Jena: Warum die Unizeitung UNIQUE Scheiße ist

Ich und Rocky Waschbär 30.04.2009 18:26 Themen: Antifa Bildung
Die letzten Märtyrer der Meinungsfreiheit: Die Redaktion der Jenaer Studierendenzeitschrift UNIQUE stellt sich gern als Opfer dar. Böse linke Meinungsdiktatoren torpedieren ihre wertvolle „interkulturelle“ Arbeit, so behaupten sie. „Interkulturell“ bedeutet bei der „journalistischen“ Praxis der UNIQUE vor allem die Zuschreibung von Fremdheit gegenüber Allem und Jeden: von Nazis über Hausbesetzer und natürlich Menschen aus allen Ecken der Welt.
„Wirksam ist hier ein Projektionsmechanismus: daß die, welche die Verfolger waren und es potentiell heute noch sind, sich aufspielen, als wären sie die Verfolgten." (Theoder W. Adorno: Zur Bekämpfung des Antisemitismus heute.)

Für die UNIQUE ist die Realität ein Ethnopark, wo von allem etwas vorkommen darf und sich die Redaktion als Vertreterin wahrer Menschenfreundschaft aufspielt, wenn sie Artenvielfalt abseits der ihr eigenen kulturellen, nationalen, politischen oder wasauchimmer Herkunft suggeriert. Die Konstruktion dieser Abgrenzungen ist ebenso bequem wie dümmlich. Ohne Schwierigkeiten können regionale Legenden, persönliche Erfahrungen oder politische Komplettkatastrophen parallel existieren, ohne eine Verbindung zu dem wichtigsten Element der primitiven Vorstellungswelt der Schreiberlinge zu haben: der wohlig-heimatlichen Selbstverortung in der deutschen, mittleren Studierendenschicht mit pseudo-rebellischem Hang zum Alternativen und Esoterischen. Ganz selbstverständlich kann in dieser chauvinistischen Weltsicht ein Redakteur aus den eigenen Reihen nie ein verkappter Nazi oder Judenhasser sein. Die subtile Dialektik der Interkulturalität ist nichts anderes als praktizierter Ethnopluralismus - „gierige Männerblicke“ und sexistische Sprüche von „Latino-Männern“ will man im „Alltag als weiße Frau“ nämlich nicht haben - Reisen nach Guatemala aber schon. Blöd nur, dass die Ausländer so stören. Umso besser, dass es in Deutschland keinen Sexismus gibt. (UNIQUE Ausgabe 46: Paradies im Regenwald)

In dieser völligen Ausblendung gesellschaftlicher Realitäten zugunsten einseitig-einfältiger Kulturraumkonstruktion kann per Definition nicht sein, was nicht sein darf: Zum Beispiel, dass Neonazismus, Rassismus und Antisemitismus in der Redaktion vorhanden ist und verbreitet wird. Unter Berufung auf den rein darstellenden Charakter der Ausführungen wird die Bedeutung des Mediums als konstruierendes Wahrnehmungsmittel ignoriert. Darstellung des Fremden benötigt immer die Konstruktion eines Gegenbildes. Dabei spielt es keine Rolle, ob das zunächst normativ konstruierte und dann abgebildete Fremde als über- oder unterlegen im Verhältnis zu einer anderen 'Kultur' dargestellt wird. In Ausgabe 48 kriegt nun ein Hamas-naher Journalist die Möglichkeit, seinen antisemitischen Vernichtungswunsch auf drei Seiten auszuführen. Implizit wird in der Konstruktion der Hervorhebung der palästinensischen Position die Abgrenzung gegenüber der israelischen Seite betrieben, ohne dass dies vom Autor erwähnt werden muss. Im Gegenteil findet dieser Schutz hinter der behaupteten Interkulturalität. Die wirklichkeitskonstruierende Funktion des Mediums wird somit abgestritten und die tatsächlichen Motive der Autoren, und der zumindest Tolerierung, vermutlich aber Teilung durch die Redaktion, kommen nicht zur Sprache. Im Sicherungsnetz der „Interkulturalität“ kann rassistische und kryptoantisemitische Hetze betrieben werden, ohne vor den naiven studentischen Adressaten das Gesicht zu verlieren. Verfasser der am eindeutigsten menschenfeindlichen Beiträge ist der Chefredakteur Fabian Köhler. Verwundern kann das nicht: Im „StudiVZ“ finden sich in seiner Freundesliste auch Neonazis. Außerdem ist Köhler Aktivist des „International Solidarity Movement“, einer palästinensischen Solidaritätsorganisation, deren deutsche Website auf seinen Namen läuft. Hier finden sich analog zur UNIQUE ausschließlich zahllose einseitige antiisraelische und antisemitische Darstellungen. Köhler lieferte dem Internetportal „Muslim-Markt“, welches der iranischen Regierung nahesteht und als regelmäßiger Lieferant homophober und antisemitischer Beiträge auch bei Rechtsextremen beliebt ist, ein Interview. Köhler, der mehrmals im Nahen Osten war, steht der islamistisch-terroristischen Hamas näher, als er unter dem Persilschein der Interkulturallität zugeben muss. In der aktuellen UNIQUE findet die Hamas, welche behauptet, dass die Freimaurer, der Lions-Club und der Rotary-Club insgeheim „im Interesse der Zionisten“ arbeiteten und die Juden die Verantwortlichen für die Französische Revolution, den „westlichen Kolonialismus“, den Kommunismus und die Weltkriege sind, eine Plattform, die, würden sie bekennenden Neonazis zuzuordnen sein, bereits mit Volksverhetzungs-Vorwürfen übersät wurden wäre. Die Aussagen des interviewten Hamas-Hetzers, der gleichzeitig für die staatliche Nachrichtenagentur des Irans arbeitet, sind an Verlogenheit nicht zu übertreffen. Während es in der offiziellen Charta der Hamas heißt: “Die Stunde des Gerichtes wird nicht kommen, bevor Muslime nicht die Juden bekämpfen und töten, so dass sich die Juden hinter Bäumen und Steinen verstecken und jeder Baum und Stein wird sagen: 'Oh Muslim, oh Diener Allahs, ein Jude ist hinter mir, komm und töte ihn!“ behauptet der Islamist in der UNIQUE, „Ich kann mit Sicherheit sagen, dass Juden ausgesprochen human behandelt werden würden. So ist der Islam. Hamas hat kein Problem mit Juden als Juden.“.

Die Verschleierung des tatsächlichen eliminatorischen Judenhasses hinter einem Antizionismus, der Israel jedes Existenzrecht abspricht und mit dem 3. Reich gleichsetzt, ist die beliebteste Form der Propaganda des modernen Antisemitismus. Sie eignet sich auch deshalb in Deutschland besonders gut, weil die Stilisierung der Juden zum Tätervolk von heute die deutsche Schuld im Nationalsozialismus vergessen lässt: Die Juden sind die „neuen Nazis“; nicht nur bei der Hamas, der NPD und in der UNIQUE. Die Deutschen als 'Meister der Vergangenheitsbewältigung', so der nationalistische Unterton, sind den Palästinensern somit zur Solidarität verpflichtet. Unter dem Deckmantel eines kruden Antifaschismus wird somit den Juden das Existenzrecht abgesprochen: „Dächten und handelten die Juden oder irgendjemand sonst wie Nazis, würden sie auch Nazis. Und meiner Meinung nach haben Nazis kein Existenzrecht.“, druckt die UNIQUE. (UNIQUE Ausgabe 48 S.22) Bereits 1962 erkannte Adorno: „Darauf spekuliert tatsächlich einer der wesentlichen Tricks von Antisemiten heute: sich als Verfolgte darzustellen; sich zu gebärden, als wäre durch die öffentliche Meinung, die Äußerungen des Antisemitismus heute unmöglich macht, der Antisemit eigentlich der, gegen den der Stachel der Gesellschaft sich richtet, während im allgemeinen die Antisemiten doch die sind, die den Stachel der Gesellschaft am grausamsten und am erfolgreichsten handhaben." (Theoder W. Adorno: Zur Bekämpfung des Antisemitismus heute.)
Sich gar eine aufklärende Funktion auf die Fahne zu schreiben, die als Spiegelbild der Widerlichkeit der Hamas fungiert, ist eine infame Schutzbehauptung der UNIQUE. Es existiert „Keine mögliche Haltung gegen das antisemitische Potential, die nicht selber mit Aufklärung sich identifizieren müßte. Den Antisemitismus kann nicht bekämpfen, wer zu Aufklärung zweideutig sich verhält.“ (Theoder W. Adorno: Zur Bekämpfung des Antisemitismus heute.)

Das Tüpfelchen, welches das i als solches erkennbar macht, setzte sich die UNIQUE bereits im Januar 2009 auf. Sie veröffentlichte gänzlich unkommentiert ein Interview mit einem Jenaer Neonaziaktivisten des „Freien Netz“. Über zwei Seiten durfte der Faschist seine Ansichten über „den Erhalt der Kulturen und der Völker“, Globalisierung, die öffentliche Ächtung der NPD und vielem mehr darlegen und Liberalität vorspielen. Was hinter der billigen Propaganda steckt, zeigte die gleiche Nazigruppe in den letzten Wochen bei mehreren Überfällen auf Menschen und Einrichtungen.

Eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit der Verbreitung menschenfeindlicher Einstellungen kommt an einer Kritik an vorherrschender oberflächlichen und inhaltslosen antifaschistischen Informations- und Aufklärungsarbeit nicht vorbei. Die Betonung äußerlicher Erkennungsmerkmale des Rechtsextremismus suggeriert die Betrachtung, Thor Steinar und Co. gehören zwangsläufig zu einer menschenfeindlichen Einstellung. Dass diese nicht nur am rechten Rand vertreten ist sondern durchaus in der gesellschaftlichen Mitte und traditionell linken Milieus in abgewandelter Form auftritt, bleibt dabei außen vor. So lässt sich auch erklären, dass Mitglieder der Redaktion durchaus zur alternativen Szene gehören und dieses Umfeld scheinbar nicht fähig ist, eine inhaltliche Kritik mit den notwendigen Konsequenzen zu formulieren. Denn mitnichten ist es notwendig sich auf einen Dialog mit Köhler und Co. einzulassen, wie dies nach dem Eklat im Januar geschehen ist. Die von der UNIQUE betriebene Verbreitung von Hetze folgt gänzlich der so genannten 'Strategie der Wortergreifung', welcher nur durch die konsequente Verweigerung des Einlassens auf die Argumente der Antisemiten der Wind aus den Segeln genommen werden kann: „Generell ist es besser, über Strukturen der Argumentation aufzuklären, über die Mechanismen, die ins Spiel gebracht werden, als jeweils sich auf eine unendliche Diskussion innerhalb der Strukturen einzulassen, die von den Antisemiten gewissermaßen vorgegeben sind und durch die man a priori ihren eigenen Spielregeln sich unterwerfen würde.“ (Theoder W. Adorno: Zur Bekämpfung des Antisemitismus heute.)

Die UNIQUE ist nicht reformierbar. Eine studentische Redaktion, die Neonazismus und eleminatorischen Antisemitismus tatsächlich für Kulturen hält, deren Inhalte es darzustellen lohnt, ist nicht zu akzeptieren. Die Toleranz und der Nachdruck, mit welchem die Redaktion diese Menschenfeindlichkeit verteilt und verteidigt, macht jede und jeden einzelnen Verantwortlichen der UNIQUE untragbar.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Das komplette(?) Interview...

Ergaenzer 01.05.2009 - 11:14

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 10 Kommentare

jaja,

... 30.04.2009 - 19:33
was man macht, man machts verkehrt, wär ja auch schrecklich, wenn man kein feindbild mehr hätte. das ist eben der nachteil einer szene, die sich ausschliesslich über "anti" definiert: wenn der angeblich so verhasste feind weg wär, wär man ja selbst auch überflüssig und das will ja keiner.

@ Ich und Rocky Waschbär

auch aus jena 30.04.2009 - 21:32
...kann deiner Kritik nur zustimmen. Denn das Interview mit dem Jenaer Nazi war eben doch kein "Unfall", verursacht durch unprofessionelle Uni-Journalisten. Eine Zeitung, in der Typen, welche der Hamas nahestehen, sich über die selbst verschuldeten Konsequenzen ausheulen dürfen, was nichts anderes bedeutet, als Israel aus Sicht der Hamas logischerweise als das Böse darzustellen, muss als das benannt werden, was sie ist: SCHROTT!!!

gähhhhhn

- 30.04.2009 - 21:38
Stell dir mal vor, ihr würdet die Studizeitung machen. Dann müssten die armen Leute verwirrte Bleiwüsten und missionarische Wahrheiten wie diese lesen. Schonmal überlegt, warum sich die Studis kaum noch für die Hochschulpolitik interessieren? Vielleicht weil sie die immer gleich aussehenden Sektierer sehen, die immer die gleichen ranzigen linken Rituale praktizieren, die immer den gleichen Stuss schreiben?

Hardcore autoritäre Linke!

ExLinker 30.04.2009 - 22:22
Also was in der linken Szene so abgeht macht mir richtig Angst!!! Um es gleich vor weg mal klar zu stellen: Ich finde das aktuelle Interview in der Unique auch nicht toll und würde mir eine auf Antisemitismus abzielende Debatte unter den jenaer StudentInnen sehr wünschen; das erse Naziinterview war über und nicht gut gemacht.

Aber!!!: Was in der Linken abgeht ist übel! so richtig übel! Verbote, Zensieren!!! Wer "in falschen BEwusstsein" lebt muss ausgeschaltet werden - und natürlich im Namen der großen nur von ein einigen Kaderen zu erkennen richtigen Emanzipation. Öffentlice Diskurs sind reaktionärer bürgerlicher Kram - damit gegeb sich die richtigen Linken nicht mehr ab! Die richtigen haben die wirkliche Wahrheit doch erkannt und müssen nun alles tun diese auch REalität werden zu lassen - mit welchen Mitteln auch immer! Wer im falschen lebt kann in der wahren Wirklichkeit nich ankommen, daher: paternalistisch zum Guten!!! Erziehungs- und Zensurdiktatur scheinen doch das richtige Mittel zu sein - es geht doch auch um die große einzige Wahrheit - die natürlich immer auf der eigenen Seite zu finden ist. Wer quertreibt muss exklusiert werden - keine Stimme keine Rechte für den Falschen- Den diese üble bürgerliche Freiheit ist die FALSCHE Freiheit - nur wer die richtige Wahrheit erkannt hat kann auch die richtige Freiheit erkennen un die kannst Du Dir bei der örtlichen Antifa, Antikap oder wem auch immer auch in einem schönen Din A4 Faltblatt mal reinziehen und die wirst verstehen!!!


Eine Linke mit einem solchen freiheitsverständnis soll bitte scheitern!!!!!

ihr antifa helden

antifaheld 30.04.2009 - 23:45
hey ihr - antifa,

respekt. so viele zeichen für diesen artikel und dennoch wäre es besser gewesen, wenn ihr die zeit in eigene bildung investiert hättet. dann müssten hier nicht so dumme, diffamierende artikel stehen.
peinlich, peinlich........ und der böse nazi reibt sich ob der selbstzerlegung die hände. aber wer ist eigentlich noch der nazi?

Übernahme/Aneignung

--- 01.05.2009 - 00:16
Plan B: Alle hin zur Redaktionssitzung und die Zeitung einfach übernehmen. Ist ein offenes Ding, könnte auch funktionieren....

Ganz oder gar nicht?

linse 01.05.2009 - 12:31
Ein Anstoß zur intellektuellen Auseiandersetzung mit der Diskussion, anstatt immer die gleichen dogmatischen Sprüche wiederzukäuen:

Wilfried Gottschalch hat zusammen mit Theodor W. Adorno die Theorie der "Faschismusskala" aufgestellt, "mit deren Hilfe das antidemokratische, dogmatische und faschistische Potential einer Gesellschaft gemessen werden kann". Sie umfasst neun Variablen, die offenlegen, "wie die Persönlichkeitsstruktur jener Menschen aussieht, die potentiell oder tatsächlich Anhänger des Faschismus sind."

Der 5. Punkt beschreibt die: "Stereotypie; die Disposition in rigiden Kategorien zu denken. Man darf unterstellen, dass die Menschen in der modernen Gesellschaft - selbst die im übrigen >intelligenteninformierten< - deshalb zu vereinfachenden Erklärungen greifen, weil viele der zu einer adäquaten Interpretation notwendigen Gedanken und Beobachtungen nicht zugelassen werden."

Diese Disposition habe ich auch bei vielen Diskussionen mit radikalen Linken, Antifalern und in der Auseinandersetzung mit der Haltung der RAF wahrgenommen. Weshalb gibt es diese linke Arroganz zu glauben, im Besitz der einzigen und absoluten Wahrheit zu sein?

Dadurch geschieht mit der linken Bewegung genau das, was Adorno schildert:

Zu ihr gehören die Menschen "die neue Wege des menschlichen Zusammenlebens suchen und ausprobieren." Für Adorno ist das die Hoffnung auf eine bessere Gesellschaft.
"Die Schwierigkeit besteht darin, daß sie ständig in der Gefahr leben, aus der Gesellschaft ausgegrenzt zu werden oder sich selbst auszugrenzen. Sie müssen sich einerseits mit ihr identifizieren, um überhaupt in ihr leben zu können, andererseits müssen sie jene Distanz wahren, die notwendig ist, um ändernd in sie eingreifen zu können. (...) Es gibt keinen sozialen Ort in der Gesellschaft, an dem man nicht für ihre Veränderung arbeiten und kämpfen kann."

Die linke Bewegung ist die einzige, die für die Menschen kämpft und nicht versucht, den Menschen zum Diener vermeintlich wichtiger Werte zu machen. Doch wenn diese Bewegung zum Kampf der dogmatischen Grundsätze wird, verliert sie ihren wichtigsten Sinn und Antrieb.

@linse

ExLinker 01.05.2009 - 13:29
Wenn die von Dir beschriebene Haltung die wäre, die in der Mehrheit die der heutigen Linken entsprechen würde, wäre es keine Frage für mich sich dieser Bewegung wieder mit vollem Einsatz anzuschließen. Doch och sehe das leider anders.

In diversen linken Diskursen und Lebenspraktiken steckt das Potential eine alternative Lebensform in Autonomie und Solidarität zu leben - keine Frage. Diese werden häufig von der "bürgerlichen Mitte" (was auch immer das eigentlich sein soll) oder anderen gesellschaftlichen Gruppen mit dem Anspruch das "richtige Leben" zu verteidigen bekämpft und ausgegrenzt. Es gibt also auch in anderen (allen???) gesellschaftlichen Gruppen nach wie vor den Anspruch die wahre Natur des Menschen, seine Bestimmung sowie ganz allgemein eine bestimmte Wahrheit erkannt zu haben und nach dieser auch zu leben - aus dieser Prämisse erwächst Intoleranz, Ausgrenzung und Selbstverschleierung. Wer sich im Namen der Wahrheit (oder ähnlich großer metaphysischer Einsichten) zum richtigen Leben bekennt, kann in ruhigem Gewissen seine Lebensform ohne weitere Legitimation zur richtigen Lebenspraxis erklären und hat dementsprechen auch jedes Recht davon abweichende Lebensentwürfe als Verstoß gegen ein wahres Prinzip der Wahrheit und das richtige Leben zu bekämpfen und zu verurteilen. Gerade dies geschiet häufig in der Auseinandersetzung mit linken Lebensentwürfen.

Doch wie sieht es mit dem Selbstverständnis vieler Linker aus? Wird das eigene autonome LEbensprojekt als eine gleichwertige Alternative zu anderen Lebenskonzepten verstanden? Oder ist es nicht vielmehr so, dass gerade auch in linken Zusammenhängen das Selbstverständnis ist, in einer besseren Form des LEbens angekommen zu sein? Ich denke, es ist häufig zweiters... In diesem Sinne können dann abweichende Meinungen, Lebensentwürfe und gesellschaftliche Praxis als illegitim und falsch angesehen werden und dementsprechend auch bekämpft werden. Wie sieht es mit dem Autonomiebegriff dieser Gruppen und Menschen aus? Sie wird für den eigenen Lebensentwurf in anspruch genommen, aber davon abweichende Selbstverwirklichungspläne als heteronom abgelehnt und bekämpft, doch wie wird diese Heteronomie bestimmt, wer oder was ist die Instanz aus der sich die bürgerliche Heteronomie ableitet, meist irgendwein kruder Gesellschaftsbegriff, und aus welchen Prämissen leitet sich die eigene Autonomie ab? Sie wird doch auch in linken Denkbewegungen häufig nicht als selbstbestimmter Lebensentwurf verstanden sonderen an ein besseres und richtiges Leben zurückgebunden, nur in der eigenen Lebenspraxis sei eine gesellschaftlich gutes Leben möglich - aber warum? Nicht weil sie für eine Praxis steht, in der jeder Mensch seine eigenen Autonomie ausleben und verschiedene Versuche und Wege zum selbstbestimmten Leben möglichen seien sollen, sondern weil aus bestimmten Vorannahmen bstimmten Konsequenzen abgeleitet werden, die dann wieder die Autonomie an höhere Einsichten und Entitäten als das Individuum binden können - auch der linke Autonomiebegriff bleibt so eine Ableitung aus einer durch bestimmte Prämissen festgelegten Wahrheit. Aus diesem Grund sind soviele Linke der Meinung, im Namen ihrer eigenen Autonomie können sie gerechtfertigt andere Lebensentwürfe mit zum Teil erheblicher Gewalt bekämpfen - dabei geht meist weniger um eine Verteidigung der eigenen Autonomiebefähigung, sondern um einen missionarischen Auftrag alle Menschen zur richtigen Autonomie führen zu wollen. In diesem Sinne wird häufig die bürgerliche - an den individuellen Lebensentwurf gebundene Freiheit - als eine faslche Freiheit bezeichnet und die eigene Freiheit als eine richtige weil auf das gute Leben zielende Freiheit postuliert.
In diesem Verständnis ist es dann auch keine Frage, dass bestimmte Positionen und GEdanken am besten Verboten und zensiert werden müssen, denn sie vernebeln den Menschen nur das Gehirn und verführen sie an einen falschen Weg der Selbstverwirklichung. Alles immer in der Annahme der eigene Lebensentwurf würde wenn er gesellschaftlicher Usus wäre zu einer freien, gerechten und solidarischen GEsellschaft führen, die dann natürlich gegen ihre Feinde mit allen Mitteln verteidigt und erkämpft werden muss. Solange solche Meinungen eine Minorität in der GEsellschaft sind, können sie als eine Bereicherung der sozialen Pluraität und als ein vorgelebtes Alternativangebot begrüßt werden - doch was ist wenn sich dann diese Form des richtigen Lebens als Mehrheitsmeinung gegen alle davon abweichende Lebensentwürfe richtet?

Daher wäre es in der Linken dringend mal geboten sich über die eigenen Vorstellungen des autonomen Lebens sowie der damit einhergehenden sozialen Pluralität zu machen. Letztlich kann der Kern der eigenen Moral doch immer nur der existenziell Anderer sein - wer seine Moral immer nur aus seinen eigenen Prämissen ableitet, wird im Anderen immer den Anzugleichenden sehen müssen und erst wenn dann alle weitgehend angeglichen sind kann sich diese Moral als Lebenserfahrung verwirklichen. Dieses ist gefährlich, weil der Andere verdinglicht wird, der Andere bleibt der exsistenziell Andere und kann in keiner Weise dem Eigenen angeglichen werden ohne das es GEwalt gegen den Anderen bedeuetet, ein Leben in völliger Pluralität ist so unausweichlich - und vor allem die Linke sollte beginnen gesellschaftliche Utopien zu entwickeln die diese fundamentale Pluralität gerecht werden können - eine GEsellschaft ohne Anpassungszwang ohne totalitäre Gelüste bestimmter metaphysischer Konzeptionen und trotzdem in der einen Prämisse: die Verhinderung von Grausamkeit gegenüber dem Anderen!

as

sfuck 03.05.2009 - 01:24
also was denn das für n schrott....kryptoantisemitische Hetze was soll denn das sein?

schön hochtrabend verpackt, aber damit hat es sich auch schon............

und hey, nochmal zur erinnerung.... semiten, das sind neben den juden auch die palistinenser syrier uuu eigendlich fast alle im arabischen raum.... erst adolf hat den begriff semit auf die juden begrenzt.... damit für ihn das wort antisemit schön klar passt.... aber semit meint eigendlich nur "Söhne von dem und dem"

Linke Laune in Jena

Karl 08.05.2009 - 22:56
Abgesehen davon,
dass über das zur Schau stellen prominenter Nazis der Jenaer-Szene in der aktuellen Antifa-Ausgabe Feindbilder heraufbeschworen worden sind, welche streckenweise nicht einmal der aktuellen politischen Gesinnung der Portraitierten entsprechen, scheint die reaktionäre Linke in Jena immer tollkühnere Ausdrucksformen zu suchen: Da sie scheinbar befürchtet, dass zuviel Pressefreiheit dem unmündigen Leser auf die Füße fallen und sich vermeintlich verquere Glaubenssätze in die keusche Grauzone eben jener Plattfüßigen einbrennen und dort dogmatisieren könnten, griff das Moral-Bewahrungsmonster im Zuge der JG-Unique-Sammelaktion zu erschreckend altbekannten Methoden: Berichten zufolge "verschnipselte" kürzlich eine "Unique-abgeneigte" Personengruppe auf dem Unicampus eine unbekannte Stückzahl des kostenlosen Skandalblattes...Wer Uniques zerschnipselt, zerschnipselt auch Menschen!

- Antifa heißt Angriff; Diskussionsbereitschaft heißt Flexibilität