitpunkt des Treffens näher kam, warteten sie auf uns. Die Ahnung, das A.L. der Polizei einen Wink gegeben hatte, stellte sich als wahr heraus."

*A.L. war einer der ersten Anarchist*innen, die am 3.September festgenommen wurden. Er wurde nach 9 Tagen Haft freigelassen.

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In Belarus stehen diesen Dezember Wahlen an, die traditionell von Lukashenko als Anlass genommen werden, sich als Oberhaupt der "Republik" bestätigen zu lassen. Seit einer Verhaftungswelle Anfang September wurden immer wieder neu Aktivist*innen vorgeladen, verschleppt, geschlagen und eingesperrt.
Zwei der Verhafteten vom September, Nikolai und Alexander sind immer noch im Knast und wurden wegen "Hooliganismus" angeklagt, was bis zu 6 Jahre Haft bedeuten kann. Maxim, ein weiterer Aktivist der im November verhaftet wurde, ist auch immer noch in Haft.

Für den 10. bis 13.Dezember wird daher zu internationalen Solidaritätsaktionen mit den belarussischen Anarchist*innen aufgerufen:  http://belarus.indymedia.org/21769

Weitere Hintergrundinformationen findet ihr unter:

 http://belarus.indymedia.org/blog/minsksolidarity
 http://a3yo.noblogs.org/post/tag/belarus/
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Ergänzungen

Korrektur und Ergänzung

indy Russland 06.12.2010 - 14:40
Ihar ist schon am 28.11. gekidnappt worden, und wo er gelandet ist, ist inzwischen auch bekannt. Nachdem seine Moskauer FreundInnen 48 Stunden lang sämtliche Moskauer Polizeiwachen und Untersuchungsgefängnissen durchtelefoniert bzw. besucht hatten und immer nur die Antwort bekamen, er sei nicht hier und die Miliz (russische Polizei) hätte nichts mit der Aktion zu tun, gelang es ihnen am 30. abends Kontakt zu Verwandten in Minsk aufzunehmen. Von ihnen erfuhren sie dann, dass Ihar sich bereits seit dem 29.11. in einem weißrussischen KGB-Untersuchungsgefängnis befindet; die Info hatten sie von seinem Pflichtverteidiger bekommen. Ihar ist also offensichtlich ohne jedes Auslieferungsverfahren einfach entführt worden, entweder vom KGB (weißrussischer Geheimdienst) oder von den russischen KollegInnen vom FSB. Laut russischem Gesetz und der Europäischen Menschenrechtskonvention (die auch Russland unterzeichnet hat) hätte Ihar das Recht auf eine gerichtliche Anhörung in Russland gehabt.