Dresden: Nach der Räumung - Vor der Besetzung

anarchia dresden 26.03.2009 23:52 Themen: Freiräume Repression Soziale Kämpfe
Am Samstag den 21.03. wurde die Hechtstraße 7 besetzt, doch diese Aktion war kein one-hit-wonder, wir haben angefangen und wir hören so schnell nicht wieder auf, trotz Repression. Hier ein Überblick der Geschehnisse:
Die Hechtstraße 7 steht seit Jahren leer und gehört dem Bundesbahnvermögen. Da es in Dresden an billigem Wohnraum und Platz für unkommerzielle und alternative Projekte fehlt wurde das Haus am Samstag den 21.03. besetzt und noch am selben Tag von der Polizei geräumt.

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Samstag 21.03. Gegen 14:30 Uhr wird die friedliche Besetzung öffentlich. Es gibt Vokü, Musik, einen Infostand, einen Chill-Out-Bereich und eine Kunstinstallation. Als es Dunkel wird verlagert sich die Party in das Erdgeschoss, zwei Punkbands treten auf. Gegen 22 Uhr stürmt die Polizei, ohne Vorwarnung das Haus. Im Erdgeschoss kommt es von Seiten der Polizei zu Tritten und Schlägen, eine Unterstützer_in erleidet eine Gehirnerschütterung. Desweiteren werden die Personalien von 12 Personen festgestellt, diese sollen nun wegen schweren Hausfriedensbruch angeklagt werden. Weitere 6 Menschen werden vom Dach des Hauses abgeführt, auch hier kommt es zu Beleidigungen, Schlägen und Tritten. Wie im Erdgeschoss werden auch die Besetzer_innen auf den Boden geworfen und mit Kabelbinder gefesselt. Auch sie werden angeklagt. Im Gerangel vor dem Haus werden außerdem 3 Sympathisant_innen von einem Polizeihund gebissen.

Samstag/Sonntag 21./22.03. Die Feuerwehr muss 16 mal aufgrund brennender Papiercontainer im Bereich der Dresdner Neustadt ausrücken. Es kommt außerdem zu der Umfärbung eines Polizeifahrzeuges und einigen Entglasungen.

Montag 23.03. Am Montag führten ca. 60 Besetzer_innen und Sympathisant_innen eine Spontandemonstration durch. Begleitet wurde die Demonstration von min. doppelt sovielen Beamt_innen und jeder Menge Schikane. So wurde den Teilnehmer_innen zunächst das demonstrieren auf der Straße untersagt. Es kam außerdem zu Rangeleien, Beleidigungen und zur Behinderung von Flugblatt verteilenden Menschen.

Donnerstag 26.03. Die Denkmäler, Bänke und „die Heinrich Schütz Residenz“ auf dem Neumarkt werden mit 200 Flugblättern verschönert, diese richten sich gegen den dort tagenden Kongress „Dresden auf dem Weg zur Metropole: stabile Prognose, steigende Preise, hohe Potenziale“. Dieser stellt einen weiteren Schritt zur menschenfeindlichen Stadtumstrukturierung von oben dar.

Weitere Aktionen sind geplant, direkte Aktion findet sowieso jede Nacht statt. Infos, Texte und Bilder findet ihr ab jetzt unter http://anarchiadd.blogsport.de/hecht-7/. Samstag findet dann eine überregionale Demo statt;

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Wir beissen zurück! Smash the state – build up autonomous spaces!

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Wie bereits in der Presse hinlänglich bekannt ist, wurde am vergangenen Wochenende in Dresden nach längerer Zeit wieder ein Haus besetzt. Die gut erhaltene Immobilie auf der Hechtstraße 7, die sich im Besitz des Bundeseisenbahnvermögens befindet, wurde am Samstag gegen 14.30 Uhr von mehreren Besetzer_innen mit Transpis und Luftballons verschönert, während davor ein buntes Straßenfest mit Musik aus der Konserve, Vokü, Infostand und Jonglage stattfand. Die Veranstaltung verlief bis in die Abendstunden lustig und friedlich, viele Kinder waren dabei, spielten und bemalten Haus + Straße mit Kreide. Die Polizei fuhr nur wenige Male mit Streifen vorbei, ansonsten blieben die Bewohner_innen und Unterstützer_innen unbehelligt.

Das änderte sich schlagartig kurz nach 22.00 Uhr, denn nach dem Rückzug der Feier zwecks Kälte ins Haus und der Beendigung des spontanen Konzerts zweier Punkbands stürmten auf einmal innerhalb weniger Minuten mehrere Spezialeinheiten herbei, knüppelten und prügelten auf die Anwesenden ein, zerstörten einen großen Teil der Einrichtung und nahmen alle fest, denen sie habhaft werden konnten. Haus und Dach wurden mit einem Polizeihubschrauber angeleuchtet, mit Schilden bewehrte Beamt_innen hielten zusammen mit einigen Polizeihunden die restlichen Supporter_innen in Schach, wobei drei davon durch Bisse der Hunde verletzt wurden. Den 18 Menschen, die im Haus angetroffen wurden, wird nun schwerer Hausfriedensbruch vorgeworfen.

Dies war bei weitem nicht die erste Aktion in Dresden für den Erhalt alter- und die Bildung neuer Freiräume. In den vergangenen Jahren gab es mehrere Besetzungsversuche, vor allem in- und um den Stadtteil Neustadt, der sich durch zunehmende Investitionen und Stadtaufwertungsprozesse nun von einem ehemals alternativem, günstigen Lebensraum zu einem „attraktiven Kneipenviertel“, einem Stadtviertel des Konsumtourismus und der immer höheren Miete gewandelt hat. Diese Entwicklung bahnt sich nun auch im Hechtviertel, welches Schauplatz der letzten Besetzung war, an. So soll das Viertel durch einen neuen Bahnhaltepunkt (der Bahnhof Neustadt liegt ca. 10 Min. Fußweg entfernt) und einen weiteren Supermarkt (2 Minuten Fußweg bis zum nächsten Wsupermarkt) aufgewertet werden, dafür würden dann eine Grünfläche und 2 Wohnhäuser verschwinden. Dieser Prozess der Gentrifizierung ist aber nicht nur hier, sondern in allen großen Städten zu beobachten. Die Umwandlung zentrumnaher Stadtteile in lukrative Wohn- und Partyviertel sieht mensch überall, wo die Baupolitik der Stadt Profite über die Interessen und Bedürfnisse ihrer Bewohner_innen stellt.

Und diese Interessen werden auch mit aller Gewalt durchgesetzt. Allein die traurige Bilanz der letzten Dresdner Besetzung – mehrere Verletzte durch Knüppel, Schläge, Tritte und Hundebisse, eine Gehirnerschütterung, dazu 18 Anzeigen auf „Schweren Hausfriedensbruch“ – gegen völlig friedlichen Protest und die Nutzung eines seit vielen Jahren leerstehenden Hauses.

Doch auch das ist kein Einzelfall. Immer wieder kommt es bei Aktionen der Polizei, vor allem der Einsatzhundertschaften und der SEKs, zu unverhältnismäßigen Verletzungen der Rechte und der Gesundheit von Aktivist_innen oder einfach nur Anwesender. Erst vor nicht einmal 2 Wochen kam es bei einer Freiraumdemo in Berlin unter anderem zu einem Schädelbasisbruch, weil die Polizei einfach durch mehrere Umherstehende stürmte, diese zur Seite stieß und dabei Verletzungen billigend in Kauf nahm. Und auch bei der Räumung der Grevener Straße 51-55 am 26.03. in Münster wurden Verletzte billigend in Kauf genommen, als ohne Vorwarnung mit einem Bagger das Hauptladenfenster zertrümmert wurde, um sich Zugang zu verschaffen.

Aufgrund dieser unangemessenen Gewalt während der Räumung einer absolut friedlichen Besetzung, wie auch bei vielen Räumungen und Aktionen davor wird nun eine Demostration unter dem Motto „Wir beissen zurück!“ stattfinden, zu der wir alle Menschen und Gruppen einladen, denen an einem hierachiefreien und selbstverwalteten Zusammenleben gelegen ist und die das System des Herrschens und Beherrscht werdens, endlich überwinden wollen.

Wir sind nicht bereit, solche Zustände weiter hinzunehmen, sondern fordern alle auf, mit uns zusammen am Samstag zu demonstrieren. Für den Erhalt und die Bildung neuer alternativer Freiräume. Gegen Polizeigewalt und staatliche Repression. Für eine Ökonomie und ein solidarisches Miteinander fern der kapitalistischen Verwertungslogik.

Wir wollen am Samstag laut, bunt, friedlich und entschlossen den Repressionsorganen und der Stadtregierung zeigen, dass wir uns so leicht nicht klein kriegen lassen.

Auch andere Formen des Protestes sind willkommen, die Stadt ist groß.

WIR BLEIBEN ALLE! UND WIR WERDEN IMMER MEHR!

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Ergänzungen

Demo

ist 27.03.2009 - 12:30
am 28.03.2009 14 Uhr Start ist am Bischhofsplatz!!!!

Kommt zahlreich

Solidarität mit der Grevenerstraße 51-55 Münster!!!

Demo

beginn 27.03.2009 - 12:38
Wir beissen zurück! Smash the state – build up autonomous spaces!

An diesem Samstag, dem 28.03., findet 14 Uhr auf dem Dresdner Bischofsplatz eine Demonstration für mehr Freiräume und gegen staatliche Repression stattfinden. Grund dafür sind die gewaltsamen Räumungen der Gevener 51-55 in Münster und der Hechtstraße 7 letztes Wochenende.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 6 Kommentare an

klarer fall von — nochmal

gut — berliner afa

Still — dabei

Demo — egal

Demo — na

nicht vergessen... — die polizei hat ihn bestimmt...