Atommüll-Endlager gefunden

Heinz Eckel 16.09.2009 23:47 Themen: Atom Ökologie
Einer Gruppe hochqualifizierter und unbestechlicher Spezialist(inn)en aus Wissenschaft und Technik gelang heute auf Anhieb, womit sich Politiker(innen) schon seit Jahrzehnten abmühen. Direkt vor dem Bundeskanzlerinnenamt (und in nächster Nähe zu den Vertretungen der Bundesländer) wurden sie fündig: endlich ist die ultimativ geeignete Lagerstätte für radioaktiven Müll gefunden!
5 vor zwölf war es nicht nur für die Atomindustrie, sondern auch für deren Lobbyisten im Bundestag, als die Erkundungen in dessen unmittelbarer Nähe begannen. Mittels ausgewiesener Forschungsmethoden (Spucketest zwecks Erforschung der – politischen – Windrichtung sowie der Anwendung eines geologischen Spezialverfahrens - einmaliges Hochhüpfen zwecks Beurteilung des Untergrundes -) wurde die „Eignungshöffigkeit“ des Gebietes am Rande des Reichstags beurteilt. Alle versammelten Experten (und Expertinnen) waren sich auf der Stelle einig: Hier - und nur hier - ist der geeignete Ort für die dauerhafte Lagerung des gefährlichen Strahlenmülls!

Wie der Berichterstatter bezeugen kann, fiel dieses einstimmige Urteil ohne jede zwischenzeitliche Beeinflussung durch fachfremde, aber informierte Kräfte. Hier wurde weder geriesenhubert, verkohlt noch herumgemerkelt, sondern geradeheraus eine bahnbrechende Erkenntnis verkündet. Entsprechend groß war denn auch die Freude bei allen Beteiligten – eine Freude, die sich bald auch auf die Atomkraftbefürworter unter den Politikern übertragen dürfte, die ja demnächst sogar wieder neue Atomkraftwerke bauen möchten. Schließlich müssen sie jetzt weder neue Steuermilliarden in ungeeigneten „End“lagern (z.B. Morsleben, Asse, Gorleben) versenken, noch sich überhaupt einen Kopf um die sichere Verwahrung des Atommülls machen. Und eine spezielle und nachhaltige Weiterverwendung des Mülls – pardon, der radioaktiven Wertstoffe – bietet sich auch gleich an: Bundeskanzleramt und Ländervertretungen lassen sich demnächst umweltfreundlich und sicher mit der Abwärme aus den (unter ihnen lagernden) abgebrannten Brennelementen heizen. Darüber hinaus sollte ein direkter Zugang von diesen Gebäuden zum darunterliegenden Atommüll ins Auge gefasst werden: dann könnten unsere Volks(ver)treter(innen) den von ihnen zu verantwortenden Atommüll – in größeren oder kleineren Dosen – gleich mit nach Hause nehmen, in ihre Wahlkreise, Bundesländer oder zum kuscheligen Anwärmen des heimischen Sofas.

Und da die „zivile“ Nutzung der Atomenergie bekanntlich nahezu untrennbar mit dem Atombombenbau verbunden ist (und beispielsweise die CDU/CSU sich noch immer dem Abzug der letzten noch in Deutschland gelagerten Atomwaffen entgegenstellt), sei solchen Politiker(inne)n hier auch noch ein kleines Lied gewidmet: „La Java des bombes atomiques“ von Boris Vian.


(Zum Text: Boris Vian beschreibt in diesem Lied einen Onkel, der so ein richtiger Bastler ist. Seit einer Weile schon bastelt er an einer Atombombe, und offenbar auch mit Erfolg. Aber eine Sache bereitet ihm richtig Kopfzerbrechen: die Bombe wirkt bloß in einem Radius von 3,50 Metern – eine echte „Mininuke“ also, im Unterschied übrigens zu den derzeit tatsächlich entwickelten (sogenannten) Mininukes - .
Doch dann kommt dem Onkel die rettende Idee: es kommt ja gar nicht auf den Radius an, sondern vielmehr auf den Ort, wo die Bombe fällt! - Inzwischen hat auch eine Reihe von Staatschefs Wind von dem Projekt bekommen und beginnt sich brennend dafür zu interessieren. Der Onkel lädt alle zu sich ein, und als sie alle versammelt sind, schließt er die Tür und zündet die Bombe.
Es kommt natürlich, wie es kommen musste, der Onkel wird vor Gericht gestellt und verurteilt. Doch dann wird er amnestiert und schließlich zum Staatspräsidenten gewählt.)
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