Rumänische Wanderarbeiter kämpfen um Löhne

migrantenpower 22.07.2008 11:07 Themen: Soziale Kämpfe
Heute morgen (Dienstag, 22. Juli 2008) protestieren 42 rumänische Wanderarbeiter auf dem Gelände der Baufirma Berger Bau in Passau. Sie verlangen ausstehende Löhne für die letzten drei Monate.
Monatelang hatten die Bauarbeiter auf dem Fabrikgelände von MAN in Nürnberg gearbeitet – ganz legal über einen rumänischen Subunternehmer. Angeblich hat er sogar den gesetzlichen Mindestlohn gezahlt, jedenfalls mussten die Arbeiter das unterschreiben. Dass die Realität auf den Baustellen dann etwas anders aussieht, ist bekannt. Aber im Juli meldete der Subunternehmer, die Firma Onyx Construct SRL aus Alexandria, Konkurs an. Löhne für Mai, Juni und die im Juli noch gearbeiteten Tage wurden nicht mehr bezahlt. Insgesamt 130.000 Euro konnte die Firma – die sicher bald unter anderem Namen wieder ins Geschäft einsteigt – auf diese Weise einsparen.

Die betroffenen Bauarbeiter sind mittlerweile verschuldet, haben Kredite aufgenommen und können kein Geld mehr nach Hause schicken. Sie sind dringend auf ihr Geld angewiesen. Nach der neuen Rechtslage haftet in einem solchen Fall der Generalunternehmer. Für die Baustelle bei MAN ist das die Firma Berger Bau in Passau, ein größerer Mittelständler mit immer noch 600 Beschäftigten (Berger Bau GmbH, Äußere Spitalhofstr. 19, 94036 Passau, Tel. 0851-806-0). Andere Firmen, für die Onyx gearbeitet hat, haben bereits anstandslos gezahlt. Aber Berger Bau hat sich einen Trick ausgedacht: Man sei bereit, die gesetzliche Haftung zu übernehmen, aber aus Gründen der „Rechtssicherheit“ wolle man erst nach einem arbeitsgerichtlichen Verfahren zahlen. Und das kann lange dauern, bis dahin sind die Betroffenen zurück in Rumänien, viele werden dann ihre Klagen vielleicht gar nicht mehr vor einem deutschen Gericht betreiben können … Auch so lässt sich Geld sparen. Das einzige, was Berger Bau anbietet, ist die Kostenübernahme für einen Bus, der die Wanderarbeiter zurück nach Rumänien bringt. Kalte Abschiebung.

Die Rumänen wollen sich das nicht gefallen. Mit Unterstützung einiger Kolleginnen und Kollegen des „Europäischen Verband der Wanderarbeiter“ (EVW) und der Gewerkschaft IG BAU protestieren sie heute Vormittag auf dem Werksgelände von Berger Bau in Passau. Das Mindeste, was sie erreichen wollen, ist die Auszahlung eines Abschlags von 1000 Euro, wie es in anderen Fällen üblich ist. Die Kollegen des EVW sind fassungslos: ein so dreistes Verhalten sei ihnen bisher noch nicht unterkommen.

Solidarität in jeder Form, am besten vor Ort, ist erwünscht und dringend nötig. Weitere Informationen über den Verlauf der Auseinandersetzung sind über den EVW erhältlich, unter 0176-63126638.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Interview:Europäischer Verband der Wanderarbe

radio corax 23.07.2008 - 21:53
Sie haben auf längere Zeit Ihre Heimat und Ihre Familie verlassen, um in der Fremde zu arbeiten. Sie haben auch Geborgenheit und eine Lebensumwelt verlassen, in die Sie hineingewachsen sind und die Ihnen vertraut ist. Jetzt versteht kaum jemand Ihre Sprache. Verständigung und Kontakte fallen schwer. Das ist besonders schlimm, wenn Sie in Schwierigkeiten kommen – sei es ein Unfall, sei es ein Problem mit der Lohnauszahlung.

Ich spreche von Wanderarbeitern. Herr Balan arbeitet bei dem europäischen verband der Wanderarbeiter und hilft den Arbeitern hier in Deutschland.