Zensur durch Wikipedia

JW 14.06.2010 22:10 Themen: Freiräume Medien Repression
Die sogenannte "freie" Enzyklopädie Wikipedia zensiert Beiträge. Siehe unten über die kritische Zeitung Stadtblatt in Pforzheim. Der Beitrag wurde gleich 1 Minute nach der Eingabe gelöscht mit folgender Begründung:
Wikipedia:
"{{Löschen|1= ''hier könnte selbst bei positiver R. kein Satz so bleiben. innensicht, pov, quellenlose behauptungen.'' [[Benutzer:LKD|LKD]] 21:49, 14. Jun. 2010 (CEST)}}"
J.W. an Wikipedia:
"Das ging aber unglaublich schnell ;-) Die Quellen waren unten angegeben. Dort kann jeder die Hintergründe lesen. Andere Quellen gibt es nicht. Wie sollte es die ja auch geben? Ich dachte, Wikipedia versteht sich als "freie Enzyklopädie"!"

Dieser Beitrag wurde zensiert:

Stadtblatt - kritische Presse in Pforzheim

Das Stadtblatt Pforzheim (www.stadtblatt-pforzheim.de) ist eine kostenlose Online-Zeitung, die zu der etablierten Presse einen kritischen Gegenpol bilden will.
Der verantwortliche Redakteur Jürgen Wiedmann:
"Die Redaktion sieht sich als kritisch, unabhängig, kompetent und ehrlich in ihrer Berichterstattung über Themen, die für die Pforzheimer Bürgerinnen und Bürger interessant und wichtig sind." Im Gegensatz zu den anderen Zeitungen bestehe keine finanzielle Abhängigkeit von Wirtschaft oder Politik. Trotzdem könne man diese "freie Presse" auf Wunsch unterstützen. Das Stadtblatt Online wird von Zeit zu Zeit mit Flyern (Auflage 20.000 Stück) beworben, die an Haushalte, Firmen und Gaststätten in der ganzen Stadt verteilt werden.

Geschichte:
Das Stadtblatt Pforzheim (früher Nordblatt) erschien mehrere Jahre in gedruckter Ausgabe mit bis zu 20.000 Stück. Es war dadurch in der Stadt sehr bekannt und hatte auch zahlreiche Abonnenten. Bis zum Jahre 2004 ist es zu immer heftigeren Repressionsversuchen der Behörden gegen die kritische, kostenlose Zeitung gekommen. Der verantwortliche Redakteur Jürgen Wiedmann wurde mehrmals von Politikern und anderen einflussreichen Personen vor dem Amtsgericht verklagt. Er bekam vor dem Oberlandesgericht Karlsruhe jedoch immer Recht. Die dortigen Richter bezeichneten "die Pressefreiheit als höheres Gut als die Empfindlichkeiten einiger bekannter Personen".

Da dem Stadtblatt mit legalen Mitteln nicht beizukommen war, wurden laut Angaben des verantwortlichen Redakteurs Polizei und städtisches Ordnungsamt auf ihn angesetzt. Es sei zu verschiedenen illegalen Aktionen wie ungerechtfertigten Büro-Durchsuchungen, Schikanierungen durch die Polizei und anderen schwerwiegenden Maßnahmen gekommen. Auch in der "Pforzheimer Zeitung" wurde der Redakteur als "Demagoge" verleumdet. Eine Gegendarstellung verweigerte die "PZ". Als Wiedmann daraufhin 2004 auch aus gesundheitlichen Gründen die Stadt verließ und sich monatelang im Ausland aufhielt, beruhigten sich die amtlichen Gemüter. Aber erst als der Journalist auf Anraten seines Rechtsanwaltes die Veröffentlichung des Stadtblatts einstellte, hörten die Repressalien schlagartig auf.

Heute erscheint das Stadtblatt wieder als Online-Ausgabe, die von Zeit zu Zeit mit Flyern (20.000 Stück Auflage) in Pforzheim beworben wird. Jürgen Wiedmann: "Mein Selbstverständnis als kritischer Journalist erfordert, dass ich die zum Teil schlimmen Verhältnisse in unserer Stadt öffentlich mache. Alles andere hat meiner Meinung nach mit seriöser, wahrhaftiger Pressearbeit nichts zu tun." Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann das Stadtblatt Online unter www.stadtblatt-pforzheim.de lesen.

Zur Person:
Jürgen Wiedmann (geb. 22.3.1959) erlernte seinen Redakteursberuf bei der "Pforzheimer Zeitung", die er aber nach der Ausbildung 1985 wegen Zensurversuchen verließ und eine eigene Presseagentur gründete, die er seither betreibt. Er ist seit mehr als 25 Jahren Mitglied in der Deutschen Journalisten Union. Wiedmann gibt neben dem Stadtblatt auch Bücher und E-Books heraus. Außerdem beschäftigt er sich mit verschiedenen Online-Projekten.
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Ergänzungen

Wikipedia-Kriterien

Indy 14.06.2010 - 23:27
Die Begründung von Wikipedia, den Artikel zu löschen, ist vollkommen berechtigt. Der Text ist einseitig, die Hintergründe der beschriebenen Auseinandersetzungen und die verschiedenen Positionen werden überhaupt nicht dargestellt. Der Artikel enthält außerdem Werbung.

Als Beitrag auf indymedia wäre der Artikel besser aufgehoben, aber auch da müssten schon ein bisschen mehr Hintergrund-Infos kommen.

Wikipedia ist kein gratis Webspace

Joe Völker 15.06.2010 - 09:21
Wikipedia ist kein kostenloser Webspace, wo jeder posten kann, was er will.

Die Eigentümer stellen klare Kriterien auf, wie ein Artikel beschaffen sein muss. Diese Kriterien decken sich weitgehend mit denen einer herkömmlichen Enzyklopädie, wie sie in gedruckter Form erscheint. Insbesondere ist eine E. kein Platz zur Entwicklung von Theorien oder Verbreitung von Meinungen, sondern ein Sammelbecken für Veröffentlichungen zu einem Stichwort. Inhalte, die außerhalb der E. nirgendwo recherchierbar sind, gehören nicht in eine E.

Selbst wenn der Artikel objektiv verfasst wäre, bliebe die Frage nach der Relevanz. Ist das behandelte Sujet wichtig? Das ist nun wirklich Ansichtssache, weswegen die deutsche Wikipedia verbindliche "Relevanzkriterien" erarbeitet hat. Es ist Aufgabe des Beitragenden, die Relevanz erkennen zu lassen.

W. ist eine "freie" E., weil die Benutzung kostenlos ist, nicht weil es keine Regeln gibt.

Relevanzkriterien

Wikipede 15.06.2010 - 09:57
Derzeit gibt es bei Wikipedia verschiedene Gründe, warum dieser Artikel nicht gepostet werden konnte. Zunächst sind es die Relevanzkriterien für Zeitngen und Zeitschriften, die erfüllt sein müssen, damit ein Medium aufgenommen wird. Diese erfüllt das beschriebene Medium leider nicht, es sei denn, die Kontroverse um das Stadtblatt hätte auch in anderen Medien großen Wiederhall gefunden. Mensch kann die Relevanzkriterien autoritär und unangemessen finden (ich schließe mich an), doch sie sind derzeit geltender Kompromiss in der Wikipedia, an denen niemenschd vorbeikommt.
Tatsächlich gehören auch Mindestanforderungen an die Qualität des Artikels selbst dazu. So soll ein Artikel neutral sein, nicht wertend. Die Überschrift müsste daher lauten: "Stadtblatt Pforzheim". Im Artikel kann dann genannt werden, dass das Magazin kritsch zu sein intendiert; allerdings sollten auch Stimmen zu Wort kommen, die das Stadtblatt ablehen. Außerdem fehlen Quellenangaben. Es müsste z.B. benannt werden, wo die Zitate erschienen sind.
Außerdem trennt der Artikel nicht zwischen Lemmata: Zum einen geht es um das Stadtblatt Pforzheim, zum einen um den Journalisten Wiedmann selbst. Hier wären jedoch zwei Artikel nötig wie in jedem anderen Lexikon auch.
Also, erst einmal informieren, dann "Zensur" aufdecken...

Natürlich zensiert Wikipedia

JW 17.06.2010 - 17:34
Ich bin froh, dass hier auch noch einige (wohl die Mehrheit) vernünftige und kritische Stimmen zu Wort kommen. Wikipedia wird inzwischen nicht nur hier auf Indymedia heftig kritisiert.

Ich und auch andere hier sind sehr wohl der Ansicht, dass meine Beiträge der letzten Zeit wichtig sind. Wo sollen Sie sonst (außer auf www.stadtblatt-pforzheim.de) erscheinen? Vielleicht über die DPA? Die ist selbst den "offiziellen" Presseorganen in ganz Deutschland hörig. In anderen Zeitungen? Die sind meist auch von bestimmten Politikern, sonstigen "Mächtigen" und Anzeigenkunden abhängig. Bevor hier solche inkompetenten Kommentare erscheinen, sollten sich diese Leute einmal besser informieren und die wahren Zusammenhänge kapieren. Und noch was: Dies ist absolut keine "Profilneurose" von mir, sondern die Realität. Zum Glück gibt es noch Indymedia und hoffentlich hier keine Zensur.

Macht selbst was und spuckt nicht nur große Töne. Die derzeitigen Verhältnisse in Pforzheim erfordern intensive Berichterstattung. Nur auf Druck der freien Presse könnte sich dabei was ändern. Übrigens kamen meine Informationen über den Nazi-Überfall auf den Döner-Imbiss in Pforzheim danach in sämtlichen deutschen und auch in vielen türkischen Zeitungen und Sendern. Meistens beteten die aber nur die "offizielle" Version der Polizei nach. Dank DPA. Kritische Berichte auf mindestens drei großen türkischen TV-Sendern werden durch mich folgen.
Ich kann nochmals nur empfehlen, einmal in www.stadtblatt-pforzheim.de reinzuschauen. Das sind keine irgendwelchen "Erfindungen" sondern leider die Realität in "Nazi-Pforzheim" (Ex-Goldstadt). So, das war's erstmal. Das musste einfach sein. Danke für euer Interesse.

Ach übrigens - Hier noch einige Leserbriefe, die das Stadtblatt Pforzheim in letzter Zeit erreicht haben. Ganz lustig ;-)

Leserbriefe

Hier könnte auch Ihr Leserbrief stehen. Einfach eine Mail schicken an:

 Redaktion@Stadtblatt-Pforzheim.de

Zögern Sie nicht, uns auch in schwierigen Fällen zu unterrichten. Auf Wunsch werden wir Ihre Angaben vertraulich behandeln, da wir das journalistische Recht der Zeugnisverweigerung über unsere Informanten haben.

Hallo,

Ei, ei, ei - ich sag ja seit mindestens 10 Jahren: Pforzheim platt planieren und einen Park-and-Ride-Platz für Daimler-Angestellte draus machen. Diese Stadt ist des Fremdschämens nicht mehr würdig.

Martin Kissener, renommierter Künstler und Musikproduzent und ehemaliger Pforzheimer aus Berlin, per E-Mail am 15.6.2010

Auch hallo,

Gute Idee. Wie findest du folgende Ideen: Die Enz bis zur Nordstadt aufstauen. Dann könnte ich aus meinem Dachfenster Würstchen verkaufen und einen Bootsverleih aufmachen. Oder einen Betondeckel von Hügel zu Hügel ziehen. Drunter ein Museum für angewandte Bausünden und drauf ne neue gscheite Stadt bauen.

Name der Red. bekannt, per E-Mail 16.6.2010

Antwort: Viel zu wenig demütigend, der Dreck muss unter Schotter liegen.

Martin Kissener per E-Mail 17.6.10


Hallo Herr Wiedmann,

Ich finde es toll, dass es einen Menschen wie Sie in Pforzheim gibt.
Ich habe schon längere Zeit keine Zeitung mehr von ihnen auftreiben können.
Jetzt wo ich arbeitslos bin habe ich zufällig ein Exemplar, das ich aufgehoben hatte, gefunden und ihre Internet-Seite aufgerufen. Sie sind für mich die einzige Möglichkeit, das wahre Gesicht von Pforzheim zu sehen. Ich bin mir tausendprozentig sicher, dass alles was Sie schreiben auch stimmt. Vor allem, was die Polizei, die Richter, Staatsanwälte und die Bonzen (Promis) der Stadt angeht. Auch ich war mal Zeuge, wie die Polizei gelogen und die Gesetze selbst überschritten hat. Wie diese Herren gegen das eigene Volk und besonders gegen Ausländer stehen, weiß mittlerweile jeder. Machen Sie bitte weiter - ich hatte es fast aufgegeben, nochmal etwas von Ihnen zu lesen. Ich weiß, dass man Ihnen die Arbeit und das Leben schwer macht, wo es geht. Ich würde mich freuen, wenn Sie nicht aufgeben und weitermachen. Falls ich persönlich etwas dazu beitragen kann, bitte einfach zurückmailen.

Name der Redaktion bekannt, per E-Mail am 25.4.2010



PlusPedia

Schloesser 20.06.2010 - 18:22
Stadtblatt Pforzheim bei PlusPedia

 http://www.pluspedia.de/index.php/Stadtblatt_Pforzheim

deutsches Blockwarting

ex-wikipedianer 31.07.2010 - 08:47
Die deutsche Wikipedia ist fest in den Händen ebenso dummer wie aggressiver Blockwarte. Was nicht in deren Horizont passt, wird vernichtet. Der Ausweg ist einfach: en.wikipedia.org nutzen, funktioniert ganz anders! Im angloamerikanischen Raum hat Pluralität einen höheren Wert, man ist geschult in Selbstkritik und vorsichtig beim Kritisieren Fremder.

Also einfach vernünftig an en.wikipedia.org mitarbeiten statt an der deutschen Faschopedia.

Das Muster ist leider auch bei de.indymedia.org mehr als präsent. Gut jeder zweite Artikel, den ich im RSS-Feed anklicke, ist auf Indymedia versteckt. Da ich via Google-Reader noch gut nachvollziehen kann, worum es in diesen Artikeln geht, kann ich mir echt nur an den Kopf packen angesichts dieses Zensurteams. Es zerstört den Kerngedanken hinter Indymedia.

Das erinnert mich auch an die "No tears for Krauts"-Deppen, die nicht raffen, dass sie die deutschen Oberfaschisten sind.

Begraben wir doch einfach diese pseudoemanzipatorischen Projekte. Die Deutschen sind nicht reif dafür. Nein, im Ernst, wann verschwinden endlich die Platzhirsche, die nur ihren eigenen Horizont gelten lassen? Warum lassen wir uns von ihnen wichtige Projekte kaputt machen? Weil sie nur mit ihren widerwärtigen Methoden bekämpft werden können und wir das nicht wollen?

ex-wikipedianer hat nix begriffen

.. 31.07.2010 - 12:32
warum sollen auf einer enzyklpädie meinungsartikel stehen?
warums sollen auf einer alternativen nachrichtenseite nazipostings und "meine muschi brennt" stehenbleiben?
hat da jemand die idee von "free speech" nicht ganz verstanden?

das problembei wikipedia ist eher, daß rechtskonservative und p.r.-firmen dieses projekt dominieren und politisch einfluss auf artikel nehmen. so ist beim indymedia-eintrag ein artikel des berufslügners heinen als grundlage für eine verfälschung des artikels genommen wurden und andere links aus liberalen quellen wurden entfernt. trotzdem ist nicht jede entfernung falsch. etwa wenn es spam ist. und wo hier bei indymedia ein nachrichtenbeitrag grundlos versteckt wurde, solltest du schon belegen. hier wird halt viel gespammt.

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jaja — .

Wieso hat Günther Jauch auf RTL ... — ... eine Rot Weiße ...

Kriterien — Wuppe

Zustimmung — SchallundRauch

warum newswire? — ???

DJU — Journalist

Zensur — Wird Zensiert