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Solidarität mit den Gefangenen vom 31.7!

anna und arthur 04.08.2007 12:52
Einige kritische Anmerkungen zu der erfreulich schnellen Solidarität mit den Gefangenen des 31.7.
Trotz Sommerloch ist die Solidarität mit den Gefangenen vom 31.7. erfreulich stark. Zur Erinnerung. An diesem Tag wurden Andrej H., Oliver R., Florian L., und Axel H. unter der Beschuldigung festgenommen, Mitglieder der Militanten Gruppe (mg) zu sein.

Die schnelle Solidarität rührt vor allem daher, dass einer der Gefangenen, der Stadtsoziologe Andrej H., in verschiedenen Initiativen gegen Umstrukturierung und soziale Vertreibung bekannt und aktiv ist. Nur zwei Beispiele: Am 1.8. sollte Andrej H. im Rahmen des Roten Abends der Internationalen KommunstInnen im Zielona Gora über die aktuelle Mietentwicklung reden.

Die TeilnehmerInnen erfuhren unmittelbar vor Beginn der Veranstaltung von der Verhaftung des Referenten und verfassten spontan eine Resolution, in der es u.a. heißt:

„Am 31.7.07 wurden 4 Menschen wegen angeblicher Mitgliedschaft bzw. Unterstützung der Militanten Gruppe (MG) festgenommen. Gegen sie wurde mittlerweile von der Bundesanwaltschaft Haftbefehl erlassen.

Einer von ihnen ist der Berliner Stadtsoziologe Andrej H. Wir kennen ihn seit Jahren als Mitstreiter in sozialen Initiativen und MieterInnenorganisationen gegen kapitalistische Umstrukturierung, gegen die Zwangsvertreibung von einkommensschwachen Teilen der Bevölkerung und gegen soziale Ausgrenzung.

Deshalb hatten wir Andrej H. am 1. 8.07 im Rahmen des Roten Abends der Internationalen KommunistInnen als Referenten zum Thema Mietspiegel und Mietenentwickung in Berlin eingeladen. Unmittelbar vor der Veranstaltung erfuhren wir von der Festnahme bzw. Verhaftung.

Wir solidarisieren uns mit den Festgenommenen als politisch aktive Menschen.

Wir betrachten sie als einen weiteren Angriff auf die radikale Linke und alle, die sich gegen soziale Ausgrenzung und soziale Verelendung wehren.“


Einige Tage später sollte Andrej H. auf der Sommerschule von Attac referieren. Auch dort wurde die Verhaftung des Referenten mit Empörung aufgenommen. Der wissenschaftliche Beirat von Attac schrieb:

„Mit dem Vorwurf der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung nach § 129a StGB sind am 30. und 31. Juli vier Personen festgenommen worden. Der Wissenschaftliche Beirat von Attac verurteilt das aktuelle Verfahren und die Begründung der Haftbefehle. Sie verlassen den Boden der Rechtsstaatlichkeit und stehen für eine Ausweitung der Terrorismus-Ausnahmegesetzgebung. Wie die Verteidiger formulieren: Es wird das "versuchte In-Brand-Setzen von drei Auto unter Ausschluss einer Personengefährdung als Terrorismus" bezeichnet.

Der Wissenschaftliche Beirat von Attac kritisiert insbesondere, dass die wissenschaftliche Tätigkeit von Andrej. H. als Begründung für den ergangenen Haftbefehl herangezogen wird:
  • Als Verdachtsmoment wird eine von Andrej H. im Jahr 1998 veröffentliche wissenschaftliche Abhandlung angeführt. Diese enthalte Schlagwörter und Phrasen, die in Texten der "Militanten Gruppe" (mg) gleichfalls verwendet werden.
  • Als promovierter Politologe und Promotionsstipendiat sei Andrej H. zudem "intellektuell in der Lage, die anspruchsvollen Texte der Militanten Gruppe zu verfassen".
  • Desweiteren stünden ihm "als Mitarbeiter eines Forschungszentrums Bibliotheken zur Verfügung, die er unauffällig nutzen kann, um die zur Erstellung der Texte der Militanten Gruppe erforderlichen Recherchen durchzuführen".
  • Für eine Mitgliedschaft in der Militanten Gruppe spreche ferner, dass Andrej H. in einem im Juni 2005 veröffentlichten Artikel über einen fehlgeschlagenen Anschlag der terroristischen Vereinigung "RZ" berichtete und derselbe Anschlag in einem Text der Militanten Gruppe vom Frühjahr 2005 thematisiert wurde.
  • Zudem verfüge Andrej H. als Promotionsstipendiat "über die intellektuellen und sachlichen Voraussetzungen, die für das Verfassen der vergleichsweise anspruchsvollen Texte der Militanten Gruppe erforderlich sind".
Dadurch wird kritische Gesellschaftsanalyse nicht nur kriminalisiert, sondern unmittelbar dem Terrorismusverdacht ausgesetzt.“

Auch in verschiedenen Medien wurde unter Überschriften wie “Verdachtsmoment Kritische Wissenschaft“ die Verhaftung von Andrej. H., sowie die Ermittlungen gegen weitere Wissenschafter, kritisiert. Die schnelle Reaktion ist sehr erfreulich. Allerdings sollte eine Gefahr bei der gegenwärtig sich abzeichnenden Kampagne frühzeitig angesprochen werden. Durch die Konzentration auf die verfolgten Wissenschafter könnten die drei anderen Gefangenen in den Hintergrund treten. So könnte ein Szenario eintreten, dass eine Spaltung eintritt, die sicher von der Solidaritätsbewegung nicht gewollt wird. Hier die kritischen Wissenschaftler, die verfolgt werden, dort die „Nichtwissenschaftler“, die zumindest verdächtig sind. Daher sollte von Anfang an deutlich gemacht werden, dass die Solidarität allen gilt, die verhaftet worden und gegen die ermittelt wird, egal ob sie Wissenschafter oder Erwerbslose oder was auch immer sind. Die Frage der Solidarität hängt schließlich nicht davon ab, ob der oder die Verfolgten AkademikerInnen, ArbeiterInnen oder Erwerbslos sind.

Tatsächlich hat die Konzentration auf Andrej. H. in der ersten Phase der Solidarität einen praktischen Grund. Er ist als Aktivist, Autor und Referent bekannt, er hat einen Namen und ein Gesicht. Das ist natürlich bei einer Solidaritätskampagne wichtig. Diese Bekanntheit gilt es zu nutzen, um die Solidarität mit allen von Repression Betroffenen zu entwicklen.
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Ergänzungen

Weitere Infos, Texte auf einer Soli-Webseite

soli.blogsport.de 04.08.2007 - 13:39
Auf einer Soli-Webseite gibt es weitere Texte, Erklärungen usw:

 http://soli.blogsport.de

Gleich: Knastkundgebung 18h

wirsindalle129a 04.08.2007 - 14:04
Am heutigen Samstag 4.8. um 18h Knastkundgebung in Berlin: Turmstraße/Rathenower Straße/Alt Moabit, Nähe U-Bhf Turmstrasse bzw. S-Bhf Bellevue

Die Konzentration auf Andrej hat andereGründe

Felix 04.08.2007 - 14:16
Wenn das SEK dich in dem Moment einsackt, wenn du gerade den Brandsatz gezündet hast, dann hast du halt wenig Aussicht auf einen Freispruch. Und spätestens, wenn die DNA-Abgleiche ausgewertet sind, wird wohl sehr wahrscheinlich auch die Strategie der Anwälte fehlschlagen, dies als einen versuchten Brandanschlag, der nichts mit der mg zu tun hat, darzustellen.(Das BKA hat ja übereinstimmende DNA-Spuren von mehreren mg-Tatorten) Das heißt, hier ist wohl wenig zu reissen, unabhängig davon, ob man mit den Leuten solidarisch ist.

Bei Andrej verhält es sich aber komplett anders. Hier wird nur angeführt, dass er a) einen der Beschuldigten zweimal "konspirativ" getroffen hat, b) er intellektuell in der Lage ist die papers zu schreiben und c) in einem wissenschaftlichen Aufsatz linguistische Übereinstimmungen zu mg-Texten gibt.
Und dies ist ein absurdes Konstrukt, wenn das ausreicht, könnte die halbe Kreuzberger Szene wegen 129a abgehen.
Zu a): ein konspiratives Treffen ist für die BAW schon, wenn sich Leute so treffen, dass die Observationstrupps die Inhalte nicht mitbekommen. In dem anderen 129a Verfahren wird Leuten ein konspiratives Treffen auf dem Buko zur Last gelegt! Es geht also nicht um ein Treffen, wo man sich um 4 Uhr nachts auf der Rückseite seines Hauses abseilt, um dann mit angeklebtem Bart in dem geklauten Auto durch dunkle Nebenstraßen nach Potsdam zu fahren, um dann in einer konspirativen Wohnung zwei Texte in Geheimschrift auszutauschen, die dann nach Kenntnisnahme sofort in den Kamin wandern. Nein, es könnte z.B. bedeuten, dass Florian Andrej spontan auf seiner Arbeitsstelle besucht hat oder sie sich per Telefon verabredet haben und dann gesagt haben: "alles weitere können wir ja dann besprechen". Das sind konspirative Treffen nach Meinung der BAW. Und wenn dies so auch vor Gericht durchgeht, dann ist dies eine neue Qualität. Wenn dies ausreicht, dann bin ich und viele der Leser Mitglied mehrerer terroristischer Vereinigungen, da wir natürlich mit Freunden nicht viel per Telefon quatschen und zum Reden natürlich Orte aufsuchen, wo der Oberservationstrupp nichts mitbekommen kann udn natürlich wird vor einem Gespräch erstmal die Begleitung abgehängt und das hat nichts damit zu tun, dass wir dann dort irgendwelche Aktionen planen, es ist einfach vollkommener Standard, genauso wie eine verschlüsselte e-mail nicht heißt, dass es dort um das Abfackeln von Bundeswehrfahrzeugen geht. Wir machen so was prinzipiell.

Zu b): Die papers der mg waren offensichtlich von Akademikern verfasst, das kann man schon rauslesen, aber sie waren in keinster Weise außergewöhnlich anspruchsvoll oder intellektuell. Vielmehr waren sie doch recht banal. So papers zu verfassen dürfte wohl die Hälfte der organisierten Berliner Altautonomen Szene schon schaffen, wenn sie denn politisch dort stehen würden.

Zu c): aus wissenschaftlicher Sicht kann man immer behaupten, dieser und jener Text ähneln sich so sehr, dass sie vom selben Autor stammen, dann führt man zehn Textstellen auf, die sich ähneln und ignoriert die zwanzig, die nicht charakteristisch sind. Man kann in dieser Frage immer einen Professor finden, der als Gutachter das eine bezeugt und einen, der das genaue Gegenteil sagt. Die einen finden diese linguistischen Feinheiten relevant und die anderen gewichten andere Charakteriken höher, je nachdem kann man immer zu dem Ergebnis kommen, das man haben will.

Dass auf Grundlage dieser drei Punkte ein Haftbefehl ergeht ist ein Skandal(wenn man denn Vertrauen in die deutsche Justiz besitzt) und zeugt von der Sonderstellung des 129a. Im Endeffekt sind wir alle gemeint, denn mit dieser Begründung könnte ein Großteil der organisierten Autonomen wegen 129a einfahren. Gegen dies vorzugehen, auch wenn man der mg nichts abgewinnen kann(was für mich gilt), ist alleine schon Grund genug heute 18.00 Uhr nach Moabit zu kommen.

Attac-Wissenschaftler_innen solidarisch: Demo

Peter Nicht-Wahl 04.08.2007 - 14:42
osthessen-news, 04.08.2007
(Quelle:  http://soli.blogsport.de/presse/)

Heute attac-Demo und Proteste gegen Verhaftungen wegen Terrorismusverdacht

Mit einem Demonstrationszug durch Fulda am heutigen Samstag wollen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 6. Attac-Sommerakademie an der Hochschule Fulda gegen die Verhaftung des Berliner Sozialwissenschaftlers Andrej H. sowie die Terrorismusvorwürfe gegen drei weitere verhaftete Personen protestieren. Start dazu sei um 13.15 Uhr an der Hochschule, heißt es in einer Mitteilung von attac.

Den vier Verhafteten wird die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung nach Paragraf 129a StGB vorgeworfen. Andrej H. sollte am Samstagnachmittag als Referent auf der Attac-Sommerakademie mitwirken. Zur Begründung für den Haftbefehl gegen den Stadtsoziologen wird in erster Linie seine wissenschaftliche Tätigkeit herangezogen. Das Motto der Demonstration, das auf dem Frontransparent zu lesen sein wird, lautet daher: “Wer das liest, ist Terrorist”.

Der Demonstrationszug beginnt um 13.15 Uhr an der Hchschule Fulda, wo noch bis Sonntag die Attac-Sommerakademie stattfindet. Die Route führt durch die Innenstadt von Fulda zum Stadtschloss.

Dort werden mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Attac-Sommerakademie eine Selbstanzeige bei der Polizei stellen, da gegen sie dieselben Verdachtsmomente wie gegen Andrej H. angeführt werden können. Sie behaupten von sich:
- dass auch sie die intellektuellen und sachlichen Voraussetzungen für das Verfassen eines Bekennerschreibens erfüllen,
- dass ihnen Bibliotheken zur Verfügung stehen, die sie unauffällig nutzen können, um die zur Erstellung eines Bekennerschreibens erforderlichen Recherchen durchzuführen und
- dass von ihnen Texte öffentlich zugänglich sind, die Schlagwörter enthalten, die auch in Texten der “Militanten Gruppe” verwendet werden.

Präventivhaft

Zeitungsviertel 04.08.2007 - 15:18
 http://www.welt.de/berlin/article1079257.html
"Militante Gruppe
Inhaftierte schweigen zu allen Vorwürfen
Nur wenige Tage nach der Festnahme von vier mutmaßlichen Berliner Mitgliedern der Militanten Gruppe (MG) ist die erste Euphorie der Ermittler über den erhofften Durchbruch im Kampf gegen die terroristische Gruppierung bereits verflogen. ...."

Hallo egal

Felix 06.08.2007 - 15:02
Ach ja, das alte linke sich dümmer stellen als man ist, nur weil man solidarisch zu sein hat:
"Was?! Die BAW behauptet das seien mg-Mitglieder? Wie kommen die bloss darauf, das ist doch total absurd." Zwar sind sie in flagranti erwischt worden, seit Wochen genau wegen dem Verdacht oberviert worden, die DNA-Proben werden wohl übereinstimmen, aber mg? Nein, wie kann man da bloß drauf kommen?
Ich kann auch mit ihnen solidarisch sein, wenn sie mg sind und es gibt hier keine Spekulationen, die nicht aus öffentlichen Quellen stammen, also auch den Bullen und BAW zur Verfügung stellen. So what?!
Aber wenn man hergeht und sich darüber wundert, dass wegen 129a ermittelt wird, blamiert man sich doch vor der Realität. Spätestens wenn Grießbaum genüsslich anmerkt, dass auch die DNA übereinstimmt oder dass sie sonstwas bei der Durchsuchung gefunden haben, ist es damit vorbei.
Es geht bei den drei Verhafteten doch nicht mehr darum, ob sie wegen schwerer Brandstiftung oder 129a in den Knast wandern, sondern darum, ob sie mehr oder weniger als 4 Jahre kriegen.
Es macht doch taktisch viel mehr Sinn sich zu fragen, wo was herauszuholen ist und das ist doch bei Andrej real möglich, weil die Begründung des Haftbefehls ins Absurde geht und wenn das wirklich alles ist, was sie haben, dann ist es realistisch ihn durch öffentlichen Druck, wie er ja auch gerade auf kleiner Flamme entsteht, wieder aus dem Knast zu holen.
Bei den anderen drei gibt es, so leid es mir auch tut, diese Chance nicht und das kann man doch einfach mal realistisch feststellen.
Dass sich Spekulationen verbieten, wenn dabei Interna preisgegeben werden, steht außer Frage, wenn aber der Zugriff im Moment der Zündung der Brandsätze erfolgt, dann hat das nichts mehr mit Spekulationen zu tun. Lasst uns deshalb die Situation realistisch einschätzen, um das bestmögliche rauszuholen.

In diesem Sinne, Solidarität mit allen fitten politischen Gefangen und aehm ja auch mit der mg.

PS. Im Übrigen hatten die mg Leute ihren Knastaufenthalt ja auch fast schon fest eingeplant, dass man auch bei einer Rund-um-Observation weitermacht ist schon krass, aber es folgt wohl aus ihrer unheimlichen Konsequenz: "in einer widerständigen Biografie [ist] Knast eher die Regel als die Ausnahme"(Interview mit der mg aus radikal 158).

@Felix: Manchmal ist Realismus Opportunismus

Paragraphenamazone 14.08.2007 - 00:12

1. Aus welcher öffentlichen Quelle hast Du das eigentlich mit der DNA?

2. Mit Deinem Realismus magst Du hinsichtlich der Brandstiftung recht haben – aber hinsichtlich des § 129a ist das weitaus weniger realistisch:

a) die Anwälte haben ein – politisch etwas fragwürdiges, juristisch aber nicht abwegiges – Argument vorgebracht: Selbst angenommen, die drei in Brandenburg Festgenommenen wären mg, so war das, was die mg bisher gemacht (und wohl auch das, was sie sich in absehbarer Zeit vorgenommen) hat noch keine erhebliche Schädigung des Staates. D.h.: Es fällt nicht unter die gesetzliche Terrorismus-Definition. Siehe dazu:  http://soli.blogsport.de/2007/08/02/presseerklaerung-der-verteidigung/.

b) Darüber hinaus läßt sich der § 129a nicht nur politisch, sondern auch juristisch grundsätzlich angreifen. Siehe dazu insb.:  http://delete129a.blogsport.de/2007/08/13/aamazone-grundrechte-und-a-129a-stgb/ und auch den sogleich genannten link. Es mag – in Anbetracht des politischen Kräfteverhältnisses, das auch bei juristischen Argumenten immer eine Rolle spielt – nicht besonders wahrscheinlich sein, daß dies Erfolg hat. Es spricht aber nichts dafür, einen solchen Versuch von vornherein sein zu lassen.

Das heißt 3.: Es ist auch nicht nötig, Deine Konsequenz zu teilen, die drei in Brandenburg Festgenommenen mehr oder minder fallen zu lassen und alle Energie auf Andrej zu konzentrieren – so hört es sich bei Dir jedenfalls an: „Es geht bei den drei Verhafteten doch nicht mehr darum, ob sie wegen schwerer Brandstiftung oder 129a in den Knast wandern, sondern darum, ob sie mehr oder weniger als 4 Jahre kriegen.
Es macht doch taktisch viel mehr Sinn sich zu fragen, wo was herauszuholen ist und das ist doch bei Andrej real möglich“. Und: Mit der „Begründung [des Haftbefehls gegen Andrej] könnte ein Großteil der organisierten Autonomen wegen 129a einfahren. Gegen dies vorzugehen, auch wenn man der mg nichts abgewinnen kann(was für mich gilt), ist alleine schon Grund genug heute 18.00 Uhr nach Moabit zu kommen.“
Statt eines solchen Solidaritäts-splittings – Fatalismus für die drei in Brandenburg Festgenommenen und power für Andrej (und die drei Beschuldigten die [noch] nicht im Knast sitzen) – wäre der politische und juristische Angriff auf den § 129a genau das Mittel, das sowohl den Beschuldigten dient, gegen die die Bundesanwaltschaft reine Gesinnungs- und Kontaktschuld-Verfahren betreibt, als auch denen die auf dem MAN-Firmengelände festgenommen wurden. Denn, indem die Bundesanwaltschaft das Verfahren gegen die drei bei MAN-Festgenommen als § 129a-Verfahren betreibt, steht auch bei ihnen nicht die konkrete Tat, sondern die Gesinnung im Zentrum der Beschuldigung (siehe dazu  http://delete129a.blogsport.de/2007/08/13/aamazone-lieber-weniger-pathos-und-mehr-argumente/) – mit allen strafverschärfenden, Ermittlungsbefugnisse ausweitenden und Verteidigungs-/Verfahrensrechten einschränkenden Konsequenzen des § 129a.