Berlin: Aktion gegen Airshield-Projekt an TU

Sender 14.06.2009 16:39 Themen: Bildung Militarismus
Zur Langen Nacht der Wissenschaft 2009 präsentierte sich an der Technischen Universität Berlin das Projekt "Airshield", welches zur Entwicklung von Unmanned Combat Aerial Vehicle (UAV) aus einem Zusammenschluss von Bundesministerien, Privatwirtschaft und Universitäten initiiert wurde. Eine Handvoll Bildungsstreiker demonstrierten spontan gegen die Weiterentwicklung kriegsrelevanter Technik.
An exponierter Stelle, im Lichthof des TU-Hauptgebäude (Straße des 17. Juni, Berlin-Charlottenburg) präsentierte das Institut für Innovationsökonomie zusammen mit der Microdrones GmbH das gemeinsame Projekt. Jede halbe Stunde flog die Drohne durch die Halle, filmte das Publikum und zeigte was sie Flugtechnisch so draufhat. Das Institut für Innovationsökonomie soll die Akzeptanz von Drohnen in der Öffentlichkeit im Rahmen des Programms "Forschung für zivile Sicherheit" für das Bundesministerium für Forschung und Bildung untersuchen. Dazu wurden Fragebögen ausgegeben und gezielt das Publikum der Langen Nacht der Wissenschaft zu ihrer Einstellung gegenüber dem Einsatz durch Polizei und Feuerwehr befragt. Offensichtlich sind sich die Initiatoren der Kritikhaftigkeit ihres Projekts bewusst.

Das Projektbudget von Airshield beträgt 3,4 Mio Euro. Erhofft wird sich die Etablierung Deutschlands als Leitmarkt für UAV-Systeme und der flächendeckende Einsatz durch deutsche Sicherheitsbehörden. Es ist eins der vier Drittmittelprojekte an der TU-Berlin, die mit insgesamt 158.000 Euro vom Bundesverteidigungsministerium gefördert werden. Also dürften die Möglichkeiten zur militärischen Nutzung durchaus erkannt worden sein. Airshield ist eines der Projekte, die den öffentlichen Bildungseinrichtungen Drittmittel einbringen. Weiterhin beteiligt sind die Uni Dortmund (Lehrstuhl Kommunikationsnetze), Uni-Siegen (Institut für Echtzeit Lernsysteme), Uni-Paderborn (Fachgebiet C.I.K.), Leipniz-Institut für Troposphärenforschung, Feuerwehr Dortmund, Gesellschaft für Gerätebau mbH und GIS Consult mbH.

Gegen 20 Uhr sorgten Bildungsstreiker mit einem Transparent, Sprechchören und Flugblättern für eine kurze Störung der Flugshow. Doch darauf waren die Entwickler vorbereitet. Sogleich wurde etwa eine halbe Stunde über Risiken, Vor- und Nachteile der Drohnentechnik doziert und auch der wehrtechnische Hintergrund nicht verheimlicht.

In dem verteilten Flugblatt mit dem Motto: "Technik kann: Begeistern, Schützen und Töten!" heißt es: "Drohnen sind unbemannte Flugkörper, die vor allem zu echtzeitnaher Aufklärung eingesetzt werden. Häufig wird argumentiert, Drohnen würden zur Bekämpfung und Früherkennung von Staus, Überschwemmungen und Waldbränden entwickelt. Ihr primäres Einsatzfeld ist jedoch Strafverfolgung und Krieg. Ausgerüstet mit entsprechenden Kameras können Porträtaufnahmen aus bis zu 3000 Metern Höhe gemacht werden. In Sachsen beispielsweise nutzt sie die Polizei zur Überwachung von Demonstrationen. Selbst um Stadionverbote gegen Hooligans durchzusetzen, werden sie eingesetzt. Als trickreicher Baustein einer Sicherheitsarchitektur sind sie auch in Kriegsgebieten im Einsatz, so z.B. im Kosovo oder im Irak." Nach der Kurzintervention wurde das Transparent von Sicherheitskräften der TU-Berlin entfernt.

Ein Video von der Aktion findet sich unter  http://www.youtube.com/watch?v=3gHx04OT554
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Ergänzungen

zu drohnen...

... 14.06.2009 - 20:46

KRITIK

arthurdent 18.06.2009 - 00:06
Vorab. Ich arbeite nicht bei einer dieser Firmen. Ich bin generell skeptisch gegenüber Waffentechnik etc. Aber ich finde dieser Artikel und die beschriebene Aktion treffen ja mal gar nicht ins Schwarze. Das Problem ist sicherlich, dass die Technik vielfältig eingesetzt werden kann. Aber das ist leider in vielen Bereichen der Fall. Und nur, weil etwas von Militärs genutzt werden kann/wird, kann man doch nicht jede zivile Nutzung solchen Geräts kritisieren. Da gibt es meines Erachtens nach zu viele Gegenbeispiele. Militärische Nutzung ist kritikwürdig, aber zivile nicht. Das ergibt keinen Sinn.

Zwei Kritikpunkte:

>> "das Projekt "Airshield", welches zur Entwicklung von Unmanned Combat Aerial Vehicle (UAV) aus einem Zusammenschluss von Bundesministerien, Privatwirtschaft und Universitäten initiiert wurde"

Erstens. Es ist schlichtweg falsch, wenn behauptet wird, dass UAV diese Bedeutung hat (siehe auch z.B. mal in der wikipedia). Das Wort 'Combat' hat an dieser Stelle nichts zu suchen, passt dem Autor aber scheinbar in seine Argumentationsweise. Explizit militärische Drohnen (teilweise mit Bewaffnung) werden UCAV genannt.
Zweitens. So weit ich weiß, wurde 'Airshield' nicht zur Entwicklung von 'Combat Vehicles' initiiert, sondern um der Feuerwehr eine Möglichkeit zur Analyse von Gaswolken bei Großbränden an die Hand zu geben. Dadurch lässt sich auch erklären, warum die Feuerwehr Dortmund an dem Projekt teilnimmt.
Hier werden wohl bewusst Unwahrheiten hinzugedichtet, um einen militärischen Kontext zu suggerieren.

>> "Ausgerüstet mit entsprechenden Kameras können Porträtaufnahmen aus bis zu 3000 Metern Höhe gemacht werden."

Mit der dort vorgeführten Drohne kann man mit Sicherheit keine 3000 Meter hoch fliegen. Da ist wohl eher bei 400m Schluss. Dennoch soll es in Zukunft größere Drohnen mit entsprechender Höhe geben (siehe Homepage microdrones). Aber wie eine Portraitaufnahme aus 3000m Höhe aussieht, wenn die Kamera an einer Drohne angebracht ist, die mit vier Motoren gesteuert wird und massiven Winden ausgesetzt ist, möchte ich wirklich mal sehen. Das wird ganz schön wackeln und verschwimmen.

Grüße
arthurdent