VW lässt aus Bequemlichkeit 60.000 Bäume fällen

treehugger 11.01.2010 04:45 Themen: Soziale Kämpfe Ökologie
Braunschweig. Seit dem 08.01. findet im Querumer Forst die seit Jahrzehnten größte punktuelle Waldzerstörung in Norddeutschland statt. Die Bäume müssen für den Ausbau des dortigen Regionalflughafens weichen, von dem fast ausschließlich VW profitiert. Nur um sich für eine überschaubare Anzahl von Flügen die `Unannehmlichkeiten´ einer alternativ möglichen Nutzung des nahe gelegenen internationalen Flughafens Hannover (75km) zu ersparen, wird hier in unbeschreibbarem Maße rücksichtslos gehandelt - sowohl gegen die Bevölkerung als auch gegen die Natur!

Die Proteste von örtlichen Initiativen und Naturschützer_Innen werden auch von Greenpeace und Robin Wood unterstützt. Anlaufstelle vor Ort ist eine Mahnwache am Parkplatz Tiefe Straße.
Klimawandel leicht gemacht:
60 000 Bäume sollen unnötigem Flughafenausbau in Braunschweig zum Opfer fallen

VW direkt beteiligt

Kein Land der Welt ist so dicht gepflastert mit Flughäfen und –plätzen wie Deutschland. Rund 250 davon drängen sich im Bundesgebiet. Kommunale Eitelkeiten befördern die Betonierungswut. Der Regionalflughafen Braunschweig-Wolfsburg ist dafür ein besonders abstruses, aktuelles Beispiel. Er besteht aus einer asphaltierten Piste, einer Graspiste und einem Segelflugstreifen, firmiert unter dem internationalen Code BWE und wurde jüngst von der Bundesregierung auf einer Skala von 1 bis 6 auf dem vorletzten Platz angesiedelt.
Das Flughafenkonzept der Bundesregierung, Ende Mai vom Kabinett entschieden, soll eigentlich den Wildwuchs der Regionalflughäfen begrenzen und fordert einen Bedarfsnachweis. Doch Braunschweig bekommt einen Bonus, weil die Piste trotz des dichten deutschen Netzes von Flughäfen auch für interkontinentale Flüge für die Luftfahrtforschung von Bedeutung sei.
Denn das Deutsche Institut für Luft- und Raumfahrt, DLR, hat einen Standort am Braunschweiger Flughafen, der für Forschungsflüge genutzt wird.
VW wiederum ist mit knapp 18 Prozent Miteigentümer des Braunschweiger Flughafens und nutzt ihn für Werksflüge und Geschäftsreisen zu den VW-Standorten in Tschechien oder zum Audi-Werk Nürnberg. Direktflüge von Braunschweig z.B. nach Südamerika erfordern aufgrund der größeren Betankungsmenge eine längere Startbahn.
Somit begründen gelegentliche Langstreckenflüge des VW-Managements und fünf Forschungsflüge des DLR im Jahr den „Bedarf“ für eine Startbahnverlängerung und legitimieren somit eine maßlose Abholzung!
Fazit: Volkswagen versucht zwar, sich mit Baumpflanzaktionen und Spritspar-Tipps ein grünes Image zu geben, Verantwortung für den Klimaschutz scheint der VW-Führungsriege aber nicht ansatzweise ein Begriff zu sein.

Um die Piste von jetzt 1680 auf 2600 Meter zu verlängern, sollen 90 Hektar oder 60.000 Bäume eines teils über 200 Jahre alten Eichen- und Hainbuchenwaldes im Querumer Forst gerodet werden. Dies entspricht der Fläche von über 100 Fußballfeldern.
Zudem handelt es sich bei dem Gebiet um Landschaftsschutzgebiet, d.h. der Charakter dieser Landschaft darf nicht verändert werden. Des Weiteren grenzt es unmittelbar an ein FFH- sowie an ein EU-Vogelschutzgebiet und erfüllt alle Voraussetzungen für ein Naturschutz- und EU-Vogelschutzgebiet.
Gegen Mittag des 08.01. war bereits eine Fläche in Größe eines Fußballfeldes von Bäumen und Tieren "bereinigt", wie der Aufsichtsratsvorsitzende Manlik (CDU) der Flughafengesellschaft die Naturvernichtung genannt hat.
Dieser sowohl Klima- als auch Artenschutz außer Acht lassende Auswuchs niedersächsischer Lobbypolitik wurde vor allem am Sonntag, den 10.01.09 von vielen Braunschweiger_Innen nicht mehr hingenommen.
Schon am Sonntagvormittag wurde die Fäll-Maschine zum Stillstand gebracht, nachmittags glückte dies mit Hilfe weiterer Gegner des unsinnigen Abholzvorhabens ein weiteres Mal. Selbst Sicherheitsdienst und Polizei konnten nicht verhindern, dass die Naturvernichtung so mehr als vier Stunden lang unterbrochen wurde. Ein erster Erfolg.

Die Hoffnung der Protestierenden liegt nun bei den Grundstückseigentümern bzw. dem Verwalter der Stiftungsgüter, die von Alters her im Einflussbereich der evangelischen Landeskirche liegen. Nachdem Landesbischof Prof. Dr. Weber noch am 07.01. bei einem Empfang de BI’s vollkommen ahnungslos auftrat, hofft man in Braunschweig auf eine schnelle Reaktion der Kirche.

Im Wald können noch eine Menge Menschen gebraucht werden, die den Harvestern die Stirn bieten und eine vorübergehende Bereitstellung von aufwärmenden Wohn- oder Bauwägen wäre fantastisch.

PS: Ausharren lohnt sich. Laut Niedersächsischem Naturschutzgesetz (§ 37) dürfen im Zeitraum vom 01.03.-30.09. keine Fällungen stattfinden....!

Solidarische Grüße an die Besetzer_Innen der Moorburgtrasse!


Aktuelles und Bilder:
 http://www.braunschweig-online.info/
 http://www.nabu-braunschweig.de/Flughafen.htm
 http://www.robinwood.de/Newsdetails.13+M5bfbfb82c3a.0.html
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

auto.vor.weg

trauerklo's 11.01.2010 - 16:15
wem es schwerfällt bei diesem Thema etwas zu empfinden,
oder nach dem Bericht noch keine Tränen vergossen hat,
dem obliegt es .. sich diese Video anzuschauen .. !!

 http://www.youtube.com/watch?v=RU2r45R4OeY

lügen im text?

unwissenheit 12.01.2010 - 08:41
ich bitte mehr fakten in dem text ;)

das projekt wird von volkswagen finanziel getragen und bis zum volkswagen werk sind es vom hannover flughafen nicht 75km sondern 95km...
es ist eine sauerei, das die bäume aus rein ökonomischen gründen gefällt werden, aber dennoch wüsZte ich nciht, was jenes jetzt explizit mit einer erwähnten kommunalen eitelekeit zu tun hat... bzw. ich hätte jene unterstellung gerne mal näher erleutert... volXdenken bei wood u. co?

da auch güter transportiert werden von dort, könnten die herren und damen kritiker mal ausrechen, was jenes an logistischen kosten und an schäden für die umwelt, welche ja auf ekelhafter weiße auch immer in bestimmten wette schubladen gesteckt werden, bedeuten würde!

recherche und aufklärung tut not!

aber was erwartet ihr, vom homo oeconomicus?

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 3 Kommentare an

Widerstand — Startbahn West

Fuck cars! — Autos = Virus!