Naziaufmarsch in Venlo - Nachbetrachtung

One Struggle - One Fight! 27.09.2009 12:20 Themen: Antifa Weltweit
Am Samstag, den 26.09.09 demonstrierten etwa 130 Nazis im niederländischen Venlo, etwa 80 davon kamen aus Deutschland, davon wiederrum ca.50 aus dem Ruhrgebiet.
AntifaschistInnen aus beiden Ländern mobilisierten zu den dezentralen Gegenaktivitäten. Es folgt eine Nachbetrachtung vom Mobi Blog "One Struggle - One Fight".
Organisiert wurde der Aufmarsch unter dem Motto "Gegen Plutokratie & Casinokapitalismus, gerechte Gewinnverteilung für das Volk" vom niederländischen NPD/DVU Pendant NVU (nederlandse Volks-Unie), welche etwa 4x jährlich in grenznahen Städten demonstriert. Weshalb wurde Samstag recht schnell klar: Ca.80 der 120-130 DemonstrantInnen kamen aus Deutschland, der größte Teil also. Ca. 45 Nazis aus dem Ruhrgebiet fuhren gemeinsam von Dortmund aus, dabei kam es in Düsseldorf zu Angriffen auf etwa 20 AntifaschistInnen.

Der Aufmarsch der NVU sollte um 13:00 auf dem Parkplatz hinter dem Perron55 im Kaldenkerkerweg 55 starten, geplant war ein etwa 45 minütiger Marsch durch ein Venloer Wohngebiet. Letztendlich wurden ca.2 Stunden daraus, losgelaufen wurde erst um 13:30, zudem kam es kurz danach auf der Höhe der Groenveldsingel 255 zu ersten Blockadeversuchen. Ca 30 AntifaschistInnen setzten sich auf die Straße, nach 10 Minuten wurde der Weg gewaltsam von der niederländischen Polizei der "Mobile Eenheid", vergleichbar mit der deutschen Bereitschaftspolizei, geräumt. 50 Meter weiter folge der nächste Blockadeversuch, diesmal knüppelten die Bullen ohne zu zögern den Weg frei. Neben der Straße kam es zu ersten Gewaltausbrüchen von Zivicops gegenüber AntifaschistInnen die versuchten ebenfalls auf die Straße zu gelangen. Manschaftswägen der "ME" fuhren zudem mit hoher Geschwindigkeit auf die Menschenmenge zu, ohne Rücksicht auf im Weg stehende AntifaschistInnen zu nehmen.
Danach ging der Aufmarsch, begleitet vom lautstarken Protest der AnwohnerInnen, über die Laaghuissingel weiter Richtung Kreisverkehr Ecke Karel van Egmondstraat. Dort hatten sich zuvor AntifaschistInnen zu einer Blockade versammelt, leider erfolglos da die Polizei bereits 45 Minuten vor Ankunft der Nazidemo anfing das Gebiet um den Kreisverkehr zu räumen. Dabei wurden ca. 30 AntifaschistInnen über 2 Stunden lang gekesselt, ohne Angabe von Gründen oder weiteren Maßnahmen wie Personenkontrollen. Letztendlich fanden dennoch ca 250 Antifas, antirassistische Hooligans und BürgerInnen den Weg zum Kreisverkehr, weswegen die Route der Nazis kurzerhand verkürzt wurde. Statt die Karel van Egmondstraat entlang zu laufen, wurden die Nazis nun durch enge Seitenstraßen auf dem schnellsten Weg zum Endpunkt ihrer Demo, dem Parkplatz hinter dem Perron55 geführt. Auf dem Weg dorthin kam es immer wieder zu versuchten Angriffen und Blockaden von Kleingruppen, ausserdem fanden sich auch vor Eintreffen der Nazi Demo ca. 50 Antifas auf dem Parkplatz ein, wo behelfsmäßige Barrikaden errichtet wurden. Zudem wurden auf dem Parkplatz 2 Nazi Autos mit Kennzeichen aus NRW (Kreis Dinslaken) fahrunfähig gemacht. Innerhalb kürzester Zeit rückte die ME an und räumte den Parkplatz für die Nazis frei, die Antifas zogen sich daraufhin Richtung Bahnhof zurück. Die Abschlussrede von NVU Chef Kusters wurde schließlich von ca. 150 AntifaschistInnen und BürgerInnen lautstark gestört. Von deutschen Nazis war währenddessen "Hey das geht ab, wir feiern den Holocaust" zu hören.

Als nächstes wurde versucht die Nazis am Bahnhof von der Abreise abzuhalten, dieser wurde jedoch weiträumig von ME und Zivibullen abgesperrt, während die Nazis geschlossen zu ihren Zügen geleitet wurden. Dabei kam es zu Rangeleien mit den Bullen und lautstarkem Protest von BürgerInnen. Als der Großteil der Nazis schließlich abgereist war, kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Kleingruppen in der Venloer Innenstadt.

Im Großen und Ganzen lässt der Tag sich als mäßiger Erfolg werten, die Nazis wurden blockiert und ihre Route gekürzt, Aussenwirkung war quasi nicht vorhanden. Zudem wurden mehrere Nazi Kleingruppen angegriffen und 2 Naziautos stark beschädigt.
Das Konzept, statt einer angemeldeten Demo lieber dezentrale Aktionen zu starten, ging nur teilweise auf. Der größte Nachteil dadurch war die mangelhafte Koordinierung, so waren den ganzen Tag über viele kleine und große Gruppen an Antifas unterwegs, die jedoch Chancen wie den bullenfreien Parkplatz hinter dem Perron55 nicht ausnutzen oder nicht an den spontanen Blockaden teilnehmen konnten.
Ebenfalls stark hinderlich war Venlos Bürgermeister Brühls, welcher auf die Forderung der NVU einging und den Notstand ausrief. Dadurch hatten niederländische Bullen das Recht Personenkontrollen und Durchsuchungen durchzuführen, zudem war das Vermummen verboten. Als Vermummung zählte auch das zeitgleiche Tragen von Sonnenbrille und Mütze.
In Folge dessen wurden dutzende kurze Fahnenstangen, Pfeffersprays und vermeintliches Vermummungsmaterial beschlagnahmt, zudem jede Menge Ordungsgelder verteilt. Insgesamt kam es zu 59 teils äußerst brutalen Verhaftungen, vornehmlich durch Zivi- und Fahrradbullen.

Die Mobilisierung aus Deutschland hingegen war diesmal recht erfolgreich, zwar lässt sich die tatsächliche Zahl an angereisten Antifas aufgrund des dezentralen Konzepts schwer einschätzen, man kann aber von 150-200 Antifas aus Deutschland ausgehen.

Wer den Bericht ergänzen will, schreibt entweder direkt bei Indymedia oder per E-Mail.

Presseberichte mit Fotos und Videos (niederländisch):

 http://www.omroepvenlo.nl/

 http://www.l1.nl/L1NWS/_pid/links4/_rp_links4_firstElementId/1_4149175/_rp_links4_hasclickpage/1_1013

 http://www.limburger.nl/article/20090926/REGIONIEUWS01/488722454/1056
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Kreis Dinslaken

Besserwisser 27.09.2009 - 13:21
Den Kreis Dinslaken gibt's seit den 70ern nicht mehr, ich vermute Ihr habt ein Dürener Kennzeichen (DN) gesehen...

Angriff durch Nazis in Düsseldorf

Unknown 27.09.2009 - 13:58
In Düsseldorf waren nicht 20 Antifas sondern 5 oder 6.

Bilder

XY 27.09.2009 - 15:35
Bilder

Gesamtzahl Antifa?

? 27.09.2009 - 15:46
Gibt es eine Einschätzung, wieviele Leute sich insgesamt an den Gegenaktionen beteiligten oder auch Zahlen, wieviele Cops im Einsatz waren?

Ja, ist verboten...

Durruti 27.09.2009 - 16:11
Stimmt schon, Pfefferspray ist in den Niederlanden generell verboten.Die Autoren meinten wahrscheinlich, dass es aufgrund der Neuregelung der Taschenkontrollen erst dazu kam, dass Pfefferspray gefunden und eingezogen werden konnte...Das Verhalten der Polizisten in Venlo am gestrigen Tag war lächerlich und zielte einzig und allein darauf ab, Antifaschisten zu provozieren und zu kriminalisieren!Aber es war erfreulich, dass einzelne Nazis am Bahnhof und in der Innenstadt angegriffen und verletzt werden konnten!

Bilder der Neonazis aus Venlo

Fridolin 27.09.2009 - 18:41

Niederländische Indymedia text und bilder

Rebelact 27.09.2009 - 19:12
Bericht + bilder Niederländische Indymedia:
 http://www.indymedia.nl/nl/2009/09/61863.shtml

und einige rebel clowns bräute. Bericht auf Englisch und Niederländisch + bilder:
 http://www.indymedia.nl/nl/2009/09/61879.shtml

Pfeffer

Defiance 27.09.2009 - 20:49
Jah, Pfefferspray ist in general verboten in die Niederlände.

AN in den Niederlanden

xyz 28.09.2009 - 01:53
Die Nazi Demo schien ja relativ klar von der Ästhetik der AN dominiert zu sein. Nun würde mich interessieren inwieweit die entsprechenden Leute Zugereiste waren bzw. sich das Konzept auch in den Niederlanden etabliert hat (Die Fahnen sprechen ja dafür). Gibt es Dokumentationen auf Englisch oder deutsch?

Abgesehn davon: Toll das die internationale Kooperation anscheinend doch mal auf die Beine kommt. NRW und die Niederlande liegen ja nu wirklich keine Ewigkeit auseinander

kessel

afa 28.09.2009 - 14:23
Die ca. 20 dt. Antifas die an der Naziroute ohne Angabe von Gründen festgehalten wurden, standen mind. 3 Stunden im Kessel der Bullen. Merkwürdig war das vor der Nazidemo rund 100 Antifas ohne Probleme laufen konnten und keinen ernstzunehmenden Versuch starteten, die gekesselten Antifas zubefreien (trotz Aufforderungen der Gekesselten und nur 20 Bullen). Auch wurden wir von einigen AnwohnerInnen beschimpft wir sollten "das" doch lieber in Deutschland machen, die Nazis würden doch nur rumlaufen. Es gab aber auch positve Reaktionen der AnwohnerInnen, so wurden die Gekesselten mit Getränken versorgt...danke! Insgesamt aber ein schlechter Tag für die Antifa.

Fotos aus Venlo

Antifas vom Niederrhein 28.09.2009 - 21:03
Nach der Abschlusskundgebung der Nazis war es uns möglich einige Fotos aus ca. 30 Meter Distanz zu machen. Die Bilder sind nicht der Hammer, aber besser als nichts.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 9 Kommentare an

? — muenger

Das Motto — franke

logik??? — Name

Soundcar — nn

Venlo — Antifada

Möglichkeiten — Babush