Augsburg: Nazidemo geht zu Ende

Auxburger 25.02.2008 22:44 Themen: Antifa Antirassismus Repression
Ca. 40 Rechtsradikale wurden am frühen Abend von ca. 500 Gegendemonstranten durch die Stadt „gejagt“. Nach dem ein breites Bündnis bereits am Samstag 23.2.2008 bereits ein Fest der Vielfalt. Für Samstag hatte die rechte Plattform "Augsburger Bündnis - Nationale Opposition" ursprünglich einen "Gedenkmarsch" zum Jahrestag der Bombennacht auf Augsburg am 25./26. Februar geplant. Doch die Aktivisten aus der rechten Szene kamen am Wochenende nicht in die Innenstadt, der Aufmarsch wurde verboten. Für OB Paul Wengert war der Aktionstag deshalb ein Erfolg, noch bevor er überhaupt stattgefunden hat.
Eine Feier in der Innenstadt mit Sternmarsch für Frieden und gegen Rechtsextremismus mit mehreren tausend Teilnehmern kann als Erfolg der Demokraten und Antifaschisten gewertet werden, so sahen das jedenfalls die Bündnispartner. Gleich elf Organisationen - von Parteien über den Fußballklub FCA bis hin zu den Kirchen - hatten für 22 zentrale Orte in der Stadt Gegendemos, Feste und Infostände angemeldet. Überall dort, wo eigentlich die Rechten am Samstag marschieren wollten. Der zweite Bürgermeister Kirchner gibt sich kämpferisch. Die Stadt hatte bisher eher eine schlechte Figur gemacht, wenn Rechte angerückt waren: Mal führte die genehmigte Demo-Route die Neonazis direkt auf die Eingangsstufen des Stadttheaters, was sie dort wie eine Eroberung Fahne schwenkend zelebrierten. Im November verzichtete das Bündnis für Menschenwürde komplett auf eine Gegendemo. Man habe die Rechtsextremen ignorieren wollen, hieß es damals lapidar. Die legten dann unwidersprochen das öffentliche Leben an einem Samstag für Stunden lahm. Die Stadt blamierte sich damals.

Es sei ist eine unerträgliche Vorstellung, so OB Wengert. Er rief die Augsburger zur Teilnahme an der offiziellen Gedenkveranstaltung auf. Die Stadt hatte die Veranstaltung mit Lautsprechern auf den Rathausplatz übertragen. Dort hatte das "Bündnis für Menschenwürde" eine Mahnwache angemeldet. "Das ist unser Platz", so Vorsitzender und SPD-Bundestagsabgeordneter und Heinz Paula. Heute fand dann um 18 Uhr im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses die Gedenkstunde zum Jahrestag der Bombennacht vom 25. auf den 26. Februar 1944 statt. Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger waren dazu eingeladen worden. Nach einer Ansprache des OB Dr. Paul Wengert sollte der Journalist und Buchautor Gernot Römer den Gedenkvortrag mit dem Titel "Verdammter Krieg! - Luftangriffe gegen die Zivilbevölkerung 1939 bis 1945" halten. In der Bombennacht wurde 1944 ein großer Teil der Stadt, insbesondere der historischen Altstadt, zerstört. 700 Menschen starben in der Nacht vom 25. auf den 26. Februar, Zehntausende flohen damals aus der zerbombten Stadt. In revisionistischer Manier wurde jedoch auch heute wieder versucht durch Neonazis deutsche Täter zu Opfern umzustilisieren. Bereits Freitag Abend demonstrierten zwei linke Gruppierungen auf dem Königsplatz, die sich vom bürgerlichen Gedenken an die Bombennacht abgrenzen wollten.

Die Demonstration der Rechtsradikalen wurde zeitgleich mit der Gedenkveranstaltung im Bereich der Innenstadt für heute den 25. Februar genehmigt und von der Polizei durchgesetzt. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof lehnte eine Beschwerde der Stadt gegen die Route des Aufmarsches ab, wie die am Montag Stadt mitteilte. In seiner Begründung habe das Gericht keine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit durch die Versammlung des „Augsburger Bündnis - Nationale Opposition“ gesehen. Der zweite Bürgermeister Klaus Kirchner (SPD) zeigte sich daraufhin »sehr enttäuscht«. Nun werde die »braune, rechte Szene« auf dieselbe Stufe gehoben wie die friedlichen Bürger. »Das ist eine Provokation«, betonte Kirchner. Ausschreitungen seien seiner Ansicht nach nicht ausgeschlossen. Es müsse damit gerechnet werden, »dass der eine oder andere das so nicht einfach hinnehmen wird«, sagte er.

Trotz des lautstarken Protests konnten die Neonazis jedoch nach ca. 3 ½ Stunden ihren Zielpunkt erreichen, wobei der größte Teil der von ihnen gehaltenen Reden im Geschrei der Gegendemonstranten unterging. Die Rechten zogen vom Jakobertor, teilweise stark von Polizei und Gegendemonstranten eingekesselt über den Rathausplatz zum Königsplatz. Die Polizei führte vereinzelt Festnahmen durch, vor allem das USK (Unterstützungskommando) fiel durch sein Gossenjargon aus, wobei die Einheit, zu Wackersdorf-Zeiten als Aufstandsbekämpfungseinheit gegründet, schubste und schlug, sowie einzelne Gegendemonstrationsteilnehmer beschimpfte. Die Festnahmen wurden nach der Manier „Überraschungseffekt“ durchgeführt. Schnell und ohne große Worte wurden Gegendemonstranten umringt und zu einem Polizeibus eskortiert, oder abgeführt. Mitgehörter Wortwechsel zwischen zwei USK – Beamten: „Haste ihn drauf auf Video ?“, „Na klar !“ „Alles klar, kannst mich als Zeugen schreiben“. Deeskalierend schienen die Beamten in den seltensten Fällen wirken zu wollen. Dennoch rieten sie aber doch in einem Fall nicht zur Gegendemonstration zu gehen, da es dort ja „zu Ausschreitungen der Linken“ kommen würde, so lautete der O-Ton jedenfalls. Am Königsplatz wurde die Versammlung der Neonazis aufgelöst und zum Hauptbahnhof durch die Polizei eskortiert, welche diesen weiträumig absperrte. Größere Ausschreitungen hat es nach ersten Einschätzungen des heutigen Abends nicht gegeben.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Sitzblockade

Sitzengebliebener 25.02.2008 - 23:30
Naja die Blockade hat zumindest kurz funktioniert und die Faschos mussten über den engen Gehweg von den Bullen geleitet werden! Aber du hast auch Recht mehr Leute wären definitiv effektiver gewesen!

Voller Erfolg ...

TheLastRelapse 25.02.2008 - 23:42
... für die Gegendemonstranten.

Aber leider noch größerer Erfolg für die Polizei. Durchkommen zu den Faschos war fast nicht möglich.

Danke an alle die da waren und den Braunen gezeigt haben, dass sie in Augsburg nicht willkommen sind.

Bericht zu den "Antifa Action Days"

Ak AUA 26.02.2008 - 18:40

Bericht zur Antifa-Demonstration am 22.02.08:
Die Antifa-Demo, deren Motto „Keine Tränen für Deutsche Täter“ war, startete um 18 Uhr am Königsplatz. Nach dem Verlesen der Auflagen und der ersten Redebeiträge begann der erste Teil der Demo. Zunächst beteiligten sich ca. 130 Personen beim 2. Teil der Demo waren es nur noch circa 100 Personen. Polizei war in extrem geringer Menge vor Ort (max.50). Der erste Teil – der dem Gedenken der Opfer des NS-Regimes gewidmet war und damit eher inhaltlich und ruhig durchgeführt wurde - führte vom Kö zum Prinzregentenplatz und von dort aus zum Stadttheater und schließlich zur Blauen Kappe. Die Strecke war so gewählt worden, um auf den historischen Hintergrund der anliegenden Gebäude aufmerksam zu machen. Der Katzenstadel an der Blauen Kappe war im 3.Reich ein Gestapogefängnis, in dem politische Gegner gefoltert und ermordet wurden. Die verlesenen Redebeiträge handelten unter anderem von Anni Pröll (Widerstandskämpferin) und Kritik an der bürgerlichen Gedenkpolitik.
Der zweite Teil der Demo begann mit dem Verteilen von Sekt, Konfetti, etc. Transparente und Fahnen wurden ausgepackt und es formierte sich ein kleiner Block. Laut Parolen rufend zogen die AntifaschistInnen in die Innenstadt. Am Moritzplatz fand nochmal eine Zwischenkundgebung statt. Der Block wurde aufgelöst und die komplette Straßenbreite wurde ausgenutzt. Am Königsplatz wurde die Demo schließlich aufgelöst und ein Teil der AntifaschistInnen versuchte noch weiter zu ziehen, was die Polizei zu diesem Zeitpunkt nicht verhindern konnte. Aufgrund der mangelnden Unterstützung der übrigen Demoteilnehmer konnte der kleine Block jedoch nicht mehr weiterziehen, was der allgemein sehr guten Stimmung jedoch keinen Abbruch tat.
Fazit:
Trotz der mageren Unterstützung aus anderen Städten war die Demo überraschenderweise gut besucht und verlief wie geplant. Verhaftungen gab es keine. Trotz der gewöhnungsbedürftigen Musik war die Stimmung sehr ausgelassen.
Wir bedanken uns bei allen, die da waren und hoffen, euch auf der nächsten Antifa-Demo wiederzusehen.


Bericht zu den Antifa-Aktivitäten am Samstag:
Gegen 10 Uhr versammelten sich am Hauptbahnhof einige AntifaschistInnen. Da der Neonazi-Aufmarsch auf Montag verschoben worden war, beschloss mensch, die eigenen Ansichten in die Öffentlichkeit zu tragen. An der City-Galerie wurde kurzerhand eine Schülerdemo übernommen, die ein Teil der bürgerlichen Aktionen war. Die Demo führte zum Rathausplatz und wurde von den AntifaschistInnen gänzlich vereinnahmt. Wir stellten das Fronttransparent und sorgten für Lautstärke mit den typischen Antifa-Parolen. Dort angekommen, löste sich die Demo im großen Mob der anwesenden Bürger auf. Kurz darauf startete die erste Spontandemo durch die Shoppingmeile von Augsburg. Wir wollten zum einen die Bürger beim Einkaufen stören und auf unsere Ansichten der Dinge aufmerksam machen. Dieser Spontandemo folgten im Laufe des Tages noch zwei weitere. Durchschnittlich nahmen an diesen Aktionen rund 20-25 Personen teil. Die Polizei schritt überraschenderweise nicht ein, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt sehr zahlreich in der Stadt unterwegs waren.
Des Nachts wurde ein Farbanschlag auf das Kriegerdenkmal an der Blauen Kappe verübt.
Fazit:
Die meisten Bürgerlichen Veranstaltungen zielten lediglich darauf ab, Wahlpropaganda zu betreiben und sich selbst zu feiern. Sowohl bei diesen Veranstaltungen als auch beim samstäglichen Shopping wurden unsere Inhalte erfolgreich vermittelt.
Wir bedanken uns bei allen AktivistInnen, die uns unterstützt haben.


Bericht zu den Aktivitäten am Montag:
Der Treffpunkt der Neonazis war um 18 Uhr am Jakobertor. Stunden davor patrouillierten schon Polizeikräfte durch die Innenstadt. Die AntifaschistInnen zogen in Kleingruppen durch die Stadt und versuchten, anreisende Nazis abzufangen. Dies gelang jedoch nicht, da praktisch an jeder Ecke Wannen standen und die Bullen immer wieder Kontrollen durchführten. Eine größere (einzige) Gruppe FaschistInnen (33) wurde vom USK eskortiert und somit wurde es einer Gruppe AntifaschistInnen (5) unmöglich gemacht, Gewalt anzuwenden ;)
Unter massivem Polizeischutz versammelten sich bis 20:15 Uhr lediglich 50 Neonazis. Sie liefen unter dem Schutz der bayrischen Prügelgarde zügig zum Rathausplatz. Dort angekommen, wurden die FaschistInnen von rund 500 NazigegnerInnen und einigen geworfenen Flaschen empfangen. Sie standen in ihrem Käfig und schwiegen, da sie aufgrund der bürgerlichen Gedenkveranstaltung im Rathaus keinen Lautsprecher verwenden durften. Das USK eskalierte die Lage, da sie sich mitten unter die Gegendemonstranten stellten. Sie fingen an, rumzuknüppeln und nahmen DemonstrantInnen in Gewahrsam. Hierbei sei erwähnt, dass es sich bei den Verhafteten wie immer hauptsächlich um Jugendliche handelte, und dass die Knüppelbullen diese mit äußerster Brutalität festnahmen. Die Neonazis versuchten, über das Stadttheater zu ihrer „Abschlusskundgebung“ am Königsplatz zu gelangen. Dies verhinderten hunderte NazigegnerInnen, indem sie den Käfig blockierten. Die Polizei unterließ es diesmal, durch die Menge hindurchzuprügeln. Somit mussten die beleidigten Nasen schmollend zum Hauptbahnhof abziehen. Der Abzug war extrem chaotisch, da die Polizei wieder einmal total überfordert war, die AntifaschistInnen von den Neonazis abzuhalten. Die FaschistInnen wurden zum Zug begleitet und fuhren endlich wieder heim.
Fazit:
Trotz der Tatsache, dass der Aufmarsch an einem Wochentag und dazu noch abends war, wurden die Neonazis von rund 800 GegendemonstrantInnen empfangen. Es waren unzählbar viele Bullen und ein Wasserwerfer vor Ort. Es wurden 7 Personen mit den üblichen Vorwürfen in Gewahrsam genommen. Positiv war, dass die Abschlusskundgebung der FaschistInnen verhindert werden konnte.
Für die versammelten FaschistInnen war es eine peinliche Vorstellung, da sie erstens nur 50 "KameradInnen" mobilisieren konnten und sie zweitens nicht einmal einen Lautsprecher verwenden durften.

800 Demonstranten protestieren

http://www.augsburger-allgemeine.de 27.02.2008 - 22:44
Ohrenbetäubender Lärm, Sprechchöre und fliegende Flaschen: 50 Rechtsradikale und gut 800 Gegendemonstranten sind sich am Montagabend auf dem Augsburger Rathausplatz gegenübergestanden...Video, Bilder und Bericht auf:
 http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Lokales/Augsburg-Stadt/Uebersicht/Artikel,800-Demonstranten-protestieren-gegen-50-Rechte_arid,1180559_regid,2_puid,2_pageid,4490.html

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 8 Kommentare

Sitzblockade...

Martini 25.02.2008 - 22:53
...auf der Straße ist leider mangels Leute gescheitert. Schade !

Waren meienr Meinung nach mehr Gegendemonstrn

? 25.02.2008 - 22:58
Würde die gegendemonstanten eher gegen 1000 gehen lassen!
Ansonsten ganz gut beschrieben, war ein klarer punktsieg für uns, die Neonazis wurden deutlich abgestraft!
Die polizei war aggressiver als beim letzten mal, sehr hart und direkt!

USK fällt aus !

Logopäde 25.02.2008 - 23:11
Ha ha ! Ja, auffällig ausfällig !

Wer wurde gejagt?

Bolle 26.02.2008 - 18:39
Von jagen kann ja wohl keine Rede sein.
Oder meint der Autor alle von uns,die
noch Post vom Staatsanwalt bekommen?

lob

hassler 26.02.2008 - 23:13
lob an den Ak AUA. der bericht ist sehr gut geschrieben und auf eurer seite sind tolle fotos zu allen aktivitäten.
ich war selbst leider nicht in augsburg am start aber wie ich sehe habt ihr das auch ohne mich geschafft.
schön, dass es in bayern noch so fitte leute gibt, ich hoffe ihr macht so weiter.
also solidarische grüße aus frankfurt,
stay true

ergänzung

anarcho-anarchist 26.02.2008 - 23:54
ich kann mich "hassler" nur anschließen. wirklich gute berichterstattung.
macht so weiter ak aua
ONE SOLUTION - REVOLUTION!!!

montag war für auswärtige nicht machbar

rote zora 27.02.2008 - 09:32
wir wären auch gerne nach augsburg gekommen, konnten aber nicht wegen der kurzfristigen T erminänderung. wenn mann bis 17.30 arbeitet und noch aus Nordbayern kommt ist es nicht mehr machbar gewesen.Trotzdem ist es schön zu lesen das die Nazis auf Gegenproteste gestoßen sind und ihre Scheiße nicht einfach so durchziehen konnten.Zum Thema Bullen; es ist doch in Bayern normal das Bepos und Usk sämtliche Gegenaktionen schon im Vorfeld behindern und blockieren wie z.B. am 3.11.2007 in Augsburg.Die Bilder aber die ich bei den Augsburger Nachrichten gesehen habe sind eine Unverschämtheit; das Usk hatte Jugendliche und Kinder wie Schwerverbrecher behandelt und die Blockaden geräumt.Das nächste Mal wenn die Nazis in Augsburg laufen wollen werden wir hoffentlich bessere Möglichkeiten haben sie massiv zu blockieren und zu stören.
ACAB

NPD-Abgeordneter soll Immunität verlieren

http://www.endstation-rechts.de 27.02.2008 - 14:26
Die Dresdner Staatsanwaltschaft will laut einem Bericht der Leipziger Volkszeitung den sächsischen Landtag in den kommenden Wochen bitten, die Immunität des NPD-Abgeordneten Jürgen Gansel aufzuheben.

Dann könnte Gansel für den Vertrieb der NPD-Schülerzeitung “perplex” angeklagt werden, sagte Oberstaatsanwalt Jürgen Schär den Angaben zufolge. Die Ermittler sehen demnach den Jugendschutz besonders in einem Artikel verletzt, der die Alliierten im Zweiten Weltkrieg als Kriegstreiber und Hitler als “Friedensfreund” darstellt.

Zuvor war bereits ein JN-Kreisvorsitzender für das Verteilen der NPD-Schülerzeitung verurteilt worden. Die Jugendkammer des Amtsgerichts Aue sah es als erwiesen an, dass der 18-Jährige das Blatt an Minderjährige verteilte, obwohl er um den jugendgefährdenden Inhalt gewusst hätte. Die Schülerzeitung steht seit Dezember auf dem Index der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. Die Staatsanwaltschaft ging offenbar davon aus, dass der Angeklagte zusammen mit dem NPD-Kreisvorsitzenden im Rahmen eines sogenannten Kooperationsgesprächs von einem Kripobeamten über die Unrechtmäßigkeit der Verteilung hingewiesen wurde.

Ehrverletzende Äußerungen über Lehrer

Die Schülerzeitung enthielt laut Anklageschrift ehrverletzende Äußerungen über Lehrer, hieß es laut Medienberichten. Zudem sei in dem Blatt dazu aufgerufen worden, den Schulhof zur “national befreiten Zone” zu machen. Ein Artikel habe die tatsächlichen Ursachen für den Beginn des Zweiten Weltkrieges unter Verwendung scheinbar historisch korrekter Zitate falsch dargestellt. Sachsens Generalstaatsanwaltschaft hatte festgestellt, dass das Blatt gegen das Jugendschutzgesetz verstößt. Zahlreiche Exemplare wurden beschlagnahmt.

Übersicht der regionalen NPD-Blättchen

In Berlin und Brandenburg hatte es die NPD mit einer Schülerzeitung mit dem Titel “Stachel” versucht. Allerdings meldeten die Grünen die Namensrechte für diesen Titel an, da sie bereits seit Jahren ein Blatt mit dem Namen “Stachel” herausgeben. Der NPD drohte deswegen ein Ordnungsgeld. Unter dem Titel “Stachel” darf die rechtsextreme Partei das Blatt nicht mehr verteilen.

Übersicht über die NPD-Schülerzeitungen

Sachsen: `Perplex`, Berlin: `Der Stachel`, Brandenburg und Sachsen-Anhalt: `Jugend rebelliert`, Rheinland-Pfalz: `Schinderhannes`, Saarland: `Rechts vor links`, MVP: `Avanti` (NPD-Umfeld). Dazu kommen regionale Blättchen, vor allem in Thüringen, wie der Wartburgkreisbote.