Berlin-Kotti: Medienbetrug an der Öffentlichkeit

kritiker 22.02.2009 16:50 Themen: Soziale Kämpfe
Die für gestern, Samstag den 20.02.2009, angekündigte Demonstration gegen Drogengebraucherinnen fand nicht statt. Stattdessen wurde "nur" eine Kundgebung vor der Rossmann-Filiale am U-Bahnhof Kottbusser Tor abgehalten. Die Medien berichten undifferenziert von 80 Teilnehmerinnen und verschweigen den Protest.
Die für gestern, Samstag den 20.02.2009, angekündigte Demonstration gegen Drogengebraucherinnen fand, wegen geringer Beteiligung, nicht statt. Stattdessen wurde "nur" eine Kundgebung vor der Rossmann-Filiale am U-Bahnhof Kottbusser Tor abgehalten.

Die Medien berichten von 80 Teilnehmerinnen und verschweigen, dass davon ca. 40 Peronen Gegendemonstrantinnen waren. Um die Zahl zu erreichen, haben sich die Redakteurinnen selbst mitgezählt. Egal ob RBB, Tagesspiegel, Berliner Kurier, Berliner Zeitung oder ddp, die gleichgeschalteten Medien berichten unisono und verschweigen die teils lautstarken Proteste. Allein in einem Artikel des Tagesspiegel wird von einem Zwischenruf berichtet.

D.h. die zwielichtige Bürgerinitiative Kottbusser Tor hat erfolgreich in Zusammnearbeit mit den Medien die anvisierte "Nachricht" produziert. Verschwiegen wird zudem, dass ein Protestierender von 2 Männern der Bürgerinitiative angegriffen wurde. Dieser hatte kurz vor Beginn der Demonstration Flugblätter der "Anti-Junkie-Ini" abgerissen. Die Polizei berichtet zwar von keinerlei Zwischenfällen, aber nur weil der Angegriffene sich weigerte eine Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung zu erstatten. (Die moralische Entscheidung nicht mit Hilfe der Polizei, in diesem konkreten Fall, gegen andere Menschen vorzugehen, war nicht sinnvoll!)

Ercan Yasaroglu, Sozialpädagoge und Mitarbeiter der Jugendhilfe gGmbH, welche zur Ajus GmbH gehört, die wiederum unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverband agiert, ist "Leitfigur" und "Sprachrohr" der Bürgerini gegen Junkies. Das ist unvereinbar mit dem Grundverständnis der Sozialarbeit, festgelegt im "Code of Ethics", hier einige Punkte:

"Jeder Mensch hat die gleiche Würde, ungeachtet seiner Abstammung, seiner Volkszugehörigkeit, seines Geschlechtes, seines Alters, seines Glaubens, seiner sozialen und wirtschaftlichen Stellung oder seiner gesellschaftlichen Verpflichtung.

Jeder Mensch hat das Recht auf Selbstwirklichung, soweit dadurch nicht das gleiche Recht des anderen verletzt wird.

Jede Gesellschaft – gleich welcher Ordnung – sollte jedem Menschen die bestmöglichen Entwicklungschancen bieten.

Der Sozialarbeiter hat vordringlich die Pflicht zur objektiven Dienstleistung unter Zurückstellung seiner persönlichen Ziele und Vorstellung."

Für Yasaroglu sind die Konsumentinnen von Heroin und Kokain, offenbar keine Menschen und dürfen daher ausgegrenzt, diffamiert und vertrieben werden. Die Schliessung eines Druckraums und die verhinderung aufsuchender Sozialarbeit (Streetwork) durch verstärkte Polizeipräsenz und Razzien, gehören zu seinen Forderungen.

Zwei Tage vor der Kundgebung hat eine Hundertschaft der Polizei rund um das Kottbusser Tor eine Razzia durchgeführt. Sogar vor dem Druckraum wurden Menschen an die Wand gestellt und durchsucht und dadurch am betreten der Räume gehindert. Und das entgegen der Absprache von Drogenhilfeeinrichtungen, Polizei und BVV die besagt, dass die Polizei sich zurückhalten muss damit aufsuchende Sozialarbeit und weitere Angebote überhaupt ermöglicht werden.

Umso schwerer wiegen die manipulativen Veröffentlichungen der bürgerlichen Presse. Erstaunlich ist, dass die Presse bislang mit "samthandschuhen" angefasst wird. Ein radikal anderer Umgang mit den Verantwortlichen der Propaganda ist wünschenswert.
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Ergänzungen

Stellungnahme der WBA-Kampagne

WBA 22.02.2009 - 17:05
Stellungnahme zur “Initiative Kottbuser Tor”

Der Aufruf der Kundgebung der „Initiative Kottbusser Tor“ richtet sich zu allererst an Anwohner_innen und erst nachgelagert an die Stadtpolitik. Gemeinsam will die Initiative gegen offenen Drogenhandel und Drogenkonsum vorgehen, Politik und Polizei sollen dann auf den öffentlichen Druck zum Handeln gedrängt werden. In der Initiative sind die Standpunkte anscheinend sehr verschieden, vom kompletten Verdrängen der „Junkies“ bis zu „es sind nur zu viele“, von wirtschaftlichen Interessen bis „mein Kind findet im Sandkasten Spritzen“ ist anscheinend alles vertreten. Die Frage die jedoch alle vereint, ist die nach der Gestaltung des Kiezes. Die Initiative ist nicht gewillt, den Kiez aus der Hand zu geben. Dies finden wir an sich richtig. Wir sehen jedoch zwei Probleme bei der Herangehensweise an das „Drogenproblem“:

(1) In welchen Zusammenhang wird die Drogenszene gestellt? Ist es ein gesundheitliches Problem das auch durch gesellschaftliche Zustände verursacht wird? Dann wären zivile Einrichtungen (Ärzte, Fixerstuben, Sozialberatung, Selbsthilfe aus dem Kiez, etc) nötig um ein angenehmes Zusammenleben zu ermöglichen. Miteinander und evtl. auch mit staatlicher Hilfe könnte das „Problem“ geregelt werden. Integration statt Ausgrenzung muss das Motto sein. Höchst problematisch sind jedoch Forderungen, die das „Drogenproblem“ als Sicherheitsrisiko sehen und deswegen nach mehr Polizei, Überwachung und privaten Sicherheitsdiensten schreien. Dieser Ansatz behandelt Betroffene als Objekte, bekämpft nur die oberflächlichen Erscheinungen und tut so, als ob staatliche oder private Gewalt die Probleme lösen würde. Die Bewohner des Kiezes geben somit den Kiez aus der Hand, überlassen ihn anderen, die nebenbei auch noch andere Interessen haben (Stichworte Aufwertung/Überwachung/Profit). Menschen werden so noch weiter ausgegrenzt und der städtische Prozess der Verdrängung geht in die nächste Runde. Probleme werden jedoch nicht gelöst. Und darüber hinaus: Die Menschen die das jetzt fordern, werden selbst zu Leidtragenden ihrer eigenen Politik!

(2) Denn: Stadtumstrukturierung und Verdrängung sind Prozesse die sowohl von Menschen gemacht werden als auch von einer Profitlogik getrieben werden. So ist es zwar richtig, Menschen ihre Verantwortung bewusst zu machen (Stichwort Yuppies/Hausbesitzer), wir dürfen aber nicht vergessen, dass große kapitalistische Bild zu betrachten. In Berlin hat die „Aufwertung“ durch Mietpreissteigerung, Überwachung und Sicherheitsdienste von verschiedensten Kiezen auch dazu geführt, dass sich die Drogenszene am Kotti „verdichtet“. Deswegen würde eine weitere Verdrängung den Kiez zwar weiter „aufwerten“, aber kein Problem lösen. Alle Beteiligten sollten sich dem bewusst sein. Die weitere Aufwertung führt nur zu weiterer Ausgrenzung. Die Eltern die heute noch über Spritzen im Sandkasten klagen, finden diese bald wieder am Rand von Berlin, wenn sie aus ihrer Wohnung ausziehen mussten. Die Geschäftsleute die über weniger Kundschaft durch „rumlungernde Junkies“ klagen, müssen in fünf Jahren sowieso aufgeben, weil die Mieten sich verdoppelt haben. Also: Für ein angenehmes Miteinander ohne kapitalistische Aufwertung und soziale Ausgrenzung!

Fotos

Yassim El Ai 22.02.2009 - 18:34

bildmaterial zu den vorgaengen

anwesender 22.02.2009 - 18:49
s.u.

Weitere Bilder...

gefunden... 22.02.2009 - 19:10

Die sind nichtnur aktiv gegen Junkies

X 22.02.2009 - 23:54
Diese "Bürgerini" ist auch gegen andere Dinge aktiv, die nicht ins Bild des "neuen Kreuzbergs" mit seinen Carlofts, Sushibars und Tourimeilen passt: es wird aktive Antigraffiti-Politik betrienen, Plakatwände werden kommerzialisiert, mehrere Straßenzüge sind videoüberwacht, es gibt Bürgerwehrartige Strukturen und es wird mit verschiedenen Läden, Vereinen usw. darüber gesprochen, wie man bestimmte Leute aus Kreuzberg rausbekommt. Siehe auch:  http://de.indymedia.org/2009/02/242397.shtml und  http://sozialearbeit2punkt0.de.vu/


"Anhang"
Auf graffitifrei.de, welche Teil der Pseudo-BI sind, steht zum Beispiel über die Geschichte der Firma:
"Der gelernte Handwerker aus Oberfranken sah sie auf Schritt und Tritt bei seinen langen Erkundungsspaziergängen durch seine Wahlheimatstadt Berlin: Graffiti. In allen Formen und Farben boten sie sich ihm dar.....webcam auf eine Wand am Kottbusser-Tot gerichtet, auf der innerhalb von 24 Stunden alle Beschmierungen durch die Fa. Graffiti Frei GmbH entfernt wird"

was auch geschah...

kc. 23.02.2009 - 04:09
Als ich eintraf [ca. 14:3o] standen 15-20 zur angemeldeten Kundgebung gehoerende Personen im Grueppchen. Mit einer Trommel und Bildern von blutverschmierten Spritzen sowie einem Transparent sammelten sie Aufmerksamkeit.

Ungefähr 40 Menschen befanden sich ringsherum, darunter einige Sympathisierende mit der Kundgebung, ueberwiegend jedoch Gegendemonstranten – zumindest war dies mein Eindruck.
Die Stellungnahme von „wir bleiben alle“ [  http://wba.blogsport.de/images/KottiFlyer.pdf ] sowie der 1.Infobrief des Mietenstop-Bündnisses [  http://wba.blogsport.de/images/Miet_Info_1_180209.pdf ] wurde verteilt, es ergaben sich teilweise kontroverse Diskussionen.
Auch Steffen Geyer, bekannt als Sprecher der Hanfparade, war anwesend, um mit einem „Jugendschutz-Verbraucherschutz-Legalisierung“-Transparent und ein paar Interviews ein drogenpolitisches Statement abzugeben.

Die unterschiedlichen Standpunkte waren also deutlich auszumachen, auch fuer die anwesende Presse. Die musste tatsaechlich sich selbst, die umstehenden Polizisten und Gegendemonstrierenden als Teil der Kundgebung aufgefasst haben. Nur so ergibt sich eine Teilnehmerzahl von 80.

Der Anmelder Ercan Yasaroglu hielt eine Rede, in der er zwar einerseits mehr Engagement der Stadt fuer die Junkies forderte, damit diese „wie Menschen leben“ koennten. Der der Ansprache zugrunde liegende Ton war jedoch ziemlich aggressiv. Sie wären „bis jetzt demokratische Wege gegangen“, jedoch soll „in Kreuzberg dasselbe passieren, wie am Ku'damm und der Potsdamer Straße“, ansonsten würden Väter gegen Dealer und Konsumenten mit Gewalt vorgehen.
„Wir wollen ein dealerfreies Kreuzberg!“

Er kuendigte weitere Kundgebungen sowie eine Podiumsdiskussion fuer den kommenden Freitag an. [Den genauen Ort hatte ich leider akustisch nicht verstanden, evtl. kann hier jemand sinnvoll ergaenzen...].

Ploetzlich betraten weitere Gegendemonstranten die Szene, ausgestattet mit Schildern [„Junkies bleiben, Yuppies vertreiben!“ und „Schlipsträger nach Mitte!“].
Einige Kundgebungsteilnehmer stuerzten sich mit ihrem Transparent vor sie, versuchten, die Schilder zu verdecken und die Gegendemo am Weitergehen zu hindern, was auch zu energischen Diskussionen geführt hat – den Kundgebenden wurde [zu Recht] undemokratisches Verhalten vorgeworfen.

Die Kundgebungsteilnehmer wirkten sehr geladen und alles andere als diplomatisch.
Von dem in der Rede geaeuesserten Wunsch, durch Diskussion das Problem zu lösen, war nichts zu verspüren.

Es kam zu zwei Fronten, von denen auf einer lautstark „Dealer raus!“ gerufen wurde, auf der anderen „Mein Dealer ist mein Freund“.
Die anwesenden „Berichterstatter“ richteten eifrig ihre Kameras auf das Geschehen.

Noch bis etwa 15:3o wurde demonstriert, dann löste sich die Versammlung langsam.

Die „Initiative Kottbusser Tor“, die die Kundgebung angemeldet hatte, trifft sich jeden Dienstag um 18:oo Uhr in einem „Anwohnerstützpunkt“ in der Skalitzer Str. 133.
Die Kundgebung wird sicher nicht ihre letzte Aktivitaet gewesen sein – für Interessierte mit Diskussions- und Empoerungsbedarf könnte es spannend sein, dort vorbeizusehen...

Künstlerische Auseinandersetzung mit dem KT

KH 23.02.2009 - 08:35
 http://www.youtube.com/watch?v=fWY8gJdgGUc

Ein kleiner deutsch-türkischer Beitrag zum Kottbusser Tor aus Sicht von jungen männlichen türkischstämmigen Mitbürgern (vielleicht nicht ganz politisch-korrekt, dafür aber sehr interessant).

von wegen verschweigen

(muss ausgefüllt werden) 23.02.2009 - 12:05
sagt mal, was lest ihr denn für zeitungen, hm?

von wegen protest verschwiegen, sucht mal anständig.

 http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/1/kampf-um-bleiberecht-fuer-junkies/


(naja, chatter...)

auch die taz

kritiker 23.02.2009 - 16:54
1. zur kitik nicht alle artikel gelsen zu haben: auf den zeitpunkt der veröffentlichung achten! die taz ist erst heute erschienen... auch im berliner kurier war, nach der veröffentlichung obigen indy-artikels, von zwischenrufen und btw handgreiflichkeiten zu lesen (btw der betroffene weigerte sich seinen namen gegenüber dem redakteur anzugeben)

2.auch der taz artikel ist medienbetrug so wird der artikel mit folgenden worten eingeleitet:
"Rund 80 Anwohner demonstrieren für ein drogenfreies Kottbusser Tor. Doch Kiez-Aktivisten halten dagegen - sie wollen keine Verdrängung. VON ADÉLA JUREÈKOVÁ"
immerhin wird auf gegendemonstranten hingewiesen. das ist schon was. aber nicht alles. mir ist klar, dass die besitzer der zeitungen druck ausüben. immerhin: der taz-artikel ist der informativste der in der bürgerlichen (partei-) presse erschienen ist, zu diesem anlass.

3. steffen geyer:
im netz ist ein handy-video zu finden, von dem was er auf der kundgebung sagte:
 http://blog.rebellen.info/2009/02/21/demo-drogen-weg-vom-kottbusser-tor/
"junkies sind wie atomkraftwerke, niemand will sie vor seiner haustüre haben."
diese aussage finde ich zum kotzen! vielleicht hat er was anderes gemeint, aber wichtiger als seine meinung an dieser stelle ist, was die rezipienten verstehen.

nein steffen! junkies sind nicht wie atomkraftwerke. atomkraftwerke gefährden viele und vieles und fast soviele wollen, dass diese verschwinden. junkies hingegen gefährden höchstens sich selbst. ich will keine atomkraftwerke vor meiner tür. mit junkies habe ich schon zusammen gewohnt, zusammen gelebt, zusammen gearbeitet und drogenpolitisch engagiert aktionen organisiert. manchmal hat sogar eines dieser "gefährlichen monster" vor der tür gestanden... ehrlich: fühlte sich ganz anders an als ein atomkraftwerk.

andererseits: ich kenne deine stromverkäuferin nicht - vielleicht solltest du dir einen anderen stromdealer- und künftig von derart missglückten vergleichen abstand- nehmen.



wahnsinn. medienbetrug.

(muss ausgefüllt werden) 23.02.2009 - 23:50
 https://www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/2009/02-24/014.php

hm.hm.

ja und was auf veröffentlichung achten. zum arbeitsvorlauf für die leute, die die artikel machen, schon mal ein bißchen informiert?

medienbetrug.

ich find´s halt ein bißchen reißig (reißerisch schreiben zu viele zu häufig, also: reißig), die überschrift. ein bißchen a lá alternativBILD.

wenn man das mal sagen darf.

gemeint ist: es geht ein bißchen sorgfältiger.

lies mal die uhrzeit

@(muss ausgefüllt werden) 23.02.2009 - 12:0 24.02.2009 - 15:11
Hej Teilnehmer, dir ist nicht zufällig aufgefallen, das der taz artikel am gleichen tag wie der beitrag rausgekommen ist? nur zufällig 10 stunden vorher? ... da ist noch nichts mit taz berichterstattung, da wird am wochenende wohl nicht gearbeitet..

aber erstmal chatter doof anmachen, typisch

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Aha — Mathilde

haha — belzebub

prohibition — smyrna

Was auch noch geschah — Dagewesener

@Dagewesener — auch da

ALLES SCHWABENTÜRKEN!!! — usgefüllt werden)

Oh Gott — Michael

Junies und Atomkraftwerke — Steffen Geyer