Prozess wegen Mord an Dennis J.

maximal 45 Zeichen 18.06.2010 12:37 Themen: Repression Soziale Kämpfe
Gestern wurde erneut vor dem Landgericht Neuruppin wegen der Todesschüsse in Schönfliess verhandelt. Angeklagt sind drei Berliner Zivilfahnder, Opfer ein sogenannter "Intensivtäter".
Für die Angeklagten wird es langsam eng, die Verteidigung versuchte Prozeßbeteiligte und ZuschauerInnen durch langweilige Widerholungen einzuschläfern.
Zusammenfassung der Zeugenaussagen vom 17.Juni:

--Der Schwager von Dennis J. sagt aus. Er wurde 10 Tage vor den Todesschüssen vom Angeklagten Rother angerufen. Dieser gab sich zunächst als Krimineller aus, der wegen irgendeines Geschäfts Dennis treffen müsste. Später rief er offiziel vom Abschnitt 25 an und erklärte dem Schwager, wenn Dennis sich nicht stellen würde, würde er bei der Festnahme vielleicht erschossen.
Im September 2009 gab es eine Festnahmewelle im ehemaligen Umfeld des Getöteten, wobei die Bullen nach einem Laptop fahndeten, der im Sommer 2008 aus der Wohnung eines Polizeibeamten gestohlen wurde. Auf die Festnahme von Dennis waren im Herbst 2008 polizeiintern Wetten abgeschlossen worden.

--Ein aus dem Maßregelvollzug vorgeführter Freund von Dennis sagt aus. Er wurde im Sommer 2008 von einem LKA Beamten bedrängt Informationen über den untergetauchten Dennis preiszugeben, was er ablehnte. Dann wechselte die Zuständigkeit an den Angeklagten Rother, der sich nun als Stalker des Jugendlichen betätigte, u.a. durch Telefonanrufe und Rother passte den Jugendlichen vorm Abschnitt 26 ab, wo dieser Meldepflicht hatte. Rother sagte:
"Man nennt mich Rotti, weil ich mal einen Rottweiler hatte. Sag mir wo Dennis ist, sonst wird er vorm SEK zusammengeschlagen. Ich muss ihn um jeden Preis erwischen, bevor ich den Fall abgeben muss."
Der Jugendliche verweigerte seine Mitarbeit.

--Der Dienstgruppenleiter der Wache Henningsdorf sagt aus. Er war zuerst am Tatort in der Silvesternacht 2008. Der Angeklagte Staub behauptete von Dennis angefahren worden zu sein, wies jedoch weder Schmutz/Schäden an der Kleidung noch Verletzungen auf. (Stunden später wird sich der Angeklagte Staub von einem Polizeiarzt Verletzungen und eine blutverschmierte Hose attestieren lassen.)
Der Angeklagte Böge habe ausgesagt hinten im Zivilfahrzeug gesessen zu haben. (Böge behauptet inzwischen das er vorne saß.)
Ihm erschien es merkwürdig, das zuerst der Angeklagte Staub von zu Hause abgeholt wurde und dann angeblich doch nur zwei Beamten die Festnahme durchführen wollten. Staub will von hinten an den Jaguar herangetreten sein und dann auf den Kofferraum geschlagen haben um Dennis vom Schützen Rother abzulenken. Gleichzeitig will Staub aber auch bei der Flucht von Dennis nach vorne vom Jaguar erfasst worden sein.

--Der Vorgesetzte Polizeirat der Angeklagten sagt aus. Rother ist seit 1997 bei der Polizei. Ein vorbildlicher Beamter der sich auf "kreative Methoden" bei der Vollstreckung von Haftbefehlen spezialisiert habe. Der Abschnitt 25 habe im Jahr ca. 300 Haftbefehle zu vollstrecken, von den alleine Rother 65 der Gesuchten in 2008 geschnappt habe. Über Rother gebe es Lobtexte in polizeiinternen Zeitungen wegen seiner durch Telefonterror erreichten Festnahmen. Rother hat auch die Eltern einer früheren Freundin von Dennis überredet ihre Tochter als vermisst zu melden um so das Handy der Jugendlichen orten zu können. Schwierige Fälle würden an Rother übertragen, für die Fahndung nach Dennis sei dieser jedoch eigentlich nicht zuständig gewesen.

weitere Infos:
 http://de.indymedia.org/2010/06/284284.shtml
 http://www.morgenpost.de/brandenburg-aktuell/article1327508/Polizist-zweifelt-an-Notwehr-Aussage-von-Kollegen.html
 http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11825889/61129/Zeugen-fuehlten-sich-von-Angeklagtem-unter-Druck-gesetzt.html
 http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizist-belastet-polizisten/1862080.html
 http://www.die-mark-online.de/nachrichten/landkreis-oberhavel/birkenwerder/kannst-mich-rotti-nennen-808591.html
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Ergänzungen

Aktiv gegen Polizeigewalt

Atze 18.06.2010 - 12:47
Wir sind nicht ohnmächtig. Zeigt euren Unmut über staatliches Morden.

In der Nacht zum Neujahr 2009 wurde Dennis in Schönfließ bei Berlin von der Polizei erschossen. Gegen ihn lag ein Haftbefehl vor, doch nach einem Wortwechsel erschoss Reinhard R. den Gesuchten. Die Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen und der Prozess findet seit Mai vor dem Landgericht in Neuruppin statt. Weil aber von der staatlichen Justiz keine Gerechtigkeit zu erwarten ist, organisieren Dennis Familie und Freundeskreis seit dem Mord Gegenöffentlichkeit und politischen Druck. Zum nahenden Prozessende soll noch einmal in die Offensive gegangen werden, um den Fall und tödliche Polizeigewalt öffentlich zu thematisieren.

Demo gegen Polizeigewalt
19.6.2010 - 16.00 Uhr - U-Bhf Hermannplatz

Kundgebung: Tag der Urteilsverkündung
18.00 Uhr - U-Bhf Hermannplatz

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Kriminel — ICH

Titel — reg54eg