Preis für Rüstungsforscher in Freiburg

Trotzdem BoykotierendeR 21.06.2007 20:00 Themen: Bildung Militarismus
Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik Freiburg rühmte sich heute im Auditorium 1199 der Universität, und erhielt durch Wissenschaftsminister Mister Frankenberg den diesjährigen Landesforschungspreis. Gelobt wurde vor allem eine kleine Infrarot- Sensation, die besonders im Bereich der militärischen Überwachungstechnologie von Nutzen sein soll. Es kann „Raketenabwehrsystemen“ für Truppentransporter dienen und wurde nun von einer unabhängigen Jury mit 100.000 Euro belohnt. Etwa 20 Personen unter anderem vom Rüstungs-Informations-Büro, protestierten um den gut bewachten Hörsaal herum. Es gelang zeitweise die Veranstaltung zu stören.
Nichtöffentlich war das Event zur Preisjubelverleihe am 21. Juni um 16.00. Dabei “[…] geht es […] auch darum, exzellente Forschung im Land für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen", sagte Wissenschaftsminister Professor Dr. Peter Frankenberg bereits im Vorfeld. Die Transparent- und Schildertragenden Protestierenden mit ihren Flugblättern in den Saal zu lassen, das kam heute jedoch nicht in die Tüte. Der höchstdotierte Forschungspreis des Landes „wird allein nach dem Kriterium der wissenschaftlichen Exzellenz vergeben". Wahrscheinlich sind wir zu gesindelhaft für eine sichtbare Meinungsäußerung.

Freiburg macht mit Rüstung Knete. Die jubilierende 550 Jahre alte Uni (ja, die mit dem Raddoping und den Tierforschungslaboren), feiert mit, denn: Knete fließt, wenn sich der Investor gut verteidigen kann. Unsere Investoren können dass: BASF, Daimler-Chrysler, LITEF, Coke and Cola… Alles Exzellenzfördernde Partner- Institutionen, sowohl im Marketing als auch im Sponsoring und PR- Bereich… und in der Bildung, Natürlich.



Der diesjährige Forschungspreis des Landes Baden-Württemberg geht unter anderem an eine Forschergruppe um Dr. Martin Walther: Dr. Robert Rehm, Joachim Fleissner und Dr. Johannes Schmitz, alle vom eng mit der Uni verknüpften Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik Freiburg. Das Team von Martin Walther hat gemeinsam mit der Heilbronner Firma AIM Infrarot-Module GmbH den weltweit ersten zweifarbigen Infrarot-Detektorchip entwickelt. Die zweifarbigen Wärmebildkameras können bislang nicht realisierbare Messaufgaben im Bereich der Infrarottechnologie lösen. Praktisch bedeutet das, dass an den Freiburger Fraunhofer Instituten aktiv Rüstungsforschung betrieben wird.Die Anwendungsmöglichkeiten des Chips reichen zwar von der Medizin- bis zur Umwelttechnik. Eingesetzt werden die neuen Kameras aber zuerst vom Militär. Unter anderem das Raketenabwehrsystem des europäischen Truppentransporters A 400 M wird damit ausgestattet. (Siehe Badische Zeitung vom 17.April 2007)

"Mit der neuen Generation von Detektoren können anfliegende Raketen auf Grund der charakteristischen Wärmestrahlung des Raketenantriebs sehr viel früher und mit einer weit geringeren Fehlalarmrate erkannt werden als mit den bisher gebräuchlichenVerfahren", sagt Walther. Das bisher gebräuchliche überwachen und zielen auf Menschen die sich durch die Nacht bewegen wird optimiert. Ein genaues Treffen bestimmter Körperteile steigert den Fun- Faktor für den schießenden Soldaten, der seine Opfer zuvor nur einfarbig sehen konnte. Um den Preisträger zu kontaktieren, meldet euch bei Dr. Martin Walther, Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik (IAF) martin.walther@iaf.fraunhofer.de



Zwei mutmaßlich an der Protestaktion Beteiligten, wurden die Personalien abgenommen. Sie sollen auf das Dach des Kollegiengebäudes gestiegen sein. Die kleine Menge protestierender hielt Schilder mit Inhalten wie „Jeder Krieg ist im Interesse unserer Uni“, „Rüstungsforschung tötet Menschen“ oder „Kleine Feldjäger wollen große Leoparden“ hoch. Die Bullen waren sechs mal in Zivil und vorerst mit nur acht Frauen und Männchen in Grün präsent. Nachdem jedoch lautstark „Krieg ist Terror mit größerem Budget!“ skandiert, und das Unimobiliar zunehmend zu Instrumenten umfunktioniert wurde, kam ein weiters dutzend Ordnungshüter zur Verstärkung. So glich der Gang des Kollegiengebäudes vorübergehend einem Sicherheitstrakt, Gedenktafel der fürs Reich gefallenen, Bismarck Büste, Sympatex Mantel und private Sicherheitsvorkehrungen inklusive.



"Jubel über militärische Schauspiele ist eine Reklame für den nächsten Krieg"
Kurt Tucholsky

Die Veranstaltung war Teil eines Landesweiten Stiefelwichsens, durch das BaWü sich als schwarze Elitenschmiede schon seit Jahrzehnten profiliert. Jubelveranstaltungen füllen all die glänzenden Institutionen, Tag ein Tag aus. Die Wolke ist so rosa, sie schwebt so hoch, dass kein Blick nach unten kaum mehr den Boden in Sicht versprechen kann.

Keiner macht kaputt, was uns kaputt macht.

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Ergänzungen

Fraunhofer-Institute und so

Studi 21.06.2007 - 21:03
Allgemein fällt auf, daß die Fraunhofer-Institute fast ausschliesslich für "bad things" wie Überwachungs/Stasi-Technik, Kriegstechnik, Patentunsinn usw. bekannt sind, aber kaum für Entwicklungen, die die Menschheit weiter bringen. Dafür stehen dann eher die Max-Planck-Institute. Schade, daß sich so viele Wissenschaftler dafür hingeben, bei Fraunhofer-Instituten zu arbeiten.

@frauenhofer

hui 22.06.2007 - 00:08
Ich finde man kann das mit den Frauenhoferinstituten nicht so über einen Kamm scheren, da es auch gute Entwicklungen durch Frauenhoferinstitut gibt. wie z.B. Die Solartechnik, im LEDbereich um nur mal zwei Beispiele aus Freiburger Frauenhoferinstituten zu nennen.

Nur mal so...

Dummer Totschlagargumentler 22.06.2007 - 00:53
... nicht als bürgerliche Kritik oder so zu verstehen, aber schon als Argumente zu unserer Selbstreflexion:
Hat jemand in der Steinzeit protestiert, als ein anderer das erste Mal Federn zur Stabilisierung des Fluges an seinem Pfeil befestigte?
Sollte man als Pazifist nicht konsequenterweise seine Goretex-Klamotten auf den Müll werfen?
Euer Argument: Raketenabwehrsysteme zielen darauf, einen Menschen zu töten. Worauf zielen die Raketen ab? Ganz abgesehen davon, dass ihr eben hier von RAKETEN-Abwehrsystemen redet.
Wie auch immer, kann die beschriebene Technik tatsächlich offenbar nur zur Abwehr, nicht zum Angriff dienen.
Konsequenterweise sollte jeder Kritiker deutscher Außenpolitik, der Bundeswehr... Totalverweigerung leisten!
Natürlich darf und sollte man man kritisieren, dass ohne auch durch die BW eingesetzte Angriffswaffen Abwehrsysteme gar nicht erst nötig wären. Dann müsste man allerdings auch überlegen, dass eine gewaltfreie Gesellschaft ins Reich der Träume gehört. Verteilungswettkämpfe (von denen wir ALLE hier in D persönlich profitieren), Gruppenbildung und damit verbundene Feindbilder, Spaß am Konkurrieren, sich Messen kennzeichnen die GESAMTE menschliche Entwicklung. Erwischen wird es leider immer die Falschen, die ohnehin schon beschissen dran sind.
Pazifist bin ich nur insofern, dass von Gewalt eben immer, egal ob von Bullen, Black Block, Bundeswehr, Taliban, Sioux vs. Pawnee, Bauernkriege, Napoleonische Kriege, Zweiter Weltkrieg ......., eben immer letztlich irgendein Gruppen- oder Einzel-Ego rücksichtslos profitiert, selbst wenn sie ihrem tatsächlichen oder vorgeblichen Wesen nach "Verteidigungskriege" sind!
Gegen kriegsrelevante Forschung, Kriegsbeteiligung zu protestioeren, ist immer ok und nötig. Trotzdem das "Aber" nicht vergessen! Konstruktive Vorschläge?

@ Fraunhofer-Institute und so

Belege? 22.06.2007 - 01:11
Ich weiß nicht, es wird wohl immer so sein, dass Rüstungsfachleute bzw. Wirtschaftsleute jederzeit aufhorchen, wenn Wissenschaft - unabhängig vom Institut (es sei denn vom MPI für Geschichte bzw. Friedensforschung) was "Nützliches" entdeckt. Hier in meiner Nähe gibt es ein MPI für Festkörperforschung (übrigens international gut belegt, vom Afrikaner zum Araber hin zum Inder und Pakistani!!!). Sollte mich nicht wundern, dass da neue Legierungen erforscht werden, die sowohl panzerbrechend als auch panzernd genutzt werden können. Das internationale Flair lässt eigentlich alles Gute hoffen, gefällt, ... was aber, wenn ...

Nochmal "Belege"

Ich 22.06.2007 - 01:45
Sorry, ich wollte noch was Wichtiges sagen: Um den Missbrauch der Naturwissenschaften, der Informatik... durch die Mächtigen dieser und aller künftigen Welt wenigstens einzuschränken, ist es ein kleiner, manchen vielleicht überflüssiger/fragwürdiger, aber notwendiger Schritt, allen diesen Studiengängen einschließlich Promotionsstudiengängen wenigstens eine Vorlesung oder ein Seminar zur Wissenschaftsethik bzw. -soziologie zu ihrem Fach verpflichtend zu machen. Ich weiß, eine Vorschrift, und Vorschriften lieben Leser dieser Seite i.d.R. per se nicht, aber der Nutzen für linke Politik sollte auf der Hand liegen... Habe gehört, dass einige Unis das für Wiwis schon mit Erfolg verbindlich gemacht haben sollen!

3 Stunden nach der Preisverleihung...

u-asta-NutzerIn 22.06.2007 - 02:18
... haben 4 PolizistInnen für mehrere Stunden den u-asta "bewacht". Ob die Polizei befürchtete, dass Minister Frankenberg aus Rache für all die Ablehnung, die er aus diesem Haus schon erfahren hat, mit einem A400M die Studierendenvertretung angreifen wollte?

Keine reine Verteidigungstechnik

Peter Lustig 22.06.2007 - 12:22
Jede scheinbar reine Verteidigungstechnik dient auch zum Angriff. Wenn ich mich sehr gut verteidigen kann, kann ich um so besser angreifen. Was meint ihr, warum sich Putin wegen das amerikanischen Raketenabwehrsystems aufregt? Das macht Russland angreifbarer.

Rüstungsforschung

watch_now 22.06.2007 - 13:17
@fraunhofer

Auch das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme betreibt Rüstungsforschung, nämlich im Bereich Brennstoffzellentechnik für U-Bootantriebe.

Die hochtemperaturfeste Keramik für Flugzeugantriebe des MPI für Festkörperforschung dürfte ebenfalls in Militärjets zum Einsatz kommen.

Und bei der Rüstungsforschung an der Uni Freiburg fehlt die Erwähnung der Biowaffenforschung für die Bundeswehr in der Virologie.

Das ist ähnlich der Einsatzplanung von Zivildienstleistenden im Verteidigungsfall, dem Militärisch-Industriellen Komplex entgeht niemand so ohne weiteres.

Badische Zeitung vom 26.6.07

verlinkerIn 28.06.2007 - 13:42
  Nach einer kleinen Flugblattaktion anlässlich des Tages der Befreiung kommt es jetzt zu Repression gegen FriedensaktivistInnen:

Anfangsverdacht gegen Teilnehmer von Protestaktion

Kripo lädt Mitglieder des Freiburger Friedensforums als Zeugen vor — die vermuten "rigorose Umsetzung von Gesetzen"

Zunächst war es am 8. Mai 2007 eine Hand voll friedensbewegter Menschen, die sich vor der Firma Litef versammelt hatten. Der 62. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus erschien ihnen geeignet, den Beitrag dieser Firma zur "Tornado" -Produktion mittels einer kleinen Protestaktion anzuprangern. Am Schluss war rund ein Dutzend Protestierer anwesend und es kamen einige Neugierige hinzu, so Max Heinke vom Freiburger Friedensforum. Im Zusammenhang mit dieser friedlichen Aktion vor den Werkstoren ermittelt nun die Polizei wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz.
Drei Mitglieder von Freiburger Friedensgruppen wurden am Samstag per Post von der Kriminalpolizei Freiburg als Zeugen zur Vernehmung vorgeladen. Horst Luppe ist einer von ihnen. Der 79-jährige Architekt im Ruhestand wurde als möglicher Zeuge ermittelt, indem die Polizei das Kennzeichen seines Autos notierte und anhand dieser Daten seine Personalien feststellte. Das Fahrzeug war zum Zeitpunkt der Versammlung vorschriftsmäßig in der Nähe des Werktores geparkt.
Dass die Versammlungsteilnehmer in dem Verdacht stehen, gegen das Versammlungsgesetz verstoßen zu haben, erläutert Polizei-Pressesprecher Karl-Heinz Schmidt, liege daran, dass die Versammlung nicht angemeldet gewesen sei. Und Wolfgang Maier, Sprecher der Oberstaatsanwaltschaft, betont, es gehe nur um die fehlende Anmeldung: So liege nun ein "Anfangsverdacht" wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz vor und die Polizei müsse gegen unbekannt ermitteln.
Horst Luppe ist erstaunt, dass die friedfertige Aktion angeblich anmeldungsbedürftig gewesen sei. Es habe sich schließlich nicht um eine Demonstration gehandelt, vielmehr wurden Flugblätter verteilt. Und Horst Luppe ist sich sicher: "Laut Grundgesetz sind durchaus auch Versammlungen ohne Anmeldung vorgesehen." Im übrigen sei es, erklärt Max Heinke, in keinem Moment zu Behinderungen gekommen. Und auch die Polizei — vor Ort anwesend — habe zu keinem Zeitpunkt darauf hingewiesen, dass da möglicherweise Illegales geschah. Und so vermutet das Freiburger Friedensforum, dass hier nun erstmals im Sinne der Beschlüsse der Innenministerkonferenz vom Mai "die bestehenden Gesetze rigoros umgesetzt" werden sollen.
lit

und dazu passend vom 22.06.07  
POLIZEIAUFGEBOT BEIM G-8-GIPFEL: Wer protestieren will, soll sich fürchten

Gegen Demonstranten wird gerüstet: Polizeistaat, Einschüchterung, alles übertrieben? Nicht bei G 8. Kostproben gefällig? Übertriebene Durchsuchungen im Vorfeld. Ausspionieren von Computern ohne rechtliche Grundlage. Spähpanzer auf der Autobahn und Aufklärung per Tornado. Gerichtliche Schnellverfahren. Razzien ohne Durchsuchungsbefehl in Aktionscamps, die gerade noch verhindert werden können. Käfige. Gefangene, die ständig gefilmt werden und die man mit Schlafentzug quält. Und Provokateure von Seiten der Polizei, die zu Gewalt auffordern. Zur Erinnerung: In Deutschland herrscht kein Krieg — oder doch? Und über allem ein Innenminister, der die "Umweltverschmutzung" in Frage stellt und als vereidigter Minister das Bundesverfassungsgericht missachtet.
Es ist unübersehbar: Ziel ist nicht, Verbrechen zu verhindern. Ziel ist die Einschüchterung. Man will keine Kritik und schon gar keine Demonstrationen gegen die herrschende Politik. Wer protestieren will, soll sich fürchten. Und hat man sich versehen, ist er da: der Polizeistaat. Demnächst auch mit Militär.
Friedrich Kern, Stuttgart

Es geht immer weiter...

Autonom@ntifA 03.07.2007 - 17:00

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Jäger aufs Maul — BZ-Freundin

@watch_now — sz