Her mit den unbefristeten Verträgen! Sofort!

* aka * 31.08.2008 19:19 Themen: Kultur Soziale Kämpfe
Das Deutsche Technikmuseum Berlin (DTMB) sucht offenbar nach neuen Mitarbeiter_Innen für ihre Besucherbetreuung, die in der T&M Technik und Museum Marketing GmbH (T&M GmbH) beschäftigt werden. Diejenigen Besucherbetreuer_Innen, die in mehreren Entlassungsschüben gehen mussten und nicht dagegen geklagt haben, dürfen sich nun neu bewerben. Die Klagenden dagegen kämpfen weiterhin ihren individuellen Arbeitskampf gegen eine mächtige, öffentlich finanzierte Institution, die scheinbar über unendliche Geldmittel verfügt um Gerichtsverfahren bewusst zu verschleppen und so den existenziellen Druck der Klagenden erhöht.
Nun ist vor einigen Tagen das Protokoll der Sitzung des Ausschußes für Kulturelle Angelegenheiten veröffentlicht worden, in welcher der zuständige Staatssekretär André Schmitz eine Absprache zwischen der Museumsleitung, dem Betriebsrat, ver.di und dem Berliner Senat erwähnt, die alle Forderungen der Besucherbetreuer_Innen anerkennt und den (politischen) Willen zur Durchsetzung artikuliert. Die Vereinbarung, datiert vom 27. Juni 2008, hat folgenden Wortlaut:

Die studentischen Mitarbeiter, die länger als zwei Jahre bei der T&M GmbH beschäftigt gewesen seien, erhielten unbefristete Verträge. Alle Neueinstellungen würden grundsätzlich von vornherein auf zwei Jahre begrenzt und alle noch laufenden Verfahren vor den Arbeitsgerichten eingestellt [...] Die Beschäftigung der Securityleute von der Firma Securitas laufe Ende August aus. Sie hätten noch bestimmte Sicherheitsaufgaben zu erfüllen, die man in der Kürze der Zeit nicht umstellen könne. Die neueingestellten Kräfte erhielten einen Stundensatz von 7,80 €. (Protokoll der 29. Sitzung am 30. Juni 2008, S. 3)

Das heißt, dass es keine weiteren Scherereien um die Verlängerungen von Verträgen geben wird, die anhängigen arbeitsrechtlichen Verfahren ab sofort - gemeint war Juli 2008 - nicht mehr weiter verfolgt werden und zukünftig für alle Besucherbetreuer_Innen ein Stundenlohn von 7,80 EUR gezahlt werden würde.

Erstaunlich ist, dass die Verlängerung der Verträge schon im Juni – also eine Woche nach der Vereinbarung - erkämpft werden musste. Die unbefristeten Verträge ließen noch länger auf sich warten. Die klagenden Besucherbetreuer_Innen sind bis heute in juristische Verfahren verwickelt. Ihr existenzieller Druck erhöht sich mit jedem Tag, so dass manche daran denken ihre rechtmäßigen Ansprüche aufzugeben. Die Leiharbeiter_Innen der Firma Securitas sind immer noch im Museum und es ist nicht absehbar, wann sie gehen werden. Neueinstellungen sind ebenso noch nicht in Sicht. Von der Erhöhung der Bezüge ganz zu schweigen.

Der Arbeitskampf begann im Herbst 2007 (eine Dokumentation). Bis Oktober 2007 wuchs der Personalbestand der T&M GmbH auf circa 180 Besucherbetreuer_Innen. Im November wurden erstmals turnusgemäß zur Verlängerung vorliegende Arbeitsverträge nicht verlängert, weil durch die Geschäftsleitung schwieriger kündbare, unbefristete Vertragsverhältnisse befürchtet wurden. Am 20. März fand nach monatelangem juristischen Hickhack und der juristischen Bestätigung der Betriebsratswahl vom Dezember die erste Betriebsversammlung statt (siehe Indyartikel). Es folgte eine Kundgebung vor dem DTMB am 28. März zur Durchsetzung der Forderungen (siehe Indyartikel). Außerdem wurde ein paar Tage später eine Resolution der Beschäftigten (Presserklärung von ver.di) an den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit überreicht.

Zwei Monate lang tat sich wenig. Leiharbeiter_Innen von Securitas übernahmen zunehmend mehr Aufgaben. Arbeitsverträge von Besucherbetreuer_Innen wurden nicht mehr verlängert. Die Besucherbetreuung im Deutschen Technikmuseum Berlin stand kurz vor dem Aus. Zur Stiftungsratssitzung am 19. Juni wurde der politische und publizistische Druck derart erhöht, dass es zu einer endgültigen Vereinbarung um die Zukunft der Besucherbetreuer_Innen kommen musste. Eine Kundgebung, während der die Besucherbetreuung symbolisch zu Grabe getragen wurde, sollte auf die akute Situation aufmerksam machen (siehe Indyartikel). Danach gab es einige positive Meldungen und Gerüchte. Die Museumsleitung äußerte sich aber immer noch nicht zur Zukunft der Besucherbetreuung. Der Betriebsrat blieb ebenfalls bis zum heutigen Tage stumm.

Nach der Veröffentlichung der Vereinbarung vom 27. Juni bleibt zu hoffen, dass nun endgültig der Bestand der Besucherbetreuung gesichert ist und wieder auf den Stand von Herbst 2007 aufgestockt wird. Des Weiteren sollten endlich alle repressiven, existenziellen und den Betriebsfrieden störenden Störfeuer der Museumsleitung, vertreten durch Dirk Böndel, dem Geschäftsführer der T&M GmbH, unterlassen werden!

Vertragsverlängerung sofort und für alle!
Besucherbetreuung bleibt!

weitere Informationen gibts bei http://dtmb.de.vu

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besucherinnen

ein mensch 01.09.2008 - 10:57
es gibt auch besucherinnen. bitte verwendet statt besucherbetreuer_innen lieber besucher_innenbetreuer_innen usw. euer beharrlicher verzicht, besucherinnen wahrzunehmen, ist etwas merkwuerdig.

Besucherinnen

Reiner wie keiner 01.09.2008 - 18:06
Typisch, da kämpfen Menschen um menschenwürdige Existenz und so n Infatillinker hat nichts besseres zu tun als auf politisch korrekte Schreibweise zu bestehen. Schön wenn wir sonst keine Probleme hätten.

Arbeit

nork 02.09.2008 - 23:22
Arbeit, Arbeit, Alle wollen Arbeit.

Solange mehr Menschen arebiten wollen als Arbeit vorhanden ist, wird sich am grundlegenden Problem nichts ändern: Ausbeutung. Erst wenn es möglich ist, ohne (Zwangs-)Arbeit vernünftig leben zu können werden sich genug Menschen aus der bezahlten Arbeitswelt zurückziehen. Erst dann sitzen ArbeitnehmerInnen am längeren Hebel um sagen zu können: Der Job muss gemacht werden - aber nicht für den Preis!

Deshalb nicht an Symptomen rumdoktoren, sondern für ein bedingungsloses Grundeinkommen eintreten! Egal ob Jugendclub betreueen, Buch schreiben oder zweites Studium: Das sind alles wichtige Aufgaben, die nicht am Geldbeutel und mangelnder Freizeit scheitern dürfen! Das bringt mehr Freiheit für alle - stärkere ArbeitnehmerInnenrechte inklusive.