Hungerstreik bei VW-Nutzfahrzeuge in Hannover

AktivistInnen der FAU-Hannover 31.03.2009 18:23 Themen: Soziale Kämpfe
Leiharbeiter bei VW Nutzfahrzeuge Hannover-Stöcken sind in den
Hungerstreik getreten.

Seit Freitag befinden sich drei Leiharbeiter, deren Verträge zum 31.3.2009
auslaufen und nicht verlängert wurden, im Hungerstreik. Die FAU-Hannover ist mit den Streikenden solidarisch und ruft mit zu ihrer Unterstützung auf. Die Kollegen haben sich zu der drastischen Aktion des Hungestreiks entschlossen, weil sie sonst keine öffentliche Aufmerksamkeit für ihre Situation bekommen würden. Sie wollen die Kündigung ihrer Verträge zum 31. März nicht kampflos hinnehmen. Verweigerten zunächst drei der insgesamt 213 betroffenen LeiharbeiterInnen der VW-eigenen Zeitarbeitsfirma "WOB" die Nahrungsaufnahme, waren es am Sonntag schon fünf. Am Montag kamen weitere fünf Kollegen hinzu. Der Erste Streikende hat bereits gesundheitliche Beeinträchtigungen zu verzeichnen: Er musste gestern Nacht ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Die Betroffenen hatten sich auf einer von den ZeitarbeitInnen selbst organisierten Versammlung für den Beginn des Hungerstreiks entschieden. Die IG Metall und der Betriebsrat unterstützen sie nicht. Damit ihre Anliegen überhaupt gehört werden, mussten sie die Sitzung des Betriebsrats stürmen. Dieser wollte dann aber nicht mit allen Anwesenden, sondern nur mit zwei Delegierten reden. Als die LeiharbeiterInnen darauf nicht
eingingen, hat der Betreibsrat den Werkschutz gerufen.

Gegenüber der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) erklärte ein Betriebsratssprecher, dass das Gremium zwar Verständnis für die Sorgen der Kollegen hätte, die Verweigerung von Gesprächen allerdings nicht gut heiße. Nach Angaben eines Konzernsprechers gegenüber derselben Zeitung seien die Verträge von 35 der 213 LeiharbeiterInnen inzwischen erneut verlängert worden. „20 von ihnen seien erst am Freitag informiert worden. Für einige seien weitere Einsatzmöglichkeiten absehbar, der Streik sei daher unangebracht“, so der Konzernsprecher gegenüber der HAZ vom 28. März.

Von Seiten der Streikenden ist dagegen zu erfahren, dass weder Betriebsrat noch Konzernleitung jemals versucht hätten, mit ihnen zu sprechen. Auf Emails wurde nicht geantwortet, beim Zelt, das direkt am "Tor 3" des Werksgeländes steht, hat sich von Betriebsrat oder Konzernleitung niemand blicken lassen.

Die Leiharbeiter fordern für sich und ihre KollegInnen angesichts des steigenden Absatzes bei VW, der dank der "Abwrackprämie" zu verzeichnen ist, die Weiterbeschäftigung. Dies hätte gute Aussichten, da in Wolfburg bereits neue LeiharbeiterInnen eingestellt werden. Das will aber die Konzernleitung nicht - müssten die LeiharbeiterInnen dann doch in die Stammbelegschaft übernommen werden und könnten nicht zu noch schlechteren Bedingungen als bisher beschäftigt werden. Viele arbeiten nämlich schon seit zwei Jahren bei VW und würden jetzt bereits ihre fünfte Verlängerung bekommen.

Die Forderungen der LeiharbeiterInnen gehen aber über die Weiterbeschäftigung oder die Aufnahme in das Kurzarbeitergeldprogramm hinaus. Letztlich haben die KollegInnen schon lange erkannt, dass sie für die Krise des Kapitalismus büßen sollen. Das wollen sie sich nicht bieten lassen und letztlich schwingt in ihren Forderungen immer die - nicht mehr komplett utopische - Forderung nach dem Ende des Kapitalismus mit. Oder wie es die ATIF (Föderation der ArbeiterInnen aus der Türkei in Deutschland), welche den Kampf seit Anbeginn unterstützt, zusammengefasst hat: Arbeiterinnen und Arbeiter - zusammen sind wir stark! Wir können uns wehren und die Kapitalisten in ihrer Krise versinken lassen!

Die FAU-Hannover ist mit den Streikenden solidarisch und unterstützt die Forderungen der Streikenden. Zusammen mit den FreundInnen und GenossInnen des libertären Netzwerk alerta! werden die Streikenden besucht, Feuerholz und Wasser vorbei gebracht. Auch auf einer Veranstaltung zu den AntiFa-Aktionen gegen den Nazi-Aufmarsch am 1.Mai 2009 in Hannover wurde kurz über die Situation berichtet und Geld zur Unterstützung gesammelt.

Die FAU-Hannover berichtet auf ihrer Seite regelmäßig über die Hintergründe und den Stand des Streiks - schaut einfach vorbei: www.fau.org/hannover.

Alle Interessierten sind von den Hungerstreikenden und ihren UnterstützerInnen eingeladen, bei ihnen vorbei zu schauen. Das Zelt der Streikenden befindet sich in Hannover Stöcken direkt in der Nähe des Endpunktes der Straßenbahn Linie 4 am Tor 3.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Medienecho

nfhdjsklloiszeg 31.03.2009 - 19:45
HAZ, 20.03.2009
Protest - VWN-Betriebsrat ruft Werksschutz
Im Werk von VW Nutzfahrzeuge in Stöcken haben am Donnerstag Leiharbeiter während einer Sitzung des Betriebsrats für die Verlängerung ihrer Verträge demonstriert.
Ein Sprecher der Leiharbeiter sprach von 200 Demonstranten, der Betriebsrat von 50. Obwohl der Werksschutz versucht habe, die Leiharbeiter von der Sitzung fernzuhalten, hätten sie sich nach eigenen Angaben Zutritt verschafft und ihre Forderungen vorgetragen.
„Wenn Kurzarbeit genehmigt wird, sollte dies auch für uns Leiharbeiter gelten“, sagte Sprecher Levent Tagay. Die Verträge der Leiharbeiter laufen Ende März aus. „Wir fühlen uns vom Betriebsrat im Stich gelassen.“ VWN-Betriebsratsvorsitzender Heinrich Söfjer widersprach: „Normalerweise wären die Verträge der jetzt betroffenen Kollegen schon Ende Dezember ausgelaufen. Der Betriebsrat hat durchgesetzt, dass sie bis Ende März verlängert wurden.“ Vor dem Sitzungsraum sei es laut Söfjer zu „Tumulten“ gekommen. Mehrmals habe er die Leiharbeiter aufgefordert, den Raum zu verlassen. „Wenn die Kolleginnen und Kollegen mit uns sprechen wollen, dann können sie jederzeit einen Termin vereinbaren“, sagte er.


HAZ, 27.03.2009
Leiharbeiter treten in Hungerstreik
Beschäftigte von Volkswagen Nutzfahrzeuge demonstrieren in Stöcken gegen Auflösung ihrer Verträge.
Hungerstreik vor dem VWN-Werkstor in Stöcken: Leiharbeiter sind am Freitag in den Hungerstreik getreten, weil ihre Verträge nicht verlängert wurden.

Zwei Pavillons, zwei Zelte, Schlafsäcke, Decken und einen Heizstrahler haben Tufan Cicek, Oguzhan Batur und Isa Güner vor das Werkstor 3 von Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) in Stöcken mitgebracht. Gestern Nachmittag sind die drei Leiharbeiter in Sichtweite des VWN-Vorstands auf dem Parkplatz in den Hungerstreik getreten, um gegen die Auflösung eines Großteils der restlichen Leiharbeitsverträge zum 31. März zu demonstrieren.
Im vergangenen Herbst waren bei VWN noch 900 Leiharbeiter beschäftigt. Mit Beginn der Wirtschaftskrise ließ das Unternehmen die Verträge stufenweise auslaufen. Alle Leiharbeiter sind Angestellte der Konzerntöchter Wolfsburg AG und Autovision. „Diese Firmen sind gute Arbeitgeber im Bereich Zeitarbeit“, sagte ein IG-Metall-Sprecher. Zurzeit arbeiten nach Angaben des Unternehmens in Stöcken noch 213 Beschäftigte aus dieser Gruppe.
Die Betroffenen haben sich nun zum Widerstand entschlossen. „Der Streik ist unbefristet, wir werden hier so lange sitzen, bis für alle Kollegen eine Lösung gefunden ist. Es geht um Existenzen, um Familien und Kinder“, sagte Katip Y. Von Sonntag an sollen weitere 15 Mitarbeiter zu der Gruppe stoßen. Die Entscheidung für einen Hungerstreik fiel bei einer Versammlung der Zeitarbeiter am Donnerstagabend – ohne Einbeziehung der Gewerkschaften oder des Betriebsrats. „Wir boykottieren sie, sie behindern eher die Festanstellung unserer Leute“, sagte ein Betroffener.
Der VWN-Betriebsrat hatte sich noch im Dezember dem Vorstand gegenüber für eine Lösung eingesetzt und eine dreimonatige Verlängerung der 213 Zeitarbeitsverträge bis Ende März erwirkt. Die jetzige Protestaktion sehen die Betriebsräte kritisch: „Wir haben Verständnis für die Sorgen der Kollegen. Wir haben aber kein Verständnis dafür, dass sie den Dialog abbrechen“, sagte Betriebsrat Sven-Thorben Krack.
Für insgesamt 35 der 213 Leiharbeiter sind die Verträge nach Angaben des Konzerns inzwischen erneut verlängert worden. 20 von ihnen seien erst am Freitag informiert worden. Für einige seien weitere Einsatzmöglichkeiten absehbar, der Streik sei daher unangebracht, teilte ein Sprecher mit.


Wolfsburger Allgemeine, 29.03.2009
VW-Leiharbeiter verlieren Jobs: Hungerstreik vor dem Werkstor
Protest in Hannover: Männer schlafen in kleinem Zelt – Volkswagen kritisiert Aktion Mit einem Hungerstreik kämpfen drei Leiharbeiter von VW-Nutzfahrzeuge für ihre Weiterbeschäftigung. Ihre Verträge laufen zum 31. März aus und wurden nicht verlängert. Auf dem Parkplatz vor dem Werkstor 3 in Hannover haben die Männer ein Zelt aufgebaut. „Wir bleiben hier, bis man auf unsere Forderungen eingeht!“

Seit rund zwei Jahren arbeiten Oguzhan Batur, Tufan Cicek und Isa Güner in der Montage. „Wir haben unsere Kraft investiert, auch am Samstag gearbeitet, Krankheitstage hat sich keiner erlaubt“, sagt Batur. Doch die Verträge von 900 Leiharbeitern bei VW Nutzfahrzeuge sollen nicht verlängert werden, hatte Vorstandschef Stephan Schaller angekündigt.
Nun fordern die Betroffenen eine Weiterbeschäftigung – oder für 18 Monate in Kurzarbeit gehen zu können. Weitere Kollegen wollen sich den Hungerstreikenden anschließen. „Die Sache ist uns ernst“, betonen die Männer, sie hätten Familie und Kinder. In einem kleinem Igluzelt schlafen sie abwechselnd, gehüllt in dicke Jacken und Decken. „Vom Werksschutz haben wir Hausverbot bekommen“, sagt Batur. Nicht einmal mehr auf die Toilette dürften sie gehen.
VW hat wenig Verständnis für die Aktion: „Wir haben uns mit dem Betriebsrat sehr intensiv bemüht, für die Leiharbeiter eine vernünftige Lösung zu finden“, so Sprecher Martin Zimmermann. Für 213 Leiharbeiter liefen die Verträge aus, diese waren bereits um drei Monate verlängert. Für 35 der Betroffenen gebe es eine dreimonatige Weiterbeschäftigung in Wolfsburg.


HAZ, 29.03.2009
VW-Nutzfahrzeuge - Leiharbeiter setzen Hungerstreik fort
Leiharbeiter von VW-Nutzfahrzeuge in Stöcken haben ihren Posten auf dem Parkplatz vor dem Werktor 3 auch am Wochenende nicht verlassen und ihren Hungerstreik fortgesetzt.

Rückblick
Drei von ihnen ernähren sich nach eigenen Angaben seit Freitag nur von mit Zucker angereichertem Wasser, seit Sonntag ist ihre Zahl auf sechs angewachsen. Als Unterkunft dient ein Zelt, gegen die Kälte hilft neben Schlafsäcken ein kleiner Heizstrahler. Weil sie das Werksgelände nicht mehr betreten dürfen und damit keine Toilette in der Nähe zur Verfügung steht, haben sie sich ein Dixi-Klo bestellt. „Wir machen hier weiter, bis es eine Lösung gibt“, sagt Endri M., einer der sechs.
VWN hatte noch bis gegen Ende vergangenen Jahres 900 Leiharbeiter beschäftigt, wegen der Wirtschaftskrise aber allen gekündigt. 213 waren zuletzt in einer Qualifizierungsmaßnahme untergebracht, aber auch die läuft aus. Der Konzern bemüht sich nach eigenen Angaben um Anschlusslösungen. Über das Wochenende sind aber nach Angaben eines Sprechers keine Fortschritte erzielt worden.
Die Streikenden fordern entweder eine Weiterbeschäftigung oder zumindest die Aufnahme ins Kurzarbeiterprogramm. Ratschlag haben sie sich beim VWN-Betriebsrat Ibrahim Badan geholt, der seit langem in Opposition zu den IG-Metallern in der Arbeitnehmervertretung steht. Für Montag um 13 Uhr planen die Leiharbeiter eine Kundgebung.


Spiegel Online, 30.03.2009
VW - Leiharbeiter seit drei Tagen im Hungerstreik
Drastische Maßnahme gegen die Entlassung: Sieben Leiharbeiter sind bei VW in den Hungerstreik getreten. Sie kämpfen vor einem Werkstor in Hannover um Weiterbeschäftigung.
Hannover - Ab Mittwoch droht ihnen die Arbeitslosigkeit, das wollen sieben Leiharbeiter von VW nicht akzeptieren: Sie sind vor einem Werkstor der Nutzfahrzeug-Sparte in Hannover in den Hungerstreik getreten und fordern eine Vertragsverlängerung.

Hungerstreik bei VW: "Halten so lange aus, bis wir etwas erreichen"
Der 27-jährige Oguzhan Batur ist seit Freitag dabei. Im Laufe des Wochenendes stieg die Zahl der Demonstrierenden von vier auf sieben Personen. "Wir machen so lange weiter, bis wir etwas erreichen", sagt Batur.
Ein Kollege von ihm sagt, im VW-Stammwerk in Wolfsburg brumme wegen der Abwrackprämie das Geschäft, dort würden sie gerne arbeiten. Für derzeit noch 213 Leiharbeiter laufen die Verträge am Dienstag aus, sie waren bereits um drei Monate verlängert worden.
Ein Sprecher der Nutzfahrzeugsparte von VW sagte: "Wir stehen zu unserer Zusage, dass wir eine Weiterbeschäftigung prüfen." Die VW-Marke hat aktuell einen drastischen Nachfrageeinbruch zu verzeichnen.


NDR online, 30.3.2009
Volkswagen - VW-Leiharbeiter kämpfen mit Hungerstreik um ihre Jobs
VW-Leiharbeiter wollen mit einem Hungerstreik ihre Weiterbeschäftigung erreichen
Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise haben zuerst vor allem die Leih- und Zeitarbeiter zu spüren bekommen. Auch Volkswagen trennte sich von Beschäftigten, die keinen direkten Vertrag mit dem Konzern haben. Mehrere Leiharbeiter von VW Nutzfahrzeuge traten jetzt in Hungerstreik, um für ihre Jobs zu kämpfen. Am vergangenen Freitag begannen vier Männer mit der ungewöhnlichen Aktion. Seit Montag beteiligen sich drei weitere Leiharbeiter. Ihre Verträge laufen am Dienstag aus. "Wir machen solange weiter, bis wir etwas erreichen", sagte Oguzhan Batur, einer der Betroffenen. Im VW-Stammwerk in Wolfsburg brumme derzeit wegen der Abwrackprämie das Geschäft, dort würden sie gerne arbeiten, sagte ein anderer Mann.

Drastisch gesunkene Nachfrage bei VW Nutzfahrzeuge
Am Montag kamen weitere Beschäftigte und Leiharbeiter von VW, um die Hungerstreikenden, die in einem Zelt vor dem Werkstor 3 sitzen, zu unterstützen. "Solidarität macht stark" stand auf einem Plakat. VW Nutzfahrzeuge kämpft zurzeit mit einer drastisch gesunkenen Nachfrage. Die VW-Marke hatte zeitweise bis zu 900 Leiharbeiter. Die Verträge der verbliebenen 213 Leiharbeiter laufen jetzt aus. Ein Sprecher von VW Nutzfahrzeuge sagte: "Wir stehen zu unserer Zusage, dass wir eine Weiterbeschäftigung prüfen."


HAZ, 30.03.2009
VW-Nutzfahrzeuge
Notarzt versorgt Hungerstreikende
Der Protest vor dem Tor 3 des VW-Nutzfahrzeugewerkes in Stöcken hält an. Am Montag waren bereits sieben Leiharbeiter im Hungerstreik, drei der Männer harren seit Freitag unter zwei Pavillons in Zelten aus.

Sie wehren sich mit einem Hungerstreik gegen die Entlassung.

Die Verträge von 213 VWN-Zeitarbeitern laufen am Dienstag aus. Mit dem Hungerstreik wollen die Männer eine Verlängerung der Beschäftigung erreichen, auch eine Arbeit im VW-Hauptwerk in Wolfsburg würden sie annehmen. „Dort gibt es durch die Abwrackprämie genug Arbeit, doch sie stellen neue Leute ein, anstatt uns zu beschäftigen“, wirft der Leiharbeiter Yusuf Atag dem Unternehmen vor. Ein VWN-Sprecher sagte, es werde weiter nach Lösungen gesucht. Einen Zeitrahmen nannte er nicht.
Mittlerweile sind die hungernden Leiharbeiter geschwächt. Bereits am Sonntag erlitt nach Angaben eines Kollegen einer der Streikenden nach einer kalten Nacht einen Schwächeanfall und musste vor Ort notärztlich behandelt werden. Eine Behandlung im Krankenhaus lehnte er auf eigenes Risiko ab, da er weiterstreiken wollte. Auch am Montag musste erneut ein Notarzt einen Streikenden versorgen. Solange die Männer genug trinken würden, bestehe aber keine Lebensgefahr, sagte ein Rettungshelfer. „Wir bleiben so lange hier, bis wir unser Ziel erreicht haben“, betonte der 24-jährige Tufan Cicek.
Montag Mittag bekamen die Männer zu einer Kundgebung Unterstützung von etwa 50 anderen Leiharbeitern, Angehörigen, Vereinsvertretern und von Politikern der Linkspartei. „Es ist unfassbar, dass Menschen zu Mitteln wie einem Hungerstreik greifen müssen, um für einen Job zu kämpfen, von dem sie gerade so leben können“, sagte die Landtagsabgeordnete Pia Zimmermann. Sowohl von VWN als auch vom Betriebsrat und der IG Metall fühlen sich die Protestler im Stich gelassen. „Keiner hat sich bisher sehen lassen, dabei haben wir signalisiert, dass wir gesprächsbereit sind“, sagte Atag. Zwar laufen die Verträge der Leiharbeiter noch bis Dienstag, der Zugang zum Werksgelände wird den Arbeitern aber verwehrt. „Wir dürfen hier noch nicht mal auf die Toilette gehen, ich habe auch noch Sachen im Spind“, beklagt Endri M. Die Streikenden haben nun ein Dixi-Klo aufgestellt, das über Spenden finanziert wurde.
Unternehmen und Betriebsrat weisen die Vorwürfe zurück. „Wir schicken mehrmals täglich einen Werksarzt zu den Streikenden, das gebietet schon die Fürsorgepflicht“, sagt der Unternehmenssprecher. Die Betreuung werde aber ebenso abgelehnt wie das Angebot, einen Toilettenraum des Werkschutzes zu nutzen, der außerhalb des eigentlichen Werksgeländes liege. Ferner seien es die Streikenden, die jegliches Gesprächsangebot zurückwiesen. Einen Imageverlust fürchtet der Konzern nicht, obwohl Montag ein ansehnliches Medienaufgebot vor Ort war. „Wir tun ja für die Männer, was wir können“, betont der Sprecher.
Ähnlich äußert sich der Betriebsrat: „Wir nehmen uns der Sorgen der Leiharbeiter an und haben für die Aktion kein Verständnis, solange verhandelt wird.“ Die Streikenden selbst würden aber nur mit dem oppositionellen Betriebsrat Ibrahim Badan reden. In Stöcken vermutet man, dass die kommende Betriebsratswahl ihre Schatten vorauswirft, auch wenn sie erst 2010 ansteht.

Nachfrage

Fragerin 31.03.2009 - 21:19

Du schreibst:
"Das will aber die Konzernleitung nicht - müssten die LeiharbeiterInnen dann doch in die Stammbelegschaft übernommen werden und könnten nicht zu noch schlechteren Bedingungen als bisher beschäftigt werden. Viele arbeiten nämlich schon seit zwei Jahren bei VW und würden jetzt bereits ihre fünfte Verlängerung bekommen."

Die 2-Jahres Regelung bei Leiharbeitnehmer_innen ist doch schon lange weg, wieso müssten sie von VW fest eingestellt werden? Gibt es dazu betriebsinterne Regelungen (BV, Haustarifvertrag)?
Oder sind sie keine Leiharbeitnehmer_innen, sondern befristete Beschäftigte von VW?

Frage

Fragender 31.03.2009 - 21:35
Wie kann man als Nicht-Hannoveraner Kontakt zu den Hungerstreikenden aufnehmen?

die letzten beißen die Hunde

poldi 31.03.2009 - 21:44
VW: 88 Leiharbeiter bleiben, Hungerstreik geht weiter
Die wegen eines Hungerstreiks vor seinen Werkstoren in die Schlagzeilen geratene Volkswagen-Tochter VW Nutzfahrzeuge verlängert für einen Teil seiner Leiharbeiter die am Dienstag ausgelaufenen Verträge. Von den mehr als 200 Betroffenen würden 88 zunächst für mehrere Monate weiterbeschäftigt, sagte ein VW-Sprecher am Dienstag. Sie könnten im Stammwerk in Wolfsburg in der Golf-Fertigung arbeiten, die durch die Abwrackprämie derzeit ausgelastet ist. Die sieben im Hungerstreik befindlichen Leiharbeiter profitieren wie 118 weitere Kollegen nicht von der Maßnahme. Sie setzen ihren Protest fort. ...
mehr unter:
 http://www1.ndr.de/wirtschaft/dossiers/volkswagen/hungerstreik104.html
 http://www.welt.de/wirtschaft/article3477807/Leiharbeiter-bei-VW-hungern-fuer-ihre-Arbeitsplaetze.html#reqRSS

Bilder vom 31. März mittags

Gabriela 31.03.2009 - 21:49
Es kam zu mehreren kurzenfristigen Blokaden einer Zufahrtsstraße. Nach 14:00 kam ein Saniwagen, der zwei Hungerstreikende vorsorgte. Danach bin ich nach Hause, so dass ich nicht weiß, ob sie ins Krankenhaus sind

Einige Fotos vom 31. Abends

- 31.03.2009 - 22:53
Ein Paar Fotos vom Abend des 31.03., für einen der Hungerstreikenden der 6. Tag.

Meckern ist billig

FAUista 01.04.2009 - 08:33
Ja, eine Hungerstreik ist eine destruktive Aktion gegen sich selbst und deshalb sicherlich nicht die beste Wahl für einen Arbeitskampf. Die Erkenntnis nützt den streikenden KollegInnen allerdings recht wenig. Sie haben ihre Aktion in einer Situation begonnen, in der die DGB-Gewerkschaft und der Betriebsrat ihnen die kalte Schulter gezeigt haben und sie für ihre selbstorganisierte Aktion kaum Diskussion und Unterstützung mit und von anderen hatten. Dass sie deshalb das Mittel des Hungerstreiks benutzen, weil es eben ein Mittel ist, dass maximale Aufmerksamkeit erzeugen kann, finde ich verständlich. Es gibt nur einen Weg zu verhindern, dass in den nächsten Monaten eine ganze Hungerstreikwelle in sozialen Auseinandersetzungen losgetreten wird - nämlich KollegInnen bei ihren Kämpfen zu unterstützen und ihnen zu zeigen, dass sie eben nicht alleine gegen die Kernbelegschafts-Interessenvertreter, Betriebsräte und eine ignorante Medien stehen. Dazu bedarf es aber mehr (Organisation) als den Hinweise darauf, was für Aktionsformen jemand für unpassend hält.

Fabrikbesetzungen

Entdinglichung 01.04.2009 - 16:50
währenddessen sind alle drei Werke des im Konkurs befindlichen Autozulieferers im UK (Belfast, Basildon, London-Enfield) von den ArbeiterInnen besetzt worden:  http://www.indymedia.org.uk/en/2009/04/425955.html

Bilder vom 2. April mittags

Gabriela L. 02.04.2009 - 17:27
Mehrere Politiker der Linkspartei waren heute mittags vor Ort, teils zufällig zur gleichen Zeit. Eine Funktionärin der Linkspartei machte zum Schluß leider den Hungerstreikenden Vorwürfe, dass sie sich angeblich gegen die IG Metall stellen, dass diese Aktionsform mit den wenigen Leuten nichts bringt, dass sie Angebote nicht annehmen.

Bitte wenn Ihre aus Solidarität kommt, geht sensibel mit den Leuten um, fragt sie selber, wie Ihr Solidarität üben könnt! Ihr Anliegen ist berechtigt.

Ende des Hungerstreiks?

fauler 08.04.2009 - 18:54
VW-Leiharbeiter: Hungerstreik vorerst beendet
VW-Leiharbeiter wollen mit einem Hungerstreik ihre Weiterbeschäftigung erreichen. © ddp
Die protestierenden Leiharbeiter von VW-Nutzfahrzeuge in Hannover haben ihren Hungerstreik unterbrochen. Das teilte einer der Männer am Dienstag mit. Die Ende März begonnene Aktion habe viel für die Leiharbeiter gebracht. Ein Großteil habe trotz der Wirtschaftskrise neue Jobs angeboten bekommen. Um die Gesundheit der Beteiligten nicht zu gefährden und um neue Gespräche mit Volkswagen zu ermöglichen, ruhe der Hungerstreik bis nach Ostern, so der Aktivist.
Vor einer Woche waren die Verträge von 213 Leiharbeitern bei VW-Nutzfahrzeuge ausgelaufen. Mit dem Hungerstreik wollten sieben Männer eine Weiterbeschäftigung erreichen. In der vergangenen Woche kündigte VW an, die Verträge eines Teils der Leiharbeiter zu verlängern, die Hungerstreikenden waren jedoch nicht darunter.
Stand: 07.04.2009, HAZ

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 2 Kommentare an

Solidarität jetzt — Peter H.