Haaretz: Inner-israelische Diskussion über Doppelmoral

Hilfsübersetzer 10.01.2009 03:00 Themen: Militarismus Weltweit
Einblick in eine inner-israelische Diskussion über Doppelmoral
'Die Zeit der Rechtschaffenen' von Gideon Levy
Übersetzung aus Haaretz (linke israelische Tageszeitung) vom 09.01.09
"Dieser Krieg offenbart, vielleicht mehr als seine Vorgänger, die wirklich tiefen Venen der israelischen Gesellschaft. Rassismus und Hass erheben ihre Häupter, [...]"
Die Zeit der Rechtschaffenen
von Gideon Levy

Dieser Krieg offenbart, vielleicht mehr als seine Vorgänger, die wirklich tiefen Venen der israelischen Gesellschaft. Rassismus und Hass erheben ihre Häupter, so wie der Impuls nach Rache und der Durst nach Blut. Die "Neigung des Kommandeurs" in der israelischen Armee (IDF) ist es jetzt "soviele wie möglich zu töten" wie die Militärberichterstatter im Fernsehen es beschreiben. Und selbst wenn sich das auf Hamas-Kämpfer bezieht, ist diese Neigung immer noch abschreckend.

Die ungezügelte Aggression und Brutalität werden gerechtfertigt als das "Ausüben von Vorsicht": die furchterregende Balance des Blutes - ungefähr 100 tote Palästinenser für jeden getöteten Israeli - lässt keinerlei Fragen aufkommen, als ob wir uns entschieden hätten dass ihr Blut ein hundert mal weniger wert ist als unseres, als eine Bestätigung des uns innewohnenden Rassisnus.

Rechte, Nationalisten, Chauvinisten und Militaristen sind der einzig legitime 'gute Ton' in der Stadt. Belästige uns nicht mit Menschlichkeit und Mitleid. Nur an den Rändern des Camps kann eine Stimme des Protestes vernommen werden - illegitim, vom Scherbengericht ausgeschlossen und ignoriert von der Berichterstattung der Medien - von einer kleinen aber tapferen Gruppe von Juden und Arabern.

Neben all dem ertönt eine andere Stimme, vielleicht die schlimmste von allen. Dies ist die Stimme der Gerechten und Heuchler. Mein Kollege, Ari Shavit, scheint ihr redegewandter Sprecher zu sein. Diese Woche schrieb Shavit hier ("Israel muss seine medizinische Hilfe für Gaza verdoppeln, verdreifachen, vervierfachen", Haaretz vom 7. Januar): "Die israelische Offensive in Gaza ist gerechtfertigt ... Nur eine unmittelbare und großzügige humanitäre Initiative wird beweisen, dass wir uns sogar während der brutalen Kriegführung, die uns aufgezwungen wurde, daran erinnern, dass dort menschliche Wesen auf der anderen Seite sind."

Für Shavit, der die Gerechtheit dieses Krieges verteidigte und darauf bestand, dass er nicht verloren werden darf, ist der Preis immateriell; so wie die Tatsache, dass es keine Siege in solchen ungerechten Kriegen gibt. Und er wagt, im gleichen Atemzug, "Menschlichkeit" zu predigen.

Wünscht sich Shavit für uns zu töten und zu töten und dann Feldlazarette aufzubauen und Arzneimittel zu schicken, um die Verwundeten zu pflegen? Er weiß, dass ein Krieg gegen eine hilflose Bevölkerung, vielleicht die hilfloseste auf der ganzen Welt, nur grausam und widerwärtig sein kann. Aber diese Leute wollen immer herauskommen und dabei auch noch gut aussehen. Wir werden Bomben auf Wohngebäude werfen und dann werden wir die Verwundeten im Ichilov [Krankenhaus in Tel Aviv; Anmerkung des Übersetzers] behandeln; wir werden dürftige Fluchtplätze in UN-Schulen mit Granaten beschießen und dann werden wir die Behinderten in Beit Lewinstein [Reha-Klinik in der Nähe von Tel Aviv; A. d. Ü.] rehabilitieren. Wir werden schießen und dann werden wir weinen, wir werden töten und dann werden wir Tauerklagen ausstoßen, wir werden Frauen und Kinder niedermähen wie automatische Tötungs-Maschinen und wir werden auch unsere Würde bewahren.

Das Problem ist - so funktioniert es einfach nicht. Das ist haarsträubende Heuchelei und Selbst-Rechtfertigung. Diejenigen, die Brandrufe für mehr und noch mehr Gewalt loslassen ohne die Konsequenzen zu bedenken sind wenigstens ehrlicher dabei.

Man kann nicht beides gleichzeitig haben. Die einzige "Reinheit" in diesem Krieg ist die "Reinigung von Terroristen", was in Wirklichkeit bedeutet, schreckliche Tragödien zu säen. Was in Gaza passiert ist keine Naturkatastrophe, ein Erdbeben oder eine Überschwemmung, bei der es unsere Pflicht wäre und unser Recht den Betroffenen eine helfende Hand entgegenzustrecken und Rettungstrupps loszuschicken, so wie wir es so lieben. Zu allem Unglück sind all diese Disaster, die jetzt in Gaza geschehen sind von Menschen gemacht - von uns. Hilfe kann man nicht mit blutbefleckten Händen anbieten. Mitleid kann nicht aus Brutalität heraus erwachsen.

Aber es gibt immer noch welche, die beides wollen. Töten und unterschiedslos zerstören und auch gut dabei aussehend davonkommen, mit einem reinen Gewissen. Weiterzumachen mit Kriegsverbrechen ohne einen Sinn für die schwere Schuld zu haben, die sie begleiten sollte. Das braucht schon Nerven. Jeder, der diesen Krieg rechtfertigt, rechtfertigt auch alle seine Verbrechen. Jeder, der für diesen Krieg predigt und an die Gerechtigkeit des Massentötens glaubt, die er mit sich bringt, hat kein Recht irgendetwas über Moralität und Menschlichkeit zu äußern. Es gibt so etwas nicht wie gleichzeitiges Töten und Nähren. Diese Haltung ist eine genaue Repräsentation des grundlegenden, zweifältigen israelischen Befindlichkeit, die uns schon immer begleitet: Irgendeine Schlechtigkeit zu begehen, aber sich in unseren eigenen Augen als rein zu empfinden. Zu töten, zu beschädigen, auszuhungern, einzusperren und zu verletzen - und dabei im Recht zu sein wenn nicht sogar rechtschaffen. Die rechtschaffenen Kriegstreiber werden nicht in der Lage sein, sich diesen Luxus zu erlauben.

Jeder, der diesen Krieg rechtfertigt, rechtfertigt auch alle seine Verbrechen. Jeder, der ihn als einen Verteidigungskrieg betrachtet, muss die moralische Verantwortung für seine Konsequenzen tragen. Jeder, der jetzt die Politiker und die Armee ermutigt weiterzumachen, wird auch das Kainsmal tragen müssen, das nach dem Krieg auf seiner Stirn eingebrannt sein wird. Alle die den Krieg unterstützen, unterstützen auch den Schrecken/den Horror.

Aus: Haaretz (linke israelische Tageszeitung) Online-Ausgabe vom 09.01.09
 http://www.haaretz.com/hasen/spages/1054158.html
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Ergänzungen

KRIEGSGEGNER IM EIGENEN LAND

spiegelonline 10.01.2009 - 07:06
KRIEGSGEGNER IM EIGENEN LAND
Israel geht hart gegen Verweigerer und Demonstranten vor

Aus Tel Aviv berichtet Ulrike Putz

Sie sind eine Minderheit, aber ihre Zahl wächst: Israelische Kriegsdienstverweigerer machen mobil gegen die Militärangriffe im Gaza-Streifen. Der Staat reagiert mit Härte: Demonstranten werden festgenommen, Verweigerer landen im Knast.

Tel Aviv - Der Anrufer war eine Computerstimme: "Hier spricht die israelische Armee, dies ist der Ernstfall. Bitte geben sie zur Überprüfung ihrer Identität ihre Mobilisierungsnummer ein", sagte sie.
Noam Livne hielt sein Handy ans Ohr und wusste: Mit dem aufgezeichneten Marschbefehl hatte auch für ihn der Krieg begonnen. Doch würde er an einem anderen Schauplatz stattfinden als im Gaza-Streifen. Weil er den israelischen Waffengang gegen die Hamas ablehnt, würde er den Dienst an der Waffe verweigern. Dafür würde er vor Gericht kommen und ins Gefängnis, das wusste Livne. "Das ist ein Kampf, den ich bereit bin zu kämpfen."

Noch ist Livne auf freiem Fuß. Am Donnerstagabend steht der 34-Jährige mit etwa 250 anderen Israelis vor dem Verteidigungsministerium in Tel Aviv. "Wir weigern uns, in Gaza zu kämpfen", "Gaza zu zerstören produziert Terror" steht auf Schildern, die die Demonstranten hochhalten. Am Vortag hat die Reservisten-Organisation "Mut, sich zu verweigern" eine Anzeige auf Seite eins der israelischen Tageszeitung "Haaretz" geschaltet und zum Protest aufgerufen.
"Es ist wichtig, dass unsere Stimme gehört wird", sagt Arik Diamant von der Reservisten-Gruppe. "Wir sind die Leute, die wissen, was es heißt, zu kämpfen." Die meisten hier sind Mitte 30, fast alle haben in den besetzten Gebieten gedient, sagt Diamant. "Wir wissen, dass ein Krieg in einem dicht besiedelten Landstrich wie Gaza unmoralisch ist."

91 Prozent der Israelis unterstützen den Krieg
Am ersten Tag des Krieges gingen tausend Menschen in Tel Aviv gegen den israelischen Waffengang auf die Straße. Eine Woche später waren es zehntausend. Dass sich Zahl der Teilnehmer bei der für Samstag angesetzten nächsten Großdemo erneut drastisch erhöht, ist unwahrscheinlich: Das israelische Massenblatt "Maariv" veröffentlichte am Freitag eine Umfrage, in der nach der Meinung zum Krieg gegen die Hamas gefragt wurde. Rund 91 Prozent der Befragten gaben an, den Krieg zu unterstützen. Nur knapp vier Prozent erklärten, dagegen zu sein. Knapp fünf Prozent gaben an, keine Meinung zu haben oder nicht antworten zu wollen.
Tatsächlich sind auch nach zwei Wochen Krieg in Israel nur wenige Stimmen des Protests zu hören - und es sind immer nur dieselben. Unter den Demonstranten vor dem Verteidigungsministerium findet sich am Donnerstagabend kaum jemand, der zum ersten Mal auf die Straße gegangen ist. Fast alle Anwesenden sind Mitglieder von Menschrechts- oder Friedensgruppen. Seit Beginn des Krieges sehen sie sich beinahe jeden Abend. In Fahrgemeinschaften reisen sie nach Feierabend durchs ganze Land, um ihrer Stimme Gehör zu verschaffen.

Die Polizei greift hart gegen Demonstranten durch
Die Polizei greift hart durch: Etwa 600 Demonstranten wurden bislang festgenommen, 225 sitzen immer noch in Haft, 176 sind angeklagt, meist wegen Ruhestörung und Behinderung des Straßenverkehrs. Das schreiben Israels Medien in den wenigen Artikeln, die sich den Abweichlern widmen. Die israelische Polizei nannte auf Nachfrage von SPIEGEL ONLINE keine genauen Zahlen. "Es gibt mehr als 300 Verhaftete", sagte ein Polizeisprecher.
Keren Manor saß drei Tage lang im Gefängnis. Mit 18 Gleichgesinnten hatte sie sich vor einer Woche in die Einfahrt der Luftwaffenbasis Sde Dov gelegt. Alle trugen weiße Overalls, rote Farbe sollte das Blut unschuldiger Opfer symbolisieren. "Wir wollten die Piloten an ihre persönliche Verantwortung erinnern", sagt Manor.
Die Polizei habe alle Demonstranten verhaftet, obwohl diese nach Aufforderung durch die Beamten den Weg freigemacht hätten, sagt Manor, die den Vorfall auf Video dokumentiert hat. Erst nach drei Tagen seien sie freigekommen. "Wir hatten noch Glück, weil wir israelische Juden sind", sagt Manor. "Die meisten, die heute noch in Haft sitzen, sind Palästinenser mit israelischem Pass." Menschenrechtsorganisationen in Israel bestätigen, dass die meisten noch Inhaftierten israelische Araber sind.

Vom überzeugten Offizier zum Militärkritiker
Manor gehört eine Gruppe "Anarchisten gegen die Mauer" an. Die Anti-Kriegs-Demonstranten rekrutieren sich aus einer ganzen Reihe von Protestgruppen: Anarchisten, eine "Frauen-Koalition für den Frieden", selbst eine ultra-orthodoxe jüdische Sekte, die den Staat Israel und somit seine Kriege ablehnt, haben jeweils kleine Demos organisiert.
Vielen Israelis gelten die Aktivisten als Berufsquerulanten. Gerade deshalb sei es wichtig, dass der Protest vor dem Verteidigungsministerium aus dem Militär selbst heraus kommt, betont dessen Organisator Diamant. "Wir sind Soldaten, keine Spinner. Wir verweigern uns, nach Gaza zu gehen, weil wir schon früher solche Kämpfe geführt haben. Wir wissen, was sie anrichten", sagt der Refusnik – so werden die Verweigerer in Israel genannt.

In Israel gehört jeder Mann nach den obligatorischen drei Jahren Militärdienst bis zum Alter von 45 Jahren der Reserve an. In der Regel tun sie einen Monat im Jahr Dienst. Für den Krieg in Gaza sind über zehntausend Reservisten mobilisiert worden. Nur eine Handvoll hat verweigert. "Das liegt vor allem daran, dass die Armee sogenannte Querulanten gar nicht mehr einzieht", sagt Roi Yellin, Pressesprecher der Refusniks. Das Militär wolle vermeiden, dass eine größere Gruppe von Neinsagern Medienöffentlichkeit bekomme.

So war es während der zweiten Intifada ab 2001. Über 600 Reservisten verweigerten damals den Dienst in den besetzten Gebieten, unter ihnen 27 Kampfjet-Piloten. Das erregte Aufmerksamkeit, stieß Diskussionen an. "Das will die Armee auf jeden Fall verhindern."

"Die Besatzung ist Unrecht"
Es ist in Israel nicht sonderlich schwer, im Kriegsfall den Dienst an der Waffe zu umgehen. "Viele holen sich ein Attest vom Psychologen oder verreisen ins Ausland", sagt Noam Livne. Er wollte sich nicht wegducken. Also packte er nach seiner Mobilisierung am vergangenen Samstagabend seine Reisetasche und verabschiedete sich von Familie und Freunden. Er werde für ein paar Wochen weg sein, im Gefängnis, teilte er ihnen mit. Am nächsten Morgen fuhr er zu seiner Kaserne nach Haifa und sprach beim Kommandanten vor, erzählt er.

Er sei gekommen, um deutlich zu machen, dass er sich nicht drücke, dass er sich nicht verstecke, sagte Livne dem diensthabenden Offizier. Auch Livne hat einen Offiziersrang. Der Doktorand der Mathematik ist Leutnant der Reserve. Vor 15 Jahren, als er seinen Militärdienst antrat, sei er enthusiastisch gewesen und habe sich zu einer Kampfeinheit der Pioniere gemeldet, sagt er. Erst als er längst schon studierte und nur einmal im Jahr Reservedienst leisten sollte, änderte sich seine Haltung. "Ich habe verstanden, dass die Besatzung Unrecht ist." Die Entscheidung zu verweigern, sei ihm nicht leicht gefallen. "Unsere Organisation trägt den Mut nicht umsonst im Titel. In Israel ist es schwer, laut zu sagen, dass man gegen den Krieg ist und deshalb lieber ins Gefängnis geht."

Schon einmal saß Livne drei Wochen in Haft, weil er sich weigerte, Reservedienst zu leisten. Wie lange er dieses Mal sitzen muss, weiß er noch nicht, es werde wohl mindestens ein Monat. "Ich hoffe, die zehn Bücher in meiner Reisetasche reichen."


 http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,600398,00.html

Es gibt übrigens 3 Seiten in diesem Krieg

Mensch 10.01.2009 - 11:47
Es wird immer so getan, als gäbe es nur 2 Seiten und man habe sich gefälligst zu positionieren. Mal davon abgesehen daß es lächerlich ist, wenn sich deutsche Wohlstandskinder in einem Konflikt, den sie nur aus dem Fernsehen kennen aber nicht verstehen positionieren wollen, kann sich ein denkender und zivilsierter Mensch nicht auf die Seite einer terroristischen Organisation stellen, egal ob sie nun Hamas oder IDF heisst.
Die dritte Seite von der ich sprach, sind sie Zivilisten in Palästina und Israel, die von den Militanten beider Staaten ermordet werden. Es sind die Kinder und Jugendlichen, die von israelischer Armee oder fanatischen Sprengstoffgürtelträgern ihrer Chance zu leben beraubt werden. Es sind die palästinensischen oder israelischen Desateure, die als "Verräter" eingesperrt, misshandelt oder sogar ermordet werden, die in Wahrheit mutige Helden sind.
Ich finde es sehr wohltuend, daß sich zumindest Indymedia-Germany auf deren Seite stellt, was weder deutsche Linke noch andere Indymedia-Ableger schaffen. Leider artikulieren sich die Vernünftigen noch viel zu wenig, ja lassen sich sogar von den Hamas/IDF-Anhängern in eine Ecke drängen oder dazu sich rechtfertigen zu müssen und schliesslich zu schweigen. Vielleicht schaffen es die Vernünftigen aber doch noch, sich gut hörbar gegen jede Barbarei zu positionieren und eine echte progressive Friedensbewegung anzustoßen. Vielleicht sehen sie dann, daß sie gar nicht in der Minderheit sind, sondern bisher einfach nur leiser?


Und Eines noch: schon mal aufgefallen, daß die Nahostaktivität vieler Linker eine Ersatzhalndlung ist, weil man die Verhältnisse hierzulande eigentlich gar nicht ändern will? Wenn Israel und die Hamas nicht mal auf die UNO hören, werden sie sicher nicht auf ein paar deutsche Linke hören. Man kann sich also wunderbar abarbeiten, wichtig fühlen und sich sicher sein, daß jegliche Handlung keinerlei Auswirkung auf irgendwelche Ereignisse haben wird. Und darüber kann man vergessen, daß man die Verhältnisse hierzulande genauso wenig kritisiert und verändert wie jeder x-beliebige Spiesser. Und trotzdem kann man sich aber links fühlen. Schliesslich macht man ja "was". Schöne Aktivismus-Simulation. Und durchs gegenseitig kloppen darum, ob Hamas oder IDF "die Guten" seien, hat man sogar eine echtes Gefühl, in einen brisanten Konflikt an forderster Front zu kämpfen. Was für ein Spass.

Linke Zeitung?

ori 10.01.2009 - 17:12
Der Beitrag ist interessant und so finden sich auch immer wieder mal interessante Beiträge in der Haaretz. Aber eine linke Zeitung ist es deswegen noch nicht (so links wie die Berliner Zeitung). Im Gegenteil, die linke beschwert sich regelmäßig, dass Antikriegsproteste entweder ignoriert oder heruntergespielt werden von der Haaretz, auch aktuell wieder.

was passiert gerade in der westbank

zuschauerin 10.01.2009 - 17:32

Life in und aus der Westbank/Palästina

who's the terrorist 08.01.2009 15:54


Wie sieht es eigentlich gerade in der Westbank aus? - persönliche Eindrücke aus den besetzten Gebieten der Westbank.
In den ersten Tagen des Luftangriffes gab es überall massive Solidarität mit den Menschen im Gaza. Proteste und Demonstrationen halten seit dem täglich in vielen Dörfern und Städten an.
Ramallah 29.12.2008: Einer der größten und schlimmsten Checkpoints, welcher zwischen Ramallah und Jerusalem liegt, wurde nach einer Demonstration in Ramallah angegriffen. Die Soldaten die nicht vorbereitet waren, mussten auf dem Boden kriechen und wurden von Steinhageln ein gedeckt. Sie konnten den ganzen Tag die Lage nicht unter Kontrolle bringen. Der Checkpoint blieb geschlossen und noch Abends brannten die Barrikaden lichterloh.
Einige kurze Auszüge der Ereignisse der letzten Tage:
Israel muss sich verteidigen?

Am 27.12.08 begann die Luftoffensive gegen den Gazastreifen. Das Hauptthema in den internationalen Medien waren nicht die Hunderten von Toten , sondern wie weit die Raketen der Hamas fliegen können.

Es scheint, dass über diese Raketendiskussion ganz vergessen wurde warum diese Raketen aus dem Gazastreifen eigentlich fliegen. War da nicht so was wie ein Embargo gegen Gaza. War Gaza nicht schon seit längerem in den News als humanitäre Katastrophe, bekannt als "1,5mill Menschen Gefängnis", eingezäunt und eingesperrt auf allen Seiten, bedroht vom IDF sogar vom Mittelmeer?

Der Angriffskrieg Israels auf den Gazastreifen war geschickt ausgewählt, die westlichen Politikerinnen sind gerade in den Weihnachtsferien, ein Regierungswechsel findet in den USA statt. Gerüchte kursieren, es wäre auch geschickt fuer die bevorstehenden Wahlen im Februar für den israelische Knesset, denn die konservative Opposition warf der aktuellen Regierung eine zu lasche Sicherheitspolitik in Bezug auf Gaza vor. Mit dem Slogan wir lassen unsere Leute nicht verrecken, zog auch schon der damalige Präsident 1982 in den Libanon (er hat bei den Wahlen gewonnen).


Wie sieht es eigentlich gerade in der Westbank aus? - persönliche Eindrücke aus den besetzten Gebieten der Westbank

In den ersten Tagen des Luftangriffes gab es überall massive Solidarität mit den Menschen im Gaza. Proteste und Demonstrationen halten seit dem täglich in vielen Dörfern und Städten an.

Ramallah 29.12.2008: Einer der größten und schlimmsten Checkpoints, welcher zwischen Ramallah und Jerusalem liegt, wurde nach einer Demonstration in Ramallah angegriffen. Die Soldaten die nicht vorbereitet waren, mussten auf dem Boden kriechen und wurden von Steinhageln ein gedeckt. Sie konnten den ganzen Tag die Lage nicht unter Kontrolle bringen. Der Checkpoint blieb geschlossen und noch Abends brannten die Barrikaden lichterloh.

Einige kurze Auszüge der Ereignisse der letzten Tage:

Jerusalem 29.12.2008: Riots nach einer Demo . Ein junger Mann wurde mit Gummigeschossen aus zwei Meter Entfernung direkt in den Kopf von der IOF (Israeli occupation forces, israelische Armee) geschossen. Er liegt immer noch im kritischen Zustand im Krankenhaus. Bei einer anderen Demo wurden neunzig Leute festgenommen.

Hebron 27. 12.2008 Solidaritätsdemo der Studentinnen zum Checkpoint 56. Die IOF greift massiv mit Tränengasbomben und Gummigeschossen an. 50 Menschen müssen im Krankenhaus wegen Atmungsproblemen behandelt werden. Einer internationale Friedensaktivistin wird der Fuß durch eine Tränengasbomben der israelischen Armee gebrochen.

Hebron 28.12.2008 Solidaritätsdemo. Die IOF schießt mit scharfer Munition und verletzt drei junge Männer. Zur gleichen Zeit gibt es eine Demo in einen nahe liegenden Dorf Bani Na’im. Dort wird ein Junge von einem israelischen Settler angeschossen.

Nil in 27.12. Zwei Solidaritätsdemos mit Auseinandersetzungen bis in die Nacht zwischen Demonstranten und IOF

Nil in 28.12. Bei der Solidaritätsdemo wurden aus ca. 15 Meter Entfernung drei Menschen mit scharfer Munition getroffen, einer war sofort tot, ein zweiter starb einige Tage später im Krankenhaus in Ramallah. Die Soldaten beschossen die Demonstration weiter mit Tränengasbomben, als sie die Verletzten bergen wollten.

Nil in 29.12. die Beerdigung wird von israelischen Soldaten massiv angegriffen

Nil in 31.12 der zweite angeschossene Demonstrant vom 28.12. stirbt an den Verletzungen im Krankenhaus

Nil in 01.01. die Beerdigung wird wieder von Soldaten angegriffen

04.01 Beerdigung in Qualquilia von einen ermordeten Jungen, der von einem Scharfschützen der IOF aus unmittelbarer Nähe erschossen wurde, während er an einer Sabotageakt gegen eine Settler Straße teilnahm.

Beeindruckend hier ist die massive und spontane Solidarität mit dem Menschen in Gaza. Während der ersten Tage fanden Generalstreiks, auch in Ostjerusalem von allen Palästinensern statt. Jeden Tag gab und gibt es Demos, Protestmärsche. Studentinnen und Schülerinnen ziehen gemeinsam zum Krankenhaus, um Blut zu spenden für Gaza. Oft werden sie wieder zurückgeschickt, da die IOF keine
Hilfsmittel durchlässt. So genannten Checkpoint und andere militärische Infrastrukturen des Israelischen Militärs werden in verschiedenen Orten angegriffen. Ab und zu kommt es zu Steinwürfen auf Settlerautos, was zur Folge hat, dass über die umliegenden Dörfer Ausgangssperre verhängt wird und die IOF verschiedene Arten von willkürlichen Maßnahmen durchführt (siehe mehr dazu unten: militärischer Alltag in Westbank) Silvester wurden viele Partys abgesagt, aus Respekt gegenüber den Toten in Gaza. Persönlichen Eindrücke sind, dass die Menschen hier gerade jede Sekunde mitfühlen, mitbangen, alle sitzen und stehen vor dem Fernseher, das einzige Thema ist Gaza, wenn über Tote geredet wird
spürt man die Emotionen brodelnd, keine(r)lebt gerade Alltag, in jedem Gespräch und jeder Diskussion geht es um Gaza: dritte Intifada??,Libanonangriffe von der Hizbola?, neue Invasion der IOF in die Westbank falls der Protest anwächst?

Aber auch die IOF rüstet auf, wie zum Beispiel an den Checkpoint, es muss länger gewartet werden, es gibt mehr so genannte flying checkpoints, welche mal hier mal dort auftauchen, Männer werden an Checkpoint besonders gecheckt ob sie eventuell der Hamas angehören. Die perversen und sadistischen Aggressionen der IOF Soldaten nehmen zu, wie zum Beispiel das grundlose Einsperren von Menschen in Hundekäfige für mehrere Stunden, sinnloses Warten lassen von hunderten von Menschen, mit Maschinengewehren auf Menschen zielen, teilweises Ausziehen vor dem anderen Geschlecht. Die Palästinenser werden deutlich ängstlicher, z.b. fängt der Taxifahrer an zu zittern, wenn er den Checkpoint passiert, andere Männer fragen im Sammeltaxi, ob sie nicht lieber an einer einbiegenden Straße im Dorf ausgelassen werden können, da gerade ein Militaerjeep kommt, der sie eventuell langen diskriminierenden Kontrollen unterziehen würde oder ihnen Gewalt antun würde.

Eine andere wirklich schwierige Situation auf der Straße ist die Palästinensische Autorität (Fatah, s.u. zur Erklärung der Zusammenhänge), da sie sich entschlossen hat eng mit der IOF zusammenzuarbeiten und als Aufgabe hat die Bevölkerung von Protesten gegen Israels Politik und IOF abhalten soll. Fatah hat verkündet, dass nur mit ihrer Genehmigung demonstriert werden darf und es keine Auseinandersetzung mit Israel geben darf. Insbesondere trifft dass die Hamas-Wöchnerinnenheim, sie dürfen offiziell keine Demos machen. So kommt es wie z.b. in Hebron dazu, dass in dem Moment wo die Hamas ihre Demo anfängt, die PA brutal eingreift. Die Massen auseinander prügelt und schießt: ACAB, obwohl es hier von außen betrachtet schon traurig anzusehen war zumal es um die Menschen im Gaza ging. Zum einem ruht das noch von dem Konflikt zwischen Hamas und Fatah. Zum anderen ist es die Kooperation der Fatah mit Israel. Dies ist der Grund für sehr viel Unmut in der Bevölkerung und auch bei der Fatahbasis. Anderseits gibt es auch diejenigen, die es für besser halten keinen Widerstand in Solidarität mit Gaza gegen die Militärherrschaft der IOF zu zeigen, um nicht einer erneute Invasion der IOF wie 2002 zu provozieren. Das was ich gesehen habe und immer wieder mitbekommen habe, waren Auseinandersetzungen auf Demos wo es denn nun lang geht, die die den Frieden bewahren wollen versuchen in Gegenden zu bleiben, wo es keine Konfrontation mit der IOF gibt, die die Ihren Unmut zeigen wollen, wollen den Widerstand gegenüber den Besatzern zeigen.
Durch die Anwesenheit der PA ( Palästinensischen Autorität) in den Städten gibt es meist schon bei den kleinsten Versuchen Richtung militärische Besatzung zu laufen, Verhaftungen z. b. in Nablus und harte Auseinandersetzungen in Hebron oder Ramallah. Durch die Anwesenheit der PA ( Palästinensischen Autorität) in den Städten gibt es meist schon bei den kleinsten Versuchen Richtung militärische Besatzung zu laufen, Verhaftungen z.b. in Nablus und harte Auseinandersetzungen in Hebron oder Ramallah. Damit lähmt die PA den Protest in den Städten und die Frustration und Lethargie nehmen zu. In den Dörfern gibt es hingegen immer wieder Konfrontationen mit der militärischen Besatzungsmacht IOF.



Hamas hat also den Waffenstillstand gebrochen?

Können wir es Waffenstillstand nennen, wenn 1,5 Millionen Menschen nicht mehr einen normalen Alltag leben können, da sie eingesperrt sind, da nur noch die aller notwendigsten Lebensmittel hineingelassen werden, da Krankenhäuser arbeitsunfähig werden, da ihnen Arzneimittel fehlen, wenn es schon seit Monaten an Energie, Wasser und Öl fehlt?. Können wir es Waffenstillstand nennen wenn Menschen langsam verhungern?

Wie lange sollen Menschen das aushalten und sich demütigen lassen, damit sie nicht Schuld daran sind, dass ihr Gefängnis zu einem Käfig wird, in dem sie abgeschlachtet werden ohne Möglichkeit auf Verteidigung und Flucht?

Jene, die dass zu verantworten haben, nämlich die israelische Regierung und alle Soldaten, die in diesem Massaker mitspielen und nicht desertieren wissen ganz genau, dass das kein Waffenstillstand war.

Wie viele Menschen sollen noch sterben, damit die Hamas keine Schuld
mehr hat?


Das ziel ist es endlich die Hamas zu liquidieren, laut Livni.

Die Einschätzung, dass das Embargo die Hamas schwächen könnte, fiel also fehl, denn nach all diesen Leiden im Gaza gewannen sie eher noch mehr Stärke und Popularität. Das Massaker in Gaza, jedes einzelne Leben fördert Verbitterung, Vergeltung und Hass, nicht nur in Palästina sondern in der ganzen Welt.

Israel wird egal ob Hamas oder Fatah keine volksnahe Macht, Parteien, Gruppen oder politische Bewegungen akzeptieren, das zeigt die Geschichte von 60 Jahren. Die Kräfte, welche nicht den Forderungen Israels nachkommen, wurden von israelischer Seite nicht akzeptiert und bekämpft.



Ein kleiner Exkurs in die Vergangenheit

In den 90er Jahren unterstützten die israelischen Besetzer sogar die islamische Bewegung in den palästinensischen Gebieten, sie wurde als Allianz gegen die PLO gesehen. Der Besuch der Moschee war erlaubt, alle anderen politischen Aktivitäten wurden verboten. Damals war die PLO der Feind und Yasser Arafat.

Während der ersten Intifada 1987 gründete sich die Hamas und nahm am Kampf gegen die Okkupation der palästinensischen Gebiete durch Israel teil . Während die Fatah Anhänger massenweise exekutiert und in Gefängnisse gesperrt wurden, bergan Shin Bet (israelischer Inlandsgeheimdienst) erst ein Jahr später gegen die Hamas zu operieren. Mit der Verhaftung von Sheikh Ahmed Yassin einer der populärsten Hamasfighter änderte sich nun das Feindbild. Die Hamas wird zum Feind und die PLO kooperiert mit Israel. Genau in dieser Zeit war die Möglichkeit für Frieden gegeben, indem Israel die Okkupation der Palästinensischen Gebiete aufgibt, Palästina mit den Grenzen von 1967 gegründet wird, ein Friedensvertrag
abschließt und einen vernünftigen Umgang oder Lösung für die Flüchtlinge und Freilassung der 10.000 palästinensischen Gefangenen gefunden hätte. Dies hätte einen Zulauf zur Hamas eventuell verhindert.

Aber nichts von dem passierte. Nach Arafats Tod wurde Mahmoud Abbas mit israelischer Unterstützung neuer Präsident der Palestinian Authority. Abbas war nicht erlaubt auch nur die kleinste politische Forderung für die Rechte der Palästinenser umzusetzen. Die Verhandlungen unter US-Amerikanischer Schirmherrschaft waren ein Farce und der populäre Führer der Fatah Marwan Barghouti wurde lebenslang ins Gefängnis gesteckt.

Die Fatahregierung, von innen korrupt, von außen von Israel bestimmt verliert deshalb an Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung und die Hamas gewinnt die Wahl. Die übrigens eine der demokratischsten Wahlen in der arabischen Welt war. Israel boykottiert das Wahlergebnis, Fatah bleibt an Macht und der Bürgerkrieg bricht zwischen Hamas und Fatah aus, die Hamas erlangt die Macht in Gaza, die Fatah behält die Macht in der Westbank.

Um es ganz einfach zu machen Israel hat nicht die Absicht die Herrschaft an einen möglichen palästinensischen Staat an ihrer Seite abzugeben. Das hat es in den letzten Jahren immer wieder bewiesen. Beispielsweise als Israel 1948 24 Prozent mehr Land besetzte, obwohl es die UN Resolution 181 gab, oder als Israel 1967 noch mal 22 Prozent mehr vom vorherigen palästinensischen Gebieten besetzte. Die UN Sicherheitskonferenz Resolution 248 wollte Israel als Staat anerkennen, wenn sie sich von den 22 Prozent wieder zurückziehen. Auch 1974 stimmte Israel + USA als einzige in den Vereinten Nationen gegen die Anerkennung eines palästinensischen Staates. 1978-1982 als Israel die Beirut bombardierte, hoffte es zugleich die Westbank ohne Problemen zu annektieren.

Madrid und Oslo waren die Hoffnung auf Frieden und eine Zwei-Staaten-Lösung, so ließen es die israelischen Besatzern auch in den Internationalen Medien verlauteten, brachte doppelt so viele illegale Settlements in der Westbank und um Jerusalem herum, neue Straßen und Highways die die einzelnen Settlements miteinander verbinden, die Westbank teilen und für Palästinenser teilweise nicht befahrbar sind.

Wenn Militärterror an der Tagesordnung ist

Ausnahmezustand durch die Apartheid Wall: Überall militärische Grenzen in der Westbank, die nur von Menschen durchlaufen, manchmal auch durchfahren werden können, wenn sie offizielle Erlaubnis dafür haben, das heißt ein großer teil an Palästinensern kann sich nicht fortbewegen oder manchmal nicht mehr als 5 km bis zum nächsten Checkpoint. Ein Checkpoint beispielsweise lässt das Gefühl aufkommen dort wie eine Tierherde durch getrieben zu werden: Menschen werden durch abgesicherte Zäune wie in einem Käfig weitergeleitet oder aufgehalten, und zwar von Soldaten mit ihren MGs, die in den Käfig hinein stechen oder zeigen um die Leute zu stoppen. Ab und zu sterben auch mal Menschen an den Checkpoint, weil die Soldaten Pause machen oder den gesamten Checkpoint für ein paar Stunden oder die ganze Nacht schließen, so mussten zum Beispiel schon des öfteren Frauen am Checkpoint gebären, da sie nicht ins Krankenhaus gelassen wurden. In einigen Fällen bedeutete das den Tod der neugeborenen Kinder.(23 Männer, 19 Frauen und 14 Kinder sind an Checkpoint gestorben, 9 Totgeburten und 43 Geburten bspw. zwischen 2000 und 2003 s. )

Öfters werden Palästinensern auch einfach mal festgehalten auf den Boden geprügelt und für Stunden mit Händen auf den Rücken gebunden Richtung Mauer sitzend festgehalten.

Stundenlanges warten, Demütigungen und Bedrohungen an den Straßenblockaden sind Normalzustand. Eine besondere Spezialität der IOF sind Straßenblockaden zu Dörfern, d. h. die Palästinenser können nicht mehr mit Autos zu ihren Dörfern.

Ganz Palästina ist durchzogen von diesen Barrieren und ist besetzt von den israelischen Soldaten, die anscheinend die Notwendigkeit sehen, Menschen zu quälen, zu bedrohen, zu foltern und zu erschießen.

Die Apartheid Wall, die angeblich die israelischen Settler schützen soll,bedeutet für die Palästinenser, dass sie ihr Land, meist mit Olivenbäumen bewachsen nicht mehr erreichen können. Wenn sie zu ihrem Land wollen und wenn sie überhaupt ein Erlaubnis dafür bekommen, müssen sie meist durch Eingänge, die an den Settlements vorbeigehen. Dort werden sie oft von Soldaten wieder zurückgeschickt, von Siedlern mit MGs bedroht , mit Steinen beschmissen oder erschossen. Regelmäßig gibt es israelische ultra-orthodoxer Settler, die Palästinenser jagen auf sie schießen, sie zusammenschlagen. Oft auch Hetzriots durch Palästinensische Dörfer, bei denen die Häuser und Autos mit Steinen beschmissen oder in Brand gesteckt werden. Öfter setzen Settler auch Olivenfelder in Brand oder vergiften sie. Ein Palästinenser der mit Steinen schmeißt oder Mollys darf von der IOF erschossen werden. Ein Siedler der einen Palästinenser ermordet bekam erst letzten 16 Monate Haft. Alle Siedler haben MGs, Palästinenser dürfen keine Waffen besitzen.

Jeden Tag und jede Nacht vertreiben sich die Soldaten ihre Langeweile, indem sie in die palästinensischen Dörfer kommen und Jugendliche vor der Schule oder nach der Schule bedrohen und provozieren zum Steine schmeißen, um sie dann festzunehmen und entweder ein paar Stunden zu quälen und halb tot zu schlagen oder sie einfach mal für ein paar Jahre ins Gefängnis zu sperren (10.000 von 3,5 Millionen palestinenser sind im knast).

Ein anderer Zeitvertreib ist: Sie kommen einfach mal nachts in den Häusern vorbei, bedrohen die Menschen, suchen nach angeblichen steineschmeissenden Terroristinnen, eine falsche Bewegung und es wird geschossen. Kinder werden bedroht, wenn sie nicht aufhören zu weinen, werden sie erschossen. Wenn die Soldaten gerade Lust haben besetzen sie dass Haus manchmal für mehrere tage und drangsalieren und demütigen die Familie,

Hauszerstörungen sind auch Gang und Gebe, mit der Begründung von Sicherheit für Settlements, des Baus der illegalen Apartheid Wall und militärischer Sicherheit werden Palästinensern ihre Häuser zerstört, d. h. die Familien verlieren ihr gesamtes hab und gut. Oft kommt hinzu, dass in der palästinensischen Dörfern keine Neuen Häuser gebaut werden dürfen, denn eine Erlaubnis dafür muss aus Israel kommen, die natürlich nicht kommt.
Begründungen für all diese Demütigungen, Folterung, Zerstörung und Vernichtung sind immer die Sicherheit der Settler, oder die generelle Annahme alle sind Terroristinnen und oft reicht der Grund " die jugendliche haben Steine geschmissen". Wenn die gesamte Apartheid und Besatzer Politik in Augenschein genommen wird, sind das systematische Versuche, den Palästinensern das Leben so unerträglich wie möglich zu machen, so dass sie „freiwillig“ das Land verlassen.

Der einzig mögliche aktive Protest gegen diesen demütigenden Alltag sind die Demos, die fast jeden Freitag in den verschiedenen Dörfern gegen die Apartheid Wall stattfinden. Meist versuchen die Leute zur Mauer zu kommen um diese zu sabotieren, im weg stehen die israelischen Soldaten, die die illegale (laut UN Menschenrechtskonvention illegal und auch im Osloer abkommen) Mauer verteidigen, erst schießen sie Soundbombs, dann Tränengasbomben, dann Gummigeschosse, wenn es keine internationalen oder Israelis Demonstranten gibt dürfen sie auch scharf schießen. die einzigen Waffen der Leute sind Steine und manchmal auch geklaute Tränengaskartuschen.

And now the question is: who is the terrorist???

Israel mit seiner Apartheidspolitik macht ganz klar, dass es keinen Staat mit Palästinensern in Frieden neben sich dulden wird. Erstaunlicherweise gibt es trotz desssen noch viele progressive Kräfte die an einer Einstaatenlösung in der Westbank glauben und auch viele israelische Gruppen, die sich gegen diese Kriegs und Vernichtungspolitik aussprechen und ihren Protest auf die Straße tragen. Internationaler Protest sollte sich gegen diesen Miltärterror im Alltag von Palästina und Gaza richten und gerade ganz in allgemeinen gegen die Menschenrechtsverletzungen, die gerade massiv im Massaker gegen Gaza jeden Tag ausgeführt werden. Die Welt schaut sich den Terror an und reagiert nicht.

Wieviele Menschen sollen noch sterben, damit die Hamas unschuldig ist?

Alle Fotos und Infos kommen aus Berichten, Humanrightreports und News aus den Databanken von IWPS (International Womens Peace Service) und ISM (International Solidarity Movement)

 http://de.indymedia.org/2009/01/238706.shtml

in the shadow of gaza (the west bank)

querposting 10.01.2009 - 17:36
While the world watches in horror as the death toll in Gaza continues to rise, in the occupied West Bank, the Israeli army is taking the opportunity to unleash a level of deadly force, in the knowledge that, under the shadow cast by their war on Gaza, these atrocities will go unseen by the international community. Palestinian communities in the West Bank have responded to the war on Gaza with daily demonstrations in cities and villages throughout the region.
Taking the form of marches, sit-ins and candlelight vigils, as well as stone-throwing by young boys, these demonstrations have met with lethal repression from Israeli soldiers in their role as an occupying army. In the village of Ni'lin, West of Ramallah, two young men, Arafat Al- Khawaje and Mohammad Al-Khawaje were both brutally murdered in a spray of live ammunition from Israeli soldiers during a demonstration against the war on Gaza. Arafat, aged 22, was killed immediately as a bullet cut through his back, stopping his heart. Mohammad, who was shot in the head, held-on in Ramallah hospital in a critical condition for four days, before dying on the evening of Wednesday 31st December. A third young man, Mohammad Sror, was shot in the leg. International eye-witnesses to the slaughter describe the attack as being "callous and calculated", with Israeli soldiers feigning an invasion of the village to lure the young men into the olive groves, where they had concealed themselves, before opening fire from a distance of just 15 metres. The attack took place with full knowledge that there was no ambulance in the village, as Israeli forces had refused to permit it to pass through the checkpoint. Once the shooting occurred, the ambulance was detained for a further five minutes at the checkpoint, before the soldiers allowed it to enter the village. In the village of Silwad, another young man, 17 year old Mohammad Hamid, was shot by Israeli soldiers from a guard-tower whilst at a demonstration - dying in hospital from three gunshot wounds to the chest and abdomen. On 4th January, in Qalqiliya city, another young man was assassinated by Israeli soldiers for throwing stones over the Apartheid Wall that surrounds the city. Mofed Saleh Walwil, 20 years old, was killed with a single sniper bullet to the forehead, when an Israeli jeep opened fire on the boys. Two more young men are in a critical condition after also being shot by Israeli soldiers whilst demonstrating against Israel's "Operation Cast Lead". Hammam Al-Ashari, 17 years old, from Abu Dis, near Jerusalem, was shot in the head with three rubber-coated steel bullets at close range, while he was walking up a stairwell with friends. For 30 minutes, the soldiers prevented a waiting ambulance from reaching Hammam, significantly worsening his condition. 17 year old Mohammad Jaber is also in a critical condition after Israeli soldiers again opened fire on a Gaza protest in Hebron, on Sunday 28th December, shooting him in the head. In the period of two days from 28th-29th December, Israeli soldiers in Hebron wounded at least 21 demonstrators with live ammunition, according to doctors at Hebron's al-Ahli hospital. International human rights workers living in the area, describe this as a significant "escalation in the violence used by the Israeli Occupation Forces." The number of Palestinian youth shot by Israeli armed forces in the West Bank continues to rise, with at least 3 more young men injured by live fire from Friday 2nd to Sunday 4th December. Severe repression has also been leveled at Gaza demonstrations in the form of arbitrary mass arrests. In East Jerusalem 90 people were arrested for taking part in a non-violent street march. Protesters were all released upon the condition that they not enter Jerusalem's old city for ten days, despite the fact that many of the arrestees reside there. Many Palestinians living in East Jerusalem now express fear of taking part in non-violent demonstrations, saying that the consequences for such acts are too high. Suppression of public dissent seems to be the motivation behind many of the repressive tactics being executed by Israeli Authorities. This is exemplified by the denial of entry to Al-Aqsa mosque in Jerusalem's old city on Friday 2nd January for any men under the age of 50 years, under the pretext that the first Friday prayers since the air strikes on Gaza began would foment further protests. Further, Thursday 1st January saw Israeli Defense Minister Ehud Barak momentarily invoke of curfew across the entire West Bank for Friday 2nd; later downgraded to a closure of all checkpoints between the West Bank and Israel, including East Jerusalem. In light of the violence and repression being leveled at Palestinians in the West Bank, claims made by Israeli military spokespeople - that they are attacking Gaza in order to put an end to rocket fire - ring hollow. As Israeli authorities protest that their massacre in the Gaza Strip is self-defensive, and that the civilian casualties are an unfortunate by-product of Hamas members "hiding" amongst the civilian population; as they proffer their occupation of the West Bank as an example of their even-handed, democratic restraint in the terrain of Palestinian Authority governance ("There are no rockets fired from the West Bank, so we don't need to attack them"); the realities on the ground paint a very different picture. As the Israeli government continues their brutal occupation of the West Bank - killing and injuring youths; firing tear gas in to Palestinian civilian homes (leading to a house fire in the village of Ni'lin on Thursday 1st January); continued invasions of cities and villages, involving curfews, house occupations and arbitrary arrests; the continued imprisonment of some 11000 Palestinian political prisoners - including 327 children; and continuing settlement expansion and settler violence - claims that Israel is not targeting Palestinians as a people are increasingly difficult to believe. Amidst the barrage of rehearsed Israeli government rhetoric, Palestinian civilians are being killed by Israeli soldiers, in greater or lesser numbers, regardless of where they live, or what their political affiliations. In the occupied West Bank, Palestinian youths will continue to die under the shadow of Gaza, as Israeli forces act with impunity - immune to the international gaze and any potential censure that may accompany it.

Photos:  http://www.palsolidarity.org/main/2009/01/07/in-the-shadow-of-gaza

Regelmäßige Übersetzungen aus der Ha'aretz

znet 11.01.2009 - 07:23
Gideon Levy:
http://zmag.de/autoren/Gideon-Levy Amira Hass:
http://zmag.de/autoren/Amira-Hass Der hier veröffentliche Artikel wurde übrigens schon vorher auf zmag.de übersetzt.

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Antideutsche Großmäuler — zu viele dieser Kommentare gelesen

Fuck the war — acrata

Ein passendes Lied — Bialik

Quellenangabe? — Wunst