17.06 Demo in Münster

unwillhelm 19.06.2009 04:35 Themen: Bildung Soziale Kämpfe
Bildungsstreikdemo Münster
Am 17.Juni gingen Bundesweit fast 300 000 SchülerInnen und StudentInnen auf die Straße um lautstark gegen das Kopfnoten, g8, das dreigliedrige Schulsystem, Studiengebühren und Bachelor-Studiengänge zu demonstrieren. Auch in Münster kamen zwischen 10 000 und 15 000 zusammen. Besonders hoch war der Anteil von SchülerInnen, welche zuvor von Schule zu Schule gezogen waren. Es kam zu mehreren Straßenblockaden und einer Spontandemo.
Vorübergehende Besetzungen von Bezirksregierung am Domplatz und Friedenssaal. Polizei überwiegend deffensiv. Gegenkundgebung der Schülerunion und RCDS mit nur 10 Leuten ein verdienter Reinfall.
Um 10:00 Uhr war der Prinzipalmarkt bereits komplett voll von SchülerInnen. Bald setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung durch die Innenstadt. Am Ludgerikreisel, dem zentralen Verkehrsknotenpunkt von Münster wurde der Verkehr für eine halbe Stunde lahm gelegt. Im weiterem Verlauf der Demo, wurde der Verkehr am Aasee erneut blockiert, und SchülerInnen informierten die AutofahrerInnen über ihre Anliegen.
„Bildung für alle und zwar um sonst“, „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut“ und „Niemand braucht die Bundeswehr, Bildung dafür um so mehr“ waren die verbreitetsten Parolen. Es gab zahlreiche Megaphons, Transparente, Sprechblasenschilder und eine Clownsarmy. Es wurde vor der Ausländerbehörde auf deren rassistische Praxis hingewiesen, und sich mit anderen sozialen Kämpfen solidarisiert.

Kurz vor der Abschlusskundgebung blieb ein Teil der Demonstration auf der Kreuzung am Amtsgericht sitzen und blockierte diese für mehrere Stunden.
Auf dem Schlossplatz standen einige Polizisten, die wohl mit einer Stürmung des Schlosses gerechnet haben, stattdessen entschieden sich die Leute ihren Forderungen auf andere Weise Nachdruck zu verleihen. Von einigen Durchsagen die Blockade auf zu lösen ließen sich die BlockiererInnen nicht beirren und genossen die Sonne. Im Anschluss begann eine Spontandemo Richtung Innenstadt. Nach einem halbherzigem Versuch diese zu stoppen, unterlagen die PolizistInnen der Entschlossenheit der DemonstrantInnen. Die Demonstration war lautstark, dynamisch und mit einigen Sprints durchsetzt. U.a. wurde gerufen “wir demonstrieren wo wir wollen- gegen Überwachung und Kontrollen”, „Alles für Alle /Bildung für alle und zwar umsonst“ „Anticapitalista“ usw.
Die erste Station der Spontandemo war der gläserne Palast der Bezirksregierung am Domplatz. Die Transparente wurden in die Fenster gehängt, und es wurde lautstark auf Forderungen nach einem anderen Bildungssystem gepocht. Im Anschluss wurde der Friedenssaal gestürmt, Banner entrollt, und die gute Akustik genutzt.
Nach einem kurzen Aufenthalt entschieden die Leute sich den Ludgerikreisel zu blockieren.
Da hörte für die Polizisten der Spaß auf. Kurz vorher zogen diese eine Kette auf, welche jedoch von vielen umgangen werden konnte. So schafften es die DemonstrantInnen erneut den Verkehrsknotenpunkt dicht zu machen, allerdings nur für kurze Zeit. Die Polizei zeigte sich deutlich nervöser und angespannter, griff und zerrte, und verdrängte die Blockade auf den Bürgersteig, wo diese vorübergehend gekesselt wurde.
Durch die Spontandemo und die Blockaden, war dieser Protest unberechenbarer und effektiver als die StudentInnenproteste der Vergangenheit, was nicht zu letzt auf die Dynamik und Entschlossenheit der SchülerInnen zurückzuführen war, die sich von nichts und niemandem deckeln ließen. Der Vorauseilende Gehorsam gegenüber Autoritäten und die oft gelobte und geforderte Dialogbereitschaft mit Behörden und Regierungen, verloren an diesem Tag die Oberhand, vor der Erkenntnis, dass eine Protestbewegung nur Erfolg haben kann, wenn genügend Druckaufgebaut wird.
Es bleibt zu hoffen, dass sich aus diesem Potential weitere Aktionen entwickeln.

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Ergänzungen

aufruf

muchas luchas 19.06.2009 - 04:53
Das schöne Leben erkämpfen!
Studiengebühren, Bachelor, Eliteuni,… ich krieg die Krise!

Zunehmender Leistungsdruck, Unterbindung von tiefer gehenden, kritischen Denkens und verstärkte Auslese nach sozialer Herkunft - das sind die Hauptmerkmale der jüngsten Entwicklungen im Bildungswesen. Die Umstellung auf Bachelor-Studiengänge und die Lohnarbeit zur Finanzierung der Studiengebühren lassen unterm Strich kaum Zeit für die schönen Dinge im Leben. Auch in der Welt jenseits von Campus und Karriere findet nicht erst seit der Agenda 2010 und Hartz 4 eine ständige Verschlechterung statt: Immer mehr Arbeitszwang, bei immer weniger freien Stellen. Die Angst vor Abstieg und Sanktionen, erhöhter Konkurrenzdruck, längere Arbeitszeiten entsprechen dem Zeitgeist.

Zusätzlich zur Senkung der sozialen Standards, die uns als unabdingbar vorgegauckelt werden, finden unzählige Grundrechtseinschränkungen statt. Vorratsdatenspeicherung, Telefonüberwachung, sowie Verschärfungen im Einwanderungs- und Versammlungsrecht sind nur einige Beispiele. Diese Entwicklungen sind nicht auf Deutschland begrenzt. Der Unterschied liegt allerdings darin, wie die Menschen hier auf diese unzumutbaren Zuspitzungen reagieren. Ein flüchtiger Blick in andere Länder verdeutlicht diesen Unterschied. Ob in Spanien, Griechenland, Frankreich, Island, Osteuropa oder Finnland – überall gewinnen die Proteste an Intensität und Entschlossenheit.

A little bit more französische Zustände
Dabei werden Parlamente belagert, Grenzzäune eingerissen, sowie Universitäten, Schulen und Radiosender besetzt. In Deutschland werden derartige Ereignisse von Politik und Gewerkschaften zumeist als Horrorszenarien betrachtet, die um jeden Preis zu vermeiden seien. Das Ergebnis für diese Zurückhaltung der sozialen Bewegungen wird im Vergleich deutlich: Während in Deutschland eine Maßnahme nach der anderen geschluckt wird, sind soziale Bewegungen in Frankreich in der Lage genügend Druck auf zu bauen, um Gesetzesvorhaben zu kippen. Dass dieser Druck gerade auch auf die Uni Münster noch viel zu gering ist, zeigen die Ereignisse am 17. Dezember 2008. Während einer Senatssitzung wurden die auf der Vollversammlung beschlossenen Forderungen der Studierenden ignoriert und die Studiengebühren unbefristet eingeführt, ohne dass eine inhaltliche Auseinandersetzung stattfand. Im Zweifel bestehen die demokratischen Selbstverwaltungsmöglichkeiten der Studierenden nur auf dem Papier. Am 17 Juni soll der Senat nun, wenn es nach der Polizei geht, nicht einmal die Rufweite der DemonstrantInnen ertragen müssen. So sollen aufgrund der angeblichen „Krawalle“ im Dezember potentielle „StörerInnen“ schon von vorn herein von der Demonstration ausgeschlossen und keine Studierenden auf den Schlossplatz gelassen werden. Gerade im Angesicht der Ereignisse im Dezember, wo die Polizei gewaltsam gegen eine Vollversammlung vorging, ist dieser Vorstoß eine massive Provokation. Es sind die Bullen, die auf dem Uni-Gelände nichts zu suchen haben, nicht die Studierenden!

Vom Bildungs- zum Generalstreik
Wir halten die Probleme von StudentInnen und SchülerInnen nicht für wichtiger, als die von Arbeitslosen, ArbeiterInnen, und illegalisierten MigrantInnen. Wir lassen unsere Interessen nicht gegeneinander ausspielen. Soziales Elend entsteht im Kapitalismus - besonders in der aktuellen Krise - nicht, weil zu wenig da ist, sondern gerade weil mehr als genug produziert wird, ohne dass die meisten Menschen etwas davon haben. Eine menschenwürdige Zukunft für Alle ist nur außerhalb dieses Systems zu verwirklichen! Anstatt unsere Forderungen zu mäßigen, ist die Zeit reif für eine Ausweitung und Radikalisierung. Wir können öffentlichen Druck aufbauen! Eine Demonstration allein reicht dazu nicht. Es braucht ein entschlossenes Auftreten, Besetzungen und Blockaden u.v.m. Dazu braucht es Dich. Auch dein entschiedenes Handeln wird benötigt. Genauso wenig Leistungsdruck und Arbeitszwang von allein verschwinden, fällt ein schöne Zukunft vom Himmel

Bildungsstreik - Polizei räumt Heidelberger U

antifa.sozialbetrug 20.06.2009 - 13:31
Bildungsstreik - Polizei räumt Heidelberger Uni

Die Polizei hat am Samstagmorgen mit der Räumung des von Studenten besetzten Rektorats der Heidelberger Universität begonnen. Etwa eine Stunde, nachdem die Beamten erste Studenten aus dem Gebäude geholt hatten, befanden sich den Angaben zufolge noch knapp 70 der rund 100 Besetzer in dem Gebäude. Sie versuchten, mit Sitzblockaden die Räumung zu behindern. Sie riefen immer wieder „keine Gewalt“. Die Studenten hatten das Rektorat am Mittwoch im Zusammenhang mit dem bundesweiten Bildungsstreik besetzt.

Die Räumung verlief zunächst weitgehend friedlich. Dies schilderten auch Studenten, die die Universität bereits verlassen hatten. Die Besetzer hatten ein größeres Mitspracherecht an der Uni verlangt. Die Universität Heidelberg erfülle lediglich die Mindestbestimmungen, kritisierten sie. Am Freitag hatte die Hochschule nach Angaben der Polizei Anzeige wegen Hausfriedensbruch erstattet. Dennoch verließen die Besetzer bis zum Samstag nicht freiwillig das Gebäude, so dass die Polizei mit der Räumung begann.

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