Naziprozesse in Berlin

Paul 26.03.2007 18:08 Themen: Antifa
In der letzten Woche hatten gleich vier Berliner Neonazis Gerichtsprozesse. Die Anklagen gegen die Personen aus dem Spektrum der NPD und der Freien Kameradschaften reichte von Nötigung über Widerstand, Zeigen von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen bis hin zu Körperverletzung. In zwei Verfahren wurden bereits die Urteile gesprochen und die Täter verurteilt, im dritten - dem mit der größten Öffentlichkeit - steht das Urteil noch aus.
Mittwoch - 10:00 - Prozess gegen Andreas Storr

Bei Andreas Storr handelt es sich um einen langjährigen Aktivisten der Berliner NPD. Sein Hauptaktionsfeld sieht er in den östlichen Bezirken Lichtenberg und Hellersdorf-Marzahn. Hier ist er seit Jahren in die strukturelle Arbeit der lokalen NPD-Verbände eingebunden, organisiert Veranstaltungen, nimmt an Demonstrationen teil. Im Berlin-Wahlkampf 2006 verteilte Storr mit einer Gruppe Neonazis vor einer Hellersdorfer Schule die NPD-"Schulhof-CD". Als eine Lehrerin das bemerkte und anfing, die CDs auf dem Hof der Schule wieder einzusammeln um sie zu entsorgen, bedrängte Storr sie und versuchte ihr die CDs zu entreissen.
Das Gericht sah dabei den Vorwurf der Nötigung bestetigt und verurteilte Storr zu einer Geldsumme von 4000€.

Mittwoch - 11:00 - Prozess gegen Marco Metzkow und Marcel Rockel

Die beiden Aktivisten freier Kameradschaften waren am 23. April letzten Jahres im Umfeld des linken Konzerts "Le Monde est a nous" festgenommen worden. Sowohl der Lichtenberger Metzkow als auch der Hellersdorfer Rockel agieren im Umfeld der verbotenen "Kameradschaft Tor". So war es auch nicht verwunderlich, dass die "KS Tor"-Aktivistin Nicole Stenzel als Zeugin in diesem Verfahren aussagen musste.
Marco Metzkow wurde vorgeworfen am S-Bhf Schöneweide einen Punk verfolgt und geschlagen zu haben. Metzkow war zu dem Zeitpunkt auf dem Weg in die rechte Kneipe "Spreehexe", die den Neonazis an diesem Tag als Sammelpunkt für Aktionen gegen die Besucher des "Le Monde est a nous" diente. Er wurde nach dieser Tat von der Polizei festgehalten, konnte allerdings anschließend seinen Weg fortsetzen. Auf dem Bahnhof Schöneweide schloss er sich einer Gruppe von 15-20 Neonazis an, zu der unter anderem Marcel Rockel, Nicole Stenzel und der Lichtenberger Schläger Christian Bentz gehörte. Als Bentz Anstalten machte, aus der Gruppe heraus eine Gruppe Linker anzugreifen, versuchten die anwesenden Polizisten Bentz festzunehmen. Sowohl Rockel, Metzkow also auch Stenzel versuchten das zu verhindern, indem sie auf die Polizisten einschlugen. Laut Aussage eines Polizisten benutzte Stenzel dabei einen Teleskopschlagstock. Bei ihrer Festnahme fanden die Beamten zusätzlich noch ein Pfefferspray.
Rockel und Metzkow wurden kurze Zeit später festgenommen, als sie wiederholt versuchten in den Bereich des linken Veranstaltungsorts vorzudringen. Die Richterin sah die Taten als erwiesen an und verurteilte Marcel Rockel zu 70 Tagessätzen von 20€ wegen Widerstands. Der mehrfach vorbestrafte Marco Metzkow - zuzeit hat er Bewährung, weil er im Januar 2006 zwei alternative Jugendliche auf dem S-Bhf Lichtenberg angegriffen hatte - bekam eine Haftstrafe von einem Jahr und einem Monat auf drei Jahre Bewährung ausgesetzt. Die Richterin glaubte Metzkows Beteuerungen, dass er aus der rechten Szene ausgestiegen sei. Er verließ zusammen mit Stenzel und Rockel das Gericht.

Donnerstag - 11:30 - Prozess gegen Stefanie Piehl

Der Name der Lichtenberger Neonaziaktivistin war in den letzten Monaten in allen Medien präsent. Sie und ihr Freund Sebastian Zehlecke waren im letzten Winter angeblich von drei Vermummten angegriffen und leicht verletzt worden. Aus diesem Grund saß der Berliner Antifaschist Matti, der von Piehl der Tat beschuldigt wurde, bis vor kurzem in Untersuchungshaft. Dementsprechend groß war auch das Medieninteresse vor Ort. Schließlich war das vermeintliche Opfer linker Gewalt angeklagt, einen Schwarzen und seine Freundin im Juni letzten Jahres in der S-Bahn am Ostkreuz angegriffen zu haben. Mit Sprüchen wie "Das ist ein Affenmensch", "Deutsche Frauen sollten nur etwas mit deutschen Männern haben." beleidigte sich ihn, spuckte ihn an und versuchte schließlich ihn anzugreifen. Als sie von Passanten daran gehindert wurde, zeigte sie den Hitlergruß und schrie "Heil Hitler". Sie konnte der Polizei übergeben werden. Später in der Zelle ritzte sie den Spruch "Heil Hitler" in die Wand ihrer Zelle.
Piehl gab schon zu Beginn des Prozesses alle ihr vorgeworfenen Sachen zu. Die Richterin wollte trotzdem noch Zeugen zu dem Fall hören und vertagte das Verfahren. Es wird nicht Piehls letztes Verfahren sein, schließlich war sie noch an weiteren Übergriffen beteiligt, so unter anderem am 25.05.2006 und am 12.06.2005 in Friedrichshain.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Matthias Wichmann (NPD) war dabei

Antifa 26.03.2007 - 20:20
Neben Andreas Storr war auch Matthias Wichmann dabei, als die Schulhof-CD's verteilt und anschließend der Lehrerin entrissen wurden.

Wichmann ist Mitglied der NPD-Fraktion in der Marzahn-Hellersdorfer BVV und war schon bei einer Reihe anderer Naziübergriffe anwesend. Auch pflegt er gute Kontakte zum Kameradschaftsspektrum.

Infos zu Wichmann und der NPD-Fraktion in Marzahn-Hellersdorf:
 http://de.indymedia.org/2006/11/162074.shtml

Chronik von Naziaktivitäten in Marzahn-Hellersdorf:
 http://www.kein-verstecken.de

Wikipedia zu Andeas Storr

egal 26.03.2007 - 20:25
Infos zu Andreas Storr bei Wikipedia:
 http://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_Storr

Wichmann, Storr, Piel etc

xyz 27.03.2007 - 04:21
Wichmann gelernter Maurer war bei beiden Prozessterminen Zeuge.

Storr hat beim ersten Termin rumgedruxt wegen Einkommen und Job.
Bis er dann rausrückte Werbefachmann NPD.
Auf dem Flur erzählte er dann nebenbei einem kurzeitig vorbeigekommenen NPD Kader,
von seinen zwei Wohungen (die er vor Gericht verschwieg), eine in Berlin und eine in Frankfurt.
Außerdem von den Veranstaltungen in Frankfurt (weiß leider nicht welches er meint),
wo meist nur RentnerInnen kämen.

Andreas Storr (gelernter Bankkaufmann)
Karlstr. 28 12621 Berlin
 http://www.berlin.de/wahlen/index.php/bundestagswahl-2005/stimmzettel/sz81.htm

Interessant könnten auch die weiteren Personen der Verteilaktion sein.
Einer der auch im Prozeß am Rande eine Rolle spielte ist im, bei beiden Verhandlungen gezeigten RTL Explosiv Beitrag über die Verteilaktion zu sehen. (soll an der Schule vorliegen)

Stefanie Piel die im real Live ein wenig anders aussah als auf dem hier angegebenen Foto, erschien nur in Begleitung ihres Anwalts (Glaser ?) und ganz schick mit hochhackigen Schuhe weißem Hosenanzug und schwarzem Täschchen - also die personifizierte Unschuld.

Der Anwalt geleitete sie dann anschließend mit seiner Jacke über ihren Kopf, als Schutz gegen die Anwesenden Foto und TV JournalistInnen, durch die Gerichtsgänge und Moabiter Strassen.

Der Prozess ist auf den 10.5. vertagt, hier im RBB Beitrag
 http://www.rbb-online.de/_/abendschau/beitrag_jsp/key=rbb_beitrag_mini_5636724.html
vom ansonsten recht fitten Norbert Siegmund, steht am Schluß ne Falschmeldung bezüglich dem Termin.
Kann sein weil bei der Verkündung der Vertagung draußen bei seinem Kameramann war.
Er "bombadierte" Stefanie Piel als sie mit Anwalt und dessen Jacke über dem Kopf
die Treppe herunterflüchtete mit fundierten, rethorischen Fragen.
Stefanie Piel ist, leider hab ich die genaue Bezeichnung nicht 100% sicher gemerkt,
im Knastvollzug, Bewährungshilfe oder ähnlich tätig (Ausbildung)...!!!

Ansonsten gab es gestern mal wieder einen Prozeß aus dem Holocaustleugner Spektrum der auch demnächst forgesetzt wird.
Einer der bekanntesten Berliner Holocaustleugner Klaus Kischka, der mit der Zündellatzhose
 http://de.indymedia.org/2006/08/154599.shtml
hat wohl bei der Anti Landowsky Show vorm Gericht mitgemischt ohne das die Anwesenden was geblickt haben, denn er hatte seine rote Zündel Latzhose gegen seine Blaue getauscht.

etc
etc