(OHV)Landrat zeigt Antira-initiativen an

U.R.I., AGO, Solid OHV, Forum gegen re.Gewalt 03.12.2010 11:53 Themen: Antirassismus Repression
Der Land­rat von Ober­ha­vel, Karl-​Heinz Schrö­ter (SPD), hat An­zei­ge wegen „Be­lei­di­gung und Amts­an­ma­ßung“ er­stat­tet, nach­dem Be­su­cher/-​in­nen eines Stadt­fes­tes in Ora­ni­en­burg an einem Grill­stand mit Gut­schei­nen be­zah­len muss­ten. Mit die­ser Ak­ti­on war die Pra­xis des Land­krei­ses kri­ti­siert wor­den, Flücht­lin­gen statt Bar­geld Wert­gut­schei­ne aus­zu­ge­ben.
Der Landrat von Oberhavel, Karl-Heinz Schröter (SPD), hat Anzeige wegen „Beleidigung und Amtsanmaßung“ erstattet, nachdem Besucher/-innen eines Stadtfestes in Oranienburg an einem Grillstand mit Gutscheinen bezahlen mussten. Mit dieser Aktion war die Praxis des Landkreises kritisiert worden, Flüchtlingen statt Bargeld Wertgutscheine auszugeben.

Marianna Achmatowa von der Flüchtlingsinitiative U.R.I (United against Racism and Isolation) aus Hennigsdorf erklärte dazu: „Die echten Gutscheine stellen eine tatsächliche Beleidigung der Menschen dar, die versuchen in Deutschland von ihrem Recht auf Asyl Gebrauch zu machen. Eigentlich sollten wir den Landkreis anzeigen.“

Herr Schröter, sowie die Kreisverwaltung von Oberhavel sind erklärte Befürworter des Gutscheinsystems und stellen sich damit gegen einen fortschrittlichen Trend in Brandenburg, wo bereits über die Hälfte der Landkreisen die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz als Bargeld auszahlen. Auch die Landesregierung befürwortet die Umstellung auf Bargeld, hat dafür aber keine Weisungsbefugnis.

Bei der Aktion am 26.06.2010 auf der vom „Forum gegen Rassismus und rechte Gewalt“ organisierten „Demokratiemeile“, mussten Besucher/-innen, die an besagtem Grillstand essen wollten, zuvor „Gutscheine“ erwerben, die einen Teil der Unannehmlichkeiten echter Gutscheine mit sich brachten: Es gab kein Wechselgeld, die Auswahl aus dem Warensortiment war eingeschränkt und die Gutscheine mussten einzeln unterschrieben, sowie ein Ausweisdokument vorgezeigt werden.

Auf der Rückseite der „Gutscheine“ war ein provokativer Text aufgedruckt, der die Intention des Gutscheinsystems deutlich machen sollte, nämlich die Besitzer/-innen auszugrenzen und zur baldigen Ausreise zu bewegen. Dazu wurden weiterführende Informationsmaterialien verteilt.

Wir, die unterzeichnenden Initiativen, befürworten die sehr pointierte Aufklärungsaktion ausdrücklich. Statt mit einer Anzeige darauf zu reagieren, sollte sich der Landrat lieber unsere Argumente anhören. Für unser zivilgesellschaftliches Engagement stellt das Gutscheinsystem nämlich ein erhebliches Problem dar.

Wie sollen wir uns denn glaubwürdig gegen Rassismus und für Demokratie in unserem Landkreis engagieren, wenn die Kreisverwaltung durch ihren Umgang mit Flüchtlingen ein entgegengesetztes Signal an die Bevölkerung sendet?

Forum gegen Rassismus und rechte Gewalt Oranienburg
U.R.I. - United against Racism and Isolation Hennigsdorf
Linksjugend Solid Oberhavel
Antifaschistischen Gruppe Oranienburg
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Ein Ei legen

Smitty 03.12.2010 - 15:09
Ach wie schön, dass sich die Leute im Amt immer selbst ein Ei legen. Statt Ruhe in die Sache zu bringen, zeigen sie es auch noch an und reaktivieren so weiter das Öffentliche Interesse. Etwas besseres kann einem doch gar nicht passieren. Die Beleidigung, wenn es überhaupt eine gab - was mit Recht bezweifelt werden darf - ist vermutlich schon verfristet. Und die Amtsanmaßung ... naja ... Wenn jetzt nicht das Wappen des Landratsamtes auf den Gutscheinen prangte und(!) mensch sich selbst als Mitarbeiter des Landratsamtes ausgegeben hat, dürfte es auch dafür eher schlecht bestellt sein. Obwohl, Amtsanmaßung am Wurstgrill, auf dieses Gerichtsverfahren wäre ich ernsthaft gespannt.


PS: Mir ist schon klar dass so eine Anzeige unangenehm ist und möglicherweise Widrigkeiten mit sich bringt.

bild von einem der Gutscheine

dein name 03.12.2010 - 16:12
Hier ein Bild von den verteilten Gutscheinen.