TÜRKEI: TEKEL VERHAFTUNGEN

INTERVENTION NICHT AUSGESCHLOSSEN 28.02.2010 07:28 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Tekel-Widerstand erreichte gestern 75. Tag

Der Widerstand der Tekel-ArbeiterInnen wird nach über 2 Monaten fortgesetzt.
Gestern Freitag (26. Februar), erwägten die ArbeiterInnen
unterschiedliche Formen des Protestes gegen die ignorante Haltung der
AKP-Regierung.
Sie drangen in den Mittagsstunden in das Bezirksgebäude der AKP ein
und stellten erneut ihre Entschlossenheit im Kampf für ihre Rechte
unter Beweis. Eine Gruppe von Tekel-ArbeiterInnen, die in Ankara ihre
Aktion fortsetzen, kam gegen 12.30 Uhr vor die AKP-Zentrale. 13
ArbeiterInnen drangen mit Parolen in das Gebäude ein.
Sie setzten die Parolen fort, als sie in die 2. Etage hochgingen und öffneten ein
Transparent. Innerhalb kurzer Zeit trafen schon Mobile Eingreiftruppen
ein und attackierten die ArbeiterInnen mit Pfeffergas. Die
ArbeitterInnen wurden in Folge festgenommen.
Währenddessen versammelten sich rund 300 Personen in der Nähe der
AKP-Zentrale, welche die ArbeierInnen mit Parolen unterstützten.
Einige ArbeiterInnen blockierten die Straße, um die Polizeiautos
anzuhalten, die ihre festgenommenen FreundInnen abtransportieren.
Auch hierbei kam es zu einigen Festnahmen. Es gibt unklare
Informationen, was die Zahl der Festgenommenen betrifft. Auch die
Gewerkschaft hat bislang keine Erklärung dazu abgegeben. Aus ungenannten
Kreisen heißt es nur, dass es zu mehr als 10 Festnahmen gekommen sei.
Der Vorsitzende der DISK, Süleyman Celebi, äußerte sich zu den
Vorfällen: "Die Tekel-ArbeiterInnen, die festgenommen wurden, weil sie
von ihren demokratischen Rechten Gebrauch machten, müssen umgehend
freigelassen werden".
Celebi betonte, dass die AKP-Regierung nicht einmal den Protest dulde,
welcher infolge der von der Regierung geschaffenen Probleme der
ArbeiterInnen ausging. Zu den Festnahmen erklärte Celebi "Das
Verhalten gegenüber den ArbeiterInnen, die ein Gespräch mit dem
Bezirks-Vorsitzenden der AKP forderten, war rücksichtslos".
Weiter sagte der Gewerkschaftsvorsitzende: "Die TEKEL-ArbeiterInnen,
die um einen Freund trauern, welcher gestern bei einem Autounfall ums
Leben kam, wollten heute mit dem Bezirksvorsitzenden der AKP sprechen
und von ihren demokratischen Rechten Gebrauch machen, indem sie aus
Protest gegen die Haltung der Regierung gegenüber den
Tekel-ArbeiterInnen ein Transparent vor der Bezirkszenrale der AKP in
Ankara öffneten. Anschließend wurden sie mit einer heftigen
Intervention der Mobilen Eingreiftruppen der Polizei konfrontiert und
festgenommen. Wir protestieren aufs Schärfste gegen die grobe und
strenge Haltung der Regierung gegenüber den ArbeiterInnen, die nichts
anderes fordern als ihre Rechte und versuchen, mit demokratischen
Aktionen auf sich aufmerksam zu machen. Wir fordern die sofortige
Freilassung der festgenommenen Tekel-ArbeiterInnen."

Der Gouverneur von Ankara, Kemal Önal, beantwortete Fragen der Presse
im Bezug auf den, seit 75 Tagen fortgesetzten TEKEL-Widerstand. Er
sagte, dass sie die Situation der ArbeiterInnen bedauern würden und
sie zeitweise auch darüber besorgt seien. Önal erinnerte an den
Vorfall, bei dem vorgestern einer der Arbeiter ums Leben kam, als er
die Mithatpasa Straße überqueren wollte und von einem Auto
niedergestoßen wurde und sagte: "Während wir versuchen, die
Lebensicherheit unserer BürgerInnen zu gewährleisten, werden wir durch
Verkehrsunfälle daran gehindert. Es ist sehr bedauerlich, dass wir auf
diese Weise einen Bürger verloren haben. Umso bedauerlicher ist es für
uns, dass es sich bei dem Bürger um einen Tekel-Arbeiter handelt".
Önal, der zum Ausdruck brachte, dass die ungesunden Lebensbedingungen
auf dem Platz, auf dem die TEKEL-ArbeiterInnen ihre Aktion fortsetzen
allen bekannt sei, sagte weiter: "Die ArbeiterInnen sind
aufgebrochen, um 'ihre Rechte zu suchen', doch der Umstand, dass es
sich dabei längst nicht mehr um einen 'Kampf für Rechte' handelt,
sondern um eine extrem hartnäckige Haltung, beschäftigt die
Öffentlichkeit. Ich war kürzlich in der Region unterwegs. Die
Beschwerden aus den Hörsälen haben unser Bedauern noch verstärkt. Ich
sage, diese Aktion soll so rasch wie möglich beendet werden. Wir sind
darüber besorgt, dass das Feuer, das rund um die Zelte angezündet
wird, zu einer Katrastrophe führen könnte. Ich habe einen Bericht von
der Feuerwehr erhalten, den ich an die Gewerkschaftsvertreter
geschickt habe. Dieser wurde in der Presse als "Antrag des
Gouverneurs" dargestellt. Das hat uns zusätzlich bedrückt".
Auf die Frage der Presse, ob 'es zu einer Intervention kommen wird,
wenn die Aktion nicht beendet wird', antwortete Önal: "Es ist nicht
möglich jetzt zu sagen, was in der Zukunft sein wird, aber wir wollen,
dass die Aktion so rasch wie möglich beendet wird. Es ist nicht unsere
Absicht, Gewalt anzuwenden, sondern ein Mittel. Ich hoffe, dass es
nicht zu solchen Umständen kommen wird. Ich glaube daran, dass die
Vernunft siegen und die Aktion auf friedliche Weise enden wird, ohne
dass dies notwendig sein wird.

Fotos:

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