Dresden 13. / 14. Februar: Mit einem Handy und ein bisschen Mut...

ra0105 21.01.2009 16:01 Themen: Antifa
Noch etwas mehr als 3 Wochen sind es noch, dann ist es wieder soweit. Tausende von Nazis werden in Dresden versuchen zu marschieren, sie werden die Geschichte verdrehen wollen, aber sie werden auch gehörig Gegenwind bekommen. Geh-Denken hofft auf 15.000 Teilnehmern bei ihrer Demonstration und mobilisiert bundesweit ebenso wie die beiden antifaschistischen Bündnisse No Pasarán und 'Keine Versöhnung mit Deutschland'. Das Ziel für den 14. Februar scheint klar zu sein, man will den vermutlich europaweit größten Naziaufmarsch nicht mehr einfach hinnehmen. Nicht nur auf den Straßen sächsischen Landeshauptstadt dürfte es heiß hergehen auch im Hintergrund werkeln viele fleißige Personen, um den 13. und 14. Februar zu einem Erfolg zu verhelfen. Auch in diesem Jahr wieder mit dabei, der Handy-Ticker.
Ein Interview mit einem der Verantwortlichen, über den ersten Skandal in Dresden über den sonstigen Stand der Dinge.

[Der Ticker und der 13. / 14. Februar]

ra0105: Danke das du Dir die Zeit genommen hast, gleich zu ersten Frage: Welche Vorteile bietet mir der Handyticker als Demogänger?
Peter: Ein Vorteil ist mit Sicherheit, dass du dich rund um die Uhr informieren kannst. Insbesondere wenn es grad Schlag auf Schlag geht, wird der Ticker teils minütlich aktualisiert. Ohne Ticker müsste man ständig das Infobüro anrufen. Das ist aber erstens sehr teuer und zweitens ist ein Infotelefon immer zur genauen falschen Zeit besetzt.
ra0105: Das kommt mir tatsächlich sehr bekannt vor, wie sieht es aber mit den Kosten aus?
Peter: Der Handyticker ist meistens wesentlich billiger als sms oder gar ein Anruf. Prinzipiell handelt es sich um einen Volumentarif, das heißt ihr zahlt nur das was ihr euch runterladet. Genau deswegen halten wir die Nachrichten sehr schlank. Bilder von Blockaden wird es bei uns sicher nicht geben. Erfahrungsgemäß liegt man selbst bei intensivem Gebrauch meist bei deutlich unter 5€ pro Event. Im Zweifelsfall sollte man sich vielleicht noch einmal seinen Mobilfunkvertrag zur Gemüte führen.
ra0105: Welche Infos kommen über den Ticker?
Peter: Kurz gesagt, alles das was dir sonst das Infotelefon erzählt hätte.
ra0105: Und etwas länger...
Peter: Es geht los mit Tipps zur Anreise, dann eben immer die aktuellen Informationen zum Demogeschehen. Wo grad die Nazis sind - falls sie überhaupt loslaufen. Wichtig ist halt sich zu vergegenwärtigen, dass alle zum gleichen Zeitpunkt den gleichen Informationsstand haben können, wir jeden der es will ereichen, das war mit der herkömmlichen Infostruktur eines Infotelefons gar nicht leistbar.
ra0105: Wie geht das jetzt mit meinem Handy?
Peter: Das kann so nicht beantwortet werden. So gut wie alle Handys, die in den letzten fünf Jahren verkauft wurden, haben einen integrierten Browser, allerdings unterscheidet sich die genaue Funktionsweise von Mobile zu Mobile. Schaut im Handbuch nach, fragt Leute, die dasselbe Modell haben oder im Handyladen. Letztlich funktioniert es wie jeder Webbrowser, nur dass die Darstellung für die kleinen Handydisplays optimiert ist.
Meistens findet man es aber auch einfach durch ausprobieren heraus. Bei den meisten Mobiles verbindet man sich eh meist schon aus Versehen mit dem Internet. Dann einfach nur noch herausfinden wie man die Adresse eingeben kann und dann kann es eigentlich auch schon losgehen.
ra0105: Welche Vorteile siehst du noch?
Peter: Auch wenn nicht verschlüsselt übertragen wird, ist die Sicherheit durchaus ein gutes Argument. Der Zugriff erfolgt bei den meisten Telefongesellschaften über ein Proxy, also erstmal anonym. Auch wir loggen nicht mit, Telefonnummer werden sowieso grundsätzlich nicht übertragen.
ra0105: Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Ticker bisher gesammelt
Peter: Sehr gute! Vor allem das leidige Thema der Gerüchtebildung kann somit wirkungsvoll begegnet werden, Wir haben den Eindruck, dass grundsätzlich viel mehr Menschen auf den aktuellen Stand sind. Und in der Vergangenheit, waren wir mit unseren Infos manchmal sogar schneller als Polizei. Grundsätzlich aber wird der große Vorteil von Team-Green einfach immer besser informiert zu sein abgebaut.
ra0105: Das heißt von der technischen Seite her ist alles für den 13. Februar bereit?
Peter: Also wir von der Technik haben uns auf jeden Fall alle Mühe gegeben, jetzt muss es am Freitag und am Samstag nur noch auf der Straße klappen.
ra0105: Wird schon werden. Eine Frage zum Abschluss, dies mal ist die Adresse eures Ticker 'ticker.zapto.org'. Früher hattet ihr eine andere Url, was hat es damit auf sich?
Peter: Wir hatten in der Vergangenheit mehrfach die Erfahrung machen müssen, dass unser Internetprovider just vor wichtigen Ereignissen "technische Probleme" bekommen hat, so dass unsere Standleitung zum Internet down war. Am Auffälligsten war es 2008, als die Leitung kurz vor dem 13.2. ausfiel und dann noch am Abend kurz nach Beendigung der Aktion wieder lief. Die Angaben des Providers für den Grund der Ausfälle sind oft widersprüchlich. Haben wir sie am Anfang noch geglaubt, so gehen wir inzwischen nicht mehr von Zufällen aus. Beweisen können wir es indes natürlich nicht. Diese Erfahrung müssen wir jetzt seit gut fünf Jahren immer wieder machen. Deswegen haben wir uns entschlossen einen Server ausserhalb der EU ohne Zugriffs- und Amtshilfemöglichkeiten für unsere Behörden zu beschaffen.

[Wem gehört der Hauptbahnhof?]


Während die Infostruktur für das Wochenende bereits zu stehen scheint, droht der Antifademo Ungemach. Erste Gespräche mit dem Ordnungsamt verliefen nach Angaben von 'No Pasaran' wenig zufriedenstellend. Der Hauptbahnhof, geplanter Auftaktort der Demo, steht den Antifaschisten vorerst nicht zur Verfügung. Stattdessen wurde der Startpunkt auf die andere Elbseite, in die Dresdner Neustadt, verlegt, von dem es aus in die Dresdener Innenstadt gehen soll.
Ein Grund gab das Ordnungsamt zunächst nicht an und so schossen Spekulationen ins Kraut. Vor wenigen Tagen die Gewissheit, die Nazis mobilisieren in diesem Jahr zum Hauptbahnhof. Heike Schneider, Sprecherin des Bündnis 'No Pasaran' spricht von einem Skandal und kündigt an, dass gegen diese Entscheidung gerichtlich vorgegangen wird.


[Nach der Arbeit das Vergügen]


Nach einem erfolgreich verlaufenen Tag, laden Antifaschisten dann zu einer After-Showparty ein. 'The toten Crackhuren im Kofferraum' (Elektro), 'Egotronic' (Elektro), 'Feine Sahne Fischfilet' (Skapunk), 'Kaputt Krauts' (Punk) und 'Total Konfus' (Punk) werden in der Chemiefabrik spielen und auch noch in den Abendstunden für eine heiße Atmosphäre sorgen.

Wer sich über Infoveranstaltungen in und Anreiseinformationen aus seiner Region informieren will, kann das in dieser Übersicht von No Pasarán tun.
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Ergänzungen

bse

bse 21.01.2009 - 16:57
Handys können wunderbar geortet werden, auch im Nachhinein. Ergo können dadurch einerseits Bewegungsprofile "verdächtiger" Personen erstellt werden, es lässt sich aber andererseits auch prima als Beweis benutzen, wenn es darum geht, ob sich eine Person zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort befindet. Das mag für eine Großdemo zwar erstmal nicht relevant sein, bei allen anderen Aktivitäten heißt es aber: Handys zuhause lassen oder Akku raus.

@bse

möglichkeit 21.01.2009 - 17:19
Volle Zustimmung, es gibt aber die Möglichkeit entweder über Sim Karten Tauschbörsen, oder bei Discountern Simkarten zu bekommen die nicht auf den eigenen Namen registriert sind.

Nazis

Auskenner 21.01.2009 - 17:38
Die Nazis starten normalerweise am Zwinger, das ist in der Nähe der Semperoper. Offensichtlich haben die diesmal vom Ordnungsamt den Platz vor dem Hauptbahnhof zugewiesen bekommen, weil im Bereich ihres sonstigen Startpunktes schon zuviele bürgerliche Gegenaktivitäten stattfinden und No Pasarán wurde dann demzufolge auch einfach vom Ordnungsamt woanders hin verlegt.

sim karte

egal 21.01.2009 - 18:07
Immer diese Sim Karten Paranoia. Es ist zwar technisch möglich Handy zu orten Bewegungsprofile zu erstellen etc. allerdings verfügt die deutsche Polizei bei weitem nicht über die Mittel und Kapazitäten um das bei mehr als 3 oder 4 Leuten gleichzeitig zu betreiben. Lieber Handys anlassen und dadurch besser organisieren können. Dieses pseudowissenschaftlichen Technik Gequatsche bekommt in letzter Zeit immer bizzarere Auswüchse. In Heiligendamm wollte mir jemand erzählen, dass man beim Überflug eines Bullen Helis sofort den nächsten BAum umarmen müsse, da dieser durch seine Eigenwärme eine Erfassung mit Wärmebildkameras seitens der Bullen erschwert. Andere haben sich bei nächtlichen Aktionen in Alufolie eingewickelt (hab ich tatsächlich mehrfach gesehen).

Abwägung

Torsten 21.01.2009 - 19:50
Also wenn ich abwägen müßte, entweder kein Handy und infolos, oder Handy am Mann und den Nazis entgegenstellen ... dann würde ich mich immer wieder für das letztere entsscheiden.
Von mir aus können die Bullen ruhig wissen das ich GEGEN NAZIS bin !!!

Für sichere Anfahrt aus Berlin !

IsDochEgal 21.01.2009 - 20:20
Also, mensch trifft sich um 7 Uhr am 14.2 im berliner Hauptbahnhof um geschlossen nach Dresden zu fahren.

Nach meiner Information ist das die Regionalbahn RE 38345, die um 7 Uhr 27 auf Gleis 3 losfährt. Mit der fahren wir bis Elsterwerda, um von da aus die Bahn RB 17611 nach Dresden zu nehmen, wo wir ca. um 10 Uhr 46 ankommen.

Zu empfehlen ist das Wochenendticket zu kaufen, welches an allen Verkaufsstellen der Bahn zu bekommen ist. Damit kann mensch mit einer Gruppe von bis zu fünf Personen nach z.B. Dresden fahren. Der ganze Spaß kostet 39 €. Wenn Ihr mit einer Gruppe von fünf Personen fahrt, kostet das also jeden von Euch ca. 8 €.


(Alle Angaben, wie immer, ohne Gewähr :DD)

letztes jahr

dd-autognom 21.01.2009 - 20:26
wollte man auch keine antifas westlich der elbe. wir haben uns das nicht bieten lassen.also werden wir uns das auch dieses jahr nicht bieten lassen.

...

ra0105 21.01.2009 - 20:44
Was wird hier diskutiert? Der Ticker ist natürlich nichts für Paranoiker und andere Leute. Der Ticker ist für die, die normalerweise ein Infotelefon anrufen würden. Man hat in Dresden und auch in vielen anderen Städte gut Erfahrungen mit dem Ticker gemacht. Einige Erfolge wären ohne Ticker wohl nicht möglich gewesen. Nicht zufällig hat die Polizei im letzten Jahr Handys beschlagnahmt:  http://de.indymedia.org/2008/02/208590.shtml

Ob mit oder ohne Handy. Am 14.02.09 sind alle mit dabei, wenn es heißt: No Pasaran! - Sie kommen nicht durch!

Radio bringt auch Infos

Welle 22.01.2009 - 10:54
Das freie Radio in Dresden hatte auch immer eine Berichterstattung gemacht, wem das mit dem Handyticker doch zu kompliziert ist, kann ein Radio mitbringen. (möglichst ein gutes, da der Empfang nicht so irre gut ist ).
Coloradio 98,4 & 99,3 MHz

handyortung

schäubles alptraum 22.01.2009 - 13:36
die bullen können sogar einen "phantomfunkmasten" erstellen, der steht dann in einem großen transporter drinne und sendet die stärkeren signale, sodass sich alle handys in der nähe (ka welchen umkreis) sich dort anmelden. für euch auf eurem display nicht sichtbar zu erkennen, aber für die bullen sehr gut zu orten. wurde in der brd schon öfter zur überwachung benutzt. quelle ccc kongress 2007

lala

lala 22.01.2009 - 13:46
es gibt auch die möglichkeit ein handy in den "flugzeug-modus" zu stellen. damit sind auf jeden fall keine telefonate notwendig, weil gewisse strahlungen ausgestellt werden. ob das was bezüglich der ortung bringt, weiß ich nicht. es ist aber zu empfehlen diese funktion nach möglichkeit zu benutzen. alu-folie könnte sicherlich auch etwas bezwecken.

außerdem ist ein handy mit kamera ein durchaus nützliches werkzeug. wenn mensch so tut, als sei er oder sie am telefonieren, also das handy ans ohr halten, dann ist es möglich filme oder auch bilder von nazis, bullen und zivis völlig unbemerkt zu machen. bestes beispiel ist, wie jemand aus hamburg beim antira-camp damit zwei zivis am flughafen wunderbar ablichten konnte, oder jemand anders videos vom nazi-laden "brevik" gemacht hat, um denen einen eindruck zu ermitteln, die nicht in die passage rein konnten. außerdem sind handy dazu nutzbar bei festnahmen oder bullen-aktionen beweise zu filmen. dass die bullerei selbst an den inhalt kommt, steht in der schwebe. laut einem urteil vom verfassungsgericht aus dem februar 2005? ist dies nur erlaubt, wenn es um schwere straftaten geht. es ist also abzuwarten, ob vor gericht solche beweismittel überhaupt genutzt werden dürften. und wenn nazis gefilmt werden, ist es ja egal für die, die gefilmt haben.

wer befürchtet geortet zu werden usw. ist meiner meinung nach ein bisschen paranoid. das passiert nicht einfach mit allen, die auf eine demo gehen.

Zweithandy ohne WAP

twitter-fan 25.01.2009 - 17:56
Ich fände es gut, wenn als Alternative ein SMS-Ticker angeboten wird (am 1.5. in HH hat sich twitter ja eigtl ganz gut bewährt). So kann man dann wählen:

- Die oder der eine kommt mit normalem Handy und möchte nicht geloggt werden, benutzt also den WAP-Ticker.

- Die oder der andere kommt mit Demohandy, welches anonym ist und eh geloggt wird, aber ist ja auch nur Demohandy. Das Demohandy ist allerdings so alt, dass es noch kein WAP besitzt und dies ist auch im Prepaid-Vertrag recht teuer. So entscheidet sich die-/derjenige für den SMS-Ticker.

Wär das nicht was?

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recht — schreibung

Wegen Handyortung — Technikassistent

Nachtrag Handyortung — Technikassistent

Über Handys... — vorsicht ist die mutter der antirepression...

Handys orten — geht nich

gosh — handyorter

Genervt vom Nurdtum — selber Nurd

Tolle Technik — Handy

@lala — pupsi