"Polarstern" auf umstrittener Forschungsreise

Dr. Alexander von Paleske 12.01.2009 02:11 Themen: Blogwire Ökologie
Das deutsche Forschungsschiff "Polarstern", zur Zeit auf Forschungsreise zwischen Argentinien und der Antarktis, plant ein Experiment mit unvorhersehbaren Folgen. "LOHAFEX" verstößt gegen das internationale Verbot der Meeresdüngung. Das deutsche Umweltministerium erhob keine Einwände.
Das deutsche Forschungsschiff Polarstern befindet sich zur Zeit auf einer Forschungsreise zu einem Seegebiet zwischen Argentinien und der Antarktis.

An Bord: 50 Wissenschaftler aus Deutschland, Indien, Italien, Chile, Frankreich und Großbritannien.

Außerdem: 20 Tonnen Düngemittel. Die sollen in dem vorgesehenen Seegebiet ins Meer gekippt werden. Bei den Düngemitteln soll es sich u.a. um Eisensulfat handeln.

Name der Mission: LOHAFEX.[1]

Ziel der Mission: Das Phytoplankton[2]-/Algenwachstum anzuregen, um zu sehen, ob dies dann als Fänger für Kohlendioxid aus der Atmosphäre dienen kann.

In der vergangenen Woche machte das Schiff in Kapstadt/Südafrika fest, der letzten Station vor dem „Experiment“ das nach Angaben von Umweltgruppen unvorhersehbare Folgen haben könnte.

Sie behaupten, wie die südafrikanische Sonntagszeitung „Sunday Times“ meldet[3], dass das ganze Forschungsvorhaben einen Verstoß gegen das Verbot der Meerdüngung darstellt, eine UN-Konvention, die ironischerweise unter der Federführung Deutschlands im Mai 2008 abgeschlossen wurde.

Das African Centre for Biosafety in Johannesburg bat deshalb den Umweltminister Südafrikas, Marthinus van Schalkwyk, das Auslaufen des Schiffes zu verhindern. Vergeblich, da die Experimente außerhalb der Hoheitsgewässer Südafrikas durchgeführt werden sollen.

David Santillo von Greenpeace International bemerkte:

„There is a huge danger we are facing ... as a global society we put our faith in something that is at best speculative and at worst highly damaging to ocean ecosystems.”[4]

Das deutsche Umweltministerium hatte keine Einwände erhoben, wie NatureNews berichtet.[5]

Selbst wenn dieses Experiment keinen Schaden anrichtet, was keineswegs sicher ist, dann gibt es gleichwohl nur zwei Wege, die CO2-Belastung herunterzufahren, nämlich einerseits den Ausstoß drastisch zu verringern und andererseits der weltweiten Rodung der Regenwälder in Lateinamerika, Afrika und Asien Einhalt zu gebieten.

Die Ozeane in ein Algenmeer zu verwandeln dürfte sicher keine Alternative sein.

[1]  http://www.nio.org/projects/narvekar/smetacek_naqvi.pdf
[2]  http://de.wikipedia.org/wiki/Phytoplankton
[3]  http://www.thetimes.co.za/PrintEdition/News/Article.aspx?id=915801
[4]  http://www.climateark.org/shared/reader/welcome.aspx?linkid=115088
[5]  http://www.nature.com/news/2009/090109/full/news.2009.13.html
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Ergänzungen

Rettet die Haie!

Anarcho 12.01.2009 - 05:34
Das ist mal wieder typisch, anstatt sich dem eigentlich Grund zu widmen, werden dubiose Experimente durchgeführt, aber einem einträglichen Geschäft wollte der Staat ja noch nie im Weg stehen.

Denn der Hauptgrund dafür das es immer weniger des CO²-Filterndes Plankton gibt, ist die Tatsache das sich mit Haiflossen izwischen mehr Geld machen lässt als mit Drogen. Um genau zu sein ca. 300$ pro Pfund, was zu ca. 200.000.000 wegen ihrer Flossen getöteten Haien pro Jahr führt.

Als wäre das an sich noch nicht schlimm genug, sind es die Haie die den Bestand der "Planktonfresser" regulieren, was zunehmend weniger passiert, weswegen logischer Weise immer größere Populationen auf die Nahrungsequelle Plankton zurück greifen. Was uns am Ende alle den Kopf kosten wird, denn Plankton filtert mehr CO² bzw. produziert mehr Sauerstoff, als die Pflanzen auf dem Land.


 http://www.sharkproject.org/

 http://www.dpnd-tauchen.at/sharkproject/Oekosystem.pdf

 http://www.sharkwater.de/

alter hut

labertasche 12.01.2009 - 10:54
das ganze gabs schon n paar mal:

"Derartige Eisendüngungs-Experimente sind bereits dreimal durchgeführt worden: zweimal im Äquatorialen Pazifik und einmal im Südlichen Ozean. Bei den bisherigen Experimenten wuchsen die Planktonalgen schnell und bauten in wenigen Tagen zehnmal mehr Biomasse auf als im benachbarten, ungedüngten Wasser. Die Ergebnisse haben eine Reihe von Fragen aufgeworfen, die während des aktuellen Projekts untersucht werden sollen. So vermehrten sich in allen gedüngten Gebieten nur Kieselalgen, obwohl das Wachstum anderer Algen ebenfalls durch die Eisenzufuhr angeregt wurde. "

quelle:  http://www.3sat.de/nano/cstuecke/11588/index.html

Die Meere

Nixpeil 12.01.2009 - 14:27
20 Tonnen Dünger ins Meer zu kippen um die Auswirkungen dessen zu messen richtet keinen Schaden an im Vergleich zu dem was sonst weltweit zeitgleich ins Meer verklappt wird.

Fraglich ist nur der Grund warum die das machen wollen. Weltweit ein einziges Algenmeer produzieren und somit die Ozeane auchnoch dem menschlichen Treiben unterzuordnen wie es an Land schon lange geschehen ist?

Zu dem Thema ist das Buch "Der Mensch" von Wolf Schneider sehr zu empfehlen, also wens interessiert...

Woher?

Buba 12.01.2009 - 16:58
mit ein paar Tonnen Eisensulfat wird die Sache nicht erledigt sein. Wenn man den Klimawandel tatsächlich durch verstärktes Algenwachstum aufhalten will, benötigt man enorme Mengen an Eisen. Woher soll das denn bitte kommen? Wenn man soviel Dünger industriel herstellen will, stößt man dabei wieder riesige Mengen an Kohlendioxid aus. Außerdem müsste man jemanden finden, der das bezahlen wird. Klar, dass die Düngemittelindustrie so ein Projekt ganz toll findet aber lösen wird man die Klimaprobleme damit sicher nicht

Von nichts eine Ahnung.....

Chroococcales 12.01.2009 - 19:36
...aber zu allem eine Meinung.
Was habt ihr den nun für ein Problem mit 20t Eisensulfat und anderer Nährstoffe? Diese befinden sich schon Megatonnenweise in den Ozeanen, und zwar völlig ohne Menschliches zutun. Wenn man nun feststellen möchte wie sich diese genau auf das Wachstum des Phytoplankton auswirken wird dies nimandem Schaden. Dafür könnten man vieleicht Hilfsmittel finden der übersäuerung der Ozeane etwas entgegen zu wirken.

Versuch gestoppt

Othello 14.01.2009 - 08:20
Spiegel Online berichtet:

Umweltschützer behindern Algen-Großversuch

300 Quadratkilometer künstliche Algenblüte sollte das deutsche Schiff "Polarstern" erzeugen - um herauszufinden, wie die Ozeane künftig mehr klimaschädliches CO2 aufnehmen können. Doch nun müssen die Forscher ihr Experiment aussetzen: wegen der Kritik von Umweltschützern.

 http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,601096,00.html

forschung und zweck

sputnik 14.01.2009 - 22:17
ich muss mich hier zunächst der bemerkung von "hein blöd" anschließen denn sein letzter satz ist genau die frage die hier im kern zu stellen ist.

nun folgt jedoch leider wieder ein apell wie schon so oft an viele indy user/innen doch bitte nicht nur mit halbwissen um sich zu werfen.
zum glück wurde der sinnlose beitrag von dem user der das buch "der mensch" bewarb wieder gelöscht. für ökofaschismus und sei es auch nur einen latenter versteckten humoresken ansatz sollte hier schließlich kein forum sein. (sog. kausalketten wie: menschen seien die parasiten der erde oder gar die "hautkrankheit" wie es zb sogar am bf zoologischer garten in berlin an einer wand als "kunstwerk" zu lesen steht müssen kategorisch durchbrochen werden.)

deswegen ist es aber genau wie zb "Buba" bereits anmerkte um so wichtiger zu hinterfragen wessen absichten hinter diesem versuch stecken.
daß es sich nämlich nicht um ein reines öffentliches forschungsprojekt im sog. dienste der menschheit handelt ist unter diesen systemarischen bedingungen sonnenklar. daß die brd jedoch endlich einmal wieder ein umweltforschungsprojekt dieser größenordnung unterstützt könnte fast schon als positiv gewertet werden. denn, es gilt leider, ohne forschung keine ergebnisse.
ob diese nicht jedoch auch in einem laborexperiment unter nahezu gleichen bedingungen wie unter den quasi-natürlichen vor ort wäre eine andere frage.
ob sich damit erhofft werden kann die "übersäuerung der ozeane" zu stoppen sollte allerdings bereits mithilfe von gängigen bio-chemie-büchern zu beantworten sein.

nun noch eine kleinigkeit zu den "haien"...
täglich werden die meere leergefischt. riesige fangflotten mit treib-schleppnetzen durchkämmen alle ebenen und gewässerschichten. wo ist da noch der feine unterschied in der sog. nahrungskette zu machen?

genauere antworten zu solchen fragen liefern sachbücher von ozeanographi/innen, meeresbiolog/innen, klimatolog/innen usw.
wer es einfacher haben will liest populärwissenschaftliche sekundärliteratur dazu zb (keine werbung) ein viel diskutiertes buch vom sog. forum für verantwortung, aus dem fischer verlag (viel in der taz beworben), was wegen seiner neoliberalen tendenzen und teils sehr reformistisch konformistischen aussagen sehr kritisch zu betrachten ist aber die wissenschaftliche thematik sehr gut verständlich macht: stefan rahmsdorf / katherine richardson; wie bedroht sind die ozeane? biologische und physikalische aspekte.

vielleicht schlägt das experiment sowieso fehl und die erhoffte algenkonzentration reicht nicht aus um die bindung des sog. klimagases wirklich zeigen zu können. es kann nämlich ziemlich lange dauern bis überhaupt ein absinken auf den meeresboden in messbaren dimensionen zu verzeichnen sein wird. ich halte das experiment allein daher schon für unsinn und reine geldverschwendung.

womit wir wieder beim anfang und der frage nach dem warum, wofür sind?
dieses forschungsunternehmen wird garantiert nicht nur ein algenexperiment machen.
dafür ist die polarstern viel zu gut ausgerüstet und kostet zu viel. es sollen wahrscheinlich noch so einige andere messungen gemacht werden die aufschluß darüber geben sollen wie schnell und inwiefern überhaupt sich das klima und damit alle umweltbedingungen auf der erde verändern und verändern können. verkürzt ausgedrückt wird sowas immer gern in der presse heruntergespielt weil eh davon ausgegangen wird daß das wissenschaftslatein kein/e normalverbraucher/in versteht...
die regierung wollte mit dieser mission wahrscheinlich nur ihre weste weißeln um als weltweiter technokratischer vorreiter des sog. klimaschutzes dastehen zu können.

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