350 bei Antira-Demo in Oranienburg

Inforiot 23.03.2009 12:43 Themen: Antifa Antirassismus
350 Menschen bei Antirassistischer Demonstration unter dem Motto "Gegen alltäglichen und staatlichen Rassismus" in Oranienburg (Brandenburg) / 33 Nazis auf Gegendemonstration
INFORIOT Am vergangenen Sonntag, dem „internationalen Tag gegen Rassismus“, demonstrierten etwa 350 Menschen unter dem Motto „Gegen alltäglichen und staatlichen Rassismus“ in Oranienburg. Aufgerufen hatte die Antifa Gruppe Oranienburg zusammen mit dem "Forum gegen Rassismus und rechte Gewalt".

Im Vorfeld der Demonstration kam es zu Schikanen von Seiten der Polizei: Es sollte Auflagen geben, nach denen Seitentransparente und das Bilden von Blöcken untersagt werden sollten. Ausserdem sollte die Breite der Transparente 1,70 Meter nicht überschreiten. Sogar eine Änderung des Mottos wurde gefordert. Durch Druck auf juristischer Ebene konnten die haltlosen Auflagen rechtzeitig außer Kraft gesetzt werden.

Neben dem Versuch der Polizei die Demonstration schon im Vorfeld zu kriminalisieren, wollten auch Neonazis der sogenannten Freien Kräfte gegen „linken Terror“ in „ihrer“ Stadt vorgehen. Zu einem Aufmarsch unter dem Motto „Kein Platz für linke Chaoten in Oranienburg“ riefen die "Freien Kräfte Oranienburg" auf. Genau 31 Kameraden liefen ohne Transparente, lediglich mit Fahnen bewaffnet durch den menschenleeren Ortsteil Lehnitz.

Trotz der Diffamierung von Polizei und Nazis war die gemeinsam Demonstration von Bürger_innen und Antifas kraftvoll und entschlossen.

Fotos von Pavel Buchheim. Weitere unter:
 http://www.flickr.com/photos/pavel_buchheim/sets/72157615686685293/
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Ergänzungen

mehr fotos

ich 23.03.2009 - 13:58

Blöde Situation für Nazis...

Patricia 23.03.2009 - 14:25
Am Rande der gestrigen antirassistischen Demonstration, kam es für die Nazi recht blöden Situation. So standen zwei Nazis in poserhaften Mackermanier an der Tankstelle Berliner Ecke Walther-Bothe-Strasse und filmten mit einer kleinen Kamera die Demonstration ab.

Nicht nur, dass es mehr als blöd war, dort mit ihrem eigenen Privat PKW (Peugeot CC 206) zu stehen. Nein, schon recht schnell wurden sie selber von mehreren Antifa-FotografInnen und JournalistInnen umringt und standen nun selber im Mittelpunkt der Kameras.

Erst hier reagierte die Polizei und ließen die beiden gebeutelten Trotteln von der Tankstelle. Blöd gelaufen für die zwei heldhaften Blödmänner...

Insgesamt ließ sich gestern feststellen, dass die großmäulig angekündigten Nazi-Störattacken sich als inhaltslose Luftnummer darstellte.

Auf jeden Fall war es gestern eine recht kurze aber gute Demonstration.

Ach ja, weitere Bilder gibt es auch noch hier:
 http://www.flickr.com/photos/pm_cheung/sets/72157615768152518

Die Märkische Allgemeine berichtet:

Leser 23.03.2009 - 15:33
AKTION: Oranienburger gegen Rechts

Zusammen mit der Antifa demonstrierten die Bürger für Toleranz und gegen Rassismus

Gegen Rassismus und Rechtsextremismus sind gestern Nachmittag mehrere 100 Oranienburger Demonstranten auf die Straße gegangen. Anlässlich des „Internationalen Tages gegen Rassismus“ hatte die Antifa Oranienburg die Demonstration organisiert. Die Antifa richtet sich gegen jede Form von Rassismus.

Die Demonstranten hatten sich um 15 Uhr am Oranienburger Bahnhof aufgestellt und waren dann durch die Willy-Brandt-Straße und die Lehnitzstraße über die Schlossbrücke in die Mittelstadt gezogen. Ortsschildern nachempfundene Plakate mit Aufschriften wie „Oranienburg blüht ohne Nazis“ oder „Oranienburg grenzt niemanden aus“ waren ebenso zu sehen wie Peace-Fahnen. „Toll, dass die Demo so bunt geworden ist“, sagte Bernhard Fricke, der Sprecher des Forums gegen Rassismus und rechte Gewalt, das sich an der Demo beteiligte.

Außerdem engagierten sich in der Demonstration auch die Fraktionen von Grünen, Linken und SPD sowie Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke. Der Demonstrationszug führte nach einer Kundgebung am Bürgerzentrum auch am Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Oranienburg vorbei.

Die Antifa rief über ein Lautsprecherauto immer wieder „Nazis raus“ und andere antifaschistische Parolen aus und sorgte so für Gehör. Der Lautsprecherwagen wurde von den Demonstranten übrigens geschoben – der Umwelt zuliebe.

Die zuvor befürchteten Krawalle linker Chaoten blieben aus, lediglich die Personalien eines Demonstranten wurden festgestellt, weil er einen Polizisten beleidigt haben soll. „Wir sind froh, dass alles so friedlich über die Bühne gegangen ist“, sagte Reiner Tietz vom Förderverein des Forums gegen Rassismus und rechte Gewalt.

Die 400 eingesetzten Polizisten mussten nicht eingreifen. Nur einmal verhinderten sie, dass die Situation eskalierte, als zwei mutmaßlich rechtsextreme Männer an der Demostrecke erschienen.

„Zeigt den Nazis, die nur mit zwanzig Leuten demonstriert haben, dass sie hier nicht willkommen sind“, rief eine Sprecherin den Demonstranten zu. Am Mittag hatte es in Lehnitz eine Demonstration von Rechtsextremen gegeben, zu der 28 Neonazis erschienen waren.

Die Anti-Rassismus-Demo löste sich gegen 17 Uhr friedlich am Bahnhof auf.

einen bericht...

mensch 23.03.2009 - 23:25
... der sich ausschließlich mit der am gleichen tag statt fandene nazidemo findet ihr unter  http://de.indymedia.org/2009/03/244942.shtml

Redebeitrag: Staatlichen Rassismus entgegnen

Hennigsdorfer Antifaschistische Initiative 24.03.2009 - 19:14
Die Entrüstung gegenüber der Verwendung des Begriffs „staatlicher Rassismus“ verwundert nicht. In Deutschland ist von Rassismus regelmäßig nur die Rede, wenn es um offene Fremdenfeindlichkeit und Neonazis geht. Er wird als Mindermeinung einer gesellschaftlichen Randgruppe dargestellt und als solcher auch kritisiert. Deutsche Behörden und Institutionen bemühen sich um ein antirassistisches Image und positionieren sich auch regelmäßig gegen plumpen und offenen Rassismus. Dass leider trotzdem von staatlichem Rassismus geredet werden muss, soll im Folgenden erläutert werden.

Rassismus hat viele Gesichter. Schlagende Neonazis, brennende Dönerläden und fremdenfeindliche Parolen sind einige davon. Doch Rassismus kann sich auch viel leiser, unterschwelliger und alltäglicher äußern. Laut einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung aus dem Jahr 2007 teilen 49,7 % der brandenburgischen Bevölkerung rassistische Ansichten. Rassismus ist also keineswegs eine Mindermeinung, er ist ein Problem aus der Mitte der Gesellschaft. Allerdings wird er von der Politik nicht als ein solches behandelt und diskutiert. Vielmehr dient er als Legitimationsgrundlage für eine restriktive Ausländer- und Asylpolitik.
Migrantinnen und Migranten werden in Deutschland per Gesetz zu Menschen zweiter Klasse degradiert. Nur wer einen Aufenthaltstitel erhält, darf überhaupt bleiben und wer bleiben darf, ist zahlreichen asylrechtlichen Spezialgesetzen ausgesetzt. Diese schränken ihn oder sie in seinen oder ihren Rechten maßgeblich ein. Besonders deutlich wird die Diskriminierung im Umgang mit Asylbewerberinnen und Asylbewerbern. Wer aus dem nicht-europäischen Ausland nach Europa einreisen will, muss zahlreiche physische und bürokratische Hürden überwinden. Während Europäer teilweise noch nicht einmal ein Visum brauchen um in afrikanische Staaten einreisen zu können, ist es andersherum nahezu unmöglich: Menschen aus Afrika bekommen nur äußert selten ein Visum für Europa; sie müssen eine Einladung sowie mehrere tausend Euro auf dem Konto vorweisen.

Europa macht seine Grenzen dicht. Jährlich sterben hunderte bei dem Versuch diese überwachten Grenzen zu überqueren. Täglich bringen sich Menschen in Lebensgefahr, lassen ihre Bekannten und Verwanden und ihr gesamtes altes Leben zurück. Mit purer Verzweiflung fliehen sie vor Verfolgung, Krieg oder Naturkatastrophen und hoffen in Europa auf eine Zukunft. Doch in Europa und im Speziellen in Deutschland sind die Lebensbedingungen für Flüchtlinge katastrophal. Ohne auf persönliche Präferenzen Rücksicht zu nehmen, werden Flüchtlinge in Deutschland in einem beliebigen Bundesland in ein Heim gesteckt, wo sie die Entscheidung über ihren Asylantrag abwarten müssen. In Oberhavel befindet sich solch ein Flüchtlingsheim in Hennigsdorf. Dort leben auf engstem Raum knapp 200 Menschen und oftmals müssen sich Familien ein winziges Zimmer teilen.
Hinzu kommen für die Flüchtlinge eine Reihe von staatlichen Schikanen und Erschwernissen. So ist es ihnen nicht gestattet eine Erwerbsarbeit aufzunehmen, um sich selber und ihre Angehörigen versorgen zu können. Die so genannte „Residenzpflicht“ stellt zudem einen massiven Eingriff in die Bewegungsfreiheit der hier lebenden Flüchtlinge dar – sie dürfen sich dank dieser Regelung nur in einem von der zuständigen Behörde festgelegten Bereich aufhalten. Ein Flüchtling aus Hennigsdorf, der etwa unerlaubt in das nahe gelegene Berlin fährt, um Verwandte besuchen zu wollen, begeht damit offiziell eine Straftat, die mit bis zu einem Jahr Freiheitsentzug bestraft werden kann. Die „Residenzpflicht“ ist einmalig in der gesamten Europäischen Union und existiert nur in der BRD.
Nicht einmal der eigenverantwortliche Umgang mit Geld wird Migrantinnen und Migranten in Oberhavel zugetraut. So erwerben sie ihre Lebensmittel anstatt mit Bargeld nach wie vor mit so genannten „Gutscheinen“. Diese erhalten sie von der Ausländerbehörde aus Oranienburg und können nur in bestimmten Supermärkten eingelöst werden. Kosten für Anwälte, öffentliche Verkehrsmittel, Eintrittsgelder für kulturelle Veranstaltungen oder Genussgüter können sie damit nicht bezahlen. Auch ist der Alltag von Flüchtlingen in Hennigsdorf sowie in anderen Regionen von Angst und Isolation bestimmt. Neben der Gefahr von Neonazis körperlich und verbal angegriffen zu werden, sind sie oftmals auch den rassistischen Ressentiments der Durchschnittsbevölkerung ausgesetzt. Nicht zuletzt, droht den Migrantinnen und Migranten ohne Aufenthaltstitel jederzeit die Abschiebung in ihre Herkunftsländer. Nachts klingeln plötzlich Beamte von der Ausländerbehörde, innerhalb einer halben Stunde wird das nötigste zusammengepackt und ohne die Möglichkeit, sich von Verwanden, Schulfreunden oder Bekannten zu verabschieden werden die Betroffenen plötzlich abgeschoben – in ein Land, welches die Kinder der Flüchtlinge oft weniger kennen als Deutschland, in dem sie keinen Anlaufpunkt und oft keine Zukunft haben. Ist die Abschiebung nicht sofort durchsetzbar, kommen die Betroffenen in Abschiebeknäste, wo sie bis zu sechs Monate lang gefangen gehalten werden, ohne jemals eine Straftat begangen zu haben.

Begründet wird diese menschenunwürdige Behandlung mit dem vermeintlichen Wohl und der Integrität der Bundesrepublik Deutschland. Mithilfe des Konstrukts von Nationen wird es als selbstverständlich angenommen, dass die wirtschaftlichen Interessen der Deutschen über die Bedürfnisse Menschen anderer Herkunft gestellt werden. Globalökonomische Zusammenhänge und deren Resultate werden dabei außer Acht gelassen. Auch wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass Migrantinnen und Migranten der deutschen Wirtschaft schaden würden. Ob dies im Einzelfall so ist, ist dabei jedoch völlig unerheblich. Die „Nation“ dient also dafür, Menschen eine Gruppenidentität aufzuerlegen (die der „Deutschen“), die sich von anderen Gruppen (den „Ausländern“) unterscheidet und deren Interessen sich konträr gegenüberstehen. Nationen produzieren also zwangsläufig Rassismus. Die Nation beziehungsweise deren Entscheidungsträger bestimmen, wer an ihr teilhaben darf und wer von ihr ausgeschlossen wird. Im Kapitalismus sind diese Interessen ganz klar ökonomische. Die Entscheidung, wer der Nation nützt und wer nicht, wird mit Gewalt vollstreckt: an den Außengrenzen der EU, in den Ausländerbehörden, in den Abschiebeknästen. Diese Behandlung wird nur dadurch möglich, dass Migrantinnen und Migranten in Deutschland nicht mit breiter Solidarität aus der Bevölkerung rechnen müssen. Als eine Folge des verbreiteten Rassismus und Nationalismus stößt das Handeln des Staates vielmehr auf Zustimmung. Dies ist letztendlich der Grund, warum der gesellschaftlich verbreitete Rassismus niemals Thema eines öffentlichen Diskurses war und unter den gegebenen Verhältnissen auch niemals sein wird – er ist Organisationsprinzip des modernen Kapitalismus.
Dem steht auch nicht entgegen, dass der Staat Maßnahmen gegenüber Migrantinnen und Migranten trifft, die auf den ersten Blick der kapitalistischen Logik widersprechen. Das Gutscheinsystem kostet dem Staat mehr als wenn er Bargeld bezahlen würde, ebenso die Lagerunterbringung, die aufwendigen Kontrollen und Abschiebungen. Diese sollen aber langfristig der effektiven Abschreckung von Ausländern schon im Vorhinein dienen. „Ausländer Raus“ ist das, was an den Mauern der Festung Europa steht.

Aus diesen Gründen muss es sich die BRD gefallen lassen, des staatlichen Rassismus bezichtigt zu werden – und mit Widerstand rechnen.



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Aktionswoche gegen Abschiebung — no border no nation no prison

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