Bayern: Essenspackete-Boykott in Flüchtlingsunterkunft

Freedom of Movement 22.11.2010 23:27 Themen: Antirassismus Soziale Kämpfe
Zwei Flüchtlinge aus der Gemeinschaftsunterkunft in Denkendorf im Landreis Eichstätt sind wegen ihres Hungerstreiks so geschwächt, dass sie in eine Klinik gebracht worden sind. Seit dem 9. November lehnen 25 der Flüchtlingsunterkunft die umstrittenen Essenspakete ab. Seit dem 19. November protestieren Flüchtlinge auf diese Weise auch in Augsburg.
Über 200 Flüchtlinge im Lager Neusässerstr. 206 in Augsburg hatten sich am 19.11.2010 dem seit dem 9. November 2010 laufenden Boykott vom 19 Bewohnerinnen und Bewohner des Flüchtlingslagers Denkendorf im Landkreis Eichstätt, angeschlossen. Erst vergangene Woche hatten Flüchtlinge in der Augsburger Innenstadt demonstriert. Dabei ging es vor allem um eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen. Bei der Auftaktkundgebung an der Ausländerbehörde An der Blauen Kappe und der Zwischenkundgebung am Königsplatz formulierten Asylbewerber, meist aus dem afrikanischen Somalia, und Mitglieder der Flüchtlingsinitiative Augsburg (FIA) ihre Forderungen. Neben der Aufhebung des Arbeitsverbots, Privatwohnungen statt Massenunterkünften, der Ausgabe von Bargeld statt Essenspaketen und einer verbesserten Gesundheitsvorsorge, wollen sie feste Dolmetscher beziehungsweise ein ausreichendes Angebot an Deutschkursen haben.

Bei einem heutigen Gespräch erklärten die Augsburger Flüchtlinge dass sie die Essenspakete weiterhin ablehnen und gemeinsam für ein besseres Leben kämpfen werden. Spenden, um den Boykott aufrecht zu erhalten, wurden abgelehnt. Stattdessen befinden sich ca. 250 Flüchtlinge im Hungerstreik. Dazu sagten die Beteiligten kämpferisch, dass sie dies notfalls bis zum Hungertod beibehalten werden. Morgen wollen sich Flüchtlinge aus anderen Unterkünften dem Essenspaketeboykott anschließen (Calmbergstraße und Schwabmünchen). Ob sie sich dem Hungerstreik anschließen ist noch nicht abzusehen.

Die Menschen im Lager Neusässer Straße (Flakkaserne) haben ihre Ziele formuliert und gebeten, diese an die Öffentlichkeit und in die Politik zu bringen. Darunter sind die Forderungen: "Geld statt Essenspakete" "Privatsphäre, Hygiene und menschenwürdiges Wohnen". Fünf Toiletten für 80 Personen, ein Herd für 25 Personen, bis zu acht Menschen in ein Zimmer gepfercht, das nur 25-30 qm hat – all das sei unerträglich. Daher sei die Schließung der
Massenunterkünfte und die Unterbringung in privaten Wohnungen zwingend nötig.

Weiterhin forderten sie eine bessere medizinische Versorgung und psychologische Unterstützung. (Viele der Asylsuchenden sind durch Flucht und Verfolgung schwerstens traumatisiert. Ein Leben in den Lagern macht dies nicht besser). Aber auch die Abschaffung der Residenzpflicht, Deutschkurse, um Integration zu ermöglichen und das Recht, zu arbeiten, um Steuern zu zahlen um sich selbst zu versorgen zu können sind wichtige Punkte der genannten Forderungen.
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Ergänzungen

INFO

AMED 23.11.2010 - 10:21


Etwas mehr:  http://efendisizler.blogsport.de/2010/11/16/fluechtlinge-protestieren/

Grüsse

Kurdistan Anarsist Grup

www.efendisizler.blogsport.de

antirassistische konferenz in frankfurt

10.-12.Dez. 23.11.2010 - 12:14

RP berichtet:

Presse 24.11.2010 - 00:37
In Augsburg sind etwa 250 Flüchtlinge in einen Hungerstreik getreten. Sie hätten sich geweigert, die ihnen angebotene Notversorgung mit Lebensmitteln und Geldspenden anzunehmen, teilte der Bayerische Flüchtlingsrat am Dienstag in München mit.

Mit dem Streik wollen sie erreichen, dass sie künftig Geld statt Essenspakete erhalten, in Wohnungen statt einem Lager untergebracht werden, Deutsch lernen können und arbeiten dürfen.

Der Flüchtlingsrat appellierte an Staatsregierung und Landtag, die Verzweiflung der Flüchtlinge ernst zu nehmen. Sie sollten nach Augsburg fahren und den direkten Dialog mit ihnen suchen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Flüchtlingsunterkünfte — Dideldidum