SAT1 Planetopia - Manipulation der Öffentlich

Roland Ionas Bialke 01.10.2007 08:09 Themen: Freiräume Medien Repression
Gestern, am 30. September 2007, wurde gegen 22.15 Uhr in der SAT1-Fernsehsendung Planetopia wissentlich ein Beitrag veröffentlicht, in dem ein gefälschtes Video gezeigt wird, um Menschen zu manipulieren.
Reißerisch heisst es "Sprengstoff Marke Eigenbau - Jugendliche und ihr gefährliches Hobby" im gestrigen Beitrag von Sat1 Planetopia.

Weiter heisst es:

"Ein Sondereinsatzkommando der Polizei hat in dieser Woche in Schleswig-Holstein offenbar einen Sprengstoffanschlag auf ein Volksfest in der Nähe von Pinneberg vereitelt. Zwei 19 Jahre alte Männer sollen einen Anschlag mit selbstgebastelten Sprengkörpern geplant haben. Kein Einzelfall – regelmäßig basteln Jugendliche im Kinderzimmer selbst an Geschossen, die hochexplosiv sind. Experten des LKA warnen vor diesem riskanten „Do it yourself“-Trend. Das Problem: Im Internet finden die Jugendlichen die Anleitungen frei zugänglich. Planetopia über den Kampf der Behörden gegen die gefährlichen Hobby-Bastler." [Quelle: planetopia.de]

Im Beitrag selbst geht es um zwei Jugendliche die, so das Landeskriminalamt Schleswig-Holstein, einen Anschlag auf ein Fest im Landkreis Pinneberg planten.(1) Immer wieder wird die Hobbysprengstoffszene und die (angebliche) Terrorplanung in Zusammenhang gebracht.

Dann zeigt SAT1 Planetopia mehrere Sprengstoffvideos.(2) Dabei ist auch ein Video zu sehen in dem zwei Jugendliche in einem Zimmer gezeigt werden. Einer der Jugendlichen füllt ein Pulver in eine Flasche und hantiert damit. In dem Bericht von SAT1 Planetopia ist dabei eine Stimme zu hören und es wird dazu ein Untertitel gezeigt. Dann wird durch SAT1 Planetopia behauptet, dass es nun eine Explosion gegeben hätte und der Jugendliche und zwei weitere Personen durch diesen Sprengsatz (Flasche) getötet oder schwer verletzt wurden. Nun wird ein brennendes Haus per Aussenansicht gezeigt, dass, nach SAT1 Planetopia, durch diesen Sprengsatz zerstört worden ist. Dann wird das Zimmer von innen gezeigt. Alles ist verbrannt und das Dach des Hauses ist zerstört.

Nun wird ein Video gezeigt in dem ein sogenannter Experte oder "Sprengmeister" ein Auto professionell sprengt.(3) Das Auto wird total zerfetzt. Der Sprengmeister, später auch ein Polizist und ein Chemiker, erzählt, dass Sprengstoffe sehr gefährlich sind und nur geschulte Experten solche Stoffe richtig handhaben können.

Zum Video:

Dieses Video ist eine Fälschung und wurde mehrmals in SAT1, aber auch im NDR, ausgestrahlt. Es ist ein Jugendlicher zu sehen, dann wird eine Stelle aus dem Video des gesprengten Autos reingeschnitten um einen effektvollen Funkenflug zu zeigen. Als letztes Bild zeigt die noch stehende Kamera für einen Augenblick ein teil des zerstörten Hauses. Dieses Bild zeigt in Wirklichkeit aber keine zerstörte Häuserwand, sondern ein Ausschnitt aus dem Video mit dem gesprengten Auto. Die Griffmulde der Heckklappe ist klar zu erkennen. Danach werden Luftaufnahmen eines zerstörten Hauses gezeigt. Noch konnten Wir nicht zuordnen wodurch dieses Haus zerstört wurde, allerdings nicht durch Sprengstoff. Im Video mit dem Jugendlichen ist ganz klar eine Substanz zu sehen die nicht mehr als ein Kilogramm wiegt. Ich habe schon legale Sprengvideos mit stärkeren Sprengstoffen gesehen wo mit einem Kilogramm nicht einmal ein Baum mit 30cm Durchmesser gefällt werden konnte. Am 15. Januar 1991 versuchte die RZ mit zwei Kilogramm starken Sprengstoff die "Goldelse" von der Berliner Siegessäule zu sprengen. Damals enstand nur leichter Sachschaden. Wenn zwei Kilogramm starker Sprengstoff nur leichten Sachschaden verursachen, warum sollte von einem Kilogramm langsameren Sprengstoffs ein ganzes Haus explodieren? Warum ist das ganze Haus verbrannt? Sprengstoff verursacht gewöhnlich keine Brände! Und warum ist alles zerstört aber die Kamera steht noch auf ihrem Platz?

Warum zeigt SAT1 Planetopia ein gefälschtes Video? Es geht ganz klar um Einschaltquoten. Der Begriff Sprengstoff ist einfach spannend und garantiert eine extreme Erhöhung der Zuschauerzahlen und somit eine Steigerung des Profits.

Warum arbeitet das LKA Schleswig-Holstein und das LKA Niedersachsen mit solchen unseriösen Medienvertreter zusammen? Die Landeskriminalämter sind schlicht mit der immer größer werdenen Hobbysprengstoffszene überfordert. Als die klandestine Hobbysprengstoffszene anfing sich zu organisieren ließ man diese noch gewähren. Die Polizei musste erkennen, dass das blose Verbreiten von Synthesedarstellungen von Sprengstoffen und anderer relevanter Bauanleitungen nicht strafbar ist. Doch alles wurde größer und durch den Verkauf von legalen Chemikalien konnte die Sprengmeister-Szene sogar Gelder organisieren. Darum versuchen die Landeskriminalämter in der Zusammenarbeit mit einigen unseriösen Medien die Hobby-Sprengstoffszene öffentlich zu diffamieren. Die Hobbysprengmeister sollen als Terroristen dargestellt werden. Muslimische Menschen werden zu Islam-Terroristen, Menschen mit bunten Haaren zu Linkextremisten und Lonsdale-Träger zu Rechtsextremisten.(4) Doch der Plan der Polizei geht nicht auf. Denn Kinder und Jugendlich als Terroristen zu verkaufen scheint nur schwer zu gelingen.

Was zürückbleibt sind meist jugendliche Menschen die durch das Verhalten der Polizei und Medien extrem geschädigt werden. Die Doppelbindungstheorie wird voll bedient: Einerseits sollen die jungen Menschen etwas werden und frei lernen können, andererseits werden sie bestraft wenn sie frei lernen und etwas werden wollen.

Da viele Menschen in der Hobbysprengmeisterszene sich weitere Repressionen nicht mehr bieten lassen wollen haben Wir Uns entschlossen öffentlich aktiv zu werden. Wir sind in Begriff einen Verein (Sprengstoff e.V.) zu gründen um Unsere Szene in der Öffentlichkeit zu vertreten. Wir sollen als ein Haufen von Chaoten, Apex-Kiddies und Terroristen dargestellt werden. Aber Wir stehen für die freie Vermittlung von Wissen und für ein selbstbestimmtes Leben ein. Leider lassen sich viele Betroffene von Repressionen der Polizei einschüchtern. In den letzten zwei Monaten wurde von Uns nach Betroffenen von Repressionen sondiert und Uns kontaktierten etwa 50 Menschen die eine Hausdurchsuchungen wegen ihrem Hobby hatten. Da in den letzten Monaten Unsere Geldquellen abgedreht wurden haben Wir zugleich versucht Gelder über Spenden zu organisieren. Dabei kamen etwa 10 Euro zusammen. Das sind Unsere Verhältnisse! Fast alle haben Angst und brauchen Hilfe - Können aber im Gegenzug kaum etwas machen.

Was Wir brauchen ist nicht Geld. Wir brauchen vor allem Menschen die sich trauen ihr Gesicht in die Kamera zu halten - Mit Ihrem Namen für Ihr Leben einstehen. Und in dieser Zeit sollte jeder Mensch sich das sehr gut überlegen. Darum möchten Wir Euch um folgendes bitten: Wenn Ihr schon bekannt seid, und nur dann, schliesst Euch Uns an!

(1) Etwa vor einem Jahr war es Sebastian B. der sich an einer Emsdettener Schule angeblich selbst erschoss. Grundsätzlich kann jedes Ereignis was mit Sprengstoff zu tun hat mit diesem gefälschten Video "aufgepeppt" werden.
(2) SAT1 Planetopia verstösst hierbei gegen das Urheberrecht. Bei fast allen gezeigten Aufnahmen handelt es sich um Videos die 2006/2007 beschlagnahmt wurden und nicht gemeinfrei veröffentlicht werden dürfen.
(3) Der Begriff Sprengmeister ist ein nicht geschützter Begriff. Jeder Mensch kann sich Sprengmeister nennen. Die Behauptung bei den gezeigten Menschen handelt es sich um Experten ist falsch. Auch die Aussage der Experten Hobbysprengmeister würden ihr Leben riskieren ist falsch. Der Experte der das Auto sprengt stellt eine Splitterbombe her. Selbst in der Hobbysprenstoffszene gibt es Regeln. Eine Regel des in der Sprengstoffszene respektierten Sprengmeister-Codex heisst: "Bringe Sprengstoffe nie mit splitternden Stoffen (z.B. Glas, Metall, etc.) in Verbindung!" Ein "Experte" in solchen Fake-Videos stellt mehrere Gramm Initialsprengstoff her und zündet diesen. Eine weitere Regel des Sprengmeister-Codex besagt aber: "Verwende nie mehr als 1,5 Gramm Initialsprengstoff, und verwende diesen nie ohne Hauptladung!" Wer sind nun die Experten? Teenager die auf ihre Sicherheit achten oder gemeine Authoritäten?
(4) Dass es gefährliche Anschläge von Terroristen auch in Unserer Nähe gibt zeigt unter anderem der Anschlag vom 4. August 2007 auf ein Antifa-Festival in Bern.

Die Bilder sind von Entropie

Das Video von Sat1 Planetopia -  http://www.planetopia.de/archiv/2007/planetopia/09_30/1_auswahl.html
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Ergänzungen

Versuch mit Auto

Ein Pyromane 01.10.2007 - 12:58
Bei dem Versuch mit dem Auto wurden keine "Selbstlaborate" verwendet, sonder in Belgien und der Schweiz handelsübliche "Knallraketen" vom Typ "X-trem Blitzknal".
Diese werden in Deutschland bei der Firma Weco produziert und sind nur für den Export bestimmt, da sie unter die deutschen Pyrogesetzte fallen würden. Im Test wurden 5 solcher Raketen benutzt, im Video unten sieht man nur eine.




Rakete zweimal hinter einander geschossen.

Das Video von der Rakete...

Ein Pyromane 01.10.2007 - 13:21

Video aus Westerstede

Roland Ionas Bialke 03.10.2007 - 02:26
Das angebliche "Polizeivideo" von dem Haus wurde am 10. Januar 1999 aufgenommen. In Westerstede gab es aber in dem Zeitraum 1998/99 keinen solchen Vorfall.

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Allgegenwärtige Titty Massen Medien!!!! — versuche, präzise zu sein

Verschwörung — blub

mein beitrag — carl camper

Lehre in Gefahr — Klaus

hö? — nachdenker

@ Elrik — Peter

im Westen — nichts Neues

Rauch — Typisch für Bombe

Im Osten bekannt im Westen neu entdeckt — nicht fernsteuerbar