Berlin: Farbattacken auf Deutsche Bank Filialen

Frau Sauer 26.05.2009 12:59 Themen: Bildung Soziale Kämpfe
In der Nacht von Montag auf Dienstag haben Aktivist_innen eine Reihe Filialen der Deutschen Bank mit Farbeiern beworfen. Mit dieser Aktion wollen sie auf die skandalöse Politik der Bankenrettung aufmerksam machen. Die Aktion der "freiwilligen Wirtschaftsprüfer_innen" bereitet die Aktion "Banküberfall" im Rahmen des Bildungsstreiks im Juni vor. Eine Person wurde in diesem Zusammenhang festgenommen
In der Nacht von Montag auf Dienstag haben Aktivist_innen eine Reihe Filialen der Deutschen Bank mit Farbeiern beworfen. Diese Aktion fand unmittelbar vor der heutigen Hauptversammlung der Aktionäre der Deutschen Bank in Frankfurt a. M. statt. Einige der Filialen, die durch diese Aktion farblich verschönert wurden, liegen in den Straßen Kottbusser Damm, Friedrichstraße, Frankfurter Allee, Mehringdamm und Schönhauser Allee. Laut Presseberichten ist bei der Farb-Attacke auf die Deutsche-Bank-Filiale in der Danziger Straße, die von einem Zivilbeamten beobachtet wurde, ein 27 Jahre alter Mann festgenommen worden. Der für politische Taten zuständige Staatsschutz der Polizei hat die Ermittlungen übernommen.

In einem Bekennerschreiben (siehe unten) kritisieren die Aktivist_innen, die sich als "freiwillige Wirtschaftsprueferinnen" bezeichnen, die Wahl ihrer Zielobjekte: Die Deutsche Bank stehe an der Spitze eines Systems, dass seit Jahren durch eine radikale Sparpolitik Sozialkahlschlag, globale Ungleichheit und weltweite Umverteilung von unten nach oben vorangetreibt und nun durch massive Bankenrettungspakete die Verluste der Weltwirtschafts- und Finanzkrise sozialisiert. Die Deutsche Bank hatte mit ihrem Versprechen von 25 Prozent Eigenkapitalrendite eine Forderung gesellschaftsfähig gemacht, die sich nur realisieren durch Diebstahl realisieren lässt, wie es im Bekennerschreiben heißt. Und tatsächlich: Die exorbitant hohen Renditen, die in den letzten Jahren im Finanzsektor ausgeschüttet wurden, stehen in kausalem Zusammenhang mit der stetigen Verarmung des Großteils der Menschheit. Weltweit stagnieren die Löhne in den meisten Ländern seit Jahren und die Lohnquoten drastisch gesunken. Wenn Ackermann auf der heutigen Hauptversammlung sein umstrittenes Renditeziel erneut verteidigt und argumentiert, es sollte für Deutschlands größte Bank "selbstverständlich sein", mit 25 Prozent Gewinnen zur Weltspitze zu gehören, dann ist dies Ausdruck einer Verschärfung des Klassenkampfes von oben. Denn seit Jahren treibt die Deutsche Bank und ihr Chef Ackermann die Liberalisierung der Finanzmärkte und den neoliberalen Umbau der Gesellschaft voran. Ackermann ist als Vorsitzender des Institute for International Finance (IFI), dass als einer der wichtigsten Lobbyvereine der privaten Großbanken eine Politik der freien Märkte vorangetrieben hat.

Bereits aus der Mayday-Demonstration am 1. Mai 2009 waren diverse Farbbeutel auf das Finanzministerium geworfen worden. Diese farbenfrohe Aktion hatte damit nicht nur den hässlichen grauen Nazibau verschönert, sondern auch klar und deutlich die aktuelle Krisenpolitik kritisiert. Dass nun in der letzten Nacht diverse Deutsche Bank Filialen attackiert wurden, stellt eine Steigerung dar, die auf weitere Aktionen hoffen lässt.

Besonders im Rahmen des für Mitte Juni geplanten bundesweiten Bildungsstreiks wird es eine Vielzahl an zu erwartender Protestaktivitäten geben ( http://bs.risiko09.de/). Die Farbattacken auf Deutsche Bank Filialen bereiten vor allem die für den 18. Juni geplante Aktion Banküberfall vor - bei der bundesweit und dezentral symbolisch Banken besetzt und das Bankgeschäft real blockiert werden soll. Dass Motto dabei ist: Geld für Bildung statt für Banken! Kapital vergesellschaften statt private Verluste zu verstaatlichen, damit der gesellschaftlichen Reichtum endlich uns allen gehört!


Im Bekennerschreiben heißt es:

Soziale Unruhe statt unsoziale Ruhe

Seit Jahren wird uns erzählt, es sei kein Geld da und wir müssten den Gürtel enger schnallen - sozialer Kahlschlag, globale Ungleichheit und radikale Umverteilung von unten nach oben wurden so gerechtfertigt. Jetzt fließen hunderte von Milliarden in die Rettung von Banken. Verluste werden sozialisiert, während die Gewinne weiterhin privat bleiben sollen.

In der BRD steht die Deutsche Bank an der Spitze dieses Systems. Sie ist nicht nur einer der größten Profiteure der neoliberalen Deregulierung und Liberalisierung der Finanzmärkte, sondern auch einer der ideologischen Wegbereiter. Eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent lässt sich nur durch Diebstahl erzielen. Auf der heutigen Hauptversammlung wird Ackermann mit den Profiteuren des Systems anstoßen und erklären: Wir nutzen die Krise als Chance! Für Millionen, die unter dieser Krise leiden, ist das blanker Hohn. Ackermann verkündet damit eine Verschärfung des Klassenkampfs von oben.

In der Bildung und vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen fehlt das Geld, wir müssen es uns daher holen. Die Banken müssen vergesellschaftet werden. Als freiwillige Wirtschaftsprüfer_innen haben wir die Objekte im Vorfeld des Bildungsstreik schon einmal markiert, und ein Dutzend Filialen der Deutschen Bank besucht. In der Nacht von Montag auf Dienstag, direkt vor der Hauptversammlung, wurden in Berlin unter anderem folgende Filialen mit Farbe verschönter: Kottbusser Damm, Friedrichstraße, Frankfurter Allee, Mehringdamm und Schönhauser Allee.


Die aber unten sind, werden unten gehalten
Damit die oben sind, oben bleiben.
Und der Oberen Niedrigkeit ist ohne Maß
Und auch wenn sie besser werden, so hülfe es
Doch nichts, denn ohnegleichen ist
Das System, das sie gemacht haben:
Ausbeutung und Unordnung, tierisch und also
Unverständlich.

(Bertolt Brecht)


Ihre freiwilligen Wirtschaftsprüfer_innen
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Ergänzungen

Ein Tatverdächtiger festgenommen

Polizeibericht 26.05.2009 - 13:23
Pankow/Mitte/Friedrichshain-Kreuzberg/Neukölln

# 1529

Mit Farbbeuteln beschmutzten Unbekannte in der vergangen Nacht die Fassaden mehrerer Bankfilialen in Prenzlauer Berg, Mitte, Kreuzberg und Neukölln.

Zwischen 2 und 4 Uhr stellten Polizeibeamte die angegriffenen Geldinstitute in der Friedrich-, der Alexander- und Danziger Straße, in der Schönhauser Allee sowie am Mehring- und am Kottbusser Damm fest. Bis auf die Verschmutzungen blieben die jeweiligen Fassaden unbeschädigt.

Bei dem Anschlag auf die Bank in der Danziger Straße beobachteten Zivilpolizisten kurz nach 2 Uhr einen Mann beim Werfen eines Farbbeutels und nahmen ihn vorläufig fest. Der 27-Jährige wurde dem Polizeilichen Staatsschutz des Landeskriminalamtes überstellt, der die Ermittlungen wegen Sachbeschädigung übernommen hat.

Och, ne

täglich grüßt der indymüll 26.05.2009 - 16:46
Schön in die eigene Parade gefahren...wenn es einen von euch erwischt, müsst ihr da noch n Bekennerschreiben veröffentlichen? Die StA hat nen Screenshot sicher schon in der Ermittlungsakte...Wenigstens die Rote Hilfe hat wieder nen Märtyrer mehr...

Und die Aktion ist ja mal auch voll daneben:
1) Die Deutsche Bank beantragt keine Staatshilfe (im Gegensatz zu ihrem "schärften" Konkurrenten Commerzbank). Weshalb sie in eurem Zusammenhang ohnehin ein falsches "Ziel" ist.

2) Fällt mir da ein Zitat von Franz Neumann ein, der bereits 1944 in "Bohemoth - Struktur und Praxis des Nationalsozialismus 1933 - 1944" festgestellt hat: "Wann immer ein Schrei der Entrüstung gegen die Herrschaft des Bankkapitals einer Volksbewegung eingeimpft wird, ist es das sicherste Zeichen dafür, daß der Faschismus unterwegs ist." (S. 379)

Das Beste ist dabei ja noch: Indymedia stellt die Sache auch noch auf die Startseite...

Die "deutschen Sozialisten" (Marx) liefern ein Paradestück...

Banken oder Konzerne?

Erinnerung 27.05.2009 - 19:10
Während das Bildungssystem seit Jahren massiv unterfinanziert wird, mit dem Argument der leeren Kassen, werden plötzlich dreistellige Milliardenbeträge für die Banken lockergemacht. Gleichzeitig werden öffentliche Bildungseinrichtungen in die Ökonomisierung/Privatisierung und in die Fänge von Sponsoren getrieben. Wie die Deutsche Bank trotz gegenteiliger Darstellung in den Medien von den milliardenschweren staatlichen „Rettungspaketen“ profitiert, hat Werner Rügemer in einem Interview auf Telepolis erklärt:  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29006/1.html. Dagegen im Rahmen des Bildungsstreiks zu protestieren, ist jedenfalls naheliegend.

„Behemoth“ von Franz Neumann (S. 379) sollte natürlich dennoch gelesen werden. Und dann sollte der Blick auf die großen europäischen Industriekonzerne und ihre Rolle bei den gegenwärtigen Bildungsreformen gerichtet werden. An erster Stelle ist hier der Bertelsmann-Konzern zu nennen, nachzulesen bei:
Martin Bennhold:

++Bertelsmann und andere Medienriesen - Nationale und internationale Interessen an Reformpolitik als einer Unterwerfungspolitik
 http://www.arbeitsstelle-neonazismus.de/reader/neinzu/02_bennhold.html

Dann sollte der European Round Table of Industrialists (ERT) Beachtung finden. Die Rolle dieses konzeptionell arbeitenden Einflusszirkels aus den Chefs der größten Konzerne wurde bereits Mitte der 90er von Studierenden analysiert und kritisiert – und geriet offenbar mittlerweile leider wieder in Vergessenheit:

++Bildungsvisionen der Europäischen Großindustrie oder wie Daimler & Co unauffällig die Menschen in Europa verändern wollen
 http://www.asta.tu-darmstadt.de/referate/HoPo/marcus/www.von.fb4/HoPo/ERT-Intro.html

++Europäische Bildungspolitik? Was hat das denn mit mir zu tun?
 http://www.asta.tu-darmstadt.de/referate/HoPo/marcus/www.von.fb4/HoPo/ERT-Euro_BiPol.html

++Vorstellungen des ERT zur Zukunft der Bildungsinstitutionen
 http://www.asta.tu-darmstadt.de/referate/HoPo/marcus/www.von.fb4/HoPo/ERT-Lesehilfe.html

++Europa im Abbruch
 http://www.asta.tu-darmstadt.de/referate/HoPo/marcus/www.von.fb4/ERT.A_SEED/ERT.A_SEED.Abbruch.html

Im Übrigen hat Bertelsmann enge Verbindungen zur Deutschen Bank. Bertelsmann-Eigentümer Reinhard Mohn wurde 1977 in den Beraterkreis der Deutschen Bank aufgenommen ( http://www.bankgeschichte.de/downloads/gb/gb_1977.pdf). Gleichzeitig gründete er die Bertelsmann Stiftung, heute auch als "heimliches Bildungsministerium" bezeichnet, wegen ihres immensen Einflusses auf die Politik. 1986 wurde Mohn bei der Deutschen Bank von seinem Chefmanager Mark Wössner abgelöst. 1998 wurde Wössner Vorsitzender des Beraterkreises und löste in dieser Position Otto Wolff von Amerongen ab. Umgekehrt saßen die Chefs der Deutschen Bank im Bertelsmann-Aufsichtsrat, z. B. bis 2005 Rolf-E. Breuer, Vorstandssprecher Deutsche Bank AG. Ähnlich sah es bei Bertelsmanns Hamburger Zeitschriftentochter Gruner+Jahr (Stern, Spiegel, GEO, brigitte, Capital..) aus.
Inzwischen haben wohl die Gremien des Bertelsmann-Komplexes gegenüber den Gremien der Deutschen Bank bei der Vernetzung der Konzern-Manager an Gewicht zugenommen:
 http://de.indymedia.org/2009/02/241781.shtml
 http://de.indymedia.org/2009/02/241793.shtml

2003 wurde Bertelsmann Ziel von überaus erfolgreichen Studierendenprotesten in Berlin. Dort wurden allgemeine Studiengebühren bis heute nicht eingeführt:

Bertelsmann AG besetzt
Berlin-Mitte, 12.12.03 - 20 leute besetzen die sog. Hauptstadt-Repraesentanz der Bertelsmann AG, dem weltgroessten medienkonzern. grund: Bertelsmann beteiligt sich mit seinem Centrum fuer Hochschulentwicklung (CHE) an der kommerzialisierung von bildung.
 http://austria.kanalb.org/topic.php?play_id=642&modul=Clip&clipId=50

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