Erfurt: Ver.di suspendiert Angelo Lucifero

Anne Meyer 21.12.2007 20:05 Themen: Antifa Soziale Kämpfe
Angelo Lucifero, einer der engagiertesten Gewerkschaftsfunktionäre im Osten Deutschlands, Antifaschist und Feinbild der NPD, muss seinen Posten räumen. Der Zutritt zu seinem Büro wurde ihm untersagt und die außerordentliche Kündigung vorbereitet.
Angelo Lucifero, der hauptamtliche Sekretär der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di in Thüringen wurde am 14.12. von der ver.di Landesbezirksleitung Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen suspendiert. Wie Thomas Voß, Landesbezirksleiter ver.di, bestätigte, werde die „außerordentliche Kündigung“ gerade vorbereitet.„Mir wurde der Zutritt zu meinem Büro verwehrt und die Schlösser ausgetauscht“ erklärte Lucifero auf Anfrage. Laut seiner Aussage kommt er somit auch nicht mehr an dringend von ihm benötigte private Unterlagen.

Lucifero, der sich seit Jahren aktiv gegen Rechtsextremismus in Thüringen engagiert, ist immer wieder Einschüchterungsversuchen und Angriffen von Neonazis ausgesetzt.
Nachdem er sich im März mit einer Schreckschusspistole während einer Demonstration zum Thema Sozialabbau gegen einen „rechten Angreifer verteidigte“, wurde ein Strafbefehl über ein Jahr Gefängnisstrafe erlassen und zur Bewährung ausgesetzt - welchen er jedoch nicht akzeptierte. Bundesweit unterzeichneten daraufhin über 280 Gewerkschafter vom Bündnis »Gewerkschafter gegen Rechts«, einen offenen Brief an ver.di, in welchem sie „jede mögliche Unterstützung“ für Lucifero forderten. Die Hauptverhandlung beginnt im Januar vor dem Amtsgericht Erfurt. Ihm wird „gefährliche Körperverletzung und Verstoß gegen das Waffengesetz“ vorgeworfen.Zu den Gründen der Suspendierung sagte Voß unter anderem, Lucifero habe „in unzulässiger Weise persönliche politische Arbeit auf Kosten und mit Mitteln der Gewerkschaft ver.di betrieben“ und dass es trotz zahlreicher Gespräche zu keiner Verhaltensänderung Luciferos gekommen sei.

Über seine Entlassung werden sich sicherlich nicht nur Neonazis, sondern auch seine Gegner aus der Landespolitik freuen. Angelo Lucifero war auch einer der kompetentesten Verhandlungsführer für die Gewerkschaft bei Tarifstreitigkeiten. Es gleicht einer Farce, wenn verschiedene CDU-Politiker Lucifero mangelndes Demokratieverständnis vorwerfen - und das, nachdem er sich aufgrund diverser Morddrohungen, durchgeschnittener Bremsschläuche und körperlicher Angriffe selbst schützte.
Ver.di verliert mit dieser Kündigung einen ihrer couragiertesten und aktivsten Funktionäre im Osten.
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Ergänzungen

Mobiflyer zum Prozess gegen Angelo

(muss ausgefüllt werden) 21.12.2007 - 20:18
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Presse

gargamel 21.12.2007 - 20:57
Ver.di entläßt Antifaschisten
Thüringer Gewerkschaftssekretär Lucifero soll gekündigt werden. Zutritt zu Büro verweigert
Von Maik Baumgärtner/Daniel Behruzi
Wie am Freitag bekannt wurde, ist Angelo Lucifero, ver.di-Sekretär in Thüringen und langjähriger antifaschistischer Aktivist, von seiner Tätigkeit Mitte Dezember suspendiert worden. Wie Thomas Voß, Landesbezirksleiter der Dienstleistungsgewerkschaft, auf jW-Nachfrage bestätigte, wird eine »außerordentliche Kündigung« gegen den hauptamtlichen Gewerkschafter vorbereitet. Der Vorwurf: Lucifero habe »in unzulässiger Weise persönliche politische Arbeit auf Kosten und mit Mitteln der Gewerkschaft ver.di betrieben«. »Mir wurde der Zutritt zu meinem Büro verweigert und die Schlösser wurden ausgetauscht«, berichtete Lucifero gegenüber jW. Auch zu dringend benötigten persönlichen Unterlagen sei ihm durch diese Maßnahmen der Zugang verwehrt.

Konflikte zwischen Lucifero und den Gewerkschaftsoberen gab es schon mehrfach. So im März dieses Jahres, als der Antifaschist – der bereits vielfach Angriffen und Einschüchterungsversuchen von Neonazis ausgesetzt war – sich am Rande einer Demonstration mit einer Schreckschußpistole gegen einen rechten Übergriff verteidigte. Sowohl Voß als auch Thüringens DGB-Vorsitzender Steffen Lemme distanzierten sich seinerzeit öffentlich von Lucifero. Mehr als 180 Gewerkschafter aus dem ganzen Bundesgebiet protestierten daraufhin in einem offenen Brief »gegen die Gleichsetzung von rechtsextremen Angriffen und Selbstverteidigung sowie gegen Distanzierungen aus dem Kreise der Gewerkschaften«.

Lucifero wurde wegen des Vorfalls zu einem Jahr Freiheitsentzug auf Bewährung sowie der Zahlung von 120 Tagessätzen verurteilt. Das Berufungsverfahren, zu dem die Gruppe »GewerkschafterInnen gegen Rechts« mobilisiert, findet am 16. und 23. Januar 2008 jeweils ab 8 Uhr im Amtsgericht Erfurt (Rudolfstr. 46, Raum 18) statt. Auch die jetzt vom ver.di-Landesbezirk angestrebte Kündigung des Gewerkschaftssekretärs dürfte eine juristische Auseinandersetzung nach sich ziehen.

ggr.blogsport.de/

aus junge Welt:
 http://www.jungewelt.de/2007/12-22/054.php

Bedenkliche Entwicklung bei ver.di

shalom 21.12.2007 - 21:35
In den Gewerkschaftsrat gewählt werden bei ver.di KollegInnen, die schon mal gemeinsam mit grauen Wölfen an skandalösen nationalistischen Demonstrationen teilnehmen. So geschehen in Nürnberg.
Das Verhalten des besagten ver.di-Funktionärs und SPD Stadtrates scheint in der Gewerkschaft weit weniger zu stören als Angelos konsequenter Antifaschismus.

Solidarität mit Angelo

Dankbarer 22.12.2007 - 02:33
Zeigt Solidarität und Dankbarkeit für Angelos Engagement seit über 15 Jahren in der braunsten Region Deutschlands - wir haben Ihm viel zu verdanken!
Verteidigen wir nun Ihn in seiner schwersten Zeit - vor Gericht werden zahlreiche Faschos erscheinen: kommt alle und stärkt Ihm den Rücken.

Auch Angelo war für sein Engagement kein Weg zu weit und er unterstützte bundesweit Veranstaltungen (bis zuletzt bspw. gegen den Rudolf Hess Marsch in Wunsiedel u.a.)


Egal woher: kommt zu den Prozessen nach Erfurt! Macht Soliaktionen! Heizt Ver.di (ex-"wehr-di`!") ordentlich ein!!!

Kündigung von Angelo verhindern!

LabourNet Germany 22.12.2007 - 18:14
Sondermeldung im LabourNet Germany am Samstag, 22. Dezember 2007: Kündigung des Thüringer Gewerkschaftssekretärs und Antifaschisten Angelo Lucifero verhindern!

Wir haben in den letzten Tagen die Information zurückgehalten, dass der ver.di Landesbezirk Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen Angelo Lucifero fristlos kündigen will, nachdem kurz zuvor Suspendierung und Hausverbot ausgesprochen wurden.

Wir haben diese Information zurückgehalten, um Angelo in der arbeits- und strafrechtlichen rechtlichen Auseinandersetzung nicht zu schaden. Diese Rücksichtnahme fehlte dem Landesbezirksleiter Thomas Voss. Am 22. Dezember gab es den ersten Artikel bei indymedia ( http://de.indymedia.org/2007/12/203337.shtml) und in der Jungen Welt und es ist zu erwarten, dass die Thüringer Lokalmedien in den nächsten Tagen nachziehen. (Hinweis: Der Zeitpunkt der Veröffentlichung war ungünstig. Wir bitten alle Journalisten darum, besonders sorgsam in der Veröffentlichungspraxis zu sein.)

Die Kündigung erfolgt katastrophal kurz vor dem Prozess, den Staat und Nazis gegen Angelo am 16. Januar führen (siehe die Meldung vom Freitag und  http://ggr.blogsport.de/). Ver.di lässt es sich nicht nehmen, Fakten zu schaffen und kommunizierte die beabsichtigte Kündigung bereits gegenüber den anderen DGB-Gewerkschaften - ohne Zustimmung oder Widerspruch des Betriebsrates und des Integrationsamtes, das bei Kündigung Schwerbehinderter Stellung nehmen muss, abzuwarten.

Wenn Thomas Voss der JW sagt, dass Angelo gekündigt wird, weil er "in unzulässiger Weise persönliche politische Arbeit auf Kosten und mit Mitteln der Gewerkschaft ver.di betrieben" habe, dann geht es dabei unter anderem um die Antira Mailingliste. Am 14. Dezember haben zahlreiche ver.di-Mitglieder bereits bei ver.di interveniert (siehe Anlage 1), um deutlich zu machen, dass diese Liste nicht Angelos "persönliche politische Arbeit" ist, sondern eine kollektive Infrastruktur, deren weitere Unterstützung durch ver.di wir fordern. Antworten: keine! Diese Forderung interessiert ver.di genau so wenig, wie alle ver.di-Beschlüsse zur praktischen Unterstützung von Angelo beim bevorstehenden Prozess (Zum Prozess siehe  http://ggr.blogsport.de/ und im LabourNet Germany „Infomail der GewerkschafterInnen gegen Rechts (GGR) vom 18.12.07“
 http://www.labournet.de/diskussion/rechten/opfer/angelo_ggr2.html).

Noch ist es nicht zu spät, diese Kündigung zu verhindern! Wir rufen auf zu Protesten an:

a) Thomas Voss, Landesbezirksleiter ver.di Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen ( thomas.voss@verdi.de)

b) Frank Bsirske, Bundesvorstand ( frank.bsirske@verdi.de)

ver.di-Mitglieder könnten sich übrigens auch dafür interessieren, wie die Beschlüsse zur Solidarität mit Angelo beim bevorstehenden Prozess umgesetzt werden. Auf Antrag der Bundesjugendkonferenz hat der ver.di-Bundeskongress eine entsprechende Entschließung angenommen (Antrag Nr. A 121: „Für gewerkschaftliche Solidarität mit aktiven Antifaschistinnen und Antifaschisten! Für die Unterstützung des Gewerkschaftssekretärs Angelo Lucifero“
 http://bundeskongress2007.verdi.de/antraege_beschluesse/antrag.html?cat=A&sort=121, siehe auch Anlage 2). Der für die Umsetzung zuständige Bundesvorstand scheint den Beschluss zu ignorieren, denn es gibt bislang keinerlei Initiativen zur Unterstützung von Angelo. Und die Anfrage der GewerkschafterInnen gegen Rechts, ob der ver.di Bundesvorstand eine/n Prozessbeobachter/in entsenden wird, wurde schlichtweg nicht beantwortet…

Mag Wompel, LabourNet Germany
Julika Bürgin, GewerkschafterInnen gegen Rechts
Bochum und Erfurt, 22. Dezember 2007

Für Anlagen zum Text siehe die vollständige Meldung im LabourNet Germany:
 http://www.labournet.de/diskussion/rechten/opfer/kuendigung.html

Für Hintergründe siehe die Sonderseite "Wird Angelo Lucifero von den Gewerkschaften vom Opfer zum Täter gemacht?"
 http://www.labournet.de/diskussion/rechten/opfer/angelo.html

"Keine Rücksichtsnahme" durch Journalisten?

Lothar Bassermann 22.12.2007 - 18:38
In der Labournet-Erklärung wird "einigen Journalisten", womit wohl Maik Baumgärtner und Daniel Behruzi gemeint sein soll, vorgeworfen, "keine Rücksichtnahme" gegenüber Angelo gezeigt zu haben. Im gleichen Satz wird dieser Vorwurf auch Thomas Voss gegenüber geäußert. Während bei Voss sofort einleuchten dürfte, daß sein Verhalten einfach schlichtweg unsolidarisch ist, ist es schon scharfer Tobak, dies linken Journalisten vorzuwerfen, die mit ihren Beiträgen ganz klar für Angelo Partei ergriffen haben. Und ist denn wirklich gesagt, dass die Reporter vom wohlmöglich ungünstigen Zeitpunkt der Veröffentlichung gewußt haben?

Presseartikel zum Thema

jW-Leser 22.12.2007 - 19:25
22.12.2007 / Inland / Seite 4

Ver.di entläßt Antifaschisten

Thüringer Gewerkschaftssekretär Lucifero soll gekündigt werden. Zutritt zu Büro verweigert

Von Maik Baumgärtner/Daniel Behruzi

Wie am Freitag bekannt wurde, ist Angelo Lucifero, ver.di-Sekretär in Thüringen und langjähriger antifaschistischer Aktivist, von seiner Tätigkeit Mitte Dezember suspendiert worden. Wie Thomas Voß, Landesbezirksleiter der Dienstleistungsgewerkschaft, auf jW-Nachfrage bestätigte, wird eine »außerordentliche Kündigung« gegen den hauptamtlichen Gewerkschafter vorbereitet. Der Vorwurf: Lucifero habe »in unzulässiger Weise persönliche politische Arbeit auf Kosten und mit Mitteln der Gewerkschaft ver.di betrieben«. »Mir wurde der Zutritt zu meinem Büro verweigert und die Schlösser wurden ausgetauscht«, berichtete Lucifero gegenüber jW. Auch zu dringend benötigten persönlichen Unterlagen sei ihm durch diese Maßnahmen der Zugang verwehrt.

Konflikte zwischen Lucifero und den Gewerkschaftsoberen gab es schon mehrfach. So im März dieses Jahres, als der Antifaschist – der bereits vielfach Angriffen und Einschüchterungsversuchen von Neonazis ausgesetzt war – sich am Rande einer Demonstration mit einer Schreckschußpistole gegen einen rechten Übergriff verteidigte. Sowohl Voß als auch Thüringens DGB-Vorsitzender Steffen Lemme distanzierten sich seinerzeit öffentlich von Lucifero. Mehr als 180 Gewerkschafter aus dem ganzen Bundesgebiet protestierten daraufhin in einem offenen Brief »gegen die Gleichsetzung von rechtsextremen Angriffen und Selbstverteidigung sowie gegen Distanzierungen aus dem Kreise der Gewerkschaften«.

Lucifero wurde wegen des Vorfalls zu einem Jahr Freiheitsentzug auf Bewährung sowie der Zahlung von 120 Tagessätzen verurteilt. Das Berufungsverfahren, zu dem die Gruppe »GewerkschafterInnen gegen Rechts« mobilisiert, findet am 16. und 23. Januar 2008 jeweils ab 8 Uhr im Amtsgericht Erfurt (Rudolfstr. 46, Raum 18) statt. Auch die jetzt vom ver.di-Landesbezirk angestrebte Kündigung des Gewerkschaftssekretärs dürfte eine juristische Auseinandersetzung nach sich ziehen.

Das ist ja wohl eine Frechheit

dreadi 25.12.2007 - 00:25
Es muss unbedingt verhindert werden das dieser engagierte Mann einfach so entlassen und abserviert wird. Nur weil er vielleicht ein paar Fehler gemacht hat kann man seine erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre ja wohl kaum negieren. Das die Nasen in Erfurt nun diese Liste mit den Emailadressen haben ist zwar tragisch aber nun muss man gerade deswegen mit Angelo Solidarität zeigen, anstatt ihn zu verdammen!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Bye Bye ver.di — Rita

wehrt euch — irgendwer

wer hat uns schon verraten! — pyramiedenkarl

Ich glaube — Ralf