Hamburg: Duldung light - Alhaus übernimmt um 18h

schanzeninfo 02.07.2009 20:36 Themen: Freiräume Kultur Repression Soziale Kämpfe
Konnte bis vor wenigen Tagen noch von einer Duldung des unangemeldeten Schanzenfestes am 4.7. durch den Bezirk Altona ausgegangen werden, offenbart sich diese Duldung nun als diplomatisches Vorspiel für einen später geplanten Polizeieinsatz. Die Hamburger Innenbehörde übernimmt in "Arbeitsteilung" um 18 Uhr hochoffiziel die Verantwortung vom Bezirk. Verschiedene Initiativen warnen in diesem Zusammenhang vor Polizeiübergriffen und rufen dazu auf, sich ob der Drohkulisse von 2000 Polizist_innen nicht einschüchtern zu lassen, sondern aktiv am Fest und politischen Aktionen teilzunehmen. Unruhe und Protest im Stadtteil regt sich bereits seit Wochen.
Nur noch wenige Tage bis zum Schanzenfest und das Ereignis wirft zahlreiche Schatten voraus. Am Mittwoch letzter Woche flogen bei drei Läden in der Schanzenstraße die Fensterscheiben ein. Die Mühe die kaputten Fenster zu ersetzen wird sich vor dem Schanzenfest erst gar nicht mehr gemacht. Derzeit herrscht im Viertel eine Art Belagerungszustand. Verstärkte Polizeistreifen, Raumschutz und allgegenwärtige Zivilpolizist_innen die unfreundlich vor Szenekneipen herumlungern. Gespannte Ruhe nennt man so etwas dann wohl an anderen Orten. Viel nutzen tut es scheinbar nichts. So wird in der Presse über einen Zusammenhang von Brandanschlägen in der gestrigen Nacht auf 9 Luxusautos im Hamburger Stadtgebiet spekuliert. Darunter befand sich nach Berichten in der Presse auch ein Wagen der Werbeagentur Jung von Matt, die einst Ideengeber für die nationalistisch gefärbte "Du bist Deutschland"-Kampagne war.

Vorgestern eröffnete bereits ein McDonalds (Restaurant mag mensch lieber nicht anfügen) im Sternschanzenbahnhof. Ob dies schlimmer oder besser ist als der Rest dessen, was sich seit Jahren im Viertel als um sich greifender Kommerz manifestiert, mag dahingestellt sein und ist Gegenstand eifriger Diskussion. Unumstritten dürfte sein das die internationale Kette das i Tüpfelchen auf der Gentrifizierungs-Sahnhaube ist. "Kreativität" und "Anderssein" war gestern. Die Schanze hat sich selbst überholt und die Stadteilmarke hat sich zunehmend totentwickelt, wird zum urbanen Mainstreamödem zwischen Neonreklame und bruchsicheren Glasbetonarchitekturen.

Zumindest einige Schüler_innen des gegenüberliegenden Gebäudes wird es in diesem Fall freuen. Scheiß auf Gentrifizierung, wer hat schließlich schon einen Burger-Bräter zur kleinen Pause um die Ecke. Ob die Scheiben der McDonalds Filliale dabei so bruchsicher sind, wie das Selbstbewußtsein von deren Sprecherin muss sich erst noch zeigen. Angesichts von angekündigten Security-Heerscharen und einer Glasdicke die einem sibirischen Atomforschungszentrum alle Ehre machen soll, darf man gespannt sein. Weltfremden Zweckoptimismus scheint man gewohnt im prekärbeschäftigten Billiglohnsektor. Die Eröffnung so kurz vor dem Schanzenfest, bewirkte entgegen dem unerschütterlichen Optimismus der Betreiber, jedenfalls ungläubiges Kopfschütteln vom BünaBe bis zur Mopo.


Im Stadtteil hängen derweil zahlreiche Plakate mit dem Aufdruck "Die schwarzgrüne Innovation für zuhause: Big Flower is watching you!". Beworben wird ein Blumenkübel »Modell Schanze« mit eingebauten Überwachungskameras. Als "Desinger" des Ganzen wird ein gewisser "Ekel Alhaus" vorgestellt. Eine Analogie des unbeliebten Hamburger Innensenators zur beliebten Fernsehserie in den Siebzigern, in der ein Ekel Alfred den typischen reaktionäreren westdeutschen Spießer verkörperte.

Die Fronten scheinen geklärt zum Schanzenfest, das Wochenende verspricht Sonne und für den Abend werden, wie von der Choreographie bestelllt, heftige Gewitter vorausgesagt.

Die vermeintliche Duldung des Bezirkes Altona, gar von "Qualifiziert" war die Rede, entpuppt sich wenige Tage vor dem Schanzenfest zur Legitimierungsstragtegie für polizeiliche Übergriffe. Die Polizei wird zum Fest mehr als 2000 Beamte und schweres Gerät aufzufahren. Das sind immerhin mehr Polizist_innen als zu den meisten Demos bestellt werden. Wie bekannt geworden ist beteiligt sich der Bezirk nun an einer repressiven Doppelstrategie. In den Medien präsentierten sich die Verantwortlichen aus Altona als einsichtig und wollten mit einer Duldung einer weiteren Eskalation der Situation entgegenwirken. Wie es sich nun darstellt, ist dies jedoch nur als Teil einer altbekannten "guter Bulle - böser Bulle" Dynamik zu verstehen.

Pünktlich um 18 Uhr gibt der Bezirk den sprichwörtlichen Löffel ab und arbeitsteilig übernimmt Innensenator Alhaus und die Innenbehörde das Geschehen. Nicht das erst etwas irgendetwas passieren müßte damit die "politische Verantwortung", von einer zivilen auf eine repressive Instanz übergeht. Nein, der weitere Verlauf liegt offensichtlich fertig abgesteckt in den Schubladen der Einsatzzentrale Alsterdorf. Mensch sollte sich keine Illusionen machen: Der Ablauf des Tages ist damit vorbestimmt. Irgendwann, spätestens zwischen 18 und 20 Uhr, so befürchten Stadtteilinitiativen, wird es einen Polizeiüberfall auf das Fest geben. Anlass wird eine beliebige Nichtigkeit sei, eine Ordnungswidrigkeit, zu laute Musik oder provozierte Rangeleien von Beamten.

Die anschließenden Schlagzeilen in der Presse versprechen das Übliche. Während die derzeitigen Proteste von Jugendlichen, Feministinnen und Regimegegner_innen im Iran in Form einer Doppelmoral bejubelt werden, wird die Rollenverteilung in der Schanze anders gesehen: Erlebnissorientierte Jugendliche, sinnlose Randale, eine bemitleidenswerte Polizei und klar, die Gewerkschaft der Polizei bringt wieder ihre abgeschmackte Metapher der "Steinigung von Polizisten" in Anschlag. Alhaus muß keinerlei politische Rücksichten bei seiner Gewaltorgie nehmen, anders ist ganz offene planstabsmäßige Übernahme der Geschäfte im Vorfeld nicht zu deuten.

Im Schanzenviertel scheint nicht nur was die Kameraüberwachung angeht alles Recht zu sein was selbst bürgerrechtliche Minimalstandards untergräbt. Wer sich noch auf den Straßen im Schanzenviertel befindet wenn es der Innenbehörde nicht mehr in den Kram passt, wird zum Feind des bürgerlichen Gewaltmonopols erklärt. Und das sollen die Betroffenen durchaus zu spüren bekommen. Wasser Marsch und Knüppel frei. Die Medien werden es zu schätzen wissen und die übliche Leier der unpolitischen Randale anstimmen. Kritik an der autoritären Zuspitzung, einem zunehmend repressiveren Alltag oder gar den für Samstag bereits geplanten Übergriffen der Polizei? Fehlanzeige!

Ziel von Alhaus war von Anfang an, dass Fest in diesem Jahr frühzeitig zu beenden. Schon im letzten Jahr machte in den Medien dabei die Uhrzeit 18 Uhr die Runde. Ziel war eine räumliche und verbale Distanzierung des Schanzenfestes von den nächtlichen Krawallen der letzten Jahre. Pünktlich gegen 22 Uhr, begannen seit Ende der Neunziger Jahre Auseinandersetzungen mit der Polizei um kleine Lagerfeuer, die sich in den letzten Jahren mit heftiger Gegenwehr bis in den Morgengrauen zogen.

Ziel der Anmeldung war nicht die Verhinderung dieser Auseinandersetzungen, sondern eine symbolische Rückendeckung für die Polizei. Protest sollte delegitimiert werden. Das Schanzenfest friedlich und unpolitisch feiern, während die Polizei den medial isolierten "Chaoten und Krawallmachern" einen kurzen Prozess bereitet. Nur leider sind die in der Mehrzahl und keine einzige Initiative aus dem Stadtteil wollte sich am offensichtlichen Versuch der repressiven Vereinnahmung beteiligen. Ein runder Tisch kollabierte und der Bezirk sah sich gezwungen, nachdem die Drohungen aus der Innenbehörde im Stadtteil unbeeindruckt zurückgewiesen wurden und die Proteste zunahmen, auf eine gänzliche Verhinderung des Festes zu verzichten.

Was durch eine Zwangsanmeldung nicht erreicht wurde, soll nun durch eine frühzeitige Eskalation der Polizei erfolgen! Für Alhaus wäre ein vorzeitiger Abbruch des Festes ein politischer Erfolg. Denn nach einer unendlichen Kette von "Niederlagen" im Zusammenhang mit dem Fest hätte er zumindest seine Einsatzbereitschaft und die Durchsetzung "rechtsstaatlicher Maßstäbe" demonstriert. Aufgeklärtere Kreise mag ein solch autoritäres Vorgehen verschrecken, aber seine eigene "Law and Order"-Fraktion ist seit jeher begeistert ob solcher (De)Eskalation "der Stärke".

Initiativen rufen stattdessen Besucher_innen und Anwohner_innen, dazu auf sich nicht einschüchtern zu lassen, sondern aktiv am Fest zu beteiligen, den Auf- und Abbau und politische Aktionen zu unterstützen. Die Innenbehörde versucht vorzuschreiben, bis wann das Fest dauert und was Duldungswürdig sei und was illegal. Solchen Formen der Legalitätsproduktion soll auf dem Fest seit jeher eine gemeinsame Absage erteilt werden. Wer undter welchen Bedingungen, wie lange feiert entscheiden Anwohner_innen und Initiativen selber. Gänzlich unbeeindruckt von Duldungen, die sich letztlich lediglich als kleines Gedüldchen und Vorspiel herausstellen, vor einer Generalmobilmachung samt polizeilichem Ausnahmezustand am späten Nachmittag.

Alle sind aufgefordert sich nicht vertreiben zu lassen und sich dafür einzusetzen, dass das Straßenfest nicht vorzeitig durch Polizeiübergriffe beendet wird, sondern gegen den erklärten Willen der Innenbehörde durchgesetzt wird! Das Fest, der Flohmarkt und die Konzerte dauern nicht nur bis 18 Uhr wie es Alhaus und der Bezirk gerne hätten, sondern reichen bis in die Dämmerung hinein.

Die Nacht befeuert die Sehnsüchte des Tages. Alles weitere wird sich zeigen. Auf der Straße, am Rand des Geschehens, durch die Nacht tanzend oder beim verklärten Blick auf die Gewitterwolken.
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Ergänzungen

MOPO

autos hamburg 02.07.2009 - 23:46
 http://www.mopo.de/2009/20090703/hamburg/panorama/die_nacht_der_brennenden_luxus_autos.html

Hamburg erwacht :-) schön zu hören, dass mal wieder was passiert ist!

Big Flower is watching you!

Fotojournalist 03.07.2009 - 22:56

Plakattext:
Die schwarzgrüne Innovation für zuhause
Big Flower is watching you!
Blumenkasten: Modell Schanze
Die neue Linie von Beust: Klassischer Kasten mit senkrechter Holzstruktur-Lattung und
Überwachungskameras. In Kübelform. Biologisch abbaubar. Richtmikrophon inklusive.
Maße (B/T/H in cm): 38/38/31) Design: Ekel Ahlhaus. Einbau: Innenbehörde Hamburg.
Garantie gegen Schäden gibt es nicht Entsorgung: Autonome Gruppen

Schanzenviertelfest am 4. Juli 2009

Fundsache: Ein Veranstaltungshinweis

Multiplikator 03.07.2009 - 23:01

Interessanter Hinweis:

Eine Veranstaltung der Gruppe Hamburgs Aktive Jurastudierende (HAJ) in Zusammenarbeit mit dem Republikanischen Anwältinnen- und Anwälteverein (RAV)

Montag, 13. 07. 2009, 18.30 Uhr
Allende-Platz 1 (Pferdestall) , Raum 138
Eintritt frei

Im Jahr 2005 traten mit der Novellierung des Gesetzes zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung (SOG) und des Gesetzes über die Datenverarbeitung der Polizei (PolDVG) zahlreiche neue Regelungen in Kraft. Von der CDU als das „schärfste Polizeigesetz Deutschlands“ gefeiert, erwiesen sich in der Folgezeit bereits zahlreiche Vorschriften (Kfz-Kennzeichenerfassung, Rasterfahndung) als evident verfassungswidrig.
Weitere Maßnahmen wie etwa die Einführung sog. verdachtsunabhängiger Kontrollen oder die Videoüberwachung sehen sich fortwährender verfassungsrechtlicher Kritik ausgesetzt.

Nach der Bürgerschaftswahl 2008 hatten CDU und GAL im Koalitionsvertrag vereinbart , die vom Bundesverfassungsge richtbeanstandeten Regelungen etwa zur Kennzeichenerfassung oder zur Rasterfahndung „an die verfassungsgerichtl iche Rechtsprechung anzupassen“. Auch die übrigen polizeirechtlichen Vorschriften sollten „im Lichte der neueren Rechtsprechung auf Anpassungsbedarfe überprüft werden“. Im Kern soll sich allerdings nichts ändern. Dies obwohl gleichzeitig festgehalten wurde: „Im öffentlichen Raum wird es keine Verdrängung sogenannter randständiger Gruppen geben.“

Im Rahmen der Veranstaltung soll es neben der rechtlichen Analyse einzelner neuer Standardmaßnahmen wie der Videoüberwachung vor allem auch darum gehen, diese in ihrer tatsächlichen Wirkungsweise als Praxen der Ausgrenzung bestimmter sozialer oder als abweichend etikettierter Gruppen zu untersuchen und mögliche Interventionsmöglichkeiten zu diskutieren.

Referenten:
# Jan Wehrheim, Universität Hamburg – Institut für Kriminologische
Sozialforschung
# Ulf Treger, Medienproduzent, Mitglied von city.crime.control Bremen
# Carsten Gericke, Rechtsanwalt, Geschäftsführer des Republikanischer
Anwältinnen- und Anwältevereins (RAV)

Hausbesetzung in der Rosenhofstraße

Schanzenticker 04.07.2009 - 13:06
Besetzung des Flachdachbaus in der Rosenhofstraße - seit 60 Minuten - seit 15 Minuten stehen ca. 25 Polizisten davor.

zur zeit alles ruhig

dabei 04.07.2009 - 16:34
gestern abend gab es kurz stress. ein bonze hat jemanden vor der kleinen pause angefahren bzw. auf der motorhaube 20m noch "mitgenommen", nachdem die straße zu verkehrsfreien zone erklärt wurde. seine scheibe bekam daraufhin sprünge. sofort rückten bullen an und nahmen jemanden mit, woraufhin ca. 40 leute mit flaschenwürfen und androhung von faustschlägen (helme hatten sie noch nicht auf) antworteten. die bullen zogen sich kurze zeit später zurück und zerstreuten die menge danach. doch leider waren die 40 leute nicht entschlossen genug richtig anzugreifen und den gefangenen genossen zu befreien. es wäre durchaus möglich gewesen. nächstes mal wirds besser!!!


zur zeit ist alles ruhig auf dem fest. die bullen am besetzen haus haben manieren und unterhalten sich freundlich mit besetzerInnen und sympathisantInnen. die atmosphäre auf dem fest ist total entspannt. während die einen staatsdiener sich die beine in den bauch stehen, geht doch so manch anderer es etwas entspannter an und wird fürs schlafen bezahlt.

Rosenhof-Flachdach geräumt

Schanzenticker 04.07.2009 - 18:06
Punkt 18 Uhr - Ahlhaus hat das Kommando übernommen. Die Besetzer verlassen gewaltlos das Gebäude. Ihr Personalien werden festgehalten. Sie noch nicht. Zuvor wurden Verhandlungen / Gespräche mit Dritten geführt.

live

stream 05.07.2009 - 00:26
 http://stream.fsk-hh.org:8000/fsk.ogg.m3u
gerade zwei wawes mit durchsagen...
live vom schulterblatt, schätz ich ma...

Leider zu treffend

anonym 05.07.2009 - 02:01
Ich war etwa 21:45 dicht an der ersten (nehme ich an) rüden Verhaftung des Abends. Leider verlief diese fast exakt wie im siebten Absatz vorhergesagt.

Wenige Minuten vor der Festnahme marschierte eine der Provokationskolonnen von B mal weder zurück nach A wie sie es schon so häufig getan hatten an dem Tag. Zu der Zeit noch recht fotogen ohne Helm auf. Keine Flaschenwürfe, oder sonst etwas bedrohliches war zu verzeichnen. Nicht einmal Sprechchöre. Die Stimmung war zwar etwas angespannt aber dennoch ausgelassen und friedlich vor der Roten Flora. Die Teilnehmer des Schanzenfestes suchten keinen Ärger, die stärkste wahrnehmbare Provokation bestand darin, dass ein äußerst angetrunkener Mensch zwei Knallkörper in der Nähe des Schwarzen Blocks explodieren lies. Die in den Medien beliebten Scherben waren zu dieser Zeit übrigens auch schon reichlich da, was aber keinen davon abhielt es sich auf dem Boden bequem zu machen.

Die Festnahme kam einige Minuten später förmlich aus heiterem Himmel. Ich stand etwa 15 m von der Festnahme entfernt. Ohne Ankündigung wurde eine Person von 10 oder mehr Polizeivollzugsbeamten/innen (interessanterweise schon mit Helm) auf augenscheinlich nicht Verhältnissmäßgier Art und Weise in Gewahrsahm genommen. Für kurze Zeit bildete sich eine Art Schildkröte, die sich dann in Richtung Juliusstr. bewegte.
Schlagartig begannen Sprechchöre und kurz darauf Dinge auf die Gruppe der PVBs zu fliegen.

Diese Aktion schien mir als absichtliche Provokation durch die Polizei. Insbesondere durch das auffällig provokante Verhalten der Polizei, dass schon deutlich früher auffiel (und hoffentlich ausreichend anonymisiert) fotographisch festgehalten ist.
Wieso muss man dauernd Kräfte durch eine schon Umstellte Veranstaltung verlegen?
Ich bin gespannt wie und ob die Ingewahrsahmnahme von dieser Person (nicht vorher auffällig) an diesem Ort (direkt vor der Nase des Schwarzen Blocks) zu dieser Zeit (Warum nicht die Kolonne davor? Warum nicht warten bis die Person an einem weniger neuralgischen Punkt ist?) gerechfertigt wird.

Die allermeisten Schanzenfestler witterten Ärger und begannen sofort nach dem Übergriff den Platz ohne Aufforderung zu räumen. Klar das man da von beiden Seiten Gruppen von PVBs die Leute an die Seite drängen läßt und dann mit dem Wasserwerfer draufhält. Die Restaurants fingen gerade an die Tische einzuräumen und da wurden die Leute (von den nach hinten gedrehten Wasserwerfern!) auf dem Rücken nass. Ich will mal nicht unterstellen, dass da eine unkontrollierte Flucht von leicht bekleideten Schanzenfestlern über die Glasscherben erzielt war, aber die Motivation der Einsatzleitung versteh ich da nicht. Wärs nicht prinzipiell ne gute Idee den friedlichen Besuchern des Fests eine Chance zu geben friedlich nach Hause zu kommen? Ist es nicht erwünscht (ununiformierte) gewaltbereite Leute vom Rest zu isolieren? Oder wollte man da eine Message rüberbringen?

Naja, alles in allem wars ja anzunehmen, dass sowas in der Art aus der Richtung kommt. Dies gilt leider auch für die Reaktion einiger weniger Schanzenfestler. Vorweg sei gesagt, dass ich das Fest als äußerst friedlich und harmonisch erlebt habe. Damit will ich sagen, dass ein beliebiges Dorffest deutlich gewaltätiger abläuft. Spürbare bad vibrations gingen bis zum zwischenfall ganz klar nur von den Uniformierten aus. Danach änderte sich das, wie von beiden Seiten erwartet.

Hierzu kann ich nur sagen, dass ich das sehr schade finde. Aus einer Vielzahl von Gründen - und nicht zuletzt deswegen, weil Teilnehmer des Schanzenfestes unnötig in Gefahr gebracht werden. Wenn die Körperpanzerung eines PVB von einer Flasche getroffen wird hilft dies der Sache wenig. Typischerweise sind zudem die Flaschen leer und die Schützen voll. Dies mindert zum einen die Trefferwahrscheinlichkeit und zum anderen den zu erwartenden Schaden. Ich bin der Meinung durch Getränke verunreinigte Uniformen sind nämlich der ärgste Schaden den man in so einem Fall erwarten kann. Verletzte sind in solch einer Situation ein Schuss ins eigene Knie.

Es muss an einer wirksamen Deeskalation gearbeitet werden! Kurz vor dem Zwischenfall wurden Pflastersteine noch unter geparkte Autos geschoben damit sie nicht reflexaritg geworfen werden können. Auffällige Personen wurden aus der Menge heraus ermahnt. Die Stimmung war gut und friedlich, man wollte dass Wetter genießen und die Menge war nach den nervigen Kolonnen darauf gefasst zu deeskalieren.

Die Flaschenüwrfe sind nunmal leider so gut wie nicht zu unterdrücken. Eben stehen noch 500 Leute mit nem Bier um einen rum und dann machen drei davon zwei schnelle Schritte und schmeissen ihre Flasche. Was soll man da machen? Hingehen und dudu sagen? Die Werfen ja eh nicht wieder bis das nächste Bier alle ist. Wie will man gegen solche Gelegenheitstäter im Affekt was machen? Zudem sind sie meistens sowieso nicht zugänglich für die Argumentation, die am nächsten Tag von Bild bis Süddeutsche gepflegt wird.
Den Verzehr von Getränken (insb. alkoholahltige) auf Demos und Festen zu verbieten wäre ein konsequenter Schritt um der Problematik zu begegnen. Faktisch würde er vielleicht nicht viel bringen, aber überraschen würde er mich auch nicht sehr.
Man könnte auch den anderen Weg gehen und auf Demos und Festen den Konsum von ansonsten verbotenen sedativ wirkenden Stoffen zu erlauben.
Oder vielleicht sollte man ähnlich wie bei Konzerten dazu übergehen Knicklichter zu werfen. Dann kann jeder seiner Aggression einen Ausdruck verleihen. Im Hinblick auf die routinemäßigen Übergriffe und Verantwortungslosigkeiten (wollen wir von Recht mal nicht sprechen) der Exekutive mutet das entweder überlegen oder arg verzweifelt und lächerlich an.
Im Ernst - Ich kann dieses zuvor-seien-aus-deren-Reihen-Flaschen echt nicht mehr lesen! Es muss doch möglich sein den Zeitungen eine Formulierung aufzuzwingen die unmisverständlich klar macht, wer den schwarzen Peter hat!

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Übersetzung — SteinFuerStein

Schönes Ding — Zeiti

solidarity from wales — heyerdahl

räumung? — aufs maul

P. Lustig — (( HAUSBESTZER ))

Führungstreffer — Schiedsrichter