Berlin: Demonstration gegen Naziläden

der profanen wahrheit des hiesigen kalenders zuliebe möchte man noch gerne hinzufügen, dass kaum etwas soviel spaß macht wie ein tippfehler dort, wo man ihn am allermeisten braucht. die demonstration fand natürlich - wie angekündigt und wie auch richtig auf den verlinkten seiten genannt - am 29. august 2009 statt, nicht einen tag vorher. also (siehe beitrag) "gestern", von heute aus betrachtet.

An sich war es eine gute Demo....zumindest auf der Friedrichshainer Seite. Hier war die Stimmung richtig gut und der Zug wurde von massiv Bullen begleitet. Dann aber baute die Demo in Lichtenberg so richtig ab (stimmungstechnisch).

Dafür könnte es zwei Gründe geben:

1. Die Frankfurter Allee und die Alt-Friedrichsfelde waren komplett verwaist
2. Ein Großteil der Bullen wurde für einen anderen Einsatz* ab Lichtenberg abgezogen.

Ansonsten war die Demo okay und mit 500-700 Leutz gut besucht. Kann man nich meckern.

Ach ja und Bilder gibt es von der Demo auch:

 http://www.flickr.com/photos/pm_cheung/sets/72157622054737627

Die Demo war mit 800 Menschen recht klein, aber trotzdem wichtig und nötig. Die Naziprovokationen am Rand hielten sich in Grenzen und waren eher lächerlich. Parolen gab es kaum. Das mag auch am Lauti gelegen haben, der durch die permanente Beschallung jede lautstarke Äußerung unterband. Genauso unpassend war, die Forderung vom Lauti doch in Ketten zu laufen, weil das schöner aussehen würde.

super sache mit den mackern (unwahrsheinlich, dass auch mackerinnen dabei waren :) ) die bei jeder demo in fhain auf den daechern mit hassis feuerwerk abfacklen....wie martialisch. naja wem es gefaellt....
waer mir auch eigentlich egal, aber gestern waren sie aber zudem noch unglaubliche idioten! denn 3-4 noch brennende rote kugeln landeten auf dem boden - mitten in der demo. gluecklicher weise wurde aber niemand getroffen und verletzt. einfach unverantwortlich...

 http://www.flickr.com/photos/pm_cheung/3868249271/in/set-72157622054737627/

Weitere Bilder finden sich unter:

 http://www.flickr.com/photos/mikaelzellmann/sets/72157622192939652/

Die letzte Demo war nicht groß, weil es einen konkreten Anlass gab, sondern weil neben den üblichen Antifa-Trend-Kiddis und Hobby-Revolucionarios ein breites gesellschaftliches Bündnis auf die Straße kam. Viele waren aber angewidert, als Antifaschist_Innen über den Lauti angemacht wurden, weil sie in Begleitung von CDU-Lengsfeld waren. Als dann aus dieser nicht erwünschten Gruppe auch noch Mario, der vor 16 Jahren wegen seiner Homosexualität von Nazis zusammengeschlagen wurde, von den geistigen Tieffliegern getreten und bespuckt wurde, war den meisten endgültig klar, dass man mit solchen Kindern nicht gemeinsam gegen Faschisten auf die Straße gehen kann. Das Resultat konnte man am Samstag sehen: Die geistigen Tiefflieger blieben in mickriger Zahl unter sich, die Veranstaltung war einfach jämmerlich und die Nazis haben wahrscheinlich gefeiert und sich schlapp gelacht.

@klausimausi. - ja, aber reicht das als erklärung. sieh mal - über szeneflügelgeplänkel mögen sich anhänger von stadtgeflüster und gerüchteküchen feierabends in den kneipen die köpfe heiß reden, aber wir sprechen hier von einer demonstration, oder? hatte die nicht ein motto? hat das motto selbst - naziläden - nicht einen abgrund dahinter? ich komme aus dem staunen nicht heraus, wie ruhig und lauschig es trotz aller rufe nach 'unästhetischer' musikbeschallung (also mehr haudrupp) es in den einzelnen antifakreisen größtenteils zugehen muss, dass man die zeit hat, sich a) statt eines wirkungsvolleren gedanklichen dartbrett-mittelkreiselchens gegen den braunen sumpf in allernächster nachbarschaft auf antiimp's und antid´s einzuschiessen und dabei gelinde gesagt so einiges an denk- und tatkraft einzubüßen. es dampft reell vor der haustür und doch bleibt genügend zeit für 'debatten'. und b) dass schlechte erfahrungen aus demos vor wochen schon dazu ausreichen, dass leute die 'lust' auf demonstrationen gegen naziläden, gegen nazistrukturen, gegen rechtes gedankengut im kiez verlieren. daß die nazis sich am samstag in kellerlöchern ins fäustchen gelacht haben, kann ich mir auch gut vorstellen, das ist ja das traurige an dem ganzen - wer allein profitiert von szeneinternen streitereien dieser art.

weil sie in begleitung von CDU-lengsfeld waren... was hat die antifa mit jemandem zu schaffen, für dessen blog laut JF auch "autoren der jungen freiheit" schreiben? wenn man dazu was im netz sucht, findet man (logischerweise...) nur auf rechten seiten was, dort dafür aber ziemlich lange traktate zu den 'vorfällen' bei der lezten demo (q.e.d.) - hat einer der kiez-antifa-kreise dazu mal selbst stellung genommen? weiß jemand was davon?

"als Antifaschist_Innen über den Lauti angemacht wurden, weil sie in Begleitung von CDU-Lengsfeld waren." - ein kommentar vom 19.7.09 (auch auf indymedia, in den versteckten kommentaren unter einem beitrag zur letzten größeren demo gegen rechte gewalt in friedrichshain) sagt dazu: "Zu den Rangeleien mit den älteren Menschen, die "keine Gewalt" Schilder trugen: Das waren keine "normalen" BürgerInnen, sondern MitgliederInnen des RCDS /der CDU. Darunter Vera Lengsfeld, eine Politikerin, die den Antisemiten Martin Hohmann vehement verteidigt. (über Hohemann nachzulesen bei Wikipedia). Vera Lengsfeld gibt gerne und bewusst der Nazizeitung "Junge Freiheit" Interviews. Es ist zu vermuten, dass sie bewusst in die Nähe des Schwarzen Blocks gegangen sind, um zu provozieren und genau diese Bilder nach außen zu transportieren: Ältere BürgerInnen mit "Keine Gewalt"-Plakaten werden vom Schwarzen Block attakiert." Wenn also wirklich 'Antifaschist_Innen' in Begleitung von Lengsfeld erschienen sein sollen, beschreibe das bitte genauer, klausimausi. Bis dahin sieht das kommentar vom 19.7.09 dazu konkreter aus.

zu "Es ist doch naiv zu glauben, 3000 Menschen, die noch vor wenigen Wochen gegen Faschisten auf die Straße gegangen sind, bewegen sich regelmäßig auf rechten Seiten im Netz, fallen auf deren Propaganda rein und kommen deswegen plötzlich nicht mehr zur nächsten Demo." - Ja, das wäre naiv. Wo die leute geblieben sind, die selbst hätten ihren hintern hochbekommen müssen, bleibt ja auch eine andere, nicht auf anhieb lösbare frage. (Dazu gehört u.a. wo und wieviel wurde plakatiert? Wieviel davon blieb wo hängen? u.ä.) Aber sonst? 'Punktuelle Mobilisierung' verstehe ich so, dass in und von kleineren gruppen, eben ohne breiteren anschluss mobilisiert wurde. Dadurch zum großteil nur die eigene,
sehr junge zielgruppe erreicht wurde. wann es, wenn es so weitergeht, die ersten antifademos gibt, die unter 50 leuten bleiben, nur weil antifa vom einen spreeufer mit der antifa vom anderen spreeufer nicht mehr redet und alle beide den kreis der frisch zugezogenen antifas beharrlich schneiden, weiß ich nicht und werde das hoffentlich so schnell nicht erfahren.

Zuerst mal muss ich dir zu Gute halten, dass du offensichtlich nicht live vor Ort warst (du beziehst dich in deinem Rechtfertigungsversuchen nicht auf persönliche Beobachtung, sondern auf Indy-Berichte), also auch nicht unter den geistigen Tieffliegern warst, die "ältere BürgerInnen" angegriffen haben. Das heißt aber auch, dass es nichts nützt, wenn ich dir den Dokumentarfilm "Und die Opfer schweigen" ans Herz lege, um dort einen der "älteren BürgerInnen" wiederzuerkennen.