Soli-Aktionen für russische Atomkraftgegner

SOFA Münster 25.07.2007 12:30 Themen: Antifa Atom Weltweit
Nach dem brutalen Mord an dem russischen Atomkraftgegner Ilya Borodaenko kommt es in verschiedenen europäischen Städten zu Solidaritätsaktionen. In Gronau nahmen gestern Abend rund 20 Leute an einer Trauermahnwache vor der Urananreicherungsanlage teil. Von dort geht regelmäßig Uranmüll auch nach Angarsk, wo der Überfall stattfand. Zur Stunde findet in Den Haag eine Mahnwache vor der russischen Botschaft statt und morgen soll laut Indy UK um 19 Uhr eine Mahnwache vor der russischen Botschaft in London stattfinden. Unterdessen kündigten russische Umweltgruppen an, ab morgen erneut ein Anti-Atom-Camp in Angarsk zu errichten. Noch immer werden dringend Spenden für die Angehörigen und Opfer benötigt (Konto s. Indy-Mittelspalte).
Die Nachrichten über die offiziellen Reaktionen auf den Mord sind zum Teil immer noch widersprüchlich. In einem Bericht wird von 20 Festnahmen, in einem anderen von 14 Festnahmen, inkl. 8 Haftbefehlen, gesprochen. Der Gouverneur des betroffenen Gebietes Irkutsk, Alexander Tischanin, erklärte, die Täter gehörten zu einer bekannten Gruppe von ca. 60 Nazi-Skinheads und nannte den Überfall "jenseits menschlicher Vernunft". Die Staatsanwaltschaft versucht hingegen, den Überfall als Racheaktion für eine angebliche Attacke der Camper darzustellen. Auch seien die Überfallenen eigentlich keine Atomkraftgegner, sondern Antifaschisten und Anarchisten. Als ob sich das gegenseitig ausschließen würde.

Noch sind viele Fragen offen: Warum traf die Miliz nicht rechtzeitig ein, um den Angegriffenen zu helfen, obwohl sie ständig das Anti-Atom-Camp kontrollierten (zumal es Warnungen gab)? Welchen Hintergrund hat die Attacke der Nazi-Skinheads?

Die Nachricht vom brutalen Mord an Ilya hat sich um die ganze Welt verbreitet. Sogar die Washington Post berichtete. In krassem Widerspruch dazu schweigen die regionalen Medien im Münsterland und den Niederlanden, wo die beiden Urananreicherungsanlagen Gronau und Almelo stehen beharrlich. Die Betreiberin Urenco schickt seit 1996 massenhaft Uranmüll nach Russland, auch nach Angarsk, und hat so die dortigen UAAs wirtschaftlich über Wasser gehalten. Die Proteste in Angarsk richten sich auch gegen diesen Uranmüllimport aus Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und Frankreich. Im Gegenzug wurde aus Angarsk auch Natururan bzw. wiederangereichertes Uran u. a. nach Gronau geliefert.

Die Medien, die Urenco und ihre deutschen Anteilseigner EON und RWE versuchen, diese Zusammenhänge zu verschweigen und sich zu dem Mord nicht äußern. Gerade deshalb sind weitere öffentliche Aktionen für die Opfer, auch in Deutschland, wichtig. Das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen hat heute einen Brief an den russischen Honorarkonsul in Düsseldorf, Dr. Burckhard Bergmann, verschickt, um bei der russischen Regierung eine zügige und umfassende Aufklärung des Mordes einzufordern.

Das Honorarkonsulat hat die Adresse EON-Platz 1, 40479 Düsseldorf, E-Mail:  honorarkonsulat-russland-nrw@eon.com, denn der Konsul ist im Hauptberuf Chef von EON-Ruhrgas und sitzt im EON-Hauptvorstand (nebenbei auch noch mit mehreren russischen Regierungsmitgliedern im Aufsichtsrat von Gazprom ...). Zugleich forderten die Anti-Atomkraft-Initiativen von EON den sofortigen Stopp der Urantransporte von Gronau nach Russland sowie den sofortigen Ausstieg aus der Urananreicherung.

Bei einem Treffen nach der gestrigen Mahnwache in Gronau riefen zahlreiche Anti-Atom-Gruppen zu Widerstandsaktionen gegen den nächsten Uranmülltransport von Gronau nach Russland auf, der schon im August erwartet wird. Hier kann sich die Solidarität mit den russischen Gruppen ganz konkret zeigen. Am 22. September findet zudem eine internationale Urankonferenz in Dortmund statt, wo es u.a. um die militärische Dimension der Urananreicherung, den konkreten Widerstand und die internationale Vernetzung gehen wird. Weitere Infos dazu: www.urantransport.de
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