Griechenland-Solaktionen in Unterfranken

Friedbert Wachs - Marktheidenfeld 14.12.2008 21:05 Themen: Antifa Repression
Nach dem Mord an dem 15-jährigen Alexis aus Athen gab es mehrere Aktionen linksradikaler Gruppen aus Unterfranken für die GenossInnen in Griechenland.
Marktheidenfeld - Plakataktionen

In der Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag haben AktivistInnen Plakate in der Stadt verklebt. Die Plakate thematisierten den Mord an dem Jugendlichen in Griechenland. Die lokale Presse schreibt diesbezüglich folgendes:
„Protest-Plakate in der Stadt - Polizei ermittelt. (abra) Rund 20 Protestplakate, die den tödlichen Schuss auf einen griechischen Schüler zum Inhalt haben, wurden am Donnerstag an mehreren öffentlichen Stellen in Marktheidenfeld entdeckt, so an der Realschule, an einem Einkaufsmarkt, an Zigarettenautomaten, Stromverteilerkästen und an der Main-Post-Geschäftsstelle. Die Plakate sind ohne Hinweise auf den Urheber oder Verantwortlichen und ohne Genehmigung angeklebt worden. Die Kriminalpolizei in Würzburg hat deshalb die Ermittlung übernommen und prüft, ob es sich – auch wegen des Inhalts – um eine Straftat handelt.“ (Quelle: Main-Post vom 12.12.2008)

Der Inhalt war folgender:“ Griechenland das war MORD - Der 15-jährige Schüler wurde am 6. Dezember auf offener Straße von Bullen erschossen. Zeigen wir Solidarität mit der Familie und den Freunden. Im Gedenken an Alexandros Grigoropolous.“


Würzburg - Demonstration

Am 13.12.2008 fand in Würzburg eine unangemeldete Spontandemonstration von linksradikalen Gruppen aus Unterfranken statt. Mit einem Fronttransparent, „Gegen Polizeigewalt und Staatsterror. Mord bleibt Mord“ versammelten sich die GenossInnen um 15:00 Uhr am Geschwister-Scholl-Platz. Nach einer halben Stunde und dem ersten anrückenden Polizeiwagen ging es in Richtung Innenstadt. Die Polizei schien mit der Lage überfordert zu sein. So konnten die anfangs zwei Beamten lediglich neben der Demonstration her fahren und die TeilnehmerInnen abfotografieren. Der Demonstrationszug umfasste 70-80 Leute und war damit für unterfränkische Verhältnisse riesig. Während der gesamten Demonstration flogen permanent Feuerwerkskörper auf die PolizistInnen.
Nach zehn Minuten trafen zwei weitere Streifenwagen ein. Diese kamen etwa gegen 15:45 vor dem Demonstrationszug zu halten. Vier Beamte stellten sich vor die Demo und wollten durch die ausgestreckten Arme deutlich machen, dass es nicht weiter geht. Der Demozug blieb kurz stehen und entschied sich von 10 abwärts zu zählen und die „Polizeiblockade zu durchbrechen“. Dabei ist es dann zu Auseinandersetzungen zwischen PolizistInnen und DemonstrantInnen gekommen. Ein Polizist zog sich Verletzungen am Kopf zu, neun DemonstrantInnen wurden festgenommen und 5 davon erst um 6 Uhr morgens wieder frei gelassen (mehr dazu später). Der Demozug bewegte sich von da an über Nebenstraßen zum Weihnachtsmarkt und wirbelte diesen mit Parolen und Flugblättern auf. Die PassantInnen waren wütend über die Störung und wollten den Weihnachtseinkauf eigentlich ungestört tätigen. Vereinzelt kam es noch zu Sachbeschädigungen in der Innenstadt. Laut nicht bestätigter Meldungen, rückte auch die Feuerwehr mehrmals aus.


Repression

Die Festgenommen wurden bis zum nächsten Tag – auf Grund eines richterlichen Beschlusses – festgehalten. „Es wurde davon ausgegangen, dass weitere Aktionen Nachts folgen werden.“ Diese Behauptung war unbegründet. Die Polizei und die lokale Presse spricht von 9 Festnahmen, andere reden von 12 – 20. Von einem Gefangenen, der 14,5 Stunden in Gewahrsam war, wissen wir, dass dieser weder Trinken noch Essen bekam. Weiter waren in dem gesamten Innenstadtgebiet vermehrte Polizeipräsenz und das USK anzutreffen. Sie kontrollierten Jugendliche die dem „autonomen Spektrum“ anzurechnen sein könnten. Darunter litten Emos, HardcorelerInnen und Punks die eine - im städtischen Jugendzentrum (B-Hof) - Konzertveranstaltung besuchten. Die Polizisten befragten auch die Verantwortliche des JUZ, ob sie von weiteren Aktionen der Autonomen bescheid wüsste.


Festgenomme MELDEN!

Zwei Festgenommenen wird Körperverletzung, Gefangenenbefreiung, Landfriedensbruch und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorgeworfen. Von weiteren Leuten fehlen Namen und Adressen, da sich nun eine Soligruppe um die Sache kümmern wird (Anwalt, finanzielle Unterstützung, usw.), brauchen wir EURE Namen. Bitte wendet euch an die folgende Emailadresse: soligruppe at yahoo.com




Weitere Artikel (der bürgerlichen Presse):

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13.12.2008, PP Unterfranken
Aufzug im Stadtgebiet Würzburg mit vermeintlichem Bezug zu den Jugendkrawallen in Griechenland

WÜRZBURG. In der Würzburger Innenstadt kam es am Samstagnachmittag zu einem Aufzug von ca. 100 Personen, darunter Sympathisanten der linken Szene und Punks. Die Teilnehmer brachten mit Plakaten „Mord bleibt Mord“ den Bezug zu den Jugendkrawallen in Griechenland zum Ausdruck. Es kam zu einer Sachbeschädigung. Einzelne Personen warfen mit Feuerwerkskörpern. Ein Polizeibeamter wurde verletzt. Die Polizei hat die Situation in der Würzburger Innenstadt unter Kontrolle.
Gegen 15:30 Uhr begann der nicht angekündigte Aufzug am Geschwister-Scholl-Platz. Ein Streifenwagen, der die Teilnehmer begleitete, wurde gezielt mit Feuerwerkskörpern beworfen. Einzelne Personen hatten sich vermummt. In der Augustinerstraße kam es im Anschluss daran zu einer Sachbeschädigung an einer Werbetafel.
Ein Polizeibeamter wurde aus der Gruppe heraus gezielt angegriffen und im Gesicht verletzt. Im Anschluss daran verteilten sich die Personen in den Seitenstraßen und mischten sich zum Teil auch unter die Besucher des Weihnachtsmarktes.

Bis dato wurden neun Tatverdächtige festgenommen.

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14.12.2008, Mainpost
Krawalle bei Demo: Polizist verletzt
Protestler ziehen durch Innenstadt - Bezug zu Griechenland
Offenbar in Anlehnung an die Straßenschlachten in Griechenland kam es am Samstagnachmittag in der Würzburger Innenstadt zu Krawallen. Ein Polizist erlitt Verletzungen, neun Randalierer wurden festgenommen.

Wie die Polizei weiter mitteilte, begann der nicht angemeldete Protestzug gegen 15.30 Uhr am Geschwister-Scholl-Platz. Etwa 100 zum Teil vermummte Demonstranten - darunter den Angaben zufolge Sympathisanten der linken Szene und Punks - zogen daraufhin durch die Innenstadt.
Mehr zum Thema

Auf Plakaten war zu lesen: "Mord bleibt Mord." Daraus schließen die Beamten, dass die Demonstranten einen Bezug herstellen wollten zu den jüngsten Krawallen in Griechenland, die durch den Tod eines 15-jährigen Schülers durch eine Polizeikugel ausgelöst worden waren.

Im Lauf der Demonstration in Würzburg warfen einige Demonstranten mit Feuerwerkskörpern. Die Polizei hatte die Situation nach eigenere Darstellung aber unter Kontrolle.

In der Augustinerstraße beschädigten die Demonstranten eine Werbetafel. Ein Polizeibeamter wurde aus der Gruppe heraus gezielt angegriffen und im Gesicht verletzt. Im Anschluss daran verteilten sich die Randalierer in den Seitenstraßen und mischten sich zum Teil unter die Besucher des Weihnachtsmarktes.

Die Polizei nahm neun Menschen fest.
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13.12.2008, Radio Gong

Würzburg: Griechische Sitten in der Würzburger Innenstadt
Demo in Würzburg mit Bezug zu Jugendkrawallen in Griechenland. In der Würzburger Innenstadt haben sich am Samstagnachmittag (13.12.) etwa 100 Personen zu einer nicht angemeldeten Demonstration getroffen.

Die Teilnehmer brachten mit Plakaten mit der Aufschritt „Mord bleibt Mord“ ihren Unmut über die derzeitige Situation in Griechenland zum Ausdruck. Einzelne Personen hatten sich vermummt und mit Feuerwerkskörpern auf einen Streifenwagen der Polizei geworfen.

Zudem wurde ein Polizist von Demonstranten angegriffen und im Gesicht verletzt. Die aggressiven Protestteilnehmer ergriffen nach dem Angriff auf den Beamten die Flucht und mischten sich unter Besucher des Weihnachtsmarktes. Neun der Tatverdächtigen konnten allerdings von der Polizei bis jetzt festgenommen werden.

In Griechenland hatte es nach dem Tod eines 15-jährigen durch eine Polizeikugel in der vergangen Woche zahlreiche Aufstände gegeben.
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Ergänzungen

weiterer Bericht

fettsoi 14.12.2008 - 21:12
 http://www.merkur-online.de/nachrichten/bayern/demonstranten-attackieren-polizei-25213.html

Demonstranten attackieren Polizei

Würzburg - Rund 100 überwiegend junge Erwachsene haben bei einer Demonstration am Wochenende in Würzburg die Polizei unter anderem mit Feuerwerkskörpern attackiert.

Neun Randalierer wurden nach den gewaltsamen Krawallen festgenommen, sechs von ihnen mussten die Nacht in einer Zelle bei der Polizei verbringen. Nach Worten eines Polizeisprechers vom Sonntag kamen die Tatverdächtigen am dritten Advent alle wieder frei.
Hintergrund des angekündigten Aufzugs der teils Vermummten am Samstag waren offenbar die seit Tagen andauernden Krawalle in Griechenland. Die Teilnehmer, darunter auch etliche Linksautonome, bekundeten auf Plakaten mit Aufschriften wie “Mord bleibt Mord“ ihre Sympathie mit den griechischen Demonstranten. Seit dem Tod eines 15-Jährigen vor wenigen Tagen durch Schüsse aus einer Polizeiwaffe gibt es in dem Mittelmeerland immer wieder gewalttätige Ausschreitungen.
In Würzburg wurde während der Demonstration ein Polizist gezielt angegriffen und im Gesicht verletzt. Am Abend sei die Lage wieder ruhig gewesen, sagte der Sprecher. Für eventuelle Ausschreitungen am Abend des dritten Advents hätten sich die Einsatzkräfte vorbereitet. Auch in anderen deutschen Städten kam es in den vergangenen Tagen zu Krawallen, darunter in Weimar, dem nordrhein-westfälischen Minden und in Frankfurt/Main.

dpa

weitere Artikel

rotfron 15.12.2008 - 18:10
Neben zahlreichen Artikeln in der Main-Pest sollte nochmal auf die Kommentare verwiesen werden, die nur verdeutlichen können, wie die bürgerliche Gesellschaft mit diesem Thema umgeht. RIP ALEXIS

Knallkörper fliegen auf Polizisten
Randale am Samstag – Heiße Diskussionen auf mainpost.de

Seit in Griechenland ein 15-Jähriger bei einer Demo erschossen wurde, gärt es dort in den großen Städten. Das ist weit weg, werden sich viele Würzburger gedacht haben. Doch seit Samstag wissen sie es besser: rund 100 junge Leute, die die Polizei der linksautonomen Szene zurechnet, randalierten in der City, um ihre Sympathie für die Jugendkrawalle deutlich zu machen.

Auch in Weimar, Minden, Frankfurt am Main und München gab es laut Deutscher Presseagentur Zoff mit radikalen Autonomen.

Gegen 15.30 Uhr begann der Spuk, wie Polizeisprecher Heiko Sauer mitteilte. Am Geschwister-Scholl-Platz versammelten sich schwarzgekleidete und teilweise vermummte junge Leute, Linksautonome, Punker und Schüler, wie die Polizei später ermittelte.

Sie zogen dann mit ihrem Transparent, auf denen Sprüche wie „Gegen Polizeigewalt und Staatsterror – Mord bleibt Mord“ zu lesen waren, an der neuen Uni vorbei in die Sanderstraße.

Dort liefen sie auf den Schienen in Richtung Augustinerstraße. Nach Augenzeugenberichten kam es schon in der Sanderstraße zu ersten Übergriffen der Demonstranten, die von Streifenwagen begleitet wurden.

Die jungen Leute schossen ganz gezielt Feuerwerkskörper auf die Einsatzkräfte ab, schilderte ein Autofahrer die Situation.

Waren es zuerst nur zwei Streifenwagen, die Abstand hielten, zog die Würzburger Polizei jetzt Beamte aus ganz Unterfranken und von der Bereitschaftspolizei zusammen, um die Situation nicht eskalieren zu lassen, erklärt Sauer.

In der Augustinerstraße beschädigten Randalierer eine Werbetafel. Ein Polizeibeamter erlitt Verletzungen im Gesicht. Sauer: „Der Beamte hat niemanden festnehmen wollen.

Er wurde aus der Gruppe der Demonstranten gezielt angegriffen und als er am Boden lag, gab es noch Fußtritte.“ Der Schläger wurde unter Schwierigkeiten festgenommen, denn Sympathisanten versuchten, ihn aus dem Polizeigewahrsam zu befreien.

Dann machte die Polizei nach Augenzeugenberichten Jagd auf die Störer und versuchte Rädelsführer festzunehmen. Tränengas wie in Griechenland setzte die Polizei laut Sauer nicht ein. Die Jugendlichen flohen in umliegende Gassen und tauchten dort unter.
Grölende Leute auf dem Markt

Das geschah auch auf dem oberen Weihnachtsmarkt. Marktkauffrau Marianne May: „Plötzlich rannte grölende Leute über den Marktplatz. Sie brüllten Parolen und waren schnell wieder verschwunden.“

Angst hatte sie keine. Das wundert nicht, denn May hat in ihrem Kerzenstand viele Schutzengel hängen.

Die Polizei nahm an diesem Nachmittag neun Leute fest, sechs waren unter 18 Jahren und mussten von den Eltern abgeholt werden. Für drei Randalierer verhängte ein Ermittlungsrichter präventive Sicherheitsverwahrung.

Sie waren am Sonntag wieder auf freiem Fuß. Die Festgenommenen stammen aus Stadt und Landkreis Würzburg, aus Schweinfurt, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld.

Nach den ersten Veröffentlichungen wird das Thema heiß im Internet auf www.mainpost.de diskutiert. Viele Leser gaben ihre Meinung zu den Vorfällen ab.

Von „das asoziale Pack müsste im Steinbruch arbeiten“ bis „Wir leben in einem brutalen Bullenstaat“ ist die Bandbreite groß. Viele Leser lassen ihren Emotionen freien Lauf und nur wenige Meinungsäußerungen gehen rational an das Thema heran.

Quelle:  http://www.mainpost.de/lokales/wuerzburg/Stadt-Wuerzburg;art735,4878784#formular

Auch in Aschaffenburg

anarcho 18.12.2008 - 17:26
auch in aschaffenburg kam es zu einer soli-aktion mit etwa 20 leuten, die lief aber eher ruhig ab, siehe auszeitnews.blogsport.de

Stellungnahme der Gruppe exIL

Anarchokommunistin 21.12.2008 - 12:56
Gerade im Netz gefunden:







Lob der Unberechenbarkeit

Zu den „Krawallen“ am 13.12.2008

"Im Anfang ist der Schrei. Wir schreien. Wenn wir schreiben oder lesen, vergessen wir schnell, dass im Anfang nicht das Wort ist, sondern der Schrei. Angesichts der Verstümmelung des menschlichen Lebens durch den Kapitalismus, ein Schrei der Trauer, ein Schrei des Entsetzens, ein Schrei des Zorns, ein Schrei der Verweigerung: NEIN."

Irgendetwas ist passiert, und weder wir noch unsere GegnerInnen können im Moment begreifen, was dieser Angriff auf die Würzburger Selbstgenügsamkeit bedeutet.
Zunächst ein paar strategische Anmerkungen: Für Würzburg stellt die Unberechenbarkeit der Aktion, die den ewigen Trott der Latschdemos, der langweiligen institutionalisierten Rituale und der Parteifähnchenschwenkerei hinter sich gelassen hat, etwas Neues dar. Vielleicht ist jene Desorganisation, jenes spontane Element, genau die richtige Antwort auf die Verschärfung der Versammlungsfreiheit. Die Frage, ob man sich überhaupt in irgendeine Polizeistrategie einfügen sollte, ob man überhaupt eine Demo, eine Kundgebung, eine Mahnwache, anmelden sollte, können wir seit dem 13.12. getrost mit „nein“ beantworten. Die Polizei spricht von 100 Personen, und wir wollen sie in diesem Glauben lassen. Eine angemeldete Demonstration hätte kaum mehr, wenn nicht sogar weniger Leute auf die Straße gebracht. Eine offiziöse Kundgebung wäre der Lokalpresse keine Zeile wert gewesen, und uns wären vor Langeweile die Füße eingeschlafen. KeineR von uns kann sich erklären, wer hinter der Organisation der „Krawalle“ steckt, über welche Wege die hundert Leute davon erfahren haben und wie die spontane Zusammenrottung so durchschlagend und effektiv werden konnte. Genau diese Unberechenbarkeit schüchtert auch die Polizei ein. Da gibt es keine Organisation, die man dafür verantwortlich machen kann. Es gibt keine Demo-OrdnerInnen, die man zur Rechenschaft ziehen kann. Diese Versammlung passt in kein Schema der linken Strategie. Und genau das ist ihr Vorteil.
Wenn man genau das verstanden hat, dann braucht man auch nicht mehr über die Vermittlung unserer Meinung an die BürgerInnen nachzudenken: Wir haben diesen Leuten nichts auf Flugblättern zu erklären. Unsere Wut über die Vorfälle in Griechenland und unsere Verzweiflung über die Zumutungen der Warengesellschaft sind nicht durch eine klassische „linke“ Sprache vermittelbar, die darauf hofft, bei den BürgerInnen Gehör zu finden. Es wird auf diesem Weg nicht funktionieren, und wenn doch, dann nur durch die Transformation einer radikalen Position in die Sprache einer bürgerlichen Interessengruppe. Genau deshalb müssen wir nicht „Polizeistaat“ rufen und hoffen, dass die fränkischen Bratwurstbräter in unseren Klagechor mit einstimmen. Wer verstanden hat, dass man solche Aktionen wie am 13.12. zuerst einmal für sich macht, und nicht für die deutschen BürgerInnen, und schon gar nicht für ein noch nicht einmal ansatzweise entbarbarisiertes fränkisches Landvolk, die/der hat schon viel verstanden. Obwohl wir die spontane Versammlung am Samstag keinesfalls als „Ausschreitung“ bezeichnen würden (da haben radikale Linke schon weitaus bessere Krawalle hingekriegt), hat jene temporäre Verstörung der Würzburger Prüderie anscheinend genau die Leute empört, die man damit aus ihrer Ruhe bringen wollte. Wenn in etlichen Kommentaren im Internet zu lesen ist, man solle das randalierende „Asoziale Pack“ ins Arbeitslager stecken, dann wissen wir spätestens, dass man am Samstag das Richtige getan hat. Und wenn die so genannten Würzburger Krawalle von der Ostsee bis Niederbayern in Tageszeitungen erscheinen, wessen subversives Herz lacht da nicht vor bittersüßer Freude.
Für uns gilt es nun, praktische Solidarität zu üben für unsere GenossInnen, die nach der spontanen Versammlung mit verschiedenen Vorwürfen belastet werden und bald mit den juristischen Folgen der spontanen Versammlung zu kämpfen haben. Sie benötigen unsere Zuwendung, um die kommenden Verhandlungen durchzustehen. Andererseits werden sie mit Sicherheit auch finanzielle Unterstützung benötigen.
Noch kann von niemandem wirklich begriffen werden, was der 13.12.2008. für die radikale Linke in Unterfranken bedeutet. Dieser denkwürdige Samstag bleibt für uns mit der Hoffnung verbunden, dass die Unberechenbarkeit zur Tugend wird. Dass die Aktionen der so genannten Autonomen derart unüberschaubar, unvorhersehbar, unbändigbar werden, dass sich weder Parteien mit ihnen abgeben wollen, noch dass sie in irgendeine Polizeistrategie passen würden. Wir wollen hoffen, dass an den Geist vom 13.12. angeknüpft werden kann, wenn es um die Kämpfe der Zukunft geht.

Gruppe exIL

Infoladenwuerzburg.blogsport.de

Email der Soligruppe:  soligruppe@yahoo.com

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Ein Hoch aufs SEK — Panokrat