Bildungsstreik Hamburg: Der Bildungsadel

Monty 09.06.2010 08:03 Themen: Bildung Soziale Kämpfe
Am Dienstag gewann der anfangs zögerlich angelaufene Bildungsstreik an der Uni Hamburg an Fahrtwind. Die HWP wurde besetzt, es gab eine Demo zum Wissenschaftsausschuss und vorm Rathaus fand eine Aktion zur Schulreform statt.
Am gestrigen Dienstag war es die Liberale Hochschulgruppe (AStA-Koalition), die es diesmal für nötig befand sich mittels eines Flugblatts vom Bildungsstreik zu distanzieren und die Studi-Proteste in die Nähe von Gewaltaktionen zu rücken. Zumindest die Studierenden am Fachbereich Sozialökonomie ließen sich davon aber nicht beeindrucken und stimmten bei einer Fachbereichs-Vollversammlung mehrheitlich für eine Besetzung des Gebäudes. ( http://de.indymedia.org/2010/06/283386.shtml  http://de.indymedia.org/2010/06/283436.shtml) Der Fachbereich Sozialökonomie besteht aus der ehemaligen, gewerkschaftsnahen Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP), die vor einigen Jahren aus politischen Gründen in die Uni Hamburg integriert wurde. Am Nachmittag fand dann eine Demonstration für den Erhalt der Uni in Eimsbüttel und gegen einen Umzug in die HafenCity statt. Die Route führte vom Campus zum Rathaus, wo im Anschluss der Wissenschaftsausschuss der Bürgerschaft über eben dieses Thema tagte.

Vorm Rathaus fand dann ab 17.00 Uhr eine satirische Kundgebung zur Hamburger Schulreform statt. Die Initiative "Der Bildungsadel - Herkunft muss sich wieder lohnen!" hatte zum Kampf gegen Leistungsverfall, Zwangsproletarisierung und Schulverlotterung aufgerufen. Hermann Sieg vom Bund deutscher Frontkämpfer brachte überzeugende Argumente für die Trennung von Schülern ab Klasse 1 durch pränatale Leistungsförderung. Die Pädagogin Elisabeth Schulwitz erläuterte den Unterschied zwischen theoretischer und praktischer Veranlagerung. Bernadette von Altenburg forderte ihr geburtsmäßiges Anrecht auf bessere, standesgemäße Behandlung. Dr. Olaf Herrenhausen erklärte die Wichtigkeit der schulischen Selektion für das reibungslose Funktionieren der Gesellschaft. Störend verhielten sich natürlich nur wieder die üblichen linksextremen Chaoten vom SDS, die unter der Parole "Elite für alle" Gleichmacherei propagierten.

Zu guter letzt wurde dann aber auch noch die Ernsthaftigkeit der Schulreform-Diskussion thematisiert und dazu aufgerufen am 18. Juli gegen die Vorlage von "Wir wollen (alleine) lernen" (Selektion ab Klasse 5) und für die Vorlage der Hamburger Bürgerschaft (6-jährige Primarschule) zu stimmen. Die echte Elite-Initiative war zum Schluss dann auch noch mit zwei Vertretern vor Ort, die mit recht schrägen Argumenten diskutierten.("Die Grundschulen haben doch gar keine Räume für zwei neue Jahrgänge." "Natürlich gibt es in Deutschland Chancengleichheit. Es wird doch niemandem verboten Bücher zu lesen.")

Der Bildungsstreik ruft für heute zu einem Aktionstag auf. Treffpunkt ist um 12.00 Uhr im Phil-Turm-Foyer.
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Ergänzungen

@egal

Entdinglichung 09.06.2010 - 11:59
es findet derzeit an der HWP eine Vollversammlung statt, welche zur Fortsetzung der Besetzung eine Entscheidung treffen soll:  http://www.hwp-netz.de/heute-um-12-uhr-vollversammlung

BESETZUNG!!!!

Schülerin 09.06.2010 - 14:41
FH in Nürnberg und Schloss in Erlangen im Zuge des Bildungsstreiks 2010 besetzt!!!! Kommt zahlreich....

„Gibt es eine richtige Schule im Falschen?“

hää?? 09.06.2010 - 18:10
Gemeinsamer Aufruf zur Schulreform „Gibt es eine richtige Schule im Falschen?“
von Gewerkschaftliche Hochschulgruppe (GsHg), Avanti /undogmatische Linke, Junge GEW, ver.di Studierende, Linke SDS, Regenbogen/Alternative Linke und GEW-Studis

Auf:  http://gewstudis.blogsport.de/2010/05/30/gibt-es-eine-richtige-schule-im-falschen/

Video + Aufruf

Hermann Sieg 10.06.2010 - 08:22
Hier gibt´s einen Zusammenschnitt zu sehen:

Teil 1:  http://www.youtube.com/watch?v=nQKiHbph8Zc

Teil 2:  http://www.youtube.com/watch?v=oXW_o6u9KLI

Und hier nochmal der Aufruf:

Jedes Kind ist anders!

Eine Bauernschule, eine Bürgerschule, eine Gelehrtenschule – so sah und sieht unser Bildungsideal aus. Denn: Was früher richtig war, kann doch heute nicht falsch sein!
Im dreigliedrigen Schulsystem sehen wir Bildungsvielfalt in ausgezeichnetem Maße. Schließlich wissen wir: Begabung wird vererbt! Und vom Erben verstehen wir etwas. Außerdem möchten wir nicht, dass unsere Kinder mit Proletarierkindern in Kontakt kommen. Die sind oft sehr rüpelhaft.

Unter den Älteren von uns können sich viele noch gut erinnern: Unter der napoleonischen Schreckensherrschaft gab es schon einmal ein Gebilde, das unter dem Namen „Ecole Primaire“ eine Grundschule für alle darstellte. 1920 waren es dann die Novemberverbrecher, die unserem heiligen Vaterlande eine solche Schule aufzwangen. 1948 waren es wiederum Fremdländer, nämlich die sog. alliierten Besatzungsmächte, welche zuvor unser Land raffgierig und völlig grundlos unterworfen hatten, die dem deutschen Volk eine noch längere Einheitsschule aufzwängen wollten. Später waren es dann irgendwelche langhaarigen Affen, die was von „Gesamtschule“ redeten. Wir haben uns stets erfolgreich dagegen gewehrt, und wir werden es immer wieder tun!

Ole, ein gefallener Engel

Ausgerechnet Ole von Beust, von der CDU, der einst noch mit höchst seriösen Politikern (Ronald B. Schill) koalierte, hat sich nun von den Agenten Moskaus, den sog. Grünen, unter ihre ökoterroristischen Fittiche nehmen lassen. Diese Extremisten, die man unserer Ansicht nach noch nicht einmal in die Nähe des Rathauses lassen dürfte, dürfen nun über das Schicksal unserer Kinder entscheiden! Dass die CDU in der Frage der Bildung jetzt auch noch mit den Postkommunisten und Stalinisten der Linkspartei ins Bett steigt, setzt dem Ganzen noch die Krone auf.

Jetzt ist es Zeit sich zu wehren! Unser Schulsystem verteidigen heißt auch unsere Ehre verteidigen! Nur in den Bundesrepubliken Deutschland und Österreich ist doch überhaupt noch standesgemäße Bildung möglich, wie zahlreiche internationale Studien beweisen. Schimpf und Schande allen anderen Nationen, die sich längst von den Gleichmachern haben unterbuttern lassen! Hier sind wir ganz Lutheraner, denn für uns gilt: Jeder soll in seinem von Gott gegebenen Stand bleiben. (vgl. 1. Korinther 7,20)

Wir sind Yuppies, was seid ihr?!

Wir lassen nicht zu, dass mit unserem Geld den unteren Kasten der Zugang zu höheren Schulen erleichtert werden soll. Schließlich sind wir die Leistungsträger dieses Landes und unsere Kinder sollen das merken. Mit „Zweitem Bildungsweg“ und „Integrierten Gesamtschulen“ hat man unsere Geduld schon genug strapaziert. Jetzt ist ein akademisches Proletariat heran gewachsen, das sich kaum noch kontrollieren lässt. Wir werden dies nicht länger hinnehmen!

Die Primarschule ist ein Menetekel auf dem Weg zur Gleichschaltung und der Entziehung unserer bürgerlichen Rechte. Am Ende droht der Super-GAU (Gemeinschaftsschule) und der damit verbundene Untergang des Abendlandes. Wehret den Anfängen! Am Ende wird sich Deutschland noch in eine sozialistische Volksrepublik, wie die USA oder das Vereinte Königreich verwandeln.

Die Primarschule ist mit allen zur Verfügung stehenden Waffen zu verhindern!

Pressemitteilung der FDP

Monty 10.06.2010 - 08:31
Reformgegner als "Bildungsadel" verunglimpft
 http://www.dermerkur.de/artikel/reformgegner_als_bildungsadel_verunglimpft/25227/466/7
09.06.2010 11:29, FDP Landesverband Hamburg
In Hamburg fand gestern vor dem Rathaus eine von linken Reformbefürwortern organisierte Satire-Aktion gegen die Schulreform-Gegner statt. Angekündigt war der Auftritt vom Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) vorher im Internet:

„Wir, „Der Bildungsadel – Herkunft muss sich wieder lohnen!“, sind eine Gruppe elitärer Spinner, die sich für Selektion stark machen. Insbesondere sind wir gegen eine Vermischung von Kindern mit unterschiedlichem sozialen Hintergrund, da Kinder bekanntlich die Zukunft unserer Gesellschaft sind. Und wir möchten sie dabei in guter Gesellschaft wissen.

Derzeit kämpfen wir gegen die Primarschule, da wir sie als Mittel der Zwangsproletarisierung entlarvt haben. Um dies der Welt kundzutun, werden wir kommenden Dienstag eine Kundgebung abhalten, um möglichst viele Stimmen gegen die Gleichmacherei der Afghanistan-Koalition (Schwarz-Rot-Grün) zu erreichen.
Präsentiert werden dabei die Highlights aus 300 Jahren dreigliedrigen Schulsystem, klassistische Argumente und unglaublich viel Demagogik.
Dienstag, 8. Juni
17.00 Uhr
Rathausmarkt“

Für Rolf Salo, Landesvorsitzender der FDP Hamburg, ist hier eine Grenze überschritten: „Auch wenn nach Kurt Tucholksky Satire alles darf, so sind hier zumindest Grenzen des guten Geschmacks gezielt überschritten worden. Auch Satire lebt im Kern von Wahrheit, die man hier beim besten Willen nicht erkennen kann. Hunderttausende Hamburger werden als Bildungsadel diffamiert, es wird schwierig sein, diese ungebremsten Emotionen wieder einzufangen. Die Spaltung der Gesellschaft wird von Kreisen der Reformbefürworter bewusst betrieben. Viele, die die Satire nicht durchschaut haben, mussten die Aktion des “Bildungsadels” für bare Münze nehmen und waren schockiert über Naziparolen und Polemiken gegen Behinderte und Schwule!”

Laut Salo lasse sich die FDP auch weiter nicht beirren und bleibe in ihrer Kampagne bei der argumentativen Linie. Willkommen sei jetzt allerdings ein Zeichen aus dem Senat, das wieder in Richtung Ruhe und Besonnenheit gehe. „Mit ihrer Politik der Ideologisierung hat auch Frau Goetsch eine Situation heraufbeschworen, die nun Züge einer Hasskampagne gegen die Schulreformgegnern angenommen hat.“

FDP-Kampagnenleiterin Anna von Treuenfels sieht den Volksentscheid auf der Zielgraden und warnt: „Bis hierher haben es Gegner und Befürworter geschafft, bei aller Härte die Würde des anderen zu achten. Die aktuelle Grenzüberschreitung ist eine große Enttäuschung.”

Verantwortlich für den Inhalt dieser Meldung: FDP Landesverband Hamburg.

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