Bildungsstreik im Gymnasium Altlünen [Lünen]

AK Bildungsstreik GA 19.06.2009 14:30 Themen: Bildung Soziale Kämpfe
Am Gymnasium Lünen-Altlünen wurde am heutigen Freitag für eine Stunde der komplette Unterricht lahm gelegt. Die Schülerinnen und Schüler streikten für ein neues Bildungssystem.
„Kopfnoten abschaffen – Kapitalismus sowieso! Es geht um's Ganze...“ stand es fett auf einem Transparent, dass am Freitag, den 19. Juni, um 7.30 Uhr vom „AK Bildungsstreik GA“ im Gymnasium Altlünen aufgehängt wurde. Gleichzeitig wurden an den Eingängen der Schule Flyer verteilt, die den Zusammenhang zwischen Schulpolitik und dem gesamten Wirtschaftssystem beleuchteten. Die Forderungen hierbei wurden ganz klar formuliert: Keine Reformation des bestehenden Bildungssystem, sondern der Umsturz der gesamtgesellschaftlichen Verhältnisse. Den Forderungen wurde in der Aula lautstark Ausdruck verliehen, indem in einer Rede auf die neueren Entwicklungen der Bildungspolitik mit ZAP, Kopfnoten, dem Turbo- Abitur G8 und dem Zentralabitur eingegangen wurde. Zudem wurde verdeutlicht, dass sich die Aktion nicht gegen das Gymnasium Altlünen im speziellen, sondern gegen das Bildungssystem im Ganzen richtete.
Das dreigliedrige Schulsystem, Sinn und Zweck von Noten und die Rolle der Wirtschaft wurden weiterhin thematisiert und kritisiert. Auch einige Lehrerinnen und Lehrer solidarisierten sich mit den SchülerInnen. Auf ihre besondere Rolle, viel zu große Klassen in maroden Gebäuden unterrichten zu müssen wurde ebenfalls hingewiesen.
Die spontane Aktion gipfelte in dem Boykott der ersten Unterrichtsstunde. Die gesamte Schülerschaft hatte sich in den 3 Ebenen der Schule um die Aula herum versammelt und verlieh lautstark den Forderungen Nachdruck. Einige 6. KlässlerInnen malten Plakate und starteten eine Demonstration durch die Schule und versuchten schließlich mit 50 Leuten das Lehrerzimmer zu stürmen.
Der Schulleiter des Gymnasiums Altlünen, Dr. Norbert Ingler, zeigte sich mäßig begeistert von der Eigeninitiative der SchülerInnen und mahnte zunächst die Konsequenzen des Fernbleibens vom Unterricht an. Die folgende Ausbuhung und „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut“ Rufe vor allem der jüngeren SchülerInnen bewegten ihn letztendlich doch dazu die erste Stunde für unterrichtsfrei zu erklären. In einer Durchsage erklärte er sich mit einigen Zielen solidarisch, so wies er darauf hin, dass eine Petition zur Abschaffung der Kopfnoten durch die Schulkonferenz, in den letzten Wochen – wie nicht anders zu erwarten - vom Landtag abgelehnt wurde.
In der 2. Stunde streikte ein Kurs weiterhin, während motivierte 6. Klässler mittels repressiver Maßnahmen, wie die Androhung von Klassenbucheinträgen und Tadeln, in den Unterricht zurückgedrängt wurden.
„Aktionen wie die heutige stellen eine Notwendigkeit dar, um den eigenen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Zudem zeigte sich, dass weit aus mehr SchülerInnen als angenommen nicht mit den gesellschaftlichen Zuständen zufrieden sind und sich langsam ihrer Lage bewusst werden und gegen sie protestieren.“ so ein Aktivist des erst vor 2 Tagen einberufenen „AK Bildungsstreik GA“.
Eine solche Aktion ist in der Geschichte des Gymnasiums Altlünen bislang einmalig gewesen, sie wird allerdings mit Sicherheit nicht die einzige bleiben, wie sich der Arbeitskreis einig war. Sie hatten es mit gerade einmal 2 Tagen Vorbereitungszeit geschafft den kompletten Unterricht am Gymnasium lahm zu legen, zumindest für eine Stunde. Dafür möchten sich die OrganisatorInnen noch einmal ausdrücklich bei allen beteiligten SchülerInnen bedanken, die den Unterricht verweigerten und sich hinter die Forderungen stellten. Die Aktion reihte sich in eine bundesweite Protestwoche, zu der das Bündnis Bildungsstreik 2009 aufgerufen hatte, ein.
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