Urbane Gärten in Barcelona: Anbautradition

hortera 25.09.2009 00:09 Themen: Freiräume Kultur Weltweit Ökologie
Im Folgenden werden einige der in der Reportage unter die Anbautradition fallenden Gärten präsentiert.

´Gartenstadt`



Das Mikroklima dieser grünen Zone, an der Grenze zwischen Esplugues und Hospitalet de Llobregat, beschreibt nicht nur die Hitze, die Feuchtigkeit und die Masse an Insekten in dem Wegelabyrinth zwischen den 200 und 300 Gärten. Es erklärt auch sehr gut die Art und Weise mit der die RentnerInnen hier ihren Anbau selbstverwalten.

Einige von ihnen nutzen den Wasserabfluss von Esplugues, der die Zone durchfließt, zum Gießen, andere den Regen. Sie tauschen sowohl Wissen, Setzlinge, Ernten und die Parzellen untereinander, die verschenkt oder zum Selbstkostenpreis abgegeben werden. Das Gerümpel, dass dieses Gebiet charakterisiert, kann jeden Moment nützlich werden, um die Abgrenzungen jeder Parzelle zu reparieren. Denn leider hat es schon Fälle von Diebstahl, Zerstörung und Feuer gegeben.



Der Ort hat etwas mystisches, so wie es seine Geschichte zu sein scheint: Laut den Interviewten, funktionieren die Gärten bereits zwischen 20 und 50 Jahren so wie heute, seit »die Gräfin, Besitzerin des leerstehenden Landhauses nebenan, die die Armen lieber in Handschuhen, als verwahrlost sieht, weggegangen ist«. Einer erzählt, dass schon als er vor 14 Jahren einen Garten übernommen hat Gerüchte darüber existierten, was mit der Zone passieren sollte; »aber hier lassen sie uns immer noch in Frieden«.



Der Garten der TaxifahrerInnen des Flughafens von Barcelona



Mit dem Eintreten in die Parkplatzzone der TaxifahrerInnen des Flughafens, betritt man auch eine eigene Welt. »Es ist wie ein Campingplatz oder ein Dorf; die Leute am Essen, sich unterhalten, am Karten oder Schach spielen, es gibt eine Band…« Während er mit seinem Taxi in der Schlange steht, darauf wartend, zum Flughafen hochzufahren, beschäftigt sich ein Mann damit, ein Stück Land, dass ihm die Flughafengesellschaft Aena neben der Zufahrtsstraße zu den Terminals zur Verfügung stellt, zu bepflanzen.



Diesen Herren, der sein ganzes Leben auf dem Land gelebt hat nennen die anderen ´Pepe aus dem Garten`. Vor zwei Jahren hat er begonnen, neben dem Flughafengelände anzubauen. Manchmal kommt jemand dazu, so wie die, die vorher bereits in dem kleinen Teil anbauten, wo sich heute nur noch der Knoblauch befindet. Das Wasser für ihre Pflanzen holen sie von dem Brunnen neben der Bar der TaxifahrerInnen, den ersten Feigenbaum brachte einer aus Granada mit. So gelang es ihnen, Stück für Stück, in einer Ecke des Gartens ihre eigenen Setzlinge zu produzieren, zum Beispiel von Tomaten.



El Carmelo



Die, auf mehreren Ebenen errichteten, Terassen der Häuser dieses Teils des Viertels Carmelo laden dazu ein, sie in Gärten zu verwandeln. Als die Besitzerin dieses Hauses einige jüngere NachbarInnen darum bat ihren Hinterhof zu säubern, schlugen diese ihr also vor, doch Gemüse anzubauen, das hier nun seit Februar 2009 wächst und gedeiht.



Einige der sechs Personen, die sich um den Garten kümmern, nehmen auch an anderen besetzten Gartenprojekten in Barcelona teil; immer mit der Idee, den wenigen Räumen, die es so noch in der Stadt gibt, mit Leben zu füllen. Hier ging es vor allem darum, »mit den NachbarInnen in Kontakt zu treten« und tatsächlich ist das Projekt eines Austauschsnetzes im Viertel gestartet worden. Zeit, Wissen und Samen werden geteilt, wobei ein Teil letzterer bereits von den Großeltern eines älteren Nachbarn stammt, dessen Garten, wie viele, schon seit Jahren bepflanzt wird.



Bellvitge



Am Sonntag, den 24. Mai 2009, fand der erste Marsch zur Verteidigung von Can Trebal statt, an der 600 Personen teilnahmen, um gegen die Zerstörung der landwirtschaftlichen Zone von Bellvitge zu demonstrieren. Es ist die letzte Ecke, die von vielen Hektar geblieben ist, die seit Jahrhunderten und bis vor nur 50 Jahren die Stadt Hospitalet de Llobregat auszeichneten. Die aktuellen 45 Hektar sollen Platz für einen urbanistischen Plan großen Ausmaßes machen; man spricht von Gebäuden mit wenigstens 13 Stockwerken für Büros und Geschäfte. »Wir glauben, dass der Plan das absolute Fehlen ökologischem Bewusstseins demonstriert und können die Position der Stadt nicht verstehen«.



In derselben Zone befinden sich außerdem noch viele Gärten neben den Bahngleisen. Vor 30 Jahren hatte der erste Nachbar die Renfe (spanische Bahngesellschaft) darum gebeten, den mit Steinen und Müll verschütteten Seitenstreifen in einen Garten verwandeln zu dürfen. Heute bauen dort zwischen 12 und 14 Personen zu ihrem Vergnügen an. »In Wirklichkeit gebe ich mehr aus, als ich ernte«, für Samen und Setzlinge, denn das Wasser wird bei Regen aufgefangen. Jeder bepflanzt seinen Teil für sich, aber es kommen immer Freunde vorbei, um zu helfen oder irgendetwas mitzunehmen.

Es ist unklar, ob sie das gleiche Pech einholen wird, wie die Gärtner von Can Trebal, da vorgesehen ist, die angrenzenden Schnellstraßen umzubauen, wobei die Gärten sich in einen Kreisverkehr verwandeln könnten. Der Interviewte sieht dies als Ende seiner ökologischen Anbauaktivität.

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Ergänzungen