Berlin: Räumung des 1. Stocks der Scharni29

Medienkollektiv Berlin 07.10.2010 10:47 Themen: Freiräume
Am 07.10.2010 vollstreckte ein Gerichtsvollzieher des Amtsgerichtes Lichtenberg einen Titel des Hausbesitzers Gijora Padovicz für eine Wohnung im ersten Stock der Scharnweberstraße 29 in Berlin-Friedrichshain.
Um 07.30 rückte die Berliner Polizei zur Unterstützung des Gerichtsvollziehers an. Nachdem der Schlüssel anwaltlich übergeben wurde, fragte der Einsatzleiter die ca. 50 SympathisantInnen vor dem Hauseingang, ob sie freiwillig den Weg frei machen werden. Nachdem diese das ablehnten wurde unmittelbarer zwang eingesetzt und die Menschen einzeln auf die andere Strassenseite gedrängt.

Nachdem die Wohnung in beschlag genommen wurde, sicherte die Direktionshundertschaft das Haus noch eine Weile ab. Begleitet wurde die Maßnahme immer wieder von Sprechchören und Trommeln auf die umliegenden Jalousien der Nachbargeschäfte.
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Ergänzungen

letzte besetzte haushälfte geräumt

36.3 07.10.2010 - 16:20
Bln: Letztes besetztes Haus geräumt
 http://linksunten.indymedia.org/de/node/26259

Am Mi. den 06.10.2010, um 11:00 Uhr, wurde überraschend die oubS - offene uni berlinS, Humboldt Universität, Campus Nord, Haus 20, Phillipstr. 13 - geräumt. Überraschend war die Räumung, weil sie widerrechtlich durchgeführt wurde, analog zur Räumung der Brunnen183 oder der Yorck59. Und genau wie bei der Brunnenstr. 183 wird dies keine rechtlichen Konsequenzen nach sich ziehen, aus einfachem Grund: es gibt keine besetzten Häuser mehr und damit niemanden, dem die gerichtliche Feststellung der widerrechtlichen Räumung nutzen würde.


Es gab mehrere brutale Festnahmen. Der Verbleib dreier Festgenommener ist noch unklar. Einige konnten trotz des großen Polizeiaufgebots entkommen - wie immer. Die Ateliers wurden mitsamt ihren Werken, vor sadistisch grinsenden Bullen komplett zerstört. Die Türen wurden aufgebrochen und eingetreten. Schränke wurden umgekippt und einfach alles Brauchbare zerstört. Damit ist nach der Brunnen183, dem letzten vollständig besetzten Haus Berlins, nun die letzte komplett besetzte Haushälfte geräumt worden. Übriggeblieben sind allein einige noch besetzte Räume in verschiedenen Häusern und stille Besetzungen ohne direkte Außenwirkung.

Heute morgen wurden Räumlichkeiten in der Scharnweberstr. geräumt. Gestern Nacht waren die Bullen im XB und haben ein Konzert beendet und vorgestern bei mir - ganz privat und persönlich und zum vierten Mal, um einen Freund zu verhaften - man gewöhnt sich dran. Echte Empörung gegen die Schergen des Systems kann ich nicht mehr aufbringen. Meine "echte Empörung" gilt der unsolidarischen "linken" Restszene"... hatten nicht irgendwelche Menschen eine actionweek ausgerufen? Wie es aussieht meinten sie wohl eher ungestraft bleibende Bullenaction.

Zwei Fragen drängen sich auf:

1. Wie geht es weiter?
2. Warum kennt kaum jemand die oubS?

Zwei mögliche Antworten:

zu 1: Jenseits aller Schönfärberei: Die Berliner Hausbesetzerszene gibt es nicht mehr. Und auch kaum mehr gewaltbereite Autonome. Strukturen wie WBA, AVV und alle anderen sind zu Insolvenzverwaltern ihres eigenen Untergangs degradiert worden. Entgegen dem Reflex mehr Vernetzung und Organisation zu fordern, was offensichtbar nichts gebracht hat und nichts bringt, kann in logischer Konsequenz nur eine Forderung Änderung herbeiführen: Reset Resistance! Gruppen und Netzwerke auflösen und fortan autonom agieren. Das ist auch der wirksamste Schutz gegen die vielen vom Staatsschutz angeworbenen Spitzel und Entscheidungsmanipulatoren innerhalb der "szenigen" Linken.

zu2: Die oubS wurde nach einem erfolglosen Räumungsversuch im Sommer 2008 - nicht durch Bullen, sondern durch Mitglieder des RefRats (so nennt sich der AStA der Humboldt Universität), Reste der Hummelantifa und anderer - schlicht totgeschwiegen. Denn wie sollte eine traditionell linke Struktur wie ein AStA erklären, warum sie den einzigen offenen Raum Berlins schliessen wollen? Ich selber war damals der Verhandlungsführer: nach drei Stunden Verhandlung mit VertreterInnen des RefRats, insbesondere mit dem damaligen Pressesprecher G., formulierte ich, nach Rücksprache mit wohlgesonnenen "Gründern" eine einzige Bedingung: Wir räumen innerhalb der nächsten 30 Minuten die oubS vollständig und übergeben euch die Räumlichkeiten unter einer einzigen Bedingung: ihr müsst auf de.indymedia.org einen Artikel veröffentlichen der beschreibt wie es zu der Situation gekommen ist, dass sich hier zwei Gruppen verfeindet gegenüber stehen. Eine Forderung nach Transparenz die leicht zu erfüllen gewesen wäre, aber nicht ohne Gesichtsverlust für den Refrat. Die "SchliesserInnen", durch diese Forderung jeder Legitimations beraubt, trollten sich unverrichteter Dinge davon. Vermutlich wird dieses "dunkle" Kapitel heute zum letzten mal durch das Internet geistern, um hernach in Vergessenheit zun geraten. In der Folge wurde von der Gegenseite nichts unversucht gelassen, um das Projekt zu sabotieren. Internet, Strom, Briefverkehr, Lieferungen der Berliner Tafel und noch mehr wurde gekappt, bis letztlich ein Arbeiten in den Räumen kaum mehr möglich war und viele Gruppen die Räumlichkeiten verliessen.


Wie es nun weiter geht, hängt von dir ab! Weitere Infos, Fotos, Kommentare, Protestaufruf zu Kundgebung und Demo etc. bitte unter diesem Artikel posten, damit es übersichtlich bleibt.

weitere Infos:
 http://deu.anarchopedia.org/OUBS
In Geschlossenheit für Offene Uni?  http://de.indymedia.org/2008/06/220344.shtml

Streit auf dem Campus der Humboldt-Universität zu Berlin
 http://www.linkezeitung.de/cms/index.php?option=com_content&task=view&id...

Stimmen zur Schliessung der Offenen Uni B.
 http://de.indymedia.org/2008/06/220109.shtml

Videos:
Ein schöner Traum  http://www.youtube.com/watch?v=WkA3_8ao8FU
Offene Uni BerlinS  http://www.youtube.com/watch?v=HlYhpIhmlds
oubS in neuem Glanz  http://www.youtube.com/watch?v=lQ-_HVfhPck

nix sponti

nix sponti 07.10.2010 - 16:29
Ignorieren wir doch einfach mal irgendwelche Leute, die hier öffentlich ne Sponti ankündigen. Reagiert wird schon noch, aber bitte mit ordentlich Mobilisierung bzw. gleich ohne jegliche Bekanntmachung.
50 Leute haben vorhin ja auch nicht allzu viel gebracht.

Bullenticker meldet:

hatecops! 07.10.2010 - 17:16
Pressemeldung
Eingabe: 07.10.2010 - 15:35 Uhr
Amtshilfe für Gerichtsvollzieher
Friedrichshain-Kreuzberg

# 3132

Ohne nennenswerte Vorkommnisse verlief heute Vormittag in der Scharnweberstraße in Friedrichshain ein Polizeieinsatz im Rahmen der Amtshilfe für einen Gerichtsvollzieher. Dieser hatte in einer im ersten Stockwerk gelegenen Wohnung einen Räumungstitel zu vollstrecken und diese Maßnahme für 8 Uhr angekündigt.
Zwischen 20 und 30 Personen, die hausbesetzertypische Parolen skandierten, hatten sich zu dieser Zeit vor den Eingang des Gebäudes gestellt. Da sie der Aufforderung der Polizei, sich zu entfernen, nicht nachkamen, führten die Beamten sie nach und nach zum gegenüberliegenden Gehweg, ohne auf Gegenwehr zu stoßen. Anschließend führte der Gerichtsvollzieher seine Maßnahmen durch. Zwei Personen, die in der Wohnung angetroffen wurden, mussten diese verlassen. Gegen 9 Uhr hat der Gerichtsvollzieher die Wohnung von einem Schlosser sichern lassen. Die Polizei, die mit rund 60 Beamten vor Ort war, schrieb eine Anzeige wegen Beleidigung.

presse zur teilräumung

erna 08.10.2010 - 01:39
taz in der Printausgabe mit Foto:

 http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=bl&dig=2010%2F10%2F08%2Fa0229&cHash=46ea5af536

Vor die Tür gesetzt
FRIEDRICHSHAIN Teilräumung eines Hausprojekts in der Scharnweberstraße. Die Kündigungen gehen weiter
"Wir bleiben alle", schallte es am frühen Donnerstagmorgen durch die Scharnweberstraße in Friedrichshain. An die 40 Personen hatten sich vor dem Eingang der Nummer 29 versammelt. Sie versuchten dem Gerichtsvollzieher den Weg zu versperren. Ein großes Polizeiaufgebot räumte die Blockade und im Anschluss die erste Etage des Hausprojekts. Vier BewohnerInnen und ein Kleinkind mussten die Wohnung verlassen, danach wurden die Schlösser ausgetauscht.

Der Gerichtsvollzieher räumte im Auftrag der dem Kaufmann Gijora Padovicz gehörenden Immobilienfirma Siganadia Grundbesitz GmbH & Co KG. Der hatte gegen sämtliche MieterInnen des linken Hausprojekts Kündigungen ausgesprochen (taz berichtete). Gerichte wiesen die meisten davon zurück, lediglich die Kündigungen in der ersten Etage wurde bestätigt. Weil eine Revision ausgeschlossen wurde, klagen die BewohnerInnen vor dem Bundesgerichtshof. Aufschiebende Wirkung hat dieser Schritt aber nicht.

Auch die Räumung wird ein juristisches Nachspiel haben. "Es wurde ein Untermieter geräumt, der einen gültigen Vertrag vorweisen konnte und gegen den kein Räumungstitel vorlag", kritisierte Hausbewohner Tim Zülch gegenüber der taz. "Dabei verbietet ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts in diesem Fall eine Räumung."

Vermittlung durch Bezirk

Mittlerweile hat Padovicz die Räume im Erdgeschoss des Hauses gekündigt, in denen auch der Schenkladen Systemfehler untergebracht ist. Eine gerichtliche Entscheidung steht noch aus.

Die BewohnerInnen wollen nun, dass sich die Bezirkspolitik in den Fall einschaltet. "Schließlich hat das Land Berlin im Rahmen des Programms Soziale Stadterneuerung einen Teil der Sanierungskosten für das Haus übernommen", so Bewohner Kai Schmitz. Gegenüber der taz erklärte der Bürgermeister von Kreuzberg-Friedrichshain, Franz Schulz, seine Bereitschaft zu einer Vermittlung. PETER NOWAK




Neues Deutschland:
Von Peter Münzer 08.10.2010 / Berlin / Brandenburg
Wohnung in der Scharni29 geräumt
Polizei setzt Hundertschaft zur Verschließung eines Stockwerks in alternativem Projekt ein

Polizisten gestern Morgen bei der Räumung in der Scharnweberstraße 29
Foto: Andreas Potzlow
Mit Hilfe einer Hundertschaft der Polizei wurde gestern der erste Stock des Hausprojekts »Scharni29« in Friedrichshain gewaltsam geräumt. Rund 40 UnterstützerInnen hatten sich vor der Haustür versammelt, als um acht Uhr morgens der Gerichtsvollzieher samt acht Mannschaftswagen der Polizei anrückte. Es kam zu einer kurzzeitigen Ingewahrsamnahme. Vier BewohnerInnen, ein Kleinkind und ein im Räumungstitel nicht genannter Untermieter wurden auf die Straße gesetzt. Es blieb eine halbe Stunde, um persönliche Gegenstände aus der Wohnung zu räumen. Danach wurde die Wohnung mit massiven Stahlschlössern verschlossen.

Das Hausprojekt »Scharni29« wurde 1990 besetzt und erhielt im Rahmen der Verhandlungen mit den damaligen Hausbesetzern Mietverträge. Seit Gijora Padovicz das Haus 2001 kaufte und die damaligen Bewohner zwang, einer vom Senat im Rahmen des Projekts »Soziale Stadt« geförderten Sanierung zuzustimmen, ist das Leben im Haus ein Abwehrkampf, wie es ein Bewohner formuliert. Seitdem versuche der Besitzer, sie mit Hilfe von immer neuen Kündigungen aus dem Haus zu drängen. Langwierige Gerichtsverhandlungen führten allerdings vor allem dazu, dass Kündigungen als unbegründet abgewiesen wurden. Allein im ersten Stock entschied das Landgericht Berlin gegen die BewohnerInnen, gab der Kündigung statt und lehnte eine Revision ab. Dagegen klagen die BewohnerInnen zusammen mit ihrem Anwalt Burkhard Draeger nun vor dem Bundesgerichtshof (BGH).

Nach Ansicht der MieterInnen war es vor allem illegal, den im Räumungsbeschluss nicht genannten Untermieter auf die Straße zu setzen. Nach einem höchstrichterlichen Urteil aus dem Jahr 2008 darf eine Wohnung nicht geräumt werden, wenn sich beim Räumungstermin ein Untermieter in der Wohnung befindet. Dies gelte, so der BGH, auch, wenn dem Untermieter die Wohnung nur zum Zwecke der Verhinderung der Räumung vermietet wurde.

»Es ist ein Skandal, dass die Polizei solch ein rechtswidriges Vorgehen unterstützt«, sagte eine Bewohnerin, die nicht namentlich in einer Zeitung genannt werden möchte. Gegen die Räumung werde man versuchen, gerichtlich vorzugehen.

Laut dem Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne), setze man sich als Bezirk gerne mit den BewohnerInnen zusammen und suche nach Möglichkeiten, das Wohnprojekt zu erhalten. Er warte diesbezüglich auf ein Signal, so Schulz. Grundsätzlich bestehe die Möglichkeit, von einem Hausbesitzer, der gegen die Förderauflagen verstoße, Geld zurückzuverlangen. Diese Möglichkeit nehme der Bezirk in letzter Zeit verstärkt wahr.

Momentan sind in Berlin mehrere alternative Wohnprojekte von Räumung bedroht und kämpfen um ihr Überleben.

 http://www.neues-deutschland.de/artikel/181437.wohnung-in-der-scharni29-geraeumt.html

Der liebe Herr Padovicz

Stadtraum 08.10.2010 - 15:56
Spekulant macht Jagd auf linke Projekte
 http://www.taz.de/?id=archivseite&dig=2007/03/27/a0244

@"dedüm"

keinladen 14.10.2010 - 13:53
der schenkladen wurde noch nicht geräumt hat aber auch eine kündigung bekommen!
siehe:  http://www.classless.org/2010/10/07/die-nachbarn-werden-geraumt/
und das stimmt auch.
wie die nachbarschaft von den leuten selber weiß.

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solidarität? — a.n.w. berlin

sponti — sponti

Zehntausende? — ö,lpmn

gentri — fication

sponti? — hmm

Sponti 21:00 Uhr? — Kitty

Sponti? — njk

korrektur sponti — korrektur sponti

Bin dabei! — Mucke

20:00 Uhr?! — SP30

wat soll den — schon passieren

die scheiszbullen — mackern wieder durch den

Scharni = Unpolitisch!?! — Eine die da nicht mehr hingeht

@Eine die da nicht mehr hingeht — mensch du hast keen plan

gerüchte.... — ...weise

padoliste — post

dedüm — ...