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[Winsen/Luhe] Aufruhr wegen geplanter Abschiebung!

[AWU] 05.05.2010 14:42 Themen: Antirassismus Repression
Eine kurdische Familie aus der Türkei, die Winsen/Luhe wohnt, wird akut von der Abschiebepraxis bedroht. Die Mutter ist traumatisiert, der Vater schon längst abgeschoben und verschwunden, die Töchter ratlos. In ihrer Heimatstadt erwartet sie Zwangshochzeit, Gefängnis und Verfolgung.
Die kurdische Familie Bozyigit, die ursprünglich aus der Stadt Bingön in Anatolyen/Türkei stammt und nun in Winsen/Luhe lebt, ist akut von der rassistischen Abschiebepraxis bedroht.

Die Familie besteht aus sieben Mitgliedern, die beiden Eltern sind langjährige AktivistInnen der kurdischen Partei DTP gewesen und sind darauf, durch das Verbotsverfahren der DTP vom 1. Dezember 2009 des türkischen Verfassungsgericht, in der BDP aktiv gewesen. Die türkische Polizei sah in der neuen Partei erneut die Weitertragung der Strukturen der PKK, der Arbeiterpartei Kurdistans und nahm viele Mitglieder der BDP fest oder verhörte diese. Auch die Eltern der fünf Töchter der Familie Bozyigit sind politisch Verfolgte. Aus diesem Grund ist die Familie 2002 nach Maschen/Deutschland geflüchtet, wo sie dann in einem Flüchtlingslager bis 2003 verharrte. Dann fand ein Umzug in das Ausländerheim nach Meckelfeld statt, wo die Familie ein Jahr lang auf die Ankunft von zwei fehlenden Töchtern warten musste.
2007 begann die Abschiebebehörde ihren rassistischen Prozess: Der Vater der siebenköpfigen Familie wurde zurück nach Bingön in die Türkei abgeschoben. Der Vater ist seitdem untergetaucht und wird vermisst - nicht einmal seine eigene Familie weiß wo sich der Vater aufhält oder in welcher Verfassung er sich befindet.

Die Familie schlug sich durch: Es konnte keine vernünftige finanzielle Eigenständigkeit aufgebaut werden, da während der "Duldung von Flüchtlingen" keine Arbeitserlaubnis besteht. Da der Vater vermisst ist und die Mutter eine langjährige Haftstrafe in einem türkischen Gefängnis antreten muss, wenn sie ausgeflogen wird, übernimmt die Großmutter die Fürsorge für die zwei kleinsten Töchter der Familie. Die anderen drei Töchter werden durch Zwangshochzeit an Interessenten vergeben, die dann für die Lebenserhaltung der jungen Frauen aufkommen sollen, da die Großmutter nicht genügend Energie und Geld für fünf Töchter aufbringen kann. Seit der Flucht vor der türkischen Polizei hatte die Familie viermal Asyl beantragt, doch es wurde jedesmal abgelehnt. Die Zwangshochzeit ist schon geplant, der Bräutigam steht fest - selbst als diese Gegebenheit den Abschiebungsbehörden unterbreitet worden ist, wurde der Antrag auf Asyl abgelehnt.
"Der Kandidat für die Zwangshochzeit könnte auch ausgedacht sein." behauptete das Amt gegenüber der hilflosen Familie und zerbrach damit jede Hoffnung der Familie auf ein freies Leben.

Der Abschiebungstermin stand fest und die Familie Bozyigit sollte, wie der Vater, in die Türkei ausgeflogen werden. Doch mehrere Nervenzusammenbrüche der Mutter, die einen dreimonatigen Krankenhausaufenthalt zur Folge hatten und der Einsatz des Flüchtlingsrat verschoben das Abreisedatum. Durch den schlechten Zustand der Mutter, die sich mit ihrer Familie immernoch im überfülltem Ausländerheim aufhielt, wurde der Familie bis zum Abreisedatum eine Wohnung in Winsen/Luhe gewährleistet, in der sie seit März 2010 wohnt und auf ihre Abschiebung wartet. Der letzte Nervenzusammenbruch der Mutter war am 21.4 2010 als die Familie Bozyigit in das türkische Konsulat nach Hannover musste, um dort ihre Abschiebepapiere abzuholen.

Die Angst vor dem türkischen Gefängnissystem und den besonderen Zuständen, welche es für kurdische AktivistInnen bereit hält, drang die Mutter in einen traumatischen Zustand: Sie ist seit dem letzten Nervenzusammenbruch nicht ansprechbar und will sich nicht bewegen. Selbst ihre Töchter können nicht mit ihr sprechen, sie reagiert einfach nicht. Nur mit der Mutter einer Familienfreundin kann sie selten ein paar Wörter sprechen. Die Frau wird von neun verschiedenen Tablettenarten ruhiggestellt.

Die Lage spitzt sich zu: Die Duldung läuft Ende Mai 2010 aus, also noch diesen Monat! Mit dem letzten Tag des Ablaufens der Duldungsfrist kann quasi jeden Tag die Polizei erscheinen und die Familie zum Packen auffordern. Meistens geschieht dies morgens um drei Uhr, um Komplikationen zu vermeiden und die rassistische Tat nicht Publik zu machen. Wird die Familie abgeschoben, dann erwarten sie Zwangshochzeit, Gefängnis und Verfolgung.

Die Antifaschistische Aktion Winsen & Umgebung hat, zusammen mit anderen Gruppierungen & Einzelpersonen, eine Demonstration am 22.5, die um 11:00 am Bahnhofsvorplatz in Winsen/ Luhe starten soll, angemeldet.
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Thanks!

Lüneburger BergtürkIn 05.05.2010 - 17:50
Wenigstens wird in Winsen was unternommen.
Abschiebung ist Folter , Abschiebung ist Mord!

Hauptseite!!!

fritzpanda 15.05.2010 - 03:18
-Sollte auf die Hauptseite, viele müssen dran teilnehmen!!-
Brecht das Schweigen in Winsen!
FREEDOM OF MOVEMENT IS EVERYBODYS RIGHT!- WE'RE HERE, AND WE WILL FIGHT!!!